Bericht von der AntifaDemo am 26.08. in Zella-Mehlis/Thür.

agst 30.08.2006 21:09
Erfolgreich konnte am Samstag, dem 26. August eine antifaschistische Demonstration im Südthüringischen Zella-Mehlis durchgeführt werden. Insgesamt ca. 200 Menschen, nicht nur aus Thüringen, konnten gezählt werden.
Antifaschistische Demonstration „Willkommen in der No-Go-Area Zella-Mehlis. Betreten auf eigene Gefahr.“


Erfolgreich konnte am Samstag, dem 26. August eine antifaschistische Demonstration im Südthüringischen Zella-Mehlis durchgeführt werden. Insgesamt
ca. 200 Menschen, nicht nur aus Thüringen, konnten gezählt werden.


[Los ging es am Zellaer Bahnhof]

Grund der Veranstaltung war die bedrohliche, leider jedoch für Ostdeutschland mustergültige, Entwicklung rechter Strukturen in Zella-Mehlis. Immer weiter
rückt hier das politische Engagement neofaschistischer Strukturen in die Mitte der Gesellschaft. Zahlreiche der ansässigen Vereine, welche den Hauptteil
des sozialen Lebens in der Südthüringischen Kleinstadt ausmachen, können Kader und Mitwirkende der örtlichen Kameradschaft und andere Rechte zu
ihren Mitgliedern und UnterstützerInnen zählen. Während fast alltäglich gesellschaftliche Fremdenfeindlichkeit und organisierter neofaschister Rassismus
sich inhaltlich annähern können, müssen Nichtdeutsche, Linke und nicht in das Weltbild der Kameradschaft passende täglich um die eigene körperliche
Unversehrtheit fürchten.


Kurz nach der Eröffnung durch den Versammlungseiter und einem Redebeitrag zum Thema Nationalismus, startete der Demonstrationszug am Bahnhof Zella um etwa Dreizehn Uhr, um sich in Richtung des örtlichen Sportplatzes in der Alten Straße zu bewegen. Auf dem Weg dorthin gab es noch einige Sehenswürdigkeiten entlang der Route.

Hoppe zieh den Fallschirm an....


Punkt eins war das Wohnhaus des Altnazi Kurt Hoppe in der Friedensstraße, welcher in seiner langjährigen Arbeit in Neonazikreisen schon Erfahrung unter
anderem bei DVU, Republikanern und der Deutschen Partei sammeln konnte. Des Weiteren gehört Hoppe zum Kreis der Initiatoren bei der Gründung der
Kameradschaft Zella-Mehlis und zu den Organisatoren der diesjährigen Ersatzveranstaltung zum „Fest der Völker“- im wenige Kilometer entfernten Oberhof.
Hoppe lies sich bereits vor Beginn der Demonstration dabei beobachten, wie er versuchte, DemonstrationsteilnehmerInnen abzufotografieren. Dieses
und zahlreiche andere Vorkommnisse reichten den Mitlaufenden, um Sprüche wie „Hoppe, Hoppe aus der Traum, auch du liegst bald im Kofferraum!“
oder „Hoppe, Hoppe Reiter, wenn er fällt dann schreit er.“ zu skandieren. Leider konnte mensch den älteren Herrn nicht persönlich im Vorgarten begrüßen,
da jenem diese Demo scheinbar nicht ganz geheuer war. Bereits im Vorfeld hatte er eine Redakteurin der Lokalzeitung bedroht, in dem er verlauten lies,
„Ich bin kein Nazi, werde aber zu einem solchen, sollte meinem Haus, mir oder meiner Familie etwas angetan werden.“- gemeint im Zuge der
Demonstration oder in Folge der Berichterstattung der Lokalzeitung „Freies Wortes“.


[Demo zieht an Wohnhaus von Kurt Hoppe vorbei]

...du bist unser Möllemann!

Alte Nazis, Junge Nazis und auch sportliche Nazis


Weiter ging es, vorbei an den Eigenheimen der Familien Kirchner und Kolb. Stefan Kolb ist Administrator der Internetpräsenz der Kameradschaft Zella-Mehlis.
Des Weiteren spielt er sich als Führungsfigur eben jener Kameradschaft auf, zu deren Umfeld auch Kevin Kirchner gehört.
Am Sportplatz angekommen, folgten, unter argwöhnischer Beobachtung eines guten duzend Mitglieder des örtlichen Fußballsportvereins (WSG), darunter
auch bekannte Neonazis, mehrere Redebeiträge. Das Verhalten der WSG bzw. derer Fanblock, die selbsternannten „WSG-Ultras“, sorgte für viel
Gesprächsstoff im Vorfeld der Veranstaltung. Hier hat die Leitung der WSG, im Rahmen der Vorwürfe, in der Presse verlauten lassen, ihnen ging es
um die „Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Weltanschauung“.


[Begrüßungskommando am WSG-Sportplatz]

[Begrüßungskommando II]

Welche Weltanschauungen damit gemeint sind, wird beim Blick auf die Fotos der Kameradschaftsseite oder eben Sonntag Nachmittags auf dem Sportplatz
klar. Rassisten und Neofaschisten werden zu einer schützenswerten Minderheit erkoren, ebenso wie der „Deutsche“ welcher plötzlich integriert werden muss.Nach dem Beitrag einer antifaschistischen Bürgerin aus Zella-Mehlis und einem Beitrag der AGST zum rassistischen und rechten Alltag in Zella-Mehlis ging es weiter in Richtung Mehlis Markt


Vom „Gasthof zur schnellen Faust“


Auf dem Weg dorthin konnte mensch noch das Einsiedel aus der Ferne betrachten und den Informationen aus dem Lautsprecherwagen lauschen. Die private
Gaststätte „Einsiedel“ ist eine genauso alte, wie beliebte Kneipe, und zugleich Veranstaltungsort für Karneval und Konzerte. Aus der ursprünglich angesagten
Szenekneipe ist nach der Wende zunehmend ein Tummelplatz für brutale Schläger, erfahrene und einflussreiche Neonazis sowie auch NS-Blackmetaler
geworden. Mit dem Spitznamen "Gasthof zur schnellen Faust" ist das „Einsiedel“ überregional bekannt für lange Nächte mit viel Action, in denen nicht selten
Blut fließt. Und natürlich für jeden Rechten aus Zella-Mehlis ein Muss. Die Opfer sind, soweit anwesend, vermeintliche Linke, oder nichtdeutsche Menschen.
Bewohner der Umgebung können davon berichten, dass regelmäßig Samstagnachts von den Gästen der Kneipe rassistische und nationalsozialistische Parolen
und Lieder zu hören sind. Am Markt Mehlis, und dem somit letzten Zwischenkundgebungsort angekommen, gab es dort einen weiteren Beitrag der AGST
zur Problematik „Nazis als Teil dieser Gesellschaft“, und als Einstieg in die Problematik des anstehenden G8-Gipfels 2007 in Heiligendamm bei Rostock
einen Beitrag der Thüringer Anti-G8 Gruppe „Bergsteigerinnen“ zur Kapitalismuskritik von Rechtsaußen.

Endspurt zum Abschluss..


[Endspurt zum Zellaer Martkplatz]

Nach dieser kurzen Verschnaufpause ging es auf zum Endspurt Richtung Zellaer Markt und der dort stattfindenden Abschlusskundgebung. Auf dem Weg
dorthin wurde noch ein Beitrag zur Asylpolitik der Bundesregierung und der EU, sowie dem AsylbewerberInnenheim in Zella-Mehlis verlesen und die darin
herrschenden unmenschlichen Zustände kritisiert.
In Zella angekommen wurde dort, nach dem letzten Redebeitrag zum Thema Repression, gegen 17 Uhr die Veranstaltung offiziell ohne größere
Zwischenfälle beendet.


Letztendlich bleibt zu sagen, dass das Hauptanliegen der Demonstration bereits im Vorfeld erfüllt werden konnte. Selten wurde in Zella-Mehlis in einem
solchen Maße über Rassismus, die örtlichen rechten Strukturen oder auch die Integration rechten Gedankenguts durch die Zella-Mehliser Vereine diskutiert wie
im Vorfeld dieser Demonstration. Dennoch war es von enormer Bedeutung Zella-Mehlis, aber auch Südthüringen, zu zeigen, dass hier, abseits von einem
halbherzigen parlamentarischen Antifaschismus, Widerstand gegen eine erschreckende Entwicklung vorhanden und machbar ist.
Die enorme Streckenlänge von knapp 8 km sorgte für eine hohe Fluktuation der Teilnehmenden, so dass die Demonstration zu ihrem Höhepunkt um die 180
Personen zählen konnte.

Nennenswerte Zwischenfälle mit Neonazis gab es nicht. Drei von ihnen wurden laut Angaben des Team Green bereits vor Beginn der Demonstration in
Gewahrsam genommen, da sie den Anweisungen der Polizei nicht folgen wollten, zwei weitere Male gab es kurzen Sichtkontakt mit kleinen Gruppen von
nicht ganz so mutig wirkenden Neonazis. Zum Ende wünschte die Kameradschaft noch mit zwei bei Kameradin Feld aus dem Fenster gehaltenen Fahnen
„eine gute Nacht“ („Good night, left side" und 2 schwarze Fahnen mit der Aufschrift „Zella-Mehlis“). Leider reichte auch hier der Mut der Kameraden nicht,
sich bei strahlender Sonne die dicke Wollmütze ein wenig aus dem Gesicht zu ziehen.


[... gute Nacht ...]

Seitens der Staatsgewalt gab es neben der reinen Anwesenheit mehrere Punkte zu bemängeln. So sollte, bereits zu Beginn, eine Person von der Demonstration
aufgrund des Tragens von Nieten ausgeschlossen werden. Weite Teile der Strecke wurde der Demozug abgefilmt. Probleme bei den BeamtInnen gab es scheinbar
auch, beim Auseinanderhalten zwielichtiger Zaungäste mit Thor Steinar-Kleidung und antirassistischer Skinheads. Letzteren sollte der Zutritt verwehrt werden,
erstere hatten dabei jedoch weniger Probleme.

Alles in allem eine gute, kraftvolle Demonstration mit großer Bedeutung für den antifaschistischen Widerstand in der Region.

Danke an alle die gekommen sind!



And don't forget...
...support your local Antifa!



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Ergänzungen

kein nazifake

so'n quark 01.09.2006 - 19:21
Die Nazis sind nicht nachbearbeitet, sondern sahen tatsächlich so aus- vermummt eben, steht ja auch im Text. Dieser ist auch kein Nazifake sondern wir sicher in den nächsten paar Tagen auch so auf der Homepage der [AGST] erscheinen.

Formatierung leider fehlgeschlagen

red star 12.09.2006 - 21:21
die Homepage von AGST ist mittlerweile aktualisiert und hier findet mensch Artikel, Redis, Pressespiegel, Fotos und vieles mehr. vorbeischauen lohnt sich!  http://www.agst.antifa.net

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 15 Kommentare

bilder auch größer?

antifaschist 31.08.2006 - 10:26
gibts die bilder auch größer?

text auch kleiner

fddf 31.08.2006 - 16:05
gibts denn text auch kleiner?

Achtung Nazifake

suhler 31.08.2006 - 18:08
dieser artikel ist doch mit sicherheit ein nazifake. so schlechte und nichtssagende artikel schreibt die [agst] doch normalerweise nicht. und auch die bilder sind mit sicherheit nicht von der [agst].

lasst euch also nichts vormachen von der nazi-kommunikationsguerilla. ist ein eher schlechter versuch.

nazifake???

antifa 31.08.2006 - 20:02
wieso sollte ein nazi sich die mühe machen und den bericht faken? also bitte...

Auf dem Boden bleiben AGST

AntiD 31.08.2006 - 20:53
Ich konnte selbst nicht zur Demo kommen war aber enttäuscht zu hören, dass es trotz Fluktuation doch einige Leute weniger als im Bericht erwähnt waren. Zudem wurde fast nur Punk Rock gespielt was leider auch ein Großteil des Demospektrums entsprach.
Ausserdem finde ich es bedenklich das unsere Südthüringer Freunde von RIM/RK ungestört ihr Mao Fähnchen an der Spitze schwenken konnten.
Ein israelsolidarischer Antifa wurde schon am Zellaer Bahnsteig von einer Gruppe vermeintlich Linker und Punks bepöbelt und als Rassist beschimpft. Daran störte sich allerdings keiner der dort anwesenden Antifas und DemonstrantInnnen...

@AntiD

- 31.08.2006 - 21:42
wende dich doch am besten an die agst, so können solche sachen denke ich am beste geklärt bzw. nachbereitet werden. vielleicht haste das ja aber auch schon gemacht.... :)

man weiss es nicht ...

vorsicht 31.08.2006 - 22:02
also ich glaube auch langsam dass der artikel ein nazi-fake ist. weiss zwar nicht was die nazis mit diesem bereicht bezwecken wollen, aber wenn der bericht wirklich von der AGST wäre, dann stände dieser auch schon längst auf deren seite. sonst ist der normalerweise nicht autorisiert.

und die bilder sind wirklich so schlecht, als wären die von ner handy-cam. das hat weder die AGST noch andere thüringer antifa-gruppen jemals gemacht. alles irgendwie komisch. kann natürlich auch sein, dass die AGST-Leute zur Zeit einfach keine lust auf sinnvolle artikel haben, kann ich mir aber nicht vorstellen.

Toralf

Semmler 31.08.2006 - 22:03
also.. als ich durchgezählt habe waren es 170 teilnehmerInnen!!
->ich glaube nicht das es zu igendeinem zeitpunkt mehr waren, jedoch später auch neue leute dazugestoßen sind... ich denke 200 könnten realistisch sein.

totaler

schwachsinn 31.08.2006 - 22:22
ich glaube eher dass das hanze gezielt als "fake" abgestempelt werden soll... wobei garnichts dafür spricht. keine erkennbaren gesichter, keine infos wo sie nicht hingehören. also lassts (bzw. lass es ;) mal lieber- das hat nichts mit vorsicht zu tun...

@AntiD

Bolly 31.08.2006 - 22:53
Wenn du nicht mal dort gewesen bist warum hällst du dann nicht einfach deine Fresse anstatt hier auf irgendwelchen Antifa Aktionen rum zuhacken?

was ist mit der agst los?

antifa 01.09.2006 - 00:53
auf ihrer homepage steht was von samstag nazifest in suhl stören, aber nähere infos gibts irgendwie nicht. kann mir jemand weiterhelfen, weil sonst isses auch kacke hinzufahren, ohne irgendwas zu wissen oder die gruppe zu finden. auf email wurde bis jetzt auch noch nicht geantwortet. wie kommt man am besten zur rennsteigstr.? vom bahnhof aus sinds 4 km? auf bahn.de von zella-mehlis mitm bus. was kostet der bus? infos wären wirklich wichtig! danke.



Ähm

heult doch, ihr nasen 01.09.2006 - 01:24
An der Stelle sei mal angemerkt, das auch Nazis die Kommentarfunktion benutzen. Warum auch nicht. Ich find die Diskreditierungsversuche von denen lustig; bewertet doch die Scheisse von irgendwelchen Anonymos nicht über, ist eh nur Trash.

Glückwunsch AGST

einer von der AG17 01.09.2006 - 09:49
gute DEMO für so ein kleines Nest, gerade in solchen Regionen ist Antifa-arbeit richtig wichtig, laßt euch nicht entmutigen und bis bald

AntiD und Co

EF PUNK 01.09.2006 - 10:56
"Zudem wurde fast nur Punk Rock gespielt was leider auch ein Großteil des Demospektrums entsprach."

Wenn du Probleme mit Punks hast wärst du auf der Demo sowieso völlig fehl am Platz gewesen! Es ist schon besser so und hat zum Erfolg der Demo beigetragen, dass du und deine Israel Freunde die Demo nicht besucht haben.

Dafür spricht...

AntiD2 01.09.2006 - 18:02
Für einen Fake spricht allerdings schon, dass auch das Bild mit den Autonomen Nationalisten am Fenster bearbeitet wurde und die Gesichter dementsprechend nicht erkennbar sind.
Und es ist natürlich immer leicht zu sagen, dass weil ein Antideutscher mal gesagt hat "Punks sind Scheiße" , diese Meinung natürlich sofort von allen Antideutschen getragen wird. Es ist immer relativ leicht bestimmte Gruppen abzustempeln, aber mensch sollte sich vielleicht überlegen, welche Menschen sonst so einen Quatsch machen.