07.10.06 Aktionstheater in Görlitz

G.A.T 09.10.2006 01:07 Themen: Antirassismus
In Görlitz gab es ein Aktionstheater im Rahmen des 3. europäischen
Aktionstags zum Thema Migration.
Das Theater sollte Protest gegen das europäische Grenzregime aber auch Gedenken an die Opfer in Mellia und Ceuta sein. Die Ereignisse an dieser
EU-Außengrenze wurden durch das Stück dargestellt. Elf Menschen spielten das kurze Theaterstück. Es wurde zweimal aufgeführt. Die erste Aufführung gab es auf dem Obermarkt, ein von zahlreichen Touristen aufgesuchter Platz vor dem Rathaus, zu sehen. Die zweite wurde auf der Altstadtbrücke (deutsch-polnische Grenze) gezeigt.
Es gab einen deutschen und einen polnischen Redebeitrag. Es wurden zahl- reiche Flyer (leider nur auf deutsch) verteilt und ein Transpi mit den Forderungen nach Bleiberecht und Bewegungsfreiheit für jede(n) war zu lesen.
Beide Aufführungen fanden unangemeldet statt und verliefen ohne Bullenstress. Insgesamt sahen dem Theaterstück etwa 50 Menschen zu.
...und hier noch der Flyertext:
Warum wir hier sind.

Heute, am 07.10.06, ist der 3.europaweite Aktionstag zum Thema Migration. Diese Initiative geht auf ein Treffen des Europäischen Sozialforums im Mai 2006 in Athen zurück an dem fast 15 000 Menschen teilnahmen. Zeitgleich werden mit uns in Deutschland und in der gesamten EU tausende Menschen auf die Straße gehen um sich für die “bedingungslose Legalisierung” aller in der EU Lebenden, aber auch zureisenden Menschen einzusetzen. So z.B.: in Köln, Berlin, Freiburg, Frankfurt am Main, Jena, Augsburg, Hamburg, London, Paris, Warschau, Amsterdam, Wien, Madrid. Weitere Aktionen finden in Mauretanien, Italien, Tunesien, Togo, Griechenland und Benin statt.
Gleichzeitig soll unser Protest ein Gedenken an die Opfer an der
EU-Außengrenze in Melilla und Ceuta sein. Im Zeitraum vom 28. September zum 6. Oktober 2005 wurden tausende Flüchtlinge die versuchten den Grenzzaun zu überqueren, von Grenzbeamten festgenommen und ohne genügend Nahrung in die Wüste verschleppt. 14 Flüchtlinge starben durch Schüsse mit scharfer Munition, abgefeuert von europäischen Millitärs. Dieser Akt staatlichen Rassismus darf nicht in Vergessenheit geraten.
Aber warum gerade diese Grenze. Obwohl die Oder-Neißegrenze seit dem 1.Mai 2004 nicht mehr EU-Außengrenze ist sie immernoch eine der am besten bewachten Grenzen Europas. Täglich gehen auch hier BGS - Beamte mit modernster Überwachungstechnik zu Land oder in der Luft auf die Suche nach sog. “illegalen” Einwanderen. Das es dabei zu Gewalttaten seitens der BGS Beamten kommt, beweisen mehrere Fälle aus der Vergangenheit. Es gibt niemanden, der die Beamten in der Nacht kontrolliert, ob sich diese z.B. an geltendes Menschrecht halten oder nicht. So kam es an den ehemaligen EU-Außengrenzen auch zu Todesfällen, die direkt und indirekt auf ein Grenzregime aus Rassismus, Technisierung und Angst zurückzuführen sind. Diese Grenze steht beispielhaft für eine rassistische und an kapitalistischen Verwertungsmaßstäben ausgerichtete Grenzpolitik, die sich in der gesammten EU wiederspiegelt.

Warum fliehen Menschen? / Was veranlasst sie dazu?

Die wohl häufigsten Gründe für Menschen aus ihren Ländern zu fliehen sind Kriege, Armut, politische sowie religiöse Verfolgung aber auch Umweltkatastrophen.
Laut UNHCR (internationales Flüchtlingshilfswerk) liegt die derzeitige Zahl an Flüchtlingen bzw. Personen in flüchtlingsähnlichen Situatiuonen bei rund 40 Millionen Menschen. Nur ein kleiner Bruchteil von ihnen will in die EU.

Wie reagiert die EU darauf ? / Wie ist ihr Umgang mit Flüchtlingen?

Für Flüchtlinge hat die EU mehrere Grenzen.
Zum Einen die bereits erwähnten EU-Außengrenzen. Diese unterteilen sich in technische Grenzen wie z.B.: meterhohe Zäune (teilweise unter Strom), Kameras, Infarot- und Wärmebildkameras und in militärische Grenzen z.B.: Grenzbeamte mit militärischer Ausbildung, die scharfe Waffen und z.T. abgerichtete Hunde bei sich führen. Zum Anderen die behördlichen Grenzen. Diese werden ganz besonders in Deutschland deutlich. So gibt es hier die Residenzpflicht für AsylbewerberInnen, die es Asylsuchenden verbietet sich über ein bestimmtes Terrain hinaus zu bewegen. Es gibt sog. “Abschiebelager” z.B. in Bramsche/Hespe bei Osnabrück. Hier sollen Menschen in jahrelanger Haft unter schlechtesten Bedingungen dazu gezwungen werden Deutschland aus eigenem Antrieb zu verlassen. Die Lebensumstände in solchen Einrichtungen sind unvorstellbar monoton und unterliegen einer starken Kontrolle. Mehrfach kam es schon zu Suizidversuchen die zum Teil leider auch gelangen. AsylbewerberInnen bekommen nur sog. “Fresspakete” mit minderwertiger Nahrung oder müssen, zu überteuerten Preisen, im heimeigenen Laden einkaufen. Bargeld bekommen sie nicht. Des Weiteren erhalten sie nur einen Bruchteil der Sozialleistungen eines/er deutschen BürgerIn. Auf EU-Ebene wurde diese Zuwanderungspolitik mit dem Amsterdamer Vertrag von 1997 besiegelt. Welcher der EU u.a. den Namen “Festung Europa” einbrachte. Die EU erfand “sichere Drittländer” in die Flüchtlinge ohne Probleme bereits an der Grenze abgewiesen werden können, wenn sie diese bei ihrer Flucht durchquert hatten. So ist es nahezu unmöglich geworden in Deutschland Asyl zu bekommen.
Trotz rückläufiger Einbürgerunszahlen und immernoch anhaltender weltweiter Konflikte und Notsituationen ,die Menschen zur Flucht zwingen, wird die Zuwanderungspolitik in der EU und ganz besonders in Deutschland verschärft.

Was geht mich das an ?

In einer globalisierten Welt sind wir westlichen Länder Nutzniesser eines ungerechten Welthandels. Flucht ist die Folge ungerechter Verteilung. Wir als Verbraucher mit unserem Lebensstandard tragen dazu bei. Die Bevölkerung der nördlichen Hemissphäre macht etwa 10% der Weltbevölkerung aus, aber wir verbrauchen rund 90% aller Ressourcen weltweit.
Denken sie darüber nach warum ihre Kleidung aus Baumwolle so billig ist, warum Tulpen aus Kenia kaum etwas kosten, warum Sie für Fleisch nur ein paar Euro bezahlen oder warum wir Strom in Massen verschleudern können.
Durch unser Konsumverhalten verusachen wir Leid, Hunger, Armut und sogar Kriege auf dem südlichen Teil unseres Planeten. Wir sind aus diesen Gründen verpflichtet Flüchtlingen zu helfen, über ihre unmenschlichen Lebensbedingungen aufzuklären und die rassistischen Einwanderungsgesetze Deutschlands und der EU zu bekämpfen.

mehr Infos: www.noborder.org ,www.no-racism.net, www.nolager.de
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Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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keine Ergänzung — Birte

Respekt! — anonymus

Coole Sache... — Brummi

so ein... — ...dolles theater