Proteste direkt bei der NPD-Kundgebung

Holger Halfmann 16.10.2006 11:10 Themen: Antifa
Bis ca 12 Uhr war es auch möglich direkt zur NPD-Kundgebung zu kommen
Als ich meinen Stand am Gänsemarkt eingeräumt hatte fuhr ich direkt nach Wandsbek (Fahrrad). Da war es noch möglich unmittelbar zu den Faschos durchzukommen. Zwar standen schon einige Bullen auf dem Bürgersteig herum, hinderten aber keinen an der Durchfahrt. An einer der 4 Ecken die den Versammlungsplatz der NPD einkreisten versammelte sich die Journalle und alle die nicht Presse wären wurden aufgefordert in die Seitenstraßen zu gehen.


Antifa war dort (da die Polizei bald weiträumig abriegelte) kaum vertreten. Trotzdem konnte den Nazis immer wenn sie aufmucken wollten mit Heile Welt Mucke, Sprechchören oder dem Versuch eine "Kundgebung" zu beginnen mit Sprechchören durch die relativ wenigen Protestierer (viele Anwohner dabei) entgegen getreten werden. Niemand versuchte irgendwas auf das Faschopack das sich in Transparente gehüllt wie die Römer bei Asterix einigelte, zu werfen.

Die Faschos versuchten sich unter anderem mit Hamburgfahne und schwarzer Flagge einzuschmeicheln. Beim geschlossenen Tor auf der Originalfahne ist dies ja auch Folgerichtig in Bezug auf Ihre Ausländerablehnung. Deswegen werde ich mir auch keine dieses Hamburgfähnchen zukünftig mehr besorgen.

Recht unsinnig versuchte die Polizei mit 2 (!) Bematen zu verhindern, das Menschen eine Querstraße überquerten. Noch bevor die NPD loszog wurde dies dann auch aufgegeben.

Von den zahlreichen Antifas, die anderweitig in Wandbek protestierten und blockierten war direkt bei der NPD-Demo nichts zu vernehmen.

Hier noch ein Kurzredebeitrag, den ich für die angekündigte Speakers Corner vorbereitet hatte:

Es ist einfach erschreckend wie die Rechten gerade ÜBERALL Morgenluft wittern. Vor über einem Jahrzehnt hatten wir gleiches Verzeichnet. Es sei erinnert an die fürchterlichen Vorgänge in Hoyaerwerda, Berlin Lichtenhagen, Mölln und anderen Orten. Damals gab es eine große Gegenbewegung der sich auch Zeitungen – wie in Hamburg die MOPO – und zahlreiche Künstler anschlossen. So kam es zu Arsch hu Konzerten und Artverwandten Großveranstaltungen mit Hunderttausenden Besuchern in Köln und Frankfurt.

Freitag der 13. Oktober 2006. Wahrlich ein Freitag der 13. In kurzer Folge höre ich am gleichen Tag erst von verbalen Massenangriffen gegen eine jüdische Fußballmannschaft die dem psychischen Druck nicht mehr standhielt und nach der fortdauernden Hetze Progromartigen Ausmaßes das Spiel abbrach und von einer Schule wo eine rechte Jugendbande einem Punk, der ihr beitreten wollte ein Schild umhing „Ich bin im Ort das größte Schwein. Ich laß mich mit Juden ein“ und ihn zwangen damit über den Schulhof zu laufen.

Es scheint ein zeitloses Problem dieses Landes zu sein: Die ewig gestrigen.

Auch wenn ich noch weiter zurück blicke als in die 90er: Bereits 1981 lese ich in einer Reportage des Stern die über einen Mitbürger, der zufällig nicht in diesem von mir gehassten Land Deutschland geboren wurde: „Wie Deutsche manchmal mit Ausländern umgehen, erinnert ihn an den Rassismus der Nazis“

Ich stehe dem ohnmächtig gegenüber und vage zu bezweifeln das dieses Problem, jemals in den Griff zu kriegen ist. Genau die Lücken die unsere Demokratie bietet nutzen die Nazis. Statt "Juden raus" heist es dann nicht strafrelevant "Gute Reise". Gemeint ist dasselbe. Die Polizei schützt so die Fachisten mit Hinweis das Sie ja die Demokratie schützen müsste. Ich bin etwas Ratlos... Es tut mir Leid, das ich mein Kurzstatement so nüchtern und ratlos beenden muss..
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Ergänzungen

...kurze Richtigstellung

Berliner 16.10.2006 - 12:14
Lichtenhagen gehört zu Rostock und nicht zu Berlin. Hast du sicher verwechselt mit dem Berliner Bezirk Lichtenberg...

Ansonsten muss ich gestehen, dass ich deine Hoffnungslosigkeit bezüglich der weiteren Entwicklung des Fascho-Problems ein wenig teile. Gerade in der heutigen Zeit der Misere auf dem Arbeits- und Ausbildungs"markt", in der zunehmend mehr Perspektivlosigkeit um sich greift scheinen die Nazis (mal wieder) attraktiv zu sein für von der harten Realität betroffene Menschen. Umso wichtiger ist es meiner Meinung nach, die ewigen Grabenkämpfe in der Linken zu beenden und endlich wieder geschlossen aufzutreten um der Kräfteballung am rechten Rand ein starkes linkes Gegengewicht entgegenzuseten, welches die Verhältnisse vielleicht doch noch mal zum Kippen bringt...

Solidarische Grüße aus Berlin!!!

platzverweise

gegen-demonstrant 16.10.2006 - 16:39
dass so wenig antifas direkt am auftaktort der nazis waren, mag daran gelegen haben, dass die polizei einen zwar nicht mit ketten daran hinderte, aber mit platzverweisen sehr großzügig war. ich jedenfalls kam auch bis zum lautsprecherwagen der nazis, bekam dort aber sofort einen platzverweis, ähnliches hörte ich auf den späteren gegenaktionen von anderen beteiligten noch häufiger.

video vom tag.

- 16.10.2006 - 18:44

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