Bericht vom 9. und 10. Tag im Potsdamer Antifa-Prozess

Soligruppe Potsdam 13.09.2006 21:16 Themen: Repression
Im Juni 2005 wurden fünf Antifas nach einer Auseinandersetzung mit einem Neonazi verhaftet und wegen versuchten Mordes angeklagt. Eine Betroffene saß 5 Monate in U-Haft.Nun läuft der Prozess gegen sie wg. gefährl. Körperverletzung.
9. Prozesstag [11.09.06]

Heute wurde zunächst die Befragung der Cindy Prause fortgesetzt. Hierbei ging es vor allem darum, wann genau die Zeugin Julia am Tatabend gesehen habe. Genaueres konnte die Prause dabei nicht sagen, nur dass die Gruppe der Angreifenden auf den Nebenkläger zugerannt sei, während sie sich abwendete und im Weggehen auf Höhe der Mittelstraße Julia sah.

Hierrauf wurde der Polizist Schäfer vernommen, er war Leiter der damals zuständigen Ermittlungsgruppe. Er sagte aus, dass einer der Beschuldigten bei seiner Haftprüfung eine weitere [nunmehr 5.] Person belastet habe, allerdings sei ihm nur der Spitzname der Person bekannt. Nach einer Lichtbildvorlage auf dem Polizeirevier hätte der Beschuldigte dann eine der Personen wiedererkannt die nunmehr auf der Anklagebank sitze. Schäfer berichtete auch, dass der Nebenkläger mehrfach betont habe, eine der Personen die ihn schlug hätte eine Tarnhose getragen, ihm sei allerdings nicht bekannt, dass einer der Beschuldigten am Tatabend eine solche getragen habe und diese Tarnhose konnte auch nicht bei einer später erfolgten Hausdurchsuchung aufgefunden werden. Desweiteren übte der Polizist verhaltene Kriktik an der Tatortarbeit seiner Kolleginnen. So sei ihm das mutmaßliche Tatwerkzeug einfach so auf den Tisch gelegt worden, auch die Spurensicherung am Tatort sei nicht perfekt gelaufen.

Zu diesem letzten Punkt wurde dann auch die dritte Zeugin gehört, sie ist Molekularbiologin beim LKA und als solche zuständig für die Auswertung von Tatortspuren. Sie gab an, dass es Richtlinien gäbe, wonach die Spurensicherung am Tatort möglichst steril abzulaufen habe um jegliche Verunreinigung der Spuren zu vermeiden. Ihre Untersuchungsgegenstände waren zum einen der bei Julia aufgefundene Teleskopschlagstock und Spuren die sich am Schuh eines Beschuldigten befunden hätten. Für letzteres würde mit einiger Sicherheit das Opfer als Verursacher in Betracht kommen, es handele sich dabei um Blut. An dem Teleskopschlagstock wurden gleich drei DNA-Proben entnommen. Auf dem Schläger selbst sei keine DNA des Opfers festgestellt worden, an dem Griff allerdings hätte sich eine “Mischspur” gefunden, bei der das Opfer als Verursacher nicht mir Sicherheit ausgeschlossen werden kann.



10. Prozesstag [13.09.06]

Heute überraschte die Staatsanwaltschaft mit einem Antrag zur Einstellung des Verfahrens gegen I.K. Da diese zur Tatzeit minderjährig gewesen sei und die anderen Angeklagten bis zu 5 Jahre älter, gehe die Staatsanwaltschaft davon aus, dass ihr Tatbeitrag ein nur unwesentlicher war. Das Gericht beschloss daraufhin, das Verfahren abzutrennen und, gegen die Leistung von 30 Arbeitsstunden innerhalb von 3 Monaten, einzustellen. Der Antrag auf Zulassung der Öffentlichkeit allerdings wurde abgelehnt, da es aus erzieherischen Gründen auch im Hinblick auf die Heranwachsenden angebracht sei, so das Gericht, dass die Öffentlichkeit weiterhin ausgeschlossen bliebe.

Als erste Zeugin sagte heute Susanne Karl aus, diese war zur Tatzeit Gast auf der Terasse des Cafe Haider. Sie gab an eine Gruppe von Menschen gesehen zu haben, die aus der Hegelallee kamen und sich dabei vermummt hätten. Kurze Zeit später sei dann der Geschädigte um die Ecke gerannt gekommen, über ein Tisch gefallen und dann von einer Gruppe von 5 Personen umringt worden. Zunächst gab die Zeugin an, ganz genau gesehen zu haben, dass mit einem Gegenstand zugeschlagen wurde, revidierte dies jedoch auf Nachfrage der Anwälte dahingegen, dass sie sich die Wunde sonst nicht erklären könnte, also “definitiv” keinen Gegenstand gesehen habe. Die Täter seien dann in Richtung Hegelallee geflüchtet. Sie könne auch nicht sagen, ob die Personen die sich dann zum Cafe Haider begaben, oder gebracht wurden von Kellnern, die Täter sind, da sie mit dem Geschädigten beschäftigt war.

Hierrauf sagte der Zeuge David Liefländer aus, dieser war zur Tatzeit Kellner im Cafe Haider. Am Abend des 18.06.05 hätte er auf der Terasse seines Lokals Lärm vernommen, der wohl vom Umfallen eines Tisches verursacht wurde. Er sei dann hinausgerannt und hätte gesehen wie 3-5 schwarz gekleidete und mit Basecap sowie Sonnenbrille vermummte Personen auf den Geschädigten einschlugen. Er hörte dabei das Ausfahren eines Teleskopschlagstockes, das Geräusch kenne er aus dem TV, den Schlagstock selbst konnte er allerdings nicht erkennen, da es zu dunkel gewesen sei. Liefländer gab an, dass er geschrien hätte, dass die Personen aufhören sollen, daraufhin seien die Richtung Hegelallee gerannt. Er hätte dann noch gesehen wie sein Kollege Mantzke einen der Täter gefasst habe, sei dann aber ins Cafe gegangen, um sich um den Geschädigten zu kümmern. Er sagte ebenfalls aus, dass er am Abend noch Blut weggewischt hätte, da sich die Polizei nicht dafür nicht sonderlich interessiert habe.

Schlussendlich wurde heute der Zeuge Manzke gehört, dieser war zur Tatzeit ebenfalls Gast im Cafe Haider. Er gab an gesehen zu haben, wie 5 schwarz gekleidete Gestalten auf eine Person einschlugen. Er habe dann die Personen Richtung Hegelallee verfolgt und eine zu fassen bekommen. Allerdings konnte er nicht sagen ob dies nun einer der Täter war, oder eine Person die einfach nur mit weglief. Er könne dies nach eigenen Angaben nicht ausschließen. Es habe sich dann eine Gruppe von Menschen um ihn gesammelt die darauf bestanden, dass er die Person loslasse. Sein Bekannter Jörg Jansa habe sich dann vor ihn gestellt um ihn zu schützen und dabei einen Schlag abbekommen, ob dieser von Julia kam konnte Manzke nicht sagen, auf alle Fälle hätte sich Jansa dann gegen Julia “gewehrt”. Er gab desweiteren an, dass bis auf die von ihm festgehaltene Person alle aus seinem Sichtfeld verschwunden seien. Diese Person hätte er dann der Polizei übergeben. Die Befragung dieses Zeugin wir am Freitag den 15.09 um 9.00 fortgesetzt werden.
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Ergänzungen

Urteil

Jan 14.09.2006 - 17:49
gibt es ein Aktenzeichen ? Damit man die Verschriftlichung des Urteils bekommen kann.

aktenzeichen + prozesstage

soligruppe potsdam 15.09.2006 - 16:04
Das Aktenzeichen kann ich dir momentan nicht mitteilen, du kannst dir aber gewiss sein, dass die Urteilsbegründung bei uns auf der homepage veröffentlicht werden wird.

Prozesstage sind bisher min. 15 angesetzt und da nun ein Monat Uralub ist, wird sich das ganze im üblichen Montag-Mittwoch-Rythmus hinziehen bis zum 15. November. Wie gesagt: mindestens.

beste Grüsse: die soligruppe potsdam

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Hä? — ,i

@ antifa — kljasfg

Urteil — ...

@Antifa — LSD-APPD

@antifa — egal