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Nachbereitung zum 3.10. in Leipzig

antifaschist_innen 06.10.2006 01:37
Was ging, was ging nicht? Ein paar zusammenfassende Worte des linksradikalen Vorbereitungsbündnisses sowie eine Vorschau auf künftige Gelegenheiten.
1. Die schlechte Nachricht vorweg: die Nazis sind bis zum Ostplatz gekommen. Das primäre Ziel, die Nazidemo zu stoppen, wurde damit nicht erreicht. Allerdings wollen wir unsere Mobilisierung auch nicht als Misserfolg werten: nach Polizeiangaben war die Mehrzahl der rund 3000 GegendemonstrantInnen dem "gewaltbereiten linken Spektrum" zuzuordnen. Es gelang, auch abseits der Route Polizeikräfte zu binden und es gab wiederholte Angriffe auf die Nazis mittels Einsatz von Wurfgeschossen. Auch Worchs Auto musste darunter leiden. Auf dem Rückweg musste die Route der Nazis entsprechend abgeändert werden, sie führte nicht über den Innenstadtring. Sowohl auf der Prager Str. als auch vor dem Hauptbahnhof hatten sich zu der Zeit nämlich mehrere hundert Menschen zu spontanen (Sitz- und Steh-) Blockaden versammelt.

2. Von einem Erfolg nicht sprechen kann hingegen Worch. Er marschierte wie erwartet mit rund 200 Anhängern, fast ausschließlich aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, auf. Dass er bis zum Ostplatz kam war unterdessen nicht sein Verdienst, sondern das des rabiaten Polizeieinsatzes. Nüchtern betrachtet bedeutete der 3. Oktober für die Nazis keinen Aufschwung in ihrer Mobilisierungsfähigkeit - trotz Fehlens einer nennenswerten Konkurrenzveranstaltung. Der Polizeikessel um die Demonstration verhinderte jede Außenwahrnehmung. Und überhaupt war der Aufmarsch inhaltsfrei: außer Parolen wie "Leipzig erwache" und der Ankündigung, "irgendwann" um das Conne Island "eine Mauer bauen" zu wollen, fiel den Nazis nichts ein.

3. Für uns bedenklicher als der Naziaufmarsch war an diesem Tag der Polizeieinsatz. Er sorgte dafür, dass vor allem ZivilgesellschafterInnen und BürgerInnen die geplanten Blockaden frühzeitig verließen. Besonders deutlich wurde dies am Listplatz: im letzten Jahr am 1. Oktober gelang hier die Blockade mit mehreren hundert Menschen (im Anschluss hieß es: "Die Hippies haben gewonnen"). Diesmal fuhr die Polizei dort bereits mittags mit Räumpanzern und Wasserwerfern auf, teilweise wurden große Kessel um GegendemonstrantInnen gebildet, es kam zu willkürlichen Ingewahrsamnahmen. Nach Beginn der Nazidemonstration wandte die Polizei ein Nahschutzkonzept an, indem ein Großteil der Polizeikräfte direkt um die Nazidemonstration herum gruppiert wurde - mit doppeltem Spalier und mehreren Hundertschaften vor und hinter dem Aufmarsch sowie Festnahmeeinheiten, die selbst auf friedliche GegendemonstrantInnen einprügelten.

4. Die größte Niederlage erlitt an diesem Tag aber die Stadt für den von ihr verantworteten, völlig überzogenen Polizeieinsatz. Sicher ist deswegen nicht nur, dass Worch am 1. Mai 2007 wiederkommen und dann auf die ihm angebotene Polizeiunterstützung vertrauen wird, um seinen Aufmarsch nach Connewitz durchgeprügelt zu bekommen. Sicher ist auch, dass wir als radikale Linke und AntifaschistInnen uns in unseren Mobilisierungen für künftige Gelegenheiten auf die verschärften Repressionsstrategien und die Verhärtung staatlicher Gewalt einstellen werden.

5. Ein banales Schlusswort-Trostpflaster: bei Antifa geht es nicht darum, irgendwelche Straßenkämpfe zu gewinnen, nicht um den Beweis, wer die coolere Subkultur hat, wer mit den militantesten Aktion glänzen kann, oder wer die meisten Leute auf die Straße bringt. Wir mobilisieren gegen Naziaufmärsche, weil es unser Ziel ist, nationalsozialistische Aktivitäten zu unterbinden, indem wir nationalistische, rassistische und antisemitische Zusammenrottungen angreifen. Der 3. Oktober zeigte nicht die Unmöglichkeit, sondern die absolute Notwendigkeit solcher Gegenmobilisierungen - möglich nur, dass sich die Mittel ändern müssen. Doch das macht immer nur einen Teil unserer politischen Arbeit aus: unsere Gegnerschaft mit dem Nationalismus weist über das Nazi-Spektrum und damit den Rahmen der eigenen Anti-Nazi-Arbeit hinaus. Sie schließt nicht nur die unmittelbare Staatsgewalt, sondern den Staat selbst mit ein.

And the beat goes on...
1st of May: Judgement Day. Germany goes Leichsenring!
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Ergänzungen

jetzt rede ich

Mac OS X 06.10.2006 - 10:21
In der Bilanz fehlt noch, dass es 170 Verhaftungen linker Menschen gab.
Woraus sicher 50% Anklagen erwachsen, 10-20% Vorstrafen und 5-10% Haftstrafen.
Was man bei den Zahlen nicht vergessen darf, der VS schickt Worch 2 mal pro Jahr nach Leipzig während der 1. Mai nur einmal jährlich war.

Was diese staatlichen Repressionen für den einzelnen und für den militanten Widerstand in seiner Gesamtheit bedeuten ist klar.

@Mac OS X

Ratlos 06.10.2006 - 10:49
Waren die meisten "Verhaftungen" nicht eher Unterbindungsgewahrsam? Habe ich zumindest gehört.

es scheint ja offensichtlich!

golem 06.10.2006 - 14:07
auch ohne jegliche verschwörungstheorie, scheint es mir fast offensichtlich, dass es direkte oder indirekte verstrickungen zwischen worch und vs gibt. entweder worch ist so doof mit seinem krankhaften "leipzigfetisch" und lässt sich tatsächlich nichtwissentlich instrumentalisieren oder es gibt absprachen, whatever...

andererseits ist es immer noch schön zu sehn wie die mobilisierungstärke im verhältnis ist. 170 zu 2-3000 ist mal ne klare sache! das worchs "erfolg", wenn man ihn denn so nennen will, immer nur vom aufgebot und der skrupelosigkeit der bullen abhängt wird mehr als deutlich! andererseits ist es sowieso abwegig von einem erfolg worchs zu reden, nur weil worch seine ansprüche massiv gesenkt hat und eine vergleichsweise unkritischere route wählte. vielmehr ist es ein erfolg der antifa das worch sich von diesem vorhaben erstmals abgewandt hat, und nicht nach connewitz wollte. aber das kann sich natürlich wieder ändern...wir werden sehen!

worch geht sowieso davon aus, nach eigener aussage, dass er den längeren atem hat, und dass er nur lange genug dranbleiben muss um endlich erfolgreich zu werden. ähnliche aussagen benutzte er auch um seinen grandiosen misserfolg in bielefeld und umgebung schönzureden.
machen wir weiter und ihm einen strich durch die rechnung! das einzige was von linker seite endlich wieder zunehmen muss ist es sich nicht NUR auf abwehrkämpfe zu konzentrieren, sondern endlich auch verstärkt wieder eigene inhalte zu entwickeln, denn dann hätten wir den faschos wieder einiges voraus, die ja wie immer eine extrem platte politikschiene fahren und eh kaum eigene akzente setzen können und sich von überall, grad von links, politikschnipsel zusammenklauen.

here we go..

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