Riga78: es geht weiter!!!!

Bewohner der Rigaerstrasse 78 03.10.2006 16:17 Themen: Freiräume
Unser Hausprojekt sollte im September öffentlich und meistbietend versteigert werden.
Hier gibts den Bericht darüber, wie wir es geschafft haben, dies zu verhindern.
Wir bitten um Spenden und/oder Darlehen.
Zuerst möchten wir allen ganz herzlich danken, die uns die letzten zwei Wochen unterstützt haben!!!

Zur Information:
Die Rigaerstrasse 78 ist ein Mehrfamilienhaus in Berlin-Friedrichshain zwischen der Frankfurter Allee und dem ehemaligen Schlachthof in der Eldenaerstrasse im Besitz der WBM (Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain) und der JCC ( Jewish Conference on material Claims against Germany). Die Bewohnerschaft zwischen 11 und 44 Jahren versucht seit Jahren eine solidarische Hausgemeinschaft ohne Zwänge aufzubauen. Wir sind trotzig, selbstbestimmt, liebevoll, streitsüchtig und auf einander angewiesen. Und das möchten wir auch bleiben!

Vor etwa zwei Monaten haben wir erfahren, dass unsa Haus im September zur Versteigerung kommen wird. Da wir schon seit zwei Jahren vorhaben, das Haus zu kaufen, das aber bis dahin noch keine richtige Form angenommen hatte, setzten wir natürlich alles daran, enweder das nötige Geld aufzutreiben und der Versteigerung zuvorzukommen oder sie zu verhindern.
Durch Zufall ist es uns gelungen, den Besichtigungstermin der potentiellen Käufer in Erfahrung zu bringen und so haben wir für den besagten Tag zu einem Frühstück eingeladen, um sie gebührend in Empfang zu nehmen: Ein riesen Kicker in der Durchfahrt zum ersten Hinterhof(einzige Zugangsmöglichkeit), laute Musik (solange und so laut, bis sich die Nachbarn beschwert haben), Brötchen, Vegifood und Kadaver, Kaffe (ohne Ende), und vier Kästen Bier, für die, die noch nicht zum Schlafen gekommen waren.

Im Laufe des Vormittags, kamen immer mehr Leute, so dass bald auf der Straße vor unserem Haus, in der Durchfahrt und im Hof ein buntes Treiben von ca. 30-50 Leuten herrschte, die sich die Zeit mit frühstücken, kickern oder Schaukämpfen vertrieben und sich mit den zur Verfügung gestellten Wasserpistolen bekriegten. Es war ein wunderschöner Tag und die angereisten Kaufinteressenten in ihren teuren Schlitten zogen es angesichts dieser Veranstaltung vor, auf eine Besichtigung zu verzichten. Selbst die Vertreter der Eigentümer trauten sich an diesem Tag nicht auf unsere Sraßenseite. Also haben wir auch die restlichen Tage vor, während und bis zum Ende der Versteigerung vor dem Haus zum Frühstück Stellung bezogen. Und sie kehrten nicht wieder...

Die ganze Aktion hat ihren Zweck nicht verfehlt!
Mit Spannung erwarteten wir und unsrere UnterstützerInnen vor und im Rathaus Schöneberg(weitere Anwesende: drei Wannen, zwei Sixpacks und zehn Security) den Aufruf unseres Hauses in der Versteigerung. Sehr zur Überraschung unserer Inkognitoagenten gab es es kein einziges Gebot.
Auch die ebenfalls zur Versteigerung antstehende Fläche der Wagenburg Laster und Hänger erwies sich auf Grund der massiven Präsens von Wagenburglern als unverkäuflich. Ein letzter Versuch, nach dem Aufruf aller Objekte, die R78 doch noch an den Mann/Frau zu bringen scheiterte wiederum mangels Geboten.

Die erste Runde ist überstanden.
Mit Sicherheit wird die WBM und die JCC versuchen das Haus in der Auktion vom 14.bis 20.12. nochmals zu versteigern!

Sofern wir bis dahin keine andere Lösung gefunden haben, müssen wir uns dann erneut mit den Geldhaien rumärgern. Deshalb weisen wir alle UnterstützerInnen darauf hin, dass wir ab dem 20.11.wieder kurzfristig zu spontanen Aktionen einladen werden :-))).

Zum Erwerb des Hauses benötigen wir ca.120 000€ Eigenkapital. Wir bitten daher alle Menschen, die ein solches Projekt unterstützen möchten um Spenden und/oder Darlehen(ab 500€).

Haltet Ausschau nach unseren Solipartys und Konzerten und kommt zahlreich.

Kontakt:
 rigaer78@googlemail.com

Siehe auch:
 http://de.indymedia.org//2006/09/157485.shtml
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Ergänzungen

nachdenken

antifa 03.10.2006 - 18:40
Hallo leute,
so sehr es nachvollziehbar ist, daß ihr das Haus lieber selbst kaufen wollt, solltet ihr euch doch vor augen halten, daß die eigentümer nicht irgendwelche speckies sind, sondern die JCC (Jewish Conference on material Claims against Germany). Diese organisation unterstützt meines wissens jüdische hauseigentümer deren eigentum in der nazizeit arisiert wurde.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Jewish_Claims_Conference

mehr infos dazu wären nett.
die riga94 war damals heilfroh, als das haus nicht mehr der jcc gehörte, sondern verkauft war, und somit der häuserkampf wieder "pc" war.
daß die bewohnerInnen der riga94 sich ihr haus 1999-2000 nicht gekauft haben, lag allerdings alleine an dem identitätswahn einzelner und dem distinktionsgewinn durch das label "echter besetzer" (obwohl die 94 nie besetzt war). ein finanzierungsangebot, das eine miete pro nase um die 150€ bedeutet hätte wurde ausgeschlagen.
mal gespannt wie´s bei euch läuft.

selber nachdenken

grrrrrr 06.10.2006 - 14:10
die jcc holt sich die häuser zurück, die in der ns zeit zurück enteignet worden sind.
das ist ja auch legitim und richtig, ich würde aber trotzdem nicht von einem politisch inkorektem hauskauf in diesem fall reden, da ja genau solche projekte tolleranz fördern und damit antifaschistische arbeit leisten.
somit müsste es eigentlich in deren interesse sein, solche projekte zu fördern, oder?