Gelungene Aktion gegen Bielefelder Uni-Server

wzn 01.09.2006 15:52 Themen: Bildung Netactivism Repression Soziale Kämpfe
GebührengegnerInnen an der Universität Bielefeld haben vorgestern das Rechenzentrum der Uni nahezu komplett lahm gelegt. Die Homepage der Uni war länger als 24 Stunden nicht erreichbar. Die AktivistInnen wollen ihren "Warnschusz vor Semesterbeginn" nicht nur als Gebührenprotest, sondern auch als "kreative Antwort auf Repressionen durch Rektorat und Staatsschutz" verstanden wissen.
Wer gestern auf die zentralen Internetseiten der Universität Bielefeld zugreifen wollte, blieb vor einem weißen Bildschirm sitzen. Knapp 28 Stunden ging hier gar nix.

Gegenüber der Kampagne - Wir zahlen nix! - erklärte eine Gruppe namens "Arm, aber nicht mittellos", man habe "ohne gröszeren Aufwand" die Server des Rechenzentrums manipulieren können.

Durch die zunehmenden Ermittlungen des polizeiliches Staatsschutzes an der Universität wachse die Bedeutung und Notwendigkeit "virtuelle[r] Protestformen" und es gelte zu zeigen, dass die Universität "immer und überall angreifbar" sei.

Der entstandene Schaden, auch in den universitätsinternen Betriebsabläufen, ist noch nicht beziffert. Er dürfte sich aber in einem relativ niedrigen Bereich bewegen, da der Betrieb in den Semesterferien weitgehend ruht.

Nach zahlreichen symbolischen Aktionen bis hin zu Brandanschlägen ist es nun GebührengegnerInnen erstmals gelungen, in den unmittelbaren Machtbereich der Universitätsverwaltung einzudringen und eine Option aufzuzeigen, dem Rektorat der Universität Bielefeld die Vorfreude auf Studiengebühren endgültig zu vermiesen.

Nach Informationen aus Kreisen des Sicherheitsdienstes ist es in den vergangenen Tagen zudem zu einem erneuten Brandanschlag und mehreren kleineren Aktionen an der Universität gekommen. Das Rektorat soll hier in Absprache mit dem Staatsschutz eine Nachrichtensperre verhängt haben, um "Nachahmungstaten" zu verhindern.

Die Kampagne - Wir zahlen nix! - rechnet in den nächsten Wochen und vor allem zum Semesterbeginn im Oktober mit einer Intensivierung der Proteste. Desweiteren laufen zum Frühjahr 2007 Planungen für eine Boykottkampagne, durch die möglichst viele Studierende zur Verweigerung der Gebührenzahlung motiviert werden sollen.

Es wird darauf hingewiesen, dass der politische Kampf gegen Studiengebühren nicht isoliert an den Hochschulen geführt werden darf. Die hier zu Tage tretenden Ausgrenzungsmechanismen sind Teil einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Betroffen sind hier wie da zuerst MigrantInnen, viele Frauen, Sozialschwache, Kranke und Behinderte. Die leistungsfähige und willige Mehrheitsgesellschaft legitimiert so jeglichen Widerstand in ihrer eigenen Form und Logik.

Es bleibt jedoch dabei: An den Universitäten bestehen weiterhin größtmögliche Freiräume für vielfältigen Protest und Widerstand.
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Ergänzungen

Keine Meisterleistung

Nerd 01.09.2006 - 17:32
Komplexe Serversysteme sind immer anfällig durch direkten Zugang, was am Rechenzentrum einer Uni sehr einfach ist. Ausreichend ist das Einloggen ins interne Netz unter der passenden Zugangshierarchie. An Unis finden sich eigentlich immer nette Leute in den Rechenzentren, geduldige Beobachtung über einen längeren Zeitraum genügt auch. Damit ist ein beliebiger Zugriff auf die Software möglich. Denkbar ist auch ein physischer Zugriff auf Datenleitungen, wenn Kenntnisse der Glasfasertechnologie vorhanden sind. Und es bestehen weitere Möglichkeiten, hundertprozentigen Schutz wird es nie geben, wenn ein wenig Fachwissen und die entsprechende Energie gegeben ist. Für mich ist jedoch fraglich, ob wirklich der Rektoratsebene geschadet wird oder nicht vielmehr hunderten Studis, die von Wlanzugängen abgeschnitten sind oder nicht auf ihre Arbeiten zugreifen können. Ein Zielgerichtetes physisches Lahmlegen bestimmter lokaler Netzbereiche ohne Totalausfall wäre ebenfalls ohne besonderen Mehraufwand zu machen und für mich die bessere Aktion.

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und was wurde überhaupt gemacht?

(muss ausgefüllt werden) 01.09.2006 - 16:17
es wurden also "server manipuliert". was heisst denn das?
habt ihr nen stecker gezogen? hardware sabotiert? einen (d)dos gestartet? eine sicherheitslücke exploited? WAS? mehr infos bitte..

wissen ist macht

dieter 01.09.2006 - 16:59
vermute mal ein gezogener stecker reicht nicht für einen derart extremen totalausfall. wäre sicher dumm die genauen sicherheitslücken hier offenzulegen.

Geilo!!!

Wayne I. 01.09.2006 - 17:11
Bielefeld rockt weiter.