Bootsflüchtlinge in Lindau gelandet

noborderistas 07.10.2006 19:30 Themen: Antirassismus
Heute nachmittag erreichten vier Bootsflüchtlinge den Lindauer Hafen.
Die ca. 30 TeilnehmerInnen einer antirassistischen Kundgebung zum internationalen Migrations-Aktions-Tag, die heute nachmittag auf Einladung von amnesty international und exilio e. V. an den Hafen von Lindau (Bodensee) gekommen waren, staunten nicht schlecht, als eine einköpfige Schlepperbande vier Bootsflüchtlinge in die Stadt schleuste. Trotz schwerer See und Sturmwarnung gelang es ihnen, den rettenden Hafen zu erreichen und im Yachtbereich anzulanden. Anschließend wurden sie jedoch von der Grenzwache festgenommen und in einem provisorischen Lager in der Altstadt interniert. Bei der Kundgebung wurden unter anderem die Aufrufe zum heutigen Aktionstag verlesen sowie ein Teil der Aufstellung der Todesfälle bei Einreiseversuchen nach Europa (auf Englisch zu finden unter:  http://www.noborder.org/dead.php). Außerdem wurde ein Flugblatt verteilt, das sich mit der Situation der Flüchtlinge in und vor Europa befaßt. Der Text wird hier hoffentlich im Lauf des Abends noch als Ergänzung hochgeladen.
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Ergänzungen

Flugi-Text

noborderista 07.10.2006 - 21:49
Hier der angekündigte Text des verteilten Flugis (ich mach Sternchen statt Absatzmarken, weil das mit der Formatierung auf indy immer so panne ist): *** Festung EUropa oder sicherer Hafen für Flüchtlinge? *** Europa, insbesondere die Europäische Union, nimmt sich selbst gerne als Hort der Zivilisation wahr, stolz auf seine Traditionen der Demokratie und der Menschenrechte. Doch im Umgang mit Flüchtlingen erweist sich das schnell als bröckelnde Fassade. *** Waren die "Boat People" aus Südostasien in den 70ern noch als Opfer einer humanitären Katastrophe wahrgenommen worden, denen einfach nur geholfen werden mußte (und die damals schnell, unbürokratisch und großzügig Flüchtlingsstatus, Asyl und sogar europäische Staatsbürgerschaften erhielten), so werden sie jetzt nur noch als Problem behandelt, das mit allen Mitteln abgewehrt werden muß, wie im Fall der 40 Menschen, deren Boot Ende September von der griechischen Marine aufgebracht wurde – sie wurden einfach vor der türkischen Küste wieder ins Meer geworfen, wobei mindestens sechs von ihnen ertranken! Bezeichnend auch das Schicksal der Cap Anamur, die es gewagt hatte, in Seenot geratene Flüchtlinge statt im südchinesischen Meer im Mittelmeer aufzufischen: Schiff beschlagnahmt, Besatzung verhaftet, Flüchtlinge abgeschoben. Und nach den rigiden italienischen Flüchtlingsabwehrgesetzen hätte sie für dieses "Verbrechen" eigentlich sogar abgewrackt werden müssen (aber der Skandal wäre dann doch zu augenfällig gewesen)... Flüchtlingsboote werden von den Grenzpatrouillen immer wieder gerammt und versenkt, aber vor allem mit immer dichteren Kontrollen und härteren Strafen verdrängt. So wird dank der Abschottung der EU als "Festung EUropa" nun nach dem Mittelmeer auch der Atlantik zum Massengrab, weil die EmigrantInnen in ihren improvisierten Booten selbst gefährliche Hochseerouten (z. B. vom Senegal auf die Kanaren) in Kauf nehmen. *** Und sie tun es, denn ihre Fluchtgründe bestehen ja trotzdem weiter: Kriege (um Rohstoffe für Europa, für europäische Profite und andere Interessen), Diktaturen (von Europa unterstützt), Hungersnöte, Seuchen, mittlerweile auch die Klimaveränderung (die vor allem in den reichen Ländern verursacht wird, aber in Afrika die schlimmsten Auswirkungen hat)... Afrika, Wiege der Menschheit und Sitz einer der ältesten Hochkulturen, ist von den Mächtigen dieser Welt aufgegeben worden wie ein altes Auto, das nur noch zum Ausschlachten in der Werkstatt steht. Wen wundert es, daß die Menschen es ebenfalls aufgeben und ihr Glück oder auch nur das nackte Überleben anderswo suchen? *** Wir wollen mit unserer Aktion heute ein Zeichen setzen. Wir nehmen das große Sterben an unseren Küsten (jährlich Hunderte oder Tausende von Toten) und Grenzen nicht einfach hin. Gesetze, die Flüchtlinge (und Menschen, die ihnen helfen) zu Kriminellen abstempeln, gehören abgeschafft! Um sich um die Genfer Flüchtlingskonvention herumzumogeln, planen EU-MinisterInnen, Flüchtlinge "herkunftsnah" (also möglichst weit weg von uns) in Massenlagern zu internieren. Diese "Externalisierung" darf nicht kommen! Und schließlich fordern wir großzügige Regelungen für Menschen ohne Aufenthaltsstatus, denn ohne Papiere sind sie jeder Form der Ausbeutung schutzlos ausgeliefert. *** Kein Mensch ist illegal!

Zivibulle

no borders 08.10.2006 - 00:20
bulle in zivil ganz unauffällig mit dem funkgertät unter der zeitung ^^

Dürfen wir euch darauf hinwesien ,das

Sina 08.10.2006 - 01:51
auch deutsche Leute für den Gegenwert von umgerechnet fünf Mark arbeiten und ads viele deutsche Arbeitslose inzwischen "gemeinnützige Arbeit " für eineen Euro die Stunde machen ,zum Teil unter entwürdigenden Bedingungen und quer zu Ausbildung ,Qualifikation und Befähigung.Ihr müßt eure Argumenationen und Diskußionen auch den geänderten Bedingungen in Deutschland anpaßen ,sonst werden sie lächerlich oder erzeugen nichts außer Heiterkeit und Abstiegsängste oder Zynismus .Die Antira-Argumente " from the more privileged " überzeugen Leute mit einen richtigen Anspppruchsdenken nicht mehr und beschäftigt euch mit Argumentationsfoguren wie " mehr" * Konkurrenz in der Klaße " oder haltet endlich euer blödes Maul. (internationaler) Verteilungsraßismus ist mit Humanismmen bei dem Bildungsstand der Mehrheitsbevölkerung nur noch im Einzelfall zu bekämpfen .

Liebe Sina,

Ergänzer 08.10.2006 - 15:33
darf ich Dich darauf hinweisen, daß die von Dir geschilderten Maßnahmen zunächst mal an Flüchtlingen ausprobiert wurden, bevor sie auch für Deutsche eingeführt wurden? Die Menschenwürde erodiert von den Rändern her. Was an Flüchtlingen per Asylbewerberleistungsgesetz u. ä. vorexerziert und durchgesetzt wurde (oft unter dem Beifall der Mehrheitsbevölkerung), verstieß ja offenbar nicht gegen die Menschenwürde und kann nun den anderen auch angetan werden. Überleg Dir, wie Du behandelt werden möchtest und wie nicht, dann schau Dir die Welt an, und wenn es anderen so geht, wie Du nicht möchtest, daß es Dir geht, dann sei solidarisch, sonst geht's Dir irgendwann auch so -- das ist die Lehre aus dem, was sich in den letzten 15 Jahren in der Flüchtlingspolitik abgespielt hat. Wenn Du es zuläßt, daß in Indien Kinder für drei Cent am Tag zwölf Stunden schuften, müssen Deine Kinder das irgendwann auch, schließlich muß der Standort ja konkurrenzfähig bleiben.

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