Kein Bock auf Nazis in Hamm

*Antifa Hamm* 10.09.2006 14:58 Themen: Antifa
Hamm ist leider seit längerem ein beliebter Ort für Aktivitäten von Neonazis. So hat sich in Hamm eine der aktivsten Neonazi-Gruppen in
NRW etabliert: Die Kameradschaft Hamm. Die regelmäßigen Aufmärsche der Kameradschaft sind in Hamm zur Gewohnheit geworden.
Von Seiten der Stadt wird diese Entwicklung kaum problematisiert. Die
lokale Politik macht es sich statt dessen zur Aufgabe das Problem zu
klein zu reden und spielt so den Neonazis in die Hände. Die Neonazis freut es, dass man sie gewähren lässt. Ihr Ziel ist es als .normaler Teil des politischen Alltags zu gelten.
Wir haben mehrfach versucht, eine Ausstellung, die über die Absichten der Neonazis aufklärt, in öffentlichen Räumen unterzubringen und sie so vielen Menschen, speziell Jugendlichen, zugänglich zu machen. Von
städtischer Seite aus wurden uns jedoch alle öffentlichen Räumlichkeiten
verweigert. Deshalb zeigen wir die Ausstellung heute in der
Fußgängerzone.



Die Ausstellung "Rechts um , und ab durch die Mitte!"

Ist Neonazismus nur ein Jugendproblem, eine Protestbewegung und ein
Problem des gesellschaftlichen Randes? Das von Medien und Politik
gezeichnete Bild des aktuellen Neonazismus in Deutschland ist meist
verharmlosend und unvollständig. Die Konzentration auf den brutalen, jugendlichen Skinhead lenkt von dem kritischen Blick auf
gesellschaftliche und politische Zusammenhänge ab, in dem rassistische
Einstellungen und Übergriffe gedeihen und teilweise sogar stillschweigende Duldung erfahren. In der Ausstellung .Rechts um, und ab durch die Mitte!? werden Entwicklung, Organisation und Struktur der extremen Rechten in Deutschland dargestellt. Darüber hinaus werden Beispiele praktischer Arbeit gegen Faschismus und
Rassismus vorgestellt.

Antifaschistische Jugendkultur fördern!"

Wir wollen heute nicht einfach nur unsere Ausstellung zeigen. Vor allem
fordern wir Stadtverwaltung und -Rat auf, sich endlich des Problems
anzunehmen und eigene Konzepte zu entwickeln oder unsere Ausstellung
mit geeigneten Räumlichkeiten zu unterstützen.

Obwohl seit 2003 handlungsfähige Neonazi-Strukturen in Hamm bestehen,
hat die Polizei erst im Mai diesen Jahres zugegeben, dass vor
Ort eine rechte Szene existiert. In den Wochen zuvor hatten Neonazis
vermehrt Jugendliche angegriffen und Scheiben von Autos und Wohnungen
vermeintlicher Linker eingeschmissen. Während des City-Festes
griff eine Nazigruppe mehrmals jugendliche Besucher an. Ein
Jugendlicher wird mit einem Schlagring schwer verletzt. Ihm wurde das
Jochbein und der Augenhöhlenknochen gebrochen. Er musste mehrere Tage im Krankenhaus behandelt werden. Einen Monat später wurde ein Mitglied der Kameradschaft Hamm verhaftet. Er wird verdächtigt, die Taten begangen zu haben. Er sitzt zur Zeit in U-Haft.

Obwohl zwei der führenden Neonazis aus Hamm inhaftiert sind, ist damit das Problem nicht gelöst. Die Szene ist groß genug. Außerdem haben sich gerade in den letzten Jahren weitere Neonazi-Grüppchen und rechte Jugendcliquen gebildet, die das Weltbild der Kameradschaft
Hamm teilen und sich für Aktionen mobilisieren lassen. Auch in anderen Städten sind die Hammer Neonazis aktiv: Dustin Guske, Mitglied der
Kameradschaft Hamm, wirkt zum Beispiel bei den Naziaufmärschen am
16. September in Ostwestfalen in der Organisationsleitung mit.
Die Strategie der Nazis durch dauerndes Erscheinen im öffentlichen Raum allmählich zur Gewohnheit zu werden, geht in Hamm voll auf.
Man gewöhnt sich an Nazis und nimmt diese kaum mehr wahr. Viele Jugendliche stört es nicht mehr, dass Neonazis bei Konzerten oder Partys auftauchen. Man teilt zwar ihre politische Gesinnung nicht, akzeptiert sie aber. So können Nazis ihren Mist anderen Jugendlichen als scheinbar rebellische Subkultur anbieten und so ganz offen
Nachwuchs anwerben.

Die heute gezeigte Austellung kam in der Innenstadt sehr gut bei den vorbeilaufenden Bürgern an. Es wurden Flyer in der Fußgängerzone verteilt um die Leute, mal wieder drauf aufmerksam zu machen, dass auch wenn 2 der hauptaktuere im Gefängnis sitzen, sich die Neonazis dieser Stadt in Luft auflösen. Die Bürger nahmen gerne die Flyer, sowie die "Kein Bock auf Nazis" Zeitung entgegen. Weiterhin wurde für den 16.9., wo die Nazis in Bielefeld, Minden und Gütersloh demonstrieren wollen mobilisiert und Flyer verteilt. Von der sonst so "starken" und "mächtigen" Kameradschaft Hamm war heute nicht ein Hauch zu sehen. Sie scheinen führerlos umherzuirren, wie ein Huhn, dem mensch gerade den Kopf abgeschlagen hat.

Alles in allem ein durchaus erfolgreicher Tag!
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Ergänzungen

Ein weiterer

Bericht auf 11.09.2006 - 00:45
www.nazistopping.de

Artikel in der jW

- 13.09.2006 - 17:05
12.09.2006 / Inland / Seite 4

Antifa-Arbeit im Einkaufsrummel

Bündnis in Hamm zeigte Ausstellung über Neonazis und informierte über Aktivitäten gegen rechts
Wolfgang Garbers

Am Wochenende konnten Passanten mitten in der Fußgängerzone der Stadt Hamm die Ausstellung »Rechts um – und ab durch die Mitte« des Kölner Jugendclubs Courage begutachten. Zudem lagen an einem Stand zahlreiche Materialien und Informationen zur lokalen Neonaziszene aus. Initiator der Präsentation war das Bündnis »Hamm stellt sich quer«, dem die lokale Antifa, die DKP und das Friedensnetz Hamm angehören.

Viele Passanten unterbrachen am Samstag vormittag ihren Einkauf, um sich an den 22 Stellwänden über Entwicklung und Organisation der extremen Rechten in der BRD zu informieren. Dabei wird verdeutlicht, daß Teile der rechtsextremistischen Ideologie auch in der sogenannten Mitte der Gesellschaft verbreitet sind.

Aktivisten des Bündnisses »Hamm stellt sich quer« verteilten Flugblätter und Broschüren über die Neonaziszene, die in der Stadt besonders aktiv ist. Die »Kameradschaft Hamm« nimmt hier eine Schlüsselstellung ein. Mit Demonstrationen, Flugblattaktionen und brutalen Übergriffen auf vermeintliche Gegner machten die Neonazis in Hamm bislang von sich reden.

Bei der Aktion am Samstag wurden auch die schlechten Rahmenbedingungen für antifaschistische Arbeit in Hamm thematisiert. »Nicht zufällig stehen wir heute mitten in der Fußgängerzone«, sagte ein junger Antifaschist. Mehrmals habe man versucht, Räumlichkeiten für die Wanderausstellung der VVN-BdA »Neofaschismus in Deutschland« in der Stadt zu bekommen. Dies sei bisher immer verweigert worden. Doch gerade die zahlreichen Gespräche mit interessierten Passanten hätten ihm gezeigt, daß es in Hamm »sehr wohl ein Bedürfnis nach einer kritischen Auseinandersetzung mit der lokalen Neonaziszene« gebe, so der junge Mann. An alle Ratsfraktionen der Stadt ging deshalb parallel zur Aktion ein Schreiben mit der Forderung, antifaschistische Arbeit nicht länger zu behindern.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Anmerkung — ich möchte ein e kaufen

lob — kartoffelsalat