Nürnberg: Nazis erfolgreich gestoppt!

organisierte autonomie 16.10.2006 02:45 Themen: Antifa
In Nürnberg haben am Samstag, den 14.10.2006 mehrere Tausend Menschen gegen einen Aufmarsch von Neonazis protestiert und diesen erfolgreich gestoppt!
Ein Stadtteil im Belagerungszustand

Schon am frühen Morgen glich der Stadtteil Gostenhof einem Polizeillager. Die Fürther Straße, eine der Nürnberger Hauptverkehrsstrassen war im ganzen Stadtteil abgesperrt. AnwohnerInnen wurden den ganzen Vor- und Nachmittag teilweise am betreten ihrer Wohnungen gehindert und Geschäfte konnten wegen den Polizeiabsperrungen nicht ihrem Verkaufsbetrieb nachgehen.

Die Gegenaktivitäten

An der von der organisierten autonomie (OA) und dem Antifaschistischen Aktionsbündnis Nürnberg organisierten antifaschistischen Stadtteildemonstration unter dem Motto "Keine Nazipropaganda! Keine Verdrehung der Geschichte! Stoppen wir die Nazis! Gostenhof - ein Stadtteil und seine FreundInnen stellen sich quer" beteiligten sich über 2000 Menschen. Die Demonstration wurde von über 200 Initiativen, Läden, Kneipen, Gruppen und Vereinen aus dem Stadtteil Gostenhof und zahlreichen Antifaschistischen Gruppen und SympathisantInnen aus Nürnberg und anderen Städten unterstützt. Die TeilnehmerInnen kamen aus dem Stadtteil Gostenhof, aus Nürnberg und Umgebung und zahlreichen bayrischen Städten, vereinzelt von weiter her. Die Demonstration setzte sich gegen 11.00 Uhr in Richtung des Aufmarschortes der Nazis auf deren Route in Bewegung. Als die Demonstration auf der Fürther Straße, Höhe Eberhardshofstraße von der Naziroute abbiegen sollte, weigerten sich die TeilnehmerInnen, trotz Aufforderung durch die Polizei, weiter zu gehen und es entstand eine Blockade auf der Naziroute. Insgesamt etwa sieben Stunden wurde so effektiv die Fürther Strasse für die Nazis unpassierbar gemacht. Trotz vereinzelter Provokationen durch die Polizei hielt die Blockade. Am Rande der Blockade wurden verirrte Neonazis angegriffen. An einer Kundgebung des Bündnisses „Nazis stoppen am 14.10“ in der Nähe des Naziauftaktes beteiligten sich nach Veranstalterangaben 100 Menschen. Im Stadtteil Gostenhof konnte im Vorfeld eine antifaschistische Stimmung geschaffen werden, was sich nicht zuletzt darin ausdrückte, dass die Polizei den Neonazis ein Ausweichen in die Gostenhofer Seitenstraßen lieber nicht ermöglichte.

Dem Aufruf der Stadt Nürnberg und des DGB-Nürnberg, ab 14.00 Uhr zum abseits der Naziroute liegenden Kornmarkt zu kommen, folgten etwa 2000 Menschen. Durch den Druck, der im Vorfeld durch die antifaschistischen Gegenaktivitäten erzeugt worden war, sah sich die Stadtspitze am Samstag dazu veranlasst, TeilnehmerInnen ihrer Kundgebung den Protest gegen die Neonazis vor Ort zu ermöglichen. War dem Bündnis „Nazis stoppen am 14.10.“ vom Ordnungsamt noch untersagt worden, in unmittelbarer Nähe des Aufmarschortes der Nazis eine Kundgebung abzuhalten, konnten einige hundert TeilnehmerInnen der städtischen Kundgebung mit einer Sonder-U-Bahn bis zum Auftaktort der Nazis fahren. Dort ließ die Polizei alle „bürgerlich“ aussehenden Demonstraten sehr nahe an die Nazis heran, allerdings hinter der geplanten Naziroute, so dass hier von einer Blockade nicht wirklich die Rede sein kann.

Um etwa 17.00 Uhr marschierten die Nazis 500 Meter zur nächsten U-Bahn-Station. Dort wurde der Aufmarsch von Obernazi Christian Malcoci aufgelöst und die Nazis stiegen in die U-Bahn ein. Es war somit gelungen, den Naziaufmarsch zu stoppen.

Aus der antifaschistischen Blockade heraus formierte sich, nachdem bekannt wurde, dass der Naziaufmarsch beendet wurde, eine antifaschistische Spontandemonstration mit etwa 1600 TeilnehmerInnen. Diese bewegte sich im Laufschritt zum Opernplatz, der ursprünglich als Abschlusskundgebungsplatz der Nazis vorgesehen war, um eine eventuelle Abschlusskundgebung der Nazis zu verhindern. Nachdem klar war, dass sich dort keine Nazis sammeln, liefen die AntifaschistInnen weiter zum Hauptbahnhof, um, falls sich dort noch Nazis aufhielten, deren zügige Abreise sicherzustellen. Die Polizei riegelte den Hauptbahnhof ab.

Im Verlauf des Tages wurden 22 AntifaschistInnen in Gewahrsam genommen.

Resümee

Es ist unmöglich, den gesamten antifaschistischen Aktionstag in allen Einzelheiten zu schildern. Entlang der Naziroute, an deren Aufmarschort und an anderen Stellen kam es zu zahlreichen kreativen Aktionen und auch zu militanten Auseinandersetzungen mit Nazis und der Polizei.

Insgesamt ist der Verlauf des Tages als klarer antifaschistischer Erfolg zu werten. Zwar konnte die Auftaktkundgebung der Nazis nicht verhindert werden, aber trotz eines massiven Polizeiaufgebotes von bis zu 5000 PolizistInnen, darunter etliche Angehörige der USK-Spezialeinheiten, gelang es, den Demonstrationszug der Nazis zu stoppen. Die Nazis hatten keine gute Zeit in Gostenhof. In ihren eigenen Foren berichten sie von antifaschistischen Angriffen.

In Zukunft werden antifaschistische Kräfte auf diesen Erfolg aufbauen können und damit den Aktionsradius faschistischer Gruppen weiter einschränken.

Gostenhof bleibt rote Zone!

Weitere Infos:

www.redside.tk
www.nazistopp.tk
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Warum darf ich nicht zum Spielplatz

Red_Eric 16.10.2006 - 13:33
Nürnberg, Stadtteil Gostenhof, Sa. 14.10.2006 Irgendwelche Rechtsextreme (nennen wir sie mal Ewiggestrige) haben in Gostenhof eine Demo angekündigt. Sie wollten vom Gerichtsgebäude, in dem die Kriegverbrecher Prozesse stattfanden, Richtung Innenstadt marschieren. Und das mitten durch Gostenhof! Heimat für Linke, Künstler und Multikulti. Flugs hat der Stadtteil und auch viele andere Bewohner von Nürnberg (die nennen wir mal die Betroffenen) eine Gegendemo organisiert. Da machte natürlich auch die Antifa und andere Autonome (diese benams ich als Krawallwillige) mit. Samstag morgen wollt ich gegen elf Uhr mit meiner Tochter (4) zum 300m entfernten Supermarkt zum Einkaufen gehen. Dummerweise lag dazwischen der geplante Weg der Demonstration. Wir konnten nicht durch, da alles abgeriegelt war. ich fragte eine Polizistin, wie lange denn das dauerten, wir wollten Einkaufen. Ein lapidares "Pech gehabt" war die Antwort. Nach einigen rumfragen bei den Menschen in Grün (aus erlebten nenn ich die Komunikationsunfähige) bekamm ich raus, das es durchaus bis 20 Uhr dauern kann. Eine Demo 10 Stunden? das kann ja ja gar net sein. Die Verwaltungsbehörde, die das genemigt hat, ebenso die den Polizeieinsatz geplant hat, ist doch etwas Planlos (so nenn ich sie auch, die Planlosen) Nach einem Umweg von 3 Km waren wir endlich gegen 12 Uhr in der Innenstadt und haben dort eingekauft. Da ich dachte so ne Demo kann doch gar nicht so lange dauern, traute ich mich mit der UBahn zurückzufahren. An meiner Station waren 3 von 4 Ausgängen verammelt, einer war offen. Nach 2 Stufen kam schon ein Verkehrsbediensteter und meinte wir sollten da nicht rausgehen, da findet ne Strassenschlacht statt. Und schon flogen die ersten Flaschen die Treppe runter. Also sind wir wieder Richtung Innenstadt zurückgefahren. Da die kleine Pippi musste und auch Hunger angemeldet hat, haben wir als Auffanglager den McKotz am Plärrer ausgewählt. Nach einiger Zeit trauten wir uns, wieder mit nen riesigen Umweg nach Hause. In meiner Umgebung sah alles seltsam aus. ein 100m! breiter Sperrstreifen trennte den Weg des geplanten Demonstartionszugs vom Rest des Stadteils und das über eine Länge von 3km. Dummerweise lag genau darin der Spielplatz. Ich will zum Spielplatz: http://transgender.at/galerie/bilder/konstanze-misc0.jpg aber so ne richtige Antwort bekam meine Tochter nicht. Zusammenfassend kann ich sagen, weil Ewiggestrige meinten, dass sie in der selbsternannten Stadt der Menschenrechte demonstrieren müssen und Betroffene dagegen sind, aber nicht damit rechnen, dass Krawallwillige sich gerne mit Komunikationsunfähigen und Ewiggestrigen rumprügeln, aber auch den Planlosen dies völlig egal ist, durfte meine kleine am Samstag net zum Spielplatz.