11. Tag im Potsdamer Antifaprozess

Soligruppe Potsdam 15.09.2006 16:01 Themen: Antifa Repression
Im Juni 2005 wurden fünf Antifas nach einer Auseinandersetzung mit einem Neonazi verhaftet und wegen versuchten Mordes angeklagt. Eine Betroffene saß 5 Monate in U-Haft. Nun läuft der Prozess gegen nunmehr nur noch 4 Personen wegen gefährl. Körperverletzung.
Zunächst wurde heute der Zeuge Robert Manzke weiterbefragt, dabei gab dieser an in der Nacht des 18.06.05 bei den Tätern keine Basecaps, Sonnebrillen, Tücher oder Kapuzen gesehen zu haben, sie wären allesamt mit Sturmmasken vermummt gewesen. Auch Julia hätte eine solche getragen, an eine Brille konnte er sich in diesem Zusammenhang nicht erinnern. Manzke hätte sie nach eigenen Angaben danach auch noch einmal in hellerer Kleidung vor dem Polizeiauto stehen gesehen. Auf Nachfrage der Anwälte berichtete er, dass er sich mit den anderen Angestellten über den Fall mehrfach unterhalten hätte.

Hiernach sagte der Zeuge Jörg Jansa aus, er gab an zur Tatzeit am Tresen des Lokals Seeblick gestanden zu haben und sah von dort aus wie 4-5 dunkel gleidete und vermummte Personen hinter einer einzelnen Person hinterhergerannt seien. Alle hätten mit Totschlägern auf das Opfer eingeprügelt, es wäre alles sehr schnell gegangen und hätte auf ihn- einen ehemaligen Hooligan- sehr durchorganisiert gewirkt. Dann sei sein Bekannter Manzke hinter den Tätern hergerannt und hätte einen gestellt, daraufhin seien die anderen Täter zurückgekommen und hätten versucht den Festgehaltenen zu befreien. Jansa ist nach eigener Aussage seinem Bekannten zur Hilfe geeilt und hätte die anderen Personen weggeschubst. Daraufhin hätte Julia ihm mit einem “Teleskoprohrschläger” auf den Oberarm gehauen, dagegen habe er sich dann gewehrt und diese auf die Brust gehauen. Julia hätte sich dann ihre Skimaske vom Kopf gerissen und ihn angebrüllt und mit einer Anzeige gedroht. Die ganze Situation beschrieb er als ein “völliges Durcheinander”. Als schließlich die Polizei eintraf musste er seine Personalien angeben und einen Atemalkoholtest machen [1 Promille]. Julia hätte er dann auch wieder gesehen, diese wäre vollkommen umgezogen zum Polizeiwagen geschlendert.

Als letzte Zeugin vor der 1-monatigen Unterbrechung sagte dann Wenke Müller aus. Diese war zur Tatzeit Geschäftsführerin der Gaststätten Seeblick und Barokoko und hätte vor der Tür gesessen als 1 Person um die Ecke des Cafe Heider gerannt kam und dieser 4-5 weitere Personen gefolgt sind. Letztere seien allesamt mit Skimasken vermummt und dunkel gekleidet gewesen, sie hätten dann 3-4 Minuten lang sehr heftig mit Teleskopschlagstöcken auf den Kopf des Opfers eingeschlagen. Danach seien sie in Richtung Hegelallee geflüchtet. Jansa, Manzke und andere Personen seien dann hinterhergerannt und hätten mehrere der Flüchtenden gestellt. Im Großen und Ganzen hätten dann 15-20 Personen ein einziges Tohuwabohu gebildet. Hiernach hätte sie sich dann in die Gaststätte begeben um die Polizei und den Krankenwagen zu benachrichtigen.

Am Ende dieses Prozesstages wurde dann von Steffen Sauer ein Beweismittelantrag eingreicht. Dieser umfasst eine von Julia geschriebene e-mail in der diese den Hergang aus ihrer Sicht beschrieb. Am Abend des 18.06.05 sei sie mit den Angeklagten R.D. und I.K. auf der Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Imbiss unterwegs gewesen, als sie einen Tumult am Nauener Tor bemerkten. In diese Richtung hätten sich die drei dann begeben, da dort eine recht junge Person von mehreren kräftiger gebauten Männern maltretiert wurde. Für Julia und die anderen sah dies aus wie ein Übergriff, weswegen sie versuchten einzugreifen. Dabei wurde Julias Kopf, laut der email, von Jörg Jansa nach unten gedrückt, während dieser mehrfach mit dem Knie dagegentrat. Als sie dies der eintreffenden Polizei mitteilen wollte, sei daraufhin nichts passiert, stattdessen wurden sie und zwei weitere Personen in Gewahrsam genommen.

Der Prozess wurde heute für einen Monat unterbrochen und wird am 16.November um 9.00 am Landgericht fortgesetzt werden.
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