Unna: Organisator von NPD-Veranstaltungen

Voß meldete im Frühjahr 2004 drei Schulungsveranstaltungen in Unna an. Die NPD traf sich in den Gaststätten "Am Kurpark" und "Sportklause Klüting". Die Wirte waren getäuscht worden: Voß hatte ihnen gesagt, es handele sich um Treffen eines Heimatvereins. Die Wirte distanzierten sich später deutlich von der neonazistischen Partei und vermieten nicht mehr an die NPD.


Kooperation mit gewaltbereiten Nazi-Kameradschaften

Am 22.April 2006 fand im Westenschützenhof in Hamm eine Saalveranstaltung des Aktionsbüro Westdeutschland, einem NRW-weiten Zusammenschluss der aktivsten Neonazi-Kameradschaften, statt. Zwischen 50 und 60 Neonazis aus ganz NRW nahmen an der Veranstaltung teil, unter ihnen auch Führungspersonal wie Axel W. Reitz (Kampfbund Deutscher Sozialisten/Puhlheim) oder Katja Jarminowksi (Kameradschaft Dortmund). Hauptredner an diesem Samstag Nachmittag war der angebliche Ritterkreuzträger Otto Riehs. Voß soll die Veranstaltung unter dem Namen "AK Geschichte und Kultur" angemeldet. Hans Jochen Voß organisiert also nicht nur maßgeblich die Veranstaltungen der NPD, sondern trat auch bei der Aktionsbüro-Veranstaltung in Erscheinung. Die Unterstützung des NPD Kreisverbands Unna/Hamm für die "Freien Kameradschaften" beinhaltet auch die Übernahme der Anwaltskosten des verurteilten und zur Zeit inhaftierten "Kameradschaftsführers" Sascha Krolzig aus Hamm. Das berichtet die NPD auf ihrer Internetseite. Der NPD Kreisverband Hamm ist ebenfalls Mitglied im regionalen "Kameradschaftlichen Bündnis Hamm", einem Neonazi-Netzwerk unter maßgeblicher Führung der Kameradschaft Hamm.

Mitglieder der "Kameradschaft Hamm" oder der "Kameradschaft Dortmund" sind immer wieder durch brutale Angriffe aufgefallen. So hatte nicht nur der 17-jährigen Neonazi, der am 28. März 2005 den Punks Thomas S. in der Dortmunder U-Bahn-Station Kampstraße erstach, Kontakt zur Szene um die "Kameradschaft Dortmund". Zur Zeit sitzt auch ein Kader der "Kameradschaft Hamm" in Untersuchungshaft. Dem 19-jährigen Christoph Drewer (er schützte auch Infostände der NPD in Hamm) wird vorgeworfen in der Nacht auf den 6. Mai 2006 mehrmals jugendliche Besucher des City-Festes angegriffen zu haben. Einer der Angegriffenen erlitt durch eine Hieb mit einem Schlagring u.a. einen Jochbeinbruch. Er musste mehrere Tage stationär behandelt werden.


Wahlkampf für die NPD

Voß ist auch im Wahlkampf für die neonazistische Partei tätig. Die NPD trat zu den Landtags- und Bundestagswahlen 2005 in allen Wahlkreisen des Kreis Unna an. Sie führte den aufwendigsten Wahlkampf seit vielen Jahren. Es wurde flächendeckend plakatiert, in vielen Städten wurden Flugblätter verteilt und in Bergkamen, Unna, Hamm und Lünen wurden Infostände aufgebaut. Voß wurde im Mai 2005 bei Infoständen in Lünen und Bergkamen gesehen. Auch am 10. September 2005 wurde er bei einem Infostand in der Hammer Innenstadt gesichtet. Anschließend beteiligte sich der NPD Kreisverband an einer, von neonazistischen "Freien Kameradschaften" organisierten, Demonstration unter dem Motto: "WASG, Ver.di, PDS und Antifa keine Plattform bieten – Linksbündnis abschalten".


Der NPD entgegentreten!

Die NPD ist eine neonazistische Partei, die mit rassistischer und antisemitischer Hetze auf Stimmenfang geht. Auch dann, wenn die Partei versucht mittels sozialer Demagogie zu werben, offenbart sich schnell der völkisch-rassistische Charakter der Partei: Man wendet sich gegen den Abbau des Sozialstaates, allerdings soll dieser nur diejenigen unterstützen, die "deutschen Blutes" sind. Immer wieder wird sich zudem positiv auf den Nationalsozialismus bezogen, wird deutsche Kriegsschuld geleugnet und den alliierten Streitkräften Kriegsverbrechen angelastet. Beispielhaft dafür kann nicht nur die Rede von MdL Jürgen Gansel aufgeführt werden, der im Januar 2005 im sächsichen Landtag die Bombardierungen Dresdens als "Bombenholocaust" bezeichnete. Die NPD nimmt auch regelmäßig an Aufzügen zur Ehre des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess oder gefallener Wehrmachts- und SS-Soldaten teil. Auch bei Demonstrationen gegen die sog. Wehrmachtsausstellung wird der NS und seine Akteure verherrlicht. Um zu erkennen, dass auch der lokale NPD Kreisverband die Parteilinie verfolgt, genügt ein Blick auf die eigene Website. Unter der Rubrik "Aktuelles" findet sich rassistische und antisemitische Hetze zuhauf.

Die NPD ist eine Partei, die mensch nicht tolerieren darf. Sie ist zutiefst anti-demokratisch. Mit ihren Schulungs- und Informationsveranstaltungen versucht sie gezielt rechte Jugendliche an die Partei heranzuführen und ihre Strukturen zu festigen. Erfahrungen aus Sachsen, wo die NPD im Landtag sitzt, und aus Mecklenburg-Vorpommern zeigen, dass eine große Gefahr von der lokalen Verankerung der Neonazis ausgeht. Die dortigen NPD- Kandidaten sind zum Teil anerkannte Fahrlehrer oder Ärzte. Auch Hans Jochen Voß erfüllt vielleicht auf den ersten Blick nicht das Klischee eines Neonazis - den mensch sich in der Öffentlichkeit immer noch viel zu oft als dumpfen Skinhead vorstellt - aber er ist ein Organisator des NPD Kreisverbandes. Ob er auch Gelder aus seiner Firma benutzt, um die Partei zu unterstützen, wissen wir nicht – vermuten kann man es aber schon.

Voß streitet gegenüber der Presse ab, etwas mit der Partei zu tun zu haben. "Ich kenne den Verein nicht und möchte auch nicht weiter mit ihnen über das Thema reden", sagte er gegenüber der WAZ. Das kann mensch ihm schwerlich glauben.