Kanaren-Migration-Unruhen

tierr@ 14.09.2006 23:13 Themen: Antirassismus Weltweit
Während die Medien die "Flut von MigrantInnen" durchzählen, die über die Küsten der Kanarischen Inseln die Festung Europa erreichen, eskaliert in den dortigen Auffanglagern
die Situation: die menschenunwürdigen Umstände u.a. aufgrund der Überfüllung führten in
den letzten Tagen zu Protesten und Aufständen der Internierten. Detaills zur Situation...
Mehr als 10.000 verhaftete MigrantInnen und drei Aufstände innerhalb der letzten Tage
Frei übersetzte Zusammenfassung von ((i))-estrecho

Laut dem spanischen Innenminister sollen in den nächsten Tagen Hunderte von Senegalesen/innen abgeschoben werden. Mitteilungen der offiziellen Presse ( ABC ) sprechen von bereits begonnenen Verlegungen der Flüchlinge auf die Insel Fuerteventura, von wo aus die geplanten Deportationen stattfinden sollen. Der senegalesische Konsul auf den Kanaren, Alberto Van Bockel, kommentierte: "Sichr ist nur, daß die Abschiebungen "in aller Stille" geschehen werden. Damit würden Konflikte im Senegal vermieden werden, wo seit der Landung eines Abschiebeflugzeuges seit Monaten, Mobilisierungen stattfinden.

Von Anfang 2006 haben nach Schätzung offizieller Quellen ca.21.500 MigrantInnen, zumeist in cayucos ( einfache, lange und tiefe Boote ) die Kanarischen Inseln erreicht. Angaben des Roten Kreuzes besagen, daß 71% der festgenommenen Flüchtlinge aus dem Senegal stammen, 19 % aus Mali und die restlichen aus Gambia, Mauretanien, dem Kongo, Guinea Bisseau, der Elfenbeinküste und Nigeria. Die offiziellen Zahlen sprechen von 500 Toten als Folge des Versuches, europäisches Festland zu erreichen, während andere Quellen ihre Zahl zwischen 2 und 3000 beziffern.

Laut Minister Rubalcaba bedinden sich 11.000 Personen in den CIEs, den Internierungszentren des Staats. Verschiedene Quellen sprechen von 10.000 Flüchtlingen auf den Kanaren, gegenüber einer Aufnahmekapazität von dort insgesamt 5000 Menschen. Selbst die Polizeigewerkschaft (Sindicato Unificado de la Policía (SUP) bezeichnet die Situation in den Auffanglagernals "desolat, unerträglich und unhaltbar".
Bei den Auffanglagern handelt es sich um die Zentren Hoya Fría und Las Raíces auf Teneriffa; Barranco Seco und La Isleta ( ein Militärlager ) auf Gran Canaria und Matorral auf der Insel Fuerteventura. Indymedia Estrecho wurde von lokalen Quellen mitgeteilt, daß in den Kellergeschoßen des Komissariats von Teneriffa Tausende Menschen untergebracht sind, die kaum schaffen, schlafen zu können.

DIE MIGR@NTEN REBELLIEREN

Während der letzten Tage wurden die festgenommenen Flüchtlinge von senegalesischen Beamten verhört, die jede List und Tücke anwandten, um ihre Landsleute zu identifizieren und gemäß dem durch den Außenminister Spaniens geschlossenen Abkommen mit der afrikanischen Regierung "rückführen" zu können. Ein Abkommen das, so die spanische Tageszeitung El País, eine Aufwendung von 8 Millionen Euro beinhaltet.

Aufgrund dieser Umstände kam es vergangenen Dienstag im Lager La Isleta und am Mittwoch auf Fuerteventura zu Erhebungen der Internierten und dem Erscheinen von Aufstandsbekämpfungkräften.

Im Lager El Matorral ( Fuerteventura ) wurde einem Migranten ein Abendessenachschlag verweigert. Dies brachte offenbar das Faß zum Überlaufen und provozierte eine Schlägerei bei der fünf Polizisten verletzt wurden. Zudem erhitzten sich die Gemüter an der Präsenz von senegalesischen Verhörbeamten, die von den Lagerinsassen wiedererkannt wurden, sowohl dort sowie auch in La Isleta (Gran Canaria).
In beiden Fällen war der Ablauf fast identisch. Nach der Identifikation der senegalesischen Beamten brachen die Aufstände der MigrantInnen ohne Dokumente aus, an welchen jeweils 600 Personen Teil hatten. Sie schrien, rügten die Beamten und zerrissen ihre Kleidung. Am Ende ihres Protestes weigerten sie sich, in den Speisesaal zu gehen, um nicht in das Elend in ihren Herkunfstländern zurückgeschickt zu werden. In La Isleta konstruierten ein paar der Leute aus Obstkisten, anderen Materialien und Kreide Protesttafeln auf denen stand:"Keine Rückführung in den Senegal"
Indessen war die Polizeipräsenz auffallend gering: Auf Fuerteventura ganze 4 und in La Isleta 5 Beamte der Interventioneinheiten (Unidades de Intervención Policial (UIP), die kaum dazu kamen ihr Aufstandsbekämpfungsarsenal auszupacken und die zur Verfügung stehende Unterstützung zu aktivieren. "Als sie das Arsenal sahen, wurden sie ruhig; aber so kann die Situation nicht weitergehen. Es ist inakzeptabel, daß die Regierung sich nicht um die unsere kritische Situation hier kümmert und zur Beobachtung nur drei oder vier Gruppen von Aufstandsbekämpfungsbeamten schickt ", warnten auf den Inseln beschäftigte Beamte voller Besorgnis.

In dem Versuch, die Auffanglager auf La Gomera zu entlasten und Eskalationen wie in La Isleta und Los Matorrales zu vermeiden, verkündete die Direktorin der staatlichen Verwaltung (Spaniens) auf den Inseln, Pilar Hernández, daß die Armee sieben Gemeinschaftszelte in der Umgebung von El Camello aufeschlagen hat; dem Ort wo üblicherweise die auf der Insel landenden Flüchlinge abgegriffen werden. Die Zelte, so Hernández, könnten jeweils 24 Personen beherbergen und seien der Ort an dem die MigrantInnen sich "nach ihrer Ankunft ausruhen könnten". Im Moment würde daran gearbeitet, die gesamte Lageranlage- und Umgebung anzupassen und die Ausstattung zu verbessern.
Vergangenen Freitag schliefen in El Camello 186 MigrantInnen; 69 von ihnen stammen aus dem cayuco, das am 06.September im Hafen von San Sebastián angekommen war.

MEHR ALS 10.000 MIGR@NTEN GEGENÜBER 5000 PLÄTZEN AUF DEN KANAREN

"Die 5000 Auffangplätze auf den Kanarischen Inseln, sind mit mehr als 10.000 papierlosen MigrantInnen, die zudem auf verschiedene Komissariate verteilt sind, heillos überfüllt ", so der regionale Verantwortliche der Konföderation der spanischen Polizei (CEP), Agustín Brito. "Die Konflikte wiederholen sich täglich, hauptsächlich verursacht durch die senegalesischen Beamten, von welchen bereits 200 Personen identifiziert und nach Fuerteventura zur Deportation geschickt worden sind".
"Nach Abschluß der offiziellen Arbeiten in Las Palmas hoffen wir, daß wieder "Normalität" einkehren wird. Diese Akltivitäten entspringen nur der Frustration einiger Personen die ihr Leben riskieren, um nach Europa zu kommen", so die Gewerkschaftspolizei SUP. "Möglicherweise springt der Funke auf Teneriffa über, wo senegalesische Beamte gerade ebenfalls mit Verhören beginnnen. Zudem wird eine weitere Delegation aus Guinea eintreffen".

Im Auffanglager Hoya Fría auf Teneriffa, befinden sich bei einer Kapazität für 238 Personen, 1.500 Flüchtlinge. Es mußten bereits Zelte in den Höfen und im Sicherheitsbereich aufgestellt werden.
In Las Raíces, Kapazität: 2000 Plätze, sind 4000 MigrantInnen untergebracht. Weitere eintausend Menschen befinden sich weiterhin in den Komissariaten im Süden der Insel, "in Zellen, Garagen, Zufahrtsrampen und Gärten". Andere Polizeistellen halten weitere 120 Personen fest und in einer Sporthalle auf El Hierro befinden sich noch einmal ca. 300 Menschen .
In Las Palmas wo sich 3.400 MigrantInnen die 2.738 Plätze teilen müssen, hat die Überfüllung zu Verlegungen in ein Lager auf Fuerteventura geführt.

Angesichts dieser Situation bat der kanarische Präsident, Adán Martín, darum, die MigrantInnen direkt nach ihrer Ankunft auf den Inseln auf´s spanische Festland zu bringen.

Das Bild zeigt die Hunderte Migrantinnen im Auffanglager Las Raíces auf Teneriffa die dort um Essen anstehen

"Gegenüber dieser Gesamtage solidarisiert sich Indymedia Estrecho mit den migrantischen afrikanischen Compañer@s und anerkennt mit Bewunderung ihre Autonomie und ihren Mut, freierweise die Grenzen der globalen Unordnung und des Ausschlußes zu überschreiten.
Schließen wir alle Internierungslager! Globale Gerechtigkeit! Bewegungsfreiheit und soziale Rechte für Alle!"
( Anmrkg.: dieser Auffassung schließt sich die Übersetzerin vorbehaltslos an )

( Quellen :  http://estrecho.indymedia.org/feature/display/29240/index.php
 http://www.larazon.es/noticias/noti_nac75.htm
 http://mugakmed.efaber.net:3000/noticias/noticia/72432 )

Vídeo der Demonstration gegen Rassismus am 11.09.06 auf Teneriffa, unter:
 http://canarias.indymedia.org/newswire/display/13838/index.php

zum "Thema":

Frontex Einsatz vor Westafrika hat begonnen
 http://de.indymedia.org/2006/08/154580.shtml

Satelliten zur Abwehr von Flüchtlingen
 http://de.indymedia.org/2006/05/147217.shtml

Gerichtsurteil zu Folter nach Abschiebung
 http://de.indymedia.org/2006/09/156652.shtml
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Ergänzungen

Ergänzung

tierr@ 15.09.2006 - 19:25
Der Senegal hat unvermittlt die Abschiebungen
aus, wie es hieß,"technischen Gründen" abgebrochen
und den Flugzeugen aus Spanien keine Landeerlaubnis erteilt.
Anznehmen daß dies primär deshalb geschah, um Unruhen zu
vermeiden, denn gleichzeitig wurde angekündigt, daß die
Deportierten auf mehreren, kleineren Flughäfen von Bord gehen
sollen...

05.Sep.2006 senegalesischer Staatspräs.i.D

Abdoulaye Wade 17.09.2006 - 12:39
auf Staatsbesuch in Deutschland
Deutschland würdigt demokratische Entwicklung im Senegal
07.09.2006 | „Leuchtendes Beispiel für Afrika“

 http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/WillkommeninD/D-Informationen/Nachrichten/060907-1,navCtx=22026.html

Dakar, capitale du Sénégal

Drei Fronten
12.09.2006

DAKAR/TRIPOLIS/KIEW/BERLIN
(Eigener Bericht) - Nach seinem Berlin-Aufenthalt erklärt sich der senegalesische Staatspräsident Abdoulaye Wade zur weiteren Kooperation mit der europäischen Flüchtlingsabwehr bereit. Er werde alles tun, damit die Bürger Senegals künftig im Lande verbleiben, ließ Wade nach einem Gespräch mit Bundespräsident Horst Köhler verbreiten. Zahlreiche Senegalesen suchen gegenwärtig nach Europa auszuwandern, weil industrielle Fischfangflotten aus der EU den traditionellen Haupterwerbszweig des Landes ruiniert und damit zahlreiche Menschen in die Armut getrieben haben. Fortschritte an der Flüchtlingsabwehrfront vermelden europäische Politiker ebenfalls aus Libyen. Dort geht es um Absprachen über den Einsatz europäischer Grenztechnologie an den libyschen Landgrenzen. Auch der Lagerbau in Libyen, für den sich der frühere deutsche Innenminister Otto Schily (SPD) eingesetzt hatte, schreitet voran. Vorbild sind die Flüchtlingslager in der Ukraine. Die Zustände an diesem dritten Frontabschnitt der europäischen Abschottung gegen Migranten sind katastrophal. Dies berichten internationale Beobachter, deren massive Kritik zu keinerlei Änderungen führt. In den Lagern werden den inhaftierten Flüchtlingen nach wie vor grundlegende Rechte verweigert, berichtet Christopher Nsoh dieser Redaktion. Nsoh arbeitet an einer wissenschaftlichen Untersuchung über die europäische Migrationsabwehr und hat die ukrainischen Sammellager kürzlich besucht.
Wie der senegalesische Staatspräsident Abdoulaye Wade in der vergangenen Woche in Berlin bestätigte, wird sich der Senegal noch intensiver bemühen, seine Bürger an der Ausreise in die Europäische Union zu hindern. Bereits Ende August hatte Dakar massivem Druck der Regierung Spaniens nachgegeben und eingewilligt, spanische Grenzschutzeinheiten an der Kontrolle seiner Küstengewässer zu beteiligen. Inzwischen vermelden die binationalen Patrouillen, die von Aufklärungsflugzeugen aus weiteren EU-Staaten unterstützt werden, erste Erfolge bei der Flüchtlingsjagd.[1] Im Gegenzug hat Staatspräsident Wade materielle Kompensationen erbeten. Das Geschäft soll Unruhen unter den Ausreisewilligen verhindern. Deutsche Unternehmer seien im Land willkommen, erklärte Wade vor dem Außenwirtschaftsverband Afrika-Verein; der bilaterale Handelsaustausch bewegt sich nach Angaben des Auswärtigen Amts bisher "auf niedrigem Niveau".[2] Zudem hat die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung dem senegalesischen Staatspräsidenten weitere Unterstützung zugesagt. "Wir müssen mithelfen, den Menschen vor Ort eine Perspektive zu bieten", sagte Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) in der vergangenen Woche.[3] Auf die Ursachen der Armut im Senegal und den europäischen Ressourcenraub vor den Küsten des Landes ging die deutsche Ministerin nicht ein.
Fischerboote zu Flüchtlingskähnen
Die Lebensperspektiven weiter Teile der senegalesischen Bevölkerung wurden in den vergangenen Jahrzehnten systematisch zerstört - mit Hilfe der EU einschließlich ihres deutschen Mitglieds. Im Senegal leben große Teile der Bevölkerung vom Fischfang, der noch heute 15 Prozent aller Arbeitsplätze bietet und ein Drittel der Exporteinnahmen erwirtschaftet. Seit 1981 beuten hochmoderne industrielle Fangflotten aus EU-Staaten den natürlichen Reichtum vor der Küste Westafrikas aus und wildern auch in senegalesischen Gewässern. Die technologisch weit überlegenen europäischen Schiffsverbände entziehen den senegalesischen Fischern nicht nur Exportgelegenheiten, sondern vernichten auch die westafrikanischen Fischbestände. Seit Jahrzehnten warnen Experten vor dramatischen Folgen der Überfischung, die den einheimischen Existenzen die Grundlage entzieht - ohne Erfolg.[4] Inzwischen ist die Fangquote, die senegalesische Fischer erzielen können, so gering, dass größere Familienverbände davon nicht leben können. Immer mehr Einwohner setzen ihre Fischerboote als Flüchtlingskähne ein, um dem geraubten Reichtum zu folgen: in die Europäische Union.[5]
Wüstengrenzen
Die europäische Flüchtlingsjagd, die vor der westafrikanischen Küste zunehmend Erfolge verzeichnet, macht auch im Mittelmeer Fortschritte. Dort hatte sich Libyen bislang geweigert, Patrouillen der EU-Grenzschutzagentur Frontex in seinen Hoheitsgewässern verkehren zu lassen. Wie die Regierung des Landes jetzt erklärt, schließt sie die teilweise Übertragung von Hoheitsrechten an die EU für die Zukunft nicht aus. Tripolis verlangt jedoch im Gegenzug technische Aufrüstung: Schnellboote (für die Küstenüberwachung) sowie Hubschrauber, Geländefahrzeuge und Nachtsichtgeräte (für den Wüsteneinsatz), um die Armutsflüchtlinge aus Zentral- und Ostafrika frühzeitig abfangen zu können, teilt der libysche Minister für Europäische Angelegenheiten mit.[6] Die libyschen Landgrenzen erstrecken sich über rund 4.000 Kilometer und durchziehen die nordafrikanische Wüste bis weit in den Kontinent. Die Hochrüstung dieser Grenzen bedeutet eine weitere Vorverlagerung der EU-Migrationsabwehr und einen neuen Beitrag zur globalen Grenzmilitarisierung, die unkontrollierbare Flucht- und Aufstandsbewegungen auf die peripheren Armutsgebiete beschränken soll. Das EU-Grenzregime erreicht damit das Zentrum der Sahara, wo bereits vor Jahren Kontrollversuche deutscher Sicherheitskräfte verzeichnet wurden.[7]
Folter
In Libyen existieren unterschiedliche Einrichtungen, in denen Migranten festgehalten werden (Polizeistationen, Gefängnisse, eigene Lager). Die Standorte sind nur teilweise bekannt. Wie aus einer Studie der American University in Cairo hervorgeht, hat Italien den Bau eines libyschen Flüchtlingslagers finanziert und will jetzt an zwei Wüstenorten (Kufra, Sabha) weitere Lager errichten. Die Studie dokumentiert Fälle von Folter und andere schwere Menschenrechtsverletzungen sowie unrechtmäßige und willkürliche Inhaftierung; zudem sind Migranten aus Ländern südlich der Sahara oft rassistischer Diskriminierung ausgesetzt.[8] Für den jetzt von Italien vorangetriebenen Bau von Flüchtlingslagern in Libyen hatte sich vor zwei Jahren der damalige deutsche Innenminister Otto Schily (SPD) stark gemacht.
Katastrophal
Auch am dritten Frontabschnitt der europäischen Flüchtlingsabwehr kommt es nach wie vor zu Rechtsverletzungen - in Osteuropa. Bereits im vergangenen Jahr hatten Menschenrechtsorganisationen Lagereinrichtungen in der Ukraine kritisiert. Dort werden Migranten festgehalten, deren Grenzübertritt in die EU-Staaten nicht erwünscht ist. Die räumlichen und sanitären Verhältnisse, unter denen die Inhaftierten leben müssen, seien katastrophal.[9] Offenbar hat sich die Lage nicht verbessert. Dies berichtet Christopher Nsoh dieser Redaktion. Nsoh arbeitet an einer wissenschaftlichen Untersuchung über die europäische Migrationsabwehr und hat die ukrainischen Lager kürzlich besucht. Demnach sind - neben vielen anderen Missständen - die Wohnbaracken immer noch überbelegt; im Lager Pavshino "werden die Flüchtlinge um sieben Uhr abends in ihre Zellen gesperrt - ohneToiletten."[10]
Lesen Sie das vollständige Interview mit Christopher Nsoh sowie unser EXTRA-Dossier Festung Europa - Berichte und Dokumente zur deutsch inspirierten europäischen Flüchtlingsabwehr.
[1] Während die senegalesische Regierung nach Monate währendem Widerstand durchsetzen konnte, an den Patrouillen auf ihrem Hoheitsgebiet beteiligt zu werden, fangen Grenzschutzeinheiten aus der EU in mauretanischen Gewässern Boote in gänzlich eigener Souveränität ab. S. auch Die Herren der Meere und Lagebilder
[2] Beziehungen zwischen Senegal und Deutschland; Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amts
[3] Bundesentwicklungsministerin Wieczorek-Zeul trifft den senegalesischen Staatspräsidenten Abdoulaye Wade; Pressemitteilung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 05.09.2006
[4] Ein Experte des World Wildlife Fund (WWF) etwa stellte im Jahr 2002 fest: "Der Zusammenbruch der Fischbestände (...) gefährdet die Nahrungsversorgung der Bevölkerung in den westafrikanischen Ländern, die auf Fisch angewiesen sind". EU-Fangflotten fischen Gewässer in Westafrika leer; Pressemitteilung des WWF 28.06.2006
[5] Das seit 1981 bestehende und regelmäßig verlängerte Fischereiabkommen zwischen der EU und dem Senegal, das den EU-Staaten für jährliche Almosen (zuletzt 16 Millionen Euro im Jahr) den Raubbau vor der senegalesischen Küste erlaubte, ist kürzlich abgelaufen und bislang noch nicht verlängert worden.
[6] Libya critical of EU plans to curb illegal immigration; MaltaMedia News 07.09.2006
[7] Seit dem Jahr 2003 beteiligt sich Berlin unmittelbar an dem Versuch des Westens, aufständische islamistische Bewegungen im nordafrikanischen Wüstengebiet unter Kontrolle zu bekommen. S. dazu Maghreb im Visier, Weltinnenpolitik und Strafverfolgung (I)
[8] Sara Hamood: African Transit Migration through Libya to Europe: The Human Cost; The American University in Cairo January 2006
[9] s. dazu Um jeden Preis
[10] Lesen Sie dazu unser Interview mit Christopher Nsoh.