Soest: Tag des Geschichtsrevisionismus

Junge Linke Lippstadt 10.09.2006 23:12 Themen: Antifa
Am Sonntag, den 10.09.2006, lud der Kreisverband des "Bundes der Vertriebenen" (BdV) zum "Tag der Heimat", welcher im Soester Rathaus begangen wurde, ein.
Mitglieder der Jungen Linken Lippstadt, der Antifa Soest und andere Antifas aus der Region nahmen als kritische Beobachter an der Veranstaltung teil.
Wie die nicht zufällige Wahl des rechtsextremen Märchenerzählers und ursprünglich angedachten Hauptredners Generalmajor a.D. Gerd Schultze-Rhonhof ( http://de.wikipedia.org/wiki/Gerd_Schultze-Rhonhof) erahnen ließ, wurde der "Tag der Heimat" auch ohne den Referenten zu einem Stell-dich-ein des Geschichtsrevisionismus. Zwar distanzierten sich Schirmherr Riebniger und der stellvertretende Soester Bürgermeister noch von Rechtsextremismus und betonten ein klares Bekenntnis zur Demokratie, doch in der Rede des BdV-Kreisvorsitzenden Feuerborn war diese Grenzziehung nicht mehr erkennbar. So hat Feuerborn sich darum bemüht keinerlei inhaltliche Differenz zum "Kronzeugen der Neonazis" (Soester Anzeiger, 06.09.2006), Schultze-Rhonhof, aufkommen zu lassen. Feuerborn betonte den aufrichtigen Charakter des "sachlich kompetenten" Generalmajors a.D., dessen umstrittenes Buch er ausdrücklich lobte, und beklagte dessen angeblich "ungeheure Diffamierung" durch die Presse. Ferner hob Feuerborn hervor, dass Schultze-Rhonhof keines Falls auf Grund unvertretbarer Positionen ausgeladen wurde, sondern allein aus "Sicherheitsgründen". In seiner folgenden Rede gab er zu erkennen, dass er dem Majorgeneral a.D. in Sachen Geschichtsklitterung in nichts nachsteht. In Anlehnung an die Positionen seines Wunschredners stellte er die rhetorische Frage "Warum darf ein Deutscher heute nicht mehr die Wahrheit sagen?".
Um welche Art von "Wahrheit" es ihm geht, war allzu deutlich: So wurde in keinem Satz die deutsche Kriegsschuld erwähnt, stattdessen trägen die "Vertriebenen neben den Bombenopfern die größte Kriegslast". Man versuche "seit 60 Jahren [uns] Geschichte überzustülpen", echauffierte er sich und stellte die Suggestivfrage, wer denn bestimmen könne, was denn die Wahrheit sei.

In dieser Rede, wie auch in zahlreichen Gesprächen mit Teilnehmern des "Heimat-Tages", offenbarte sich das zutiefst reaktionäre Weltbild, welches der Veranstaltung zu Grunde lag. So waren Kritiker im Gespräch mit Besuchern immer wieder mit Statements wie "Die Polen haben von langer Hand geplant, Deutschland zu überfallen" konfrontiert.

Einzig erfreulich blieb, dass recht kurzfristig sich mehrere Antifas mobilisieren ließen, die mit Flugblättern und Transparent gegen die Verdrehung der Geschichte und die Relativierung der Shoa demonstriert haben. Nach der gelungenen Kundgebung am gestrigen Tag (9.9.06) in Hamm ( http://de.indymedia.org/2006/09/156748.shtml), zeigte sich heute erneut, die Handlungsfähigkeit der antifaschistischen Strukturen in der Region sehr positiv.

Am nächsten Wochenende gilt es nun die Naziaufmärsche in Bielefeld/Gütersloh/Minden zu verhindern. (Infos u.a.:  http://ag.antifa.net)


Zur Auseinandersetzung um den "Tag der Heimat" in Soest:

 http://de.indymedia.org/2006/09/156656.shtml
 http://www.soester-anzeiger.de/lokales/story.php?id=201735
 http://media.de.indymedia.org/media/2006/09//156663.pdf
 http://de.indymedia.org/2006/09/156527.shtml


Fotos folgen demnächst...
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Ergänzungen

Gute Aktion

antifa 11.09.2006 - 10:53
Gute Aktion. Auch in anderen NRW-Städten fand Protest gegen den "Tag der Heimat" statt:

Witten -  http://de.indymedia.org/2006/09/156780.shtml
Salzkotten (OWL) -  http://de.indymedia.org/2006/09/156815.shtml

Viel Zustimmung

_-_-_-_-_- 11.09.2006 - 14:24
Erfreulich ist, dass auch ein großteil der Soester Bevölkerung in der Fußgängerzone, uns gegenüber, die wir gegen das Treffen protestiert haben, ausgesprochen aufgeschlossen waren. Neben den zu erwartenden Beleidigungen durch BdVler gab es auch erstaunlich viel Zustimmung für unseren Protest. Auch ältere, und scheinbar unpolitische Dorfkids.

Fotos

Ergänzer 11.09.2006 - 14:35

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geständnis — junger linker