Pressemitteilung von Amal zu Naziangriff

nagev 31.08.2006 15:02
Richtigstellung der Naziattacken gegen eine Zirkusfamilie in Triebel, herausgegeben von AMAL Wurzen
AMAL – Hilfe für Betroffene rechter Gewalt e.V.
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04808 Wurzen
Tel.: 03425-85 15 41
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Web: acb.amal-sachsen.de

Pressemitteilung

Überfall auf Familie in Triebel - Täter waren Neonazis
Betroffene und Opferberatungsprojekt widersprechen Erkenntnissen der Polizei //
Bitte um Beteiligung an Spendenaktionen für die Familie

Wurzen/ Triebel, 30.08.2006:
Der Überfall in der Nacht zum 26.8. auf den Zirkus der Familie Q. sowie einen Jugendtreff im sächsischen Triebel (Vogtlandkreis) ist nach Gesprächen mit den Betroffenen und weiteren Zeugen vor Ort eindeutig der rechtsextremen Szene in der Region Plauen zuzurechnen. Wieso hingegen die Polizei einen rechtsextremen Hintergrund nicht erkennt, ist für Familie Q. sowie für die Bewohner des Ortes unfassbar. „Wir haben mit der Familie und Tatzeugen gesprochen. Sie berichteten, dass unter den Angreifern bekannte Rechte waren und dass sie mit unglaublichen neonazistischen Bedrohungen konfrontiert wurden. Neben Heil-Hitler-Rufen wurden der Familie lauthals vor deren Haus u.a. Schläge und die Zerstörung ihres Zeltes angedroht, welches dann noch in derselben Nacht verwüstet und immens beschädigt wurde“, so Ingo Stange, Berater bei AMAL Wurzen.

Wieso in Pressemeldungen von einem anhaltendem Streit zwischen der Familie und „mehreren Jugendlichen“ des Dorfes gesprochen wird, der der Tat vorausgegangen sein soll, ist ebenfalls unerklärlich. Richtig ist vielmehr, dass es seit dem Eintreffen des Zirkus in Triebel wiederholte Bedrohungen gegen Angehörige der Familie gegeben hat: So drohte man ihnen fast täglich, dass sie bei „Adolf“ vergast worden wären, man ihnen die Hände abhacken, sich an Tochter und Großmutter vergreifen und man „Zigeunerpack“ nicht dulden werde, so berichteten Familienangehörige. Mehrere Hausfriedensbrüche durch bekannte Neonazis des Ortes wurden bei der Polizei angezeigt. „Von einem `Streit´ kann überhaupt keine Rede sein. Die Familie wurde und wird auch nach den Vorfällen am Wochenende massiv von Angehörigen der regionalen Neonaziszene beleidigt, bedroht und verfolgt“, gibt Ingo Stange von AMAL die Schilderungen der Betroffenen wieder.

„Sie gelten ganz im Sinne rechtsextremer Einstellungen und Feindbilder als Fremde, als Eindringlinge, als Undeutsche, die hier nicht her gehören und die man auch mittels Gewalt vertreiben werde. Die Rechten hier nehmen sich einfach das `Recht´ heraus, als Ordnungsmacht aufzutreten und den Ort von dem, was nicht in ihr Weltbild passt, `säubern´ zu wollen.“, ergänzt Stange den Hintergrund der bisherigen Straftaten im Zusammenhang mit dem Zirkus und das Selbstverständnis rechtsextremer Gruppierungen.

AMAL unterstützt die Familie Q. dabei, zu ihrem Recht und zu einer Wiedergutmachung zu gelangen. Damit die Täter juristisch belangt werden können, bitten wir mögliche weitere Zeugen des Angriffs sich bei der Polizei oder AMAL zu melden. Gleiches gilt für vorangegangene Straftaten (Bedrohungen, Parolen, Beleidigungen) gegen Familie Q. Dies kann AMAL gegenüber auch anonym erfolgen.

Der Überfall belastet die Familienangehörigen nicht nur psychisch schwer, sondern hat auch einen immensen Sachschaden von ca. 20.000 € verursacht. Durch die Zerstörung des Zirkuszeltes ist die Familie ihrer Arbeitsgrundlage beraubt. Familie Q. erhält vor Ort bereits von vielen Einwohnern Unterstützung, erste Spenden wurden gesammelt. AMAL unterstützt diese Initiative und ruft zu weiteren Spenden auf, damit der Zirkus bald wieder gastieren kann. Dazu steht das Spendenkonto des Projektes (AMAL - Hilfe für Betroffene rechter Gewalt e.V., Bank für Sozialwirtschaft, KNR: 360 56 01, BLZ: 850 205 00, Stichwort: Zirkus) zur Verfügung. Spenden werden umgehend an die Betroffenen weitergeleitet und sind steuerlich absetzbar. Wenn Sie Ihre Anschrift mitteilen, erhalten Sie eine Spendenbestätigung. Im Namen der Betroffenen dankt AMAL allen Spendern.



Wir bitten um Veröffentlichung dieser Pressemitteilung. Vielen Dank.
Rückfragen für Presse: Ingo Stange – 0171-898 50 16.
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