Gö: Antifa besucht Neonazi

Olli, Timo & Dennis 12.09.2006 00:20 Themen: Antifa
Am Sonntag, den 10.09.06 war ein aufregender Tag für die BewohnerInnen von Harste (Flecken Bovenden), denn sie durften wählen (juchhu Demokratie!) und bekamen noch Besuch – aus Göttingen. Grund für den Besuch war ein relativ neuer Dorfbewohner, denn in Harste wohnt seit geraumer Zeit Timo Schubert, seines Zeichen Drummer der Neonaziband Agitator und militanter Neonazi. Er zählt zum engen Freundeskreis von Thorsten Heise. So ist Timo Schubert auch Anmelder der deutschen Domain von Thorsten Heises Internetversand, dem WB-Versand.
Hintergrund zum Besuch
Innerhalb eines Jahres haben Nazis fünf Aufmärsche in Göttingen angemeldet, wohl in der Hoffnung das Trauma vom 29.10.05 ( http://de.indymedia.org//2005/10/130882.shtml) überwinden zu können. In Sorge, was die Nazis der Region denn so dummes tun, wenn sie gerade mal nicht in Göttingen unter Polizeischutz dämlich rumstehen dürfen, beschlossen Antifas die Neonazis hin und wieder mal zu besuchen. Als erstes ging es am Sonntag nach Harste zu Timo Schubert, um der Dorfbevölkerung mal näher zu bringen, wer denn ihr netter Nachbar ist. Insgesamt 40 Antifas zogen als Sonntagsspaziergang von Lenglern nach Harste. Motto der Veranstaltung: „Tür an Tür mit Nazis. Bevor die Nazis zu uns kommen, kommen wir zu ihnen“. Direkt vors Haus von Timo Schubert durfte der Spaziergang nicht gehen. Die Polizei hatte Angst vor Auseinandersetzung und betonte die Persönlichkeitsrechte des Herrn Schubert. In der Bevölkerung stieß der Antifa-Besuch auf reges Interesse, es wurden viele Flugblätter (siehe unten) die über Timo Schubert aufklären, verteilt. Dass ein Neonazi in Harste nicht unbedingt willkommen ist, machten mehrere Dorfbewohner deutlich.
Dies war indes nicht der erste Besuch bei Timo Schubert. Schon 2004 wurde er mal besucht ( http://www.turnitdown.de/209.html). Diesen Besuch widmete Agitator sogar ein Song namens „Antifa-Lied“, welches auf der Agitator-Homepage zum Download bereit steht. Darin prollt Agitator rum, dass der Besuch Timo Schubert in keinster Weise eingeschüchtert hätte. Dass der Song aber wohl eher Teil seiner Verarbeitungstherapie war, zeigte sich schon wenige Wochen später. Denn kurz nach dem Outing zog Schubi ziemlich überstürzt ins beschauliche Harste. Da Agitator gerade an einer neuen CD arbeiten, ist wohl zu befürchten, dass auch der neuerliche Besuch als Therapiestunde in einem Song verarbeitet wird – die arme Rechtsrockgemeinde, die das über sich ergehen lassen muss.

Während des Besuchs am Sonntag durch Antifas zeigte sich Schubert natürlich nicht. Er hatte im Vorfeld vergeblich versucht, die Behörden zu bewegen, den Sonntagsspaziergang zu verbieten. Ob im Vorfeld des nächsten geplanten Naziaufmarsches in Göttingen (am 28.10.06) noch andere Nazis der Region Besuch erhalten bleibt abzuwarten.


Verteiltes Flugblatt an die BürgerInnen in Harste:

Eigentlich ist Harste ein recht beschaulicher Ort, gepflegte Vorgärten und nette Nachbarn. Nette Nachbarn?!
Vor einiger Zeit wurde die Nachbarschaft um Timo Schubert erweitert. Auf den ersten Blick erscheint Timo Schubert als netter junger Familienvater. Doch wissen Sie eigentlich was ihr Nachbar in seiner Freizeit macht und warum er in diesen beschaulichen Ort gezogen ist?
Timo Schubert ist langjähriger militanter Neonazi. Nachdem seine Nachbarschaft in Göttingen darüber aufgeklärt wurde, und er mit Protest gegen seine Person konfrontiert wurde, zog Timo Schubert nach Harste.
Zu bundesweiter Bekanntheit verhalf Timo Schubert seine Rechtsrockband „Agitator“. Sie werben auf T–Shirts mit Sätzen wie„ „Wer „A“ sagt muss auch „dolf“ sagen.“ Mittlerweile fehlt Agitator bei keinem wichtigen Nazifestival mehr. Sie spielten erst im August in Dresden beim „Deutsche Stimme Festival“ der NPD, mit 4000 Besuchern eines der größten seiner Art. Neben seinen Aktivitäten als Schlagzeuger von Agitator, hat sich Timo Schubert noch ein zweites Standbein in der Rechtsrockszene geschaffen.
Timo Schubert ist ebenso der Inhaber des neonazistischen Versandes „derversand“. Dort wird, wie auch beim „Agitator – Shop.de“, neben Merchandise seiner Band fast alles verkauft, was das nationale Herz begehrt, von Nazikleidung für jung und alt bis zu einem umfassenden Rechtsrockangebot. Timo Schubert steht auch anderen Versänden tatkräftig zur Seite, z.B. dem Versand und Label WB –Records bzw. WB- Versand, dessen Inhaber Thorsten Heise ist. Heise ist im Bundesvorstand der NPD und wegen Volksverhetzung verurteilt. Bei ihm fand erst kürzlich eine Razzia wegen der von Nazis veröffentlichten Fußball CD „ Zu Gast bei uns“ statt.
„Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft erfüllt mindestens ein Lied darauf den Tatbestand der öffentlichen Aufforderung von Straftaten. In den 10 Liedern auf der CD, u.a. von der Göttinger Rechtsrock – Band Agitator, werde Hooliganismus und Gewalt verherrlicht sowie Fremdenfeindlichkeit propagiert.“ (Zitat von Stadtradio Göttingen, 14.7.2006)

Mittlerweile hat auch die Justiz festgestellt, dass es anscheinend einen Zusammenhang zwischen Rechtsrock und rechter Gewalt gibt.
Egal welche Musikrichtung sich die jeweiligen Bands oder InterpretInnen aneignen, ob Balladen, HipHop oder Dark Wave, eines bleibt allen gemein, ihre Musik ist und bleibt Begleitmusik zu Mord und Totschlag.
Die Musik spielt noch eine weitere wichtige Rolle für die Rechte Szene. Sie schafft eine eigene Erlebniswelt z.B. durch Konzerte und Festivals. Die Konzerte werden immer wieder als „Privatfeiern“ getarnt und von der Polizei erlaubt. Sie verhelfen der rechten Szene zu einem größeren Zusammengehörigkeitsgefühl. Gerade für Jugendliche stellt Rechtsrock einen besonderen Reiz dar. Schon das Kaufen einer CD oder der Besuch eines Konzertes ist eine „subversive“ Aktion.

So meinte auch der Begründer des seit September 2000 in Deutschland verbotenen Nazinetzwerks „Blood and Honour“ Ian Stuart Donaldson: „Musik ist das ideale Mittel, Jugendlichen den Nationalsozialismus näher zu bringen. Besser als dies in politischen Veranstaltungen gemacht werden kann, kann damit Ideologie transportiert werden.“

Die NPD versucht Jugendlichen den Nationalsozialismus näher zu bringen, indem sie die so genannte „Schulhof“ – CD mit neonazistischer Musik seit 2004 an Schulen verteilt. Das hat auch bundesweit für Aufregung gesorgt. Im Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern wirbt die NPD in diesen Tagen an Schulen wieder mit CD´s, u.a. mit der Musik ihres Nachbarn!

Und nun wissen Sie es:

In ihrer Mitte wohnt Timo Schubert, einer der Protagonisten dieser Szene, die immer wieder die Begleitmusik zu Mord und Totschlag herstellen und vertreiben!



Infos zu dem geplanten Naziaufmarsch am 28.10.06 in Göttingen:
www.puk.de/gegenstrom
www.puk.de/redicalm
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Ergänzungen

29.10.2005

Timo S. 12.09.2006 - 08:41
Welchen Hintergrund hat das Bild zu Timo Schubert in diesem Artikel? Wurde er verhaftet?

fronttranspi

argusauge 12.09.2006 - 08:41
würde mal auf: "Tür an Tür mit Nazis. Bevor die Nazis zu uns kommen, kommen wir zu ihnen" tippen

@29.10.2005

hm.. 12.09.2006 - 09:55
ja er wurde verhaftet. gehilfe braucht schubi noch nicht.

Hier noch die Meldung vom Stadtradio:

Demonstration gegen Neonazi in Harste
Montag, 11 September 2006

Etwa 40 Personen aus der Göttinger linken Szene haben gestern in Harste gegen den dort lebenden Neonazi Timo Schubert demonstriert.

In einem Redebeitrag erklärten die Demonstranten, Schubert sei Schlagzeuger der bundesweit bekannten Nazi-Band „Agitator“. Außerdem betreibe er einen neonazistischen Versand im Internet und arbeite in diesem Rahmen eng mit dem NPD-Vorstandsmitglied Thorsten Heise aus dem Eichsfeld zusammen. Heise hatte auch die erste Agitator-CD vertrieben. In einem in Harste verteilten Flugblatt heißt es wörtlich, Schubert sei einer der Protagonisten, die die Begleitmusik zu Mord und Totschlag herstellten und vertrieben. Nach Angaben des niedersächsischen Verfassungsschutzes gehört die Göttinger Rechtsrock-Band Agitator mittlerweile zu den aktivsten Skinhead-Bands landesweit.

fronttranspi

blable 12.09.2006 - 10:45
ich glaube eher es ist der teil gemeint der grün auf blauem hintergrund geschrieben steht

Ablauf

hyokriza 13.09.2006 - 10:36
Schade dass es offensichtlich mit der Bekanntmachung des terminlichen und zeitlichen Ablaufs nicht so 100% geklappt hat. Der redical M Seite war zu entnehmen dass es um 13:30 einen Treffpunkt am Göttinger Hbf für den "antifaschistischen Spaziergang" gebe, konnte dort aber leider niemanden ausfindig machen. Die Göttinger selbst, u.a. auch große Teile der Linken waren ebenfalls nicht ausreichend informiert, zumal sich ja nicht alle in gefestigten politischen Strukturen bewegen. Selbst am Abend im T-Keller war es mir nicht möglich fundierte Informationen zu bekommen, ob die Demo nun stattgefunden hatte oder nicht.
Schade, hätte mich wirklich gerne angeschlossen...vielleicht das nächste Mal.

@ hyokriza

antifa^ 13.09.2006 - 12:14
auf der Seite der Redical wurde es beworben und auf der Seite der Gruppe Gegenstrom. Alles andere ließ absolut zu wünschen übrig - agree! Ab 13:15 waren die ersten Leute wohl schon vor dem Bahnhof - nur nicht direkt, nen Schattenplatz musste schon drin sein ;) Hättest du dich kurz umgeschaut wären dir sicherlich die Leute aufgefallen. Schade ist es allemal, dass du da warst aber die Leute nicht gesehen hast. Nächstes mal wirds hoffentlich besser.
Ansonsten kannst du auch sicherlich der Antifa deines Vertrauens eine seriöse e-mail schreiben und nochmal konkreter nachfragen. Aber immer dran denken, dass Emails vom VS mitgelesen werden und die Antifa auch immer damit rechnen muss, dass die E-mail entweder vom VS oder von Nazis kommen könnte. Das im T-Keller niemand so wirklich bescheid wusste wundert mich auch.
AFA grüße

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Schön — nazis wegfegen

schon wieder — octoponien