Offener Brief und Flugblattaktion Sparstrumpf

aiwp 28.09.2006 19:27
Am 28. September 2006 verteilten AntifaschistInnen im Kiez der berlinweit bekannten Kneipe „Sparstrumpf“(Greifswalder /Danziger Straße, Prenzlauer Berg) Flugblätter, die die BürgerInnen auf das aktuelle Problem mit dieser Lokalität aufmerksam machen sollen.
Offener Brief (und Flugblattaktion) an den Sparstrumpf-Besitzer in Berlin-Prenzlauer Berg
Problem „Sparstrumpf“?
Schon seit geraumer Zeit beobachten couragierte Menschen die Aktivitäten in und um die Kneipe herum geschehen.
Für viele AnwohnerInnen kaum wahrnehmbar, verkehren dort Nazis aller Couleur, entweder um Bier und anderen Alkohol für „fast alles nur 1 Euro “ zu trinken, oder um sich dort zu treffen, um weitere Aktionen zu planen und auszuführen.
Der Besitzer streitet jegliche Verbindung zur Neonazi- Szene ab- was er nicht weiß- viele Vorfälle in der jüngsten Vergangenheit beweisen, dass seine Kneipe sehr wohl regelmäßig von bürgerlichen RassistInnen bis hin zu Schläger-Nazis im „Old-School-Style“ frequentiert wird.
Zahlreiche Aktionen enden oder beginnen in seiner Kneipe- wie z.B. am 02.09.2006, wo Nazis nach der Durchführung eines NPD-Standes am S-Bahnhof Greifswalder Straße, durch den Kiez zogen und zahlreiche NPD-Aufkleber verklebten und „rein zufällig“ vor den Spartsrumpf ankamen, um zu trinken (weitere Beweise s. offener Brief).
Seit Jahren stellt das Publikum der Kneipe einen unerträglichen Zustand für viele engagierte AntifaschistInnen und BürgerInnen dar- um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, wurden im anliegenden Kiez hunderte Flugblätter verteilt und einen offenen Brief an den Besitzer R.D. verschickt- um endlich zur Klärung des Problems zu sorgen.

Keine Kneipe den Nazis!
Prenzlauer Berg bleibt weinrot.

aiwp

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Text des verteilten Flugblattes:



Berlin, 28.09.2006

Antifaschistische Initiative
weinrotes Prenz`l Berg
c/o Buchladen Schwarze Risse
Gneisenaustraße 2a

10961 Berlin

R. D.
Sparstrumpf
Greifswalder Straße 48

10405 Berlin


Offener Brief an den Inhaber der Kneipe Sparstrumpf


Sehr geehrter Herr DXXXXX,

wie wir erfahren haben, versuchen Sie sich von den Vorwürfen, es handle sich bei Ihrer Kneipe Sparstrumpf, um einen Treffpunkt für Neonazis, zu verneinen.
Wir beobachten das Treiben in und um den Sparstrumpf bereits seit längerer Zeit mit besorgten Blicken und haben bereits vor einiger Zeit die Notwendigkeit erkannt, das Geschehen in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, zu rücken. Dennoch sind wir keine Inquisition, die auf Vergeltung aus ist. In diesem Zusammenhang, distanzieren wir uns auch von sinnloser Gewalt. Viel mehr geht es uns darum, dafür zu sorgen, dass Prenzlauer Berg/ Pankow ein Ort wird, wo Menschen ungeachtet ihrer Hautfarbe, Religion oder Einstellung zusammen leben können. Da Sie die Vorwürfe abstreiten, die wir gegen Sie führen, haben wir uns entschieden, Sie, Herr DXXXXX, auf die Missstände die wir anprangern in diesem offenen Brief hinzuweisen und Ihnen so die Möglichkeit zu geben, uns und den Anwohnern gegenüber Stellung zu beziehen.

Die aiwp ist auf das Treiben im Sparstrumpf aufmerksam geworden, weil es am S-Bahnhof Greifswalder Straße immer wieder zu fremdenfeindlichen Übergriffen und Propagandaaktionen kam. Schnell stellte sich heraus, dass die Täter im Sparstrumpf ein- und ausgehen. Im Folgenden werden wir Ihnen 3 Ereignisse auflisten, die nach unseren Informationen, die Anschuldigungen gegen Ihre Kneipe zweifelsfrei belegen:
Am 19. Dezember 2005 versuchte eine Gruppe Neonazis, darunter der polizeibekannte Schläger Sebastian Schmidtke, eine im „Haus der Demokratie“ stattfindende Info-Veranstaltung der „Bürgerinitiative gegen Rechts“ anzugreifen. Nachdem der Angriff misslang, liefen die Nazis geradewegs in den Sparstrumpf.
Am 25.05.2006 trafen sich im Sparstrumpf Faschisten, die vor der Kneipe faschistische Parolen grölten und ausländerfeindliche Lieder sangen.
Am 17.Juli.2006 sammelten sich während einer Antifa-Demonstration mehr als 20 Neonazis in der Kneipe, um die Demo anzugreifen. Bereits im Vorfeld der Demonstration wurden drei Linke von diesen Neonazis am Bahnsteig des S-Bahnhofes Greifswalder Straße angepöbelt, provoziert und am Aussteigen gehindert.
Seit längerem wird der „Sparstrumpf“ von Nazis frequentiert. So ist zum Beispiel der am Thälmannpark wohnende und stadtbekannte Neonazi Richie Franke des öfteren hier anzutreffen. Richie Franke ist auch der Polizei nicht unbekannt. So wurde er zuletzt am 16.09.2006, einen Tag vor der Wahl, von Einsatzkräften des BGS in Gewahrsam genommen, als er sich mit Freunden in Lichtenberg traf, um ein Straßenfest anzugreifen.

Sie sehen also, Herr DXXXXX, dass es durchaus eine Tatsache ist, dass gewaltbereite Neonazis bei Ihnen in der Kneipe einen trinken gehen und danach die Nachbarschaft unsicher machen.
Diesen Zustand wollen und werden wir nicht hinnehmen.
Es ist die Geschichte dieses Landes, die uns beauftragt hat, immer und überall gegen Neonazis, ihre Denkweise, ihre Aktionen und ihre Infrastruktur vorzugehen und diese zu bekämpfen. Niemals wieder soll auf diesem Boden ein Nationalsozialist oder Antisemit Fuß fassen können. Dieses umzusetzen, ist unsere Aufgabe und unser Ziel.
Die Kneipe Sparstrumpf wird von Nationalsozialisten, die sich selber scherzhaft als Nationale Sozialisten bezeichnen, auf mehrere Arten genutzt:
1. Trinken sie sich im Sparstrumpf Mut an, um dann entschlossener loszuziehen und Leute einzuschüchtern. So wurden bereits mehrfach Schüler der nahe liegenden Oberschule auf dem abendlichen Nachhauseweg von Besuchern der Kneipe beschimpft, bespuckt und es wurden in mindestens 3 Fällen Personen attackiert und/oder unter Gewaltandrohung beraubt.
2. Dient Ihre Kneipe den Nazis als Rückzugsraum. Nachdem sie am S-Bahnhof Greifswalder Straße oder im Thälmannpark Personen bedroht und/oder angegriffen haben oder illegale Propaganda mit faschistischen und antisemitischen Inhalten verteilt und verklebt haben, flüchten diese Täter in Ihre Kneipe, um sich einer Verfolgung durch die Polizeikräfte oder engagierte Bürger zu entziehen.
3. Wird Ihre Kneipe von den Neonazis genutzt, um dort illegale und geheime Treffen abzuhalten. Denn die Planung von Übergriffen oder von illegalen Propagandaaktionen findet nicht selten erst im Sparstrumpf statt. Auch wird hinterher im Sparstrumpf noch ein Bier getrunken und die Aktion ausgewertet.

Wir fordern Sie auf, sollten es Ihnen wirklich ernst sein mit Ihrer Aussage, dass Sie keine Nazis im Sparstrumpf dulden, dann verschließen Sie diesen Personen die Tür. Lassen sie nicht zu, dass solche Gestalten die Nachbarschaft der Greifswalder Straße belästigen und die Anwohner bedrohen. Distanzieren Sie sich von der NPD und den freien Kameradschaften, sowie deren Umfeld.
Am Ende können wir Ihnen noch eine Empfehlung geben, wie Sie am besten gegen solche Neonazis vorgehen können. Nehmen Sie eine Passage in die Hausordnung Ihrer Kneipe Sparstrumpf auf, in der Sie ausdrücklich festlegen, dass Gäste die andere Besucher in der Kneipe oder Passanten vor der Kneipe rassistisch, fremdenfeindlich oder antisemitisch beschimpfen und/oder bedrohen, sofort der Kneipe verwiesen werden und Hausverbot erhalten.
Außerdem könnten Sie sich an der Aktion Noteingang beteiligen. In der Aktion Noteingang sind Kneipen, Gaststätten und öffentliche Einrichtungen zusammengefasst, die von rechten Übergriffen bedrohten Personen Zuflucht gewähren und diesen Personen Schutz gegen rechte Schläger zusichern. Ein entsprechendes Schild, das es von der Kampagne kostenlos gibt, in der Eingangstür wäre ein klares, nicht zu übersehendes Votum.

Wir hoffen, dass Sie Stellung beziehen und den Neonazis endlich die Tür verschließen.
Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.

Mit freundlichen Grüßen
Die aiwp (Antifaschistische Initiative weinrotes Prenz`l`berg)
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Ergänzungen

Sparstrumpf

adfda 28.09.2006 - 21:02
Das Dementi vom Sparstrumpf-Besitzer befindet sich hier:  http://de.indymedia.org//2006/08/155274.shtml

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Super Aktion — Plumps

Brief — cola, fanta, sprite

Warum — nennt ihr euch

verstehe ich nicht — Kneipenbesucher