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50 Jahre Kernforschungszentrum Karlsruhe

neckarwestheim.antiatom.de 27.09.2006 01:42
Am vergangenen Sonntag feierte das Kernforschungszentrum Karlsruhe sein 50-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür unter dem Motto "Entdecke was dahinter steckt". AKW-GegnerInnen halfen den Gästen bei der Umsetzung dieses Mottos mit einer Gegenöffentlichkeitsaktion und Infomaterial. Der Gründungsauftrag FZK ist bis heute Programm: Atomare Erfüllungsgehilfen im Auftrag der Politik und vor allen Dingen der Atomindustrie.
Der Tag der offenen Tür lockte tausende von Besuchern in den Karlsruher Hardtwald. Die BesucherInnen erhielten allerlei fragwürdige Werbegeschenke – der SWR hatte die Veranstaltung mit einer großen Showbühne großzügig in seinem Programm SWR 1 beworben, zahlreiche Firmen aus dem Atomgeschäft waren mit Präsentationsständen ect. vertreten. Ein strahlendes Volksfest.

AKW-GegnerInnen aus den Südwestdeutschen Zusammenhängen wiesen die Gäste dieser fragwürdigen Veranstaltung durch Installationen und Transparente auf die Risiken und Gefahren dieser staatlich und stattlich geförderten Grosseinrichtung im Dienste der Atomindustrie hin. So wurde zum Beispiel mit einer „Atomsuppe“ auf das hochriskante Erbe der ebenfalls auf dem Gelände befindlichen Wiederaufarbeitungsanlage (inzwischen stillgelegt) hingewiesen – dieser flüssige, hochradioaktive Abfall soll in nächster Zeit in einer neuen Anlage verglast werden – um dann auf einem „Transportbereitstellungsplatz“ auf seinen geplanten Abtransport im Jahr 2008 nach Gorleben oder Lubmin zu warten.
Aktueller Schwerpunkt der Arbeit der 3800 Beschäftigten, davon 1400 Wissenschaftler mit einem Jahresetat von weit über 300 Millionen Euro, ist unter anderem die Forschung zur Fortführung der atomaren Erzeugung von Strom in Form mit der Großtechnologie Kernfusion.
Kein einziger Forschungsbereich befasst sich mit umweltfreundlichen und regenerativen Energien.

In der Folge der Text eines der in Karlsruhe verteilten Flugblätter:

> 50 Jahre Atomforschung im Hardtwald - ein Grund zum Feiern?

Während das Forschungszentrum stolz sein 50-jähriges Bestehen begeht, sehen wir wenig Grund zur Freude. Nur einige Aspekte wollen wir hier zu bedenken geben.

Atommüll-Verglasungsanlage

In der nächsten Zeit will das Forschungszentrum Karlsruhe höchstradioaktive Abfallstoffe in einer speziellen Anlage mit Glas verschmelzen. Damit verbunden ist ein Anstieg der Verschmutzung mit radioaktiven Substanzen in unserer Region.
Der zu verarbeitende Atommüll dürfte hinsichtlich seiner Radioaktivität einmalig in Deutschland sein. Er stammt aus der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe, die im Hardtwald 20 Jahre lang in Betrieb war. Dabei fiel ein Konzentrat radioaktiver Reststoffe an, das seither auf dem Gelände des Forschungszentrums lagert. Nach dem Verglasungsprozess soll dieser Müll in CASTOR-Behältern nach Gorleben transportiert werden.
Bei der Verglasung wird es schon im planmäßigen Betrieb zu einer wesentlichen Erhöhung radioaktiver Emissionen kommen. Bei Störfällen in diesem Prozess ist im Extremfall auch eine katastrophale Verseuchung nicht auszuschließen.

Strahlenquellen als Erbe der Wiederaufarbeitungs-Technologie

In der sog. "Versuchs"-Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) innerhalb des damaligen Kernforschungszentrums (heute FZK) wurde aus zahlreichen verbrauchten Brennelementen bundesdeutscher Atomkraftwerke das Uran und Plutonium herausgezogen. Es sollten dort Voruntersuchungen gemacht werden, welche dann in den Bau der damals geplanten "großen" deutschen WAA Wackersdorf einfließen sollten. Die Karlsruher Anlage hatte immerhin 1/10 des geplanten Durchsatzes der "großen". Das Vorhaben endete jedoch im Desaster: Die Erfahrungen waren wertlos, da die Anlage in Wackersdorf nie in Betrieb ging.
Geblieben ist uns aber der Müll und die Schadstoffe, die beim "Probebetrieb“ freigesetzt wurden: Die WAA schaffte es, in kurzer Zeit die Gegend zwischen Eggenstein und Philippsburg massiv und nachhaltig mit langlebigem Strahlenmüll zu belasten: Im Rheinniederungskanal (der als fast 20 km langer Abwasserentsorgungsweg benutzt wurde und bei Philippsburg erst in den Altrhein, dann in den Rhein mündet), lässt sich Plutonium nachweisen; und bei manchen Isotopen erreichten die Belastungswerte am Boden im Hardtwald das zigfache dessen, was an allen deutschen AKWs zusammen gemessen wurde.

Verschmutzung mit Tradition

Kaum noch im Bewusstsein der Öffentlichkeit ist die Ansammlung von weiteren atomaren Großverschmutzern in Form von Anlagen, die im Hardtwald schädliche Stoffe und Strahlen abgaben - und dies über Jahrzehnte.
Verniedlichend als „Versuchsanlagen” bezeichnet, waren dies großtechnische Gebilde, die lediglich optisch gut abgeschirmt liefen:
• Ein „Mehrzweck"-Reaktor
• Ein schneller Brüter
• Eine Wiederaufarbeitungsanlage
• Eine riesige Sammelstelle für mittelaktiven Atommüll
• Eine Atommüll-Verbrennungsanlage

Unregelmäßigkeiten und Verstrahlungen von Mitarbeitern waren keine Seltenheit. Eine vollständige Hitliste der Störfälle würde den Rahmen dieser Darstellung sprengen. Erinnert sei aber an folgende Punkte:
• Noch vor Beladung mit dem nuklearen Kern ging der „schnelle Brüter Karlsruhe” (welcher das nukleare Gegenstück zum Unsinn des märchenhaften „Perpetuum Mobile” darstellen sollte) durch einen Natriumbrand in Flammen auf.
• In der Wiederaufarbeitungsanlage wurde bei einer Inventur entdeckt, dass über 100 Brennstäbe fehlen.
• Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dass zahlreiche Arbeiter innerlich mit Plutonium verseucht waren
• Ebenfalls ein Plutoniumskandal ereignete sich erst vor wenigen Jahren, als ein Abbrucharbeiter ein Röhrchen mit Plutonium aus der Wiederaufarbeitungsanlage schmuggelte.

Von Karlsruhe/Eggenstein in die ganze Welt - Atomtechnologie für Diktaturen und Möchtegern-Atomwaffenstaaten

Heute ist die „westliche” Welt in Aufregung um die Tatsache ist, dass der „böse” islamistische Iran (ehemals das „gute” diktatorische Persien) nach Atomtechnologie lechzt. Vor zwei Jahrzehnten war das Kernforschungszentrum dagegen stolz darauf, Wissenschaftler aus möglichst vielen „exotischen” Staaten auszubilden - darunter auch solche, die hinsichtlich Demokratie und Atomwaffen-Begehrlichkeiten mehr als dubios waren bzw. sind: Indien, Pakistan, Indonesien, Argentinien, Südafrika (während des Apartheid-Regimes).
In Südafrika setzte man Karlsruher Atomtechnik z.B. zur Urananreicherung ein, ohne dass sich die Bundesrepublik Deutschland als Eigner des Kernforschungszentrums (KfK) international empört hätte. Selbst der CIA hatte in den 80er/90er-Jahren das KfK als eine der größten westlichen „Problemzonen” für die Verbreitung von Atomwaffentechnik identifiziert.

Wem nützt es?

Bei den Hochglanz- und High-Tech-Präsentationen des FZK soll diese Frage erst gar nicht aufkommen.

• Gelder in Milliardenhöhe wurden und werden von den Bürgern abgezweigt (das Forschungszentrum wird von Bund und Land betrieben), um Forschung zu betreiben, die der Industrie nützt und uns oftmals schadet - Sei es durch strahlende Hinterlassenschaften oder Verbreitung menschenverachtender Atom- und Gentechnik.
• Neuester „Schrei” ist die Fusionsforschung, für die weltweit Milliarden Euro öffentlicher Gelder verschwendet werden, ohne dass es in den letzten Jahrzehnten zu einem entscheidenden Durchbruch kam - Daneben werden hier aber Versuche mit radioaktivem Tritium verstärkt, welches dann mit der Abluft großzügig an die Allgemeinheit weitergegeben wird.
• Mit der Verglasung und dem Abbau der Wiederaufarbeitungsanlage beseitigt man mit öffentlichen Geldern eine Anlage, die von allen deutschen Stromerzeugern gemeinsam betrieben wurde. Selbst der Bundesrechnungshof übt Kritik daran, dass dieses „Projekt” immer mehr öffentliche Gelder verschlingt und kaum wirksame Finanzkontrolle ausgeübt wird - Die Auftragnehmer für den Abriss sind natürlich ebenfalls Atomfirmen.


Wir fordern:
Den Stopp jeglicher FZK-Forschung zur Fortführung der Atomenergienutzung
Die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen weltweit


Mehr Infos:
- Arbeitskreis gegen das AKW Philippsburg:
Atommüll-Verglasungsanlage im Hardtwald
 http://www.umweltzentrum-karlsruhe.de/html/verglasung.html
- Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim:
Kernforschungszentrum Karlsruhe - Seit 50 Jahren: Atomare Helfershelfer
 http://neckarwestheim.antiatom.de/akt/06/wak/wak.htm
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