Keine Stimme den Nazis: Rock für Links

Antifa Bündnis Marzahn/Hellersdorf [ABM] 11.09.2006 20:21 Themen: Antifa
Berlin Marzahn: Am 09.September 2006 fand das jährliche umonst&draußen Festival 'Rock für Links' in Marzahn statt. Etwa 1500 Menschen versuchten den Bezirk für wenigstens einen Tag im Jahr antifaschistisch zu besetzten. In diesem Jahr stand das RfL unter dem Motto 'Bildet euch, bildet Andere, bildet Banden' und war Teil der Aktionswochen 'Keine Stimme den Nazis'.
Im Vorfeld des Festivals fand eine Antifa-Demonstration im Rahmen der Aktionswochen 'Keine Stimme den Nazis', in die sich auch das 'Rock für Links' einreiht, statt. Ca. 100 Menschen nahmen an dieser Teil:  http://de.indymedia.org/2006/09/156884.shtml
Weitere Informationen und Termine zu 'Keine Stimme den Nazis' unter www.kein-verstecken.de

Ab 15Uhr feierten dann bis zu 1500 Menschen beim 'Rock für Links' mit Benjie, Klartext, , Delikat, Kafkas, Miserlou, Subcutanicks und Just Sic!. Daneben gab es 2 Soundsystemzelte, Graffiti-Wände, eine Feuershow, verschiedene politische Infostände , Skaterampen, vegetarisches Essen und eine Hüpfeburg. Das RfL wurde 22Uhr mit einem Feuerwerk beendet.
_______________________________________________________________________

Der Aufruf zum diesjährigen Rock für Links:

Wie schon 2005 und die Jahre zuvor wird es auch im Jahr 2006 ein „Rock für Links" im Berliner Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf geben. Das Rock für Links versteht sich als Festival, das auf unkommerziellem Weg antifaschistische, emanzipatorische Politik vermitteln möchte. Das diesjährige Rock für Links wird am Samstag, den 09. September 2006, in Marzahn stattfinden. An diesem Tag soll der Bezirk durch das umsonst und draußen stattfindende Festival, dessen kulturelles Angebot nicht nur die musikalische Schiene bedient, antifaschistisch besetzt werden.

In diesem Jahr steht das Rock für Links unter dem Motto „Bildet euch, bildet Andere, bildet Banden“. Damit wollen wir junge Menschen explizit dazu animieren sich gegen Rassismus und Sexismus jeglicher coleur zu engagieren und organisieren. Große Teile der Gesellschaft vertreten Ressentiments gegenüber ihren Mitmenschen, die den fruchtbaren Boden für rechtsextreme Organisationen und deren menschenverachtendes Weltbild erst bieten. Diese sind nicht etwa die netten Nachbarn von nebenan, wie sie sich in der Öffentlichkeit darstellen zu versuchen, sondern brutale Schläger und Brandstifter.

Im Speziellen rufen wir dazu auf den Wahlkampf kreativ zu begleiten und den Einzug rechter Parteien am 17.September in die Parlamente zu verhindern . Im Rahmen der Antifaschistischen Aktionswochen “Kein Stimme den Nazis“ wird es verschiedene Veranstaltungen geben.

Anlässlich dem überall zu findenden Schwarz-Rot-Gold-Rausch während der Fußball-Männer-WM und beleidigenden Kampagnen wie „Du bist Deutschland“ wollen wir mit dem diesjährigem Rock für Links auch ein klares Alarmsignal gegen erstarkenden Nationalismus setzten. Wir sagen nein zu einem Konstrukt Deutschland, welches Menschen durch fiktiv gezogene Grenzen voneinander trennt. Nein zu Deutschland, da dessen Grenzen schon immer rassistisch begründet wurden - damals mit der zu schützenden homogenen Volksgemeinschaft und heute mit Einflüssen, die eine angeblich einheitliche „Leitkultur“ bedrohen. Daraus resultieren Abschiebung und diskriminierende "Ausländergesetzte", also die Kriminalisierung von Menschen, und nicht zuletzt liefert es eine Grundlage für Rassismus innerhalb der Gesellschaft.

Auch die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte ist in Deutschland nur maximal unzureichend vorhanden. Zum einen klingen Diskussionen um die „armen kleinen Deutschen“ während des kollektiven Herrenmenschenwahns nicht ab, zum anderen wird nicht ausreichend an die Opfer erinnert. Aus diesem Grund hebt das Rock für Links 2006 die Kampagne „Kein Vergessen“ hervor, welche die Errinnerung an die Errichtung des Sinti- und Roma Zwangslagers Marzahn vor 70.Jahren aufrechterhält.

Auf dem Gelände an der Wolfener Strasse / Bitterfelder Strasse wird am 09.September auch eine Ausstellung, die im Rahmen der Kampagne „Kein Vergessen“ erarbeitet wurde, präsentiert.

:: Bildet euch, bildet Andere, bildet Banden ::
:: Für ein ganz anderes Ganzes ::
:: Für den Kommunismus ::
______________________________________________________________________

Die Geschichte des 'Rock für Links' in Marzahn/Hellersdorf:

Mit knapp 80 Menschen, 3 Bands, die teilweise improvisierten, weil sie mit ihren Liedern noch keinen Auftritt füllen konnten und 50 Faschos, die von der Polizei im Kessel gehalten wurden begann in Marzahn/Hellersdorf 1998 die Veranstaltungsreihe "Rock für Links" auf dem "Barnimplatz" nähe des S-Bhf. Ahrensfelde. Ein Jahr später (1999) wurde das Konzert auf den zentraler gelegenen "Helene-Weigel-Platz" verlegt. Etwa 300 Menschen kamen zum Konzert der 4 regionalen Bands, eine After-Show-Party im "Springfuhlhaus" scheiterte jedoch an mangelnder Beteiligung und Nazistress.

Im Jahr 2000 wurde das Rock für Links raus aus dem Kiez in den Schlosspark Biesdorf verlegt, einem Stadtpark etwas am Rande des Bezirks in dem während den Sommermonaten die alternativen Jugendlichen aus dem Randbezirk verweilen. Die chillige Parkatmosphäre wurde zwar von den etwa 500 Besuchern gerne angenommen, das etwas halbherzig organisierte Festival fand jedoch keinerlei Resonanz in der Öffentlichkeit.
Das Jahr 2001 schien zunächst das Aus für die Rock für Links-Reihe in Marzahn/Hellersdorf zu sein. Die bisherigen Veranstalter versuchten das damals noch sehr junge "Antifa Bündnis Marzahn/Hellersdorf", ein Bündnis aus mehreren Gruppen und Einzelpersonen was sich kurze Zeit vorher als Demobündnis gegründet hatte, in die Planungen mit einzubeziehen. Dieses begannen jedoch so spät, dass eine erfolgreiche Veranstaltung nicht mehr möglich erschien. Die Orga konzentrierte sich nun auf das Jahr 2002, wobei sich die ursprünglichen Veranstalter komplett aus der Vorbereitungsphase verabschiedeten.

Mit viel Behördenstress ging es ins Jahr 2003 und in die 5. Runde "Rock für Links". Im Zuge der Sparmaßnahmen des völlig verschuldeten Berlins, sowie eine Konzeptlosigkeit im Grünflächenamt, was den Schlosspark Biesdorf angeht, konnte die Open-Air-Bühne im Park nicht genutzt werden, was ein kleines Chaos bei der Orga, sowie ein plötzlicher und ungeplanter Anstieg der Ausgaben mit sich trug. Eine Ausweichfläche wurde dann aber schließlich in Hellersdorf gefunden, was den Vorteil hatte, dass das Festival zurück in den Kiez kam. Neonazis aus dem Bezirk nutzen das Durcheinander durch die Konzertverschiebung und klebten Überkleber mit einem neuen Termin auf Plakate, jedoch nur vereinzelt, sodass eine wirkliche Verwirrung bei den Besuchern ausblieb. Über 2000 Menschen kamen schließlich auf die Freifläche am Cottbusser Platz.
Bilder:  http://www.kein-verstecken.de/rfl_03_bilder.htm

Das Rock für Links 2004 fand am 8. Mai - dem 59. Jahrestag der Betreiung vom Hitlerfaschismus - statt. Am Vormittag demonstrierten etwa 300 Menschen vom S-Bfh. Raoul-Wallenberg-Straße zum ersten befreiten Haus von Berlin und gedachten dort den Opfern des Nationalsozialismus. Entlang der Demoroute sprühten Neonazis in der Nacht zuvor Hakenkreuze und zerstörten ein "PEACE-Zeichen" in einer Hellersdorfer Grünanlage.
Im Anschluss der Demo startete das Rock für Links im nahe gelegenden Wiesenpark in Marzahn, in den es bis zum Abend über 3000 Menschen zog.
Bilder:  http://www.kein-verstecken.de/rfl_04_bilder.htm

Am 24.09.2005 fand das 7.Marzahn/Hellersdorfer Rock für Links mit ca. 2500 BesucherInnen am Cottbusser Platz statt. Mit acht Ska-Bands wurde der Bezirk erneut laut, bunt und antifaschistisch besetzt. Insbesondere stellte das Festival in diesem Jahr eine Alternative zum zeitgleich stattfindenden Hellersdorfer Erntefest dar. Auf diesem typischen Volksfest kommt es jedes Jahr zu rassistischen Pöbeleien und teilweise Übergriffen auf Nichtdeutsche und Linke. Der Bereich um die Helle Mitte wird damit in den Abendstunden zur No-Go-Area für Menschen, die nicht in das Weltbild der Neonazis und Alltagsrassisten passen. Ebenso kann mensch sich den sexistischen Sprüchen besoffener und etwas weniger besoffener Männer auf dieser Veranstaltung kaum entziehen. Die Diskriminierung von Frauen und oft auch von Homosexuellen prägt, ob nun offensiv oder unterschwellig, das allgemeine Klima dieser Veranstaltung. Auch Infostände rechter Parteien sind auf diesem und ähnlichen Festen in Marzahn/Hellersdorf anzutreffen.
Das Rock für Links stellte einen Anlaufpunkt für Menschen dar, die kein Bock auf diese deutsche Stimmung auf bürgerlichen Volksfesten hatten.
Bilder:  http://www.kein-verstecken.de/rfl_05_bilder.htm
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

1500

Anwesender 12.09.2006 - 00:26
Also, als Anwesender möchte ich auch nochmal loswerden das die geschätzte Besucherzahl von 1500 Leuten nicht übertrieben ist. Wären Fotos vom Höhepunkt des Festes veröffentlicht worden, würde das auch deutlich werden. Im übrigen hat es das Marzahn/Hellersdorfer RfL auch in den vergangenen Jahren geschafft ähnlich viele Leute anzuziehen. Schade nur, dass die Demo vor der Party ziemlich schlecht besucht war.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

boarh wahnsinn! — erstaunt

... — ...

selber machen — anwesende

Anti-Sexismus — Plumps

@Plumps — Plamps

Kein Verstecken — neruda