Zwei CIA-Entführungen aus Österreich?

Aug und Ohr Gegeninformationsinitiative 25.08.2006 21:27 Themen: Weltweit
Der zweite Teil einer Reihe, die unter dem Titel "Imam wurde von der CIA aus Österreich entführt" begann. In diesem Teil: Die politische Konvergenz udn Synergie zwischen den Staats-Moslems und andererseits BVT, Innenministerium und CIA.
Wurden zwei Menschen von der CIA aus Österreich entführt ?

Die Staats-Moslems


Omar al-Rawi, ist Landtagsabgeordneter und Gemeinderat der SPÖ, aber darüber hinaus hat er eine zentrale politische Rolle: er ist Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreichs.

Was man bei dieser und anderen Parteien unter „Integration“ versteht, wird klar, wenn man sich seinen skandalösen Fernsehauftritt am 14. Juli 2005 ansieht. Da brandmarkte Al-Rawi in einem Interview vier Gebetshäuser als Sammelbecken für Fundamentalisten. Der BVT (Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung) nahm diese Stigmatisierungskampagne des Vertreters aller Moslems Österreichs sofort auf und meinte, dass diese Zahl „gut hinkommt“(6), und der Chef des BVT, Rudolf Gollia, erklärte, bestimmte islamische Gebetshäuser würden schon seit Jahren beobachtet! (7)

Um welche Moscheen es sich da handelt, hat die Presse recherchiert: „Drei der Moscheen sind in Wien: in der Leopoldstadt, in Neubau und Ottakring. Die vierte steht in Graz. Dort predigt häufig ein als radikal geltender Moslem, der auch in jener Moschee in Wien-Neubau auftritt, die im Visier der Staatsschützer steht. Der Prediger ist in Österreich geboren.“ (8)

Um wen handelt es sich da? „In der Grazer Moschee ist auch der ägyptische Extremist Jemel Elmenschawi aufgetreten.“. Was ist mit ihm seither passiert? „Laut Staatspolizei hat er Österreich im Jänner 2003 verlassen“ heißt es zunächst harmlos. Warum „verließ“ er Österreich? Der US-Geheimdienst hielt ihn offenbar für einigermaßen gefährlich“

Jetzt rückt, nach einigem Zögern diese Zeitung heraus: „CIA-Agenten entführten den Ägypter laut italienischen Zeitungsberichten im März 2003 in Italien.“ (9) Wobei der Zusatz „in Italien“ einigermaßen rätselhaft ist.

So nebenher wird die Entführung erwähnt, und ein Jahr lang wieder vergessen. Aber sie ist immerhin in die Öffentlichkeit gelangt, und es wird niemand von all diesen islamischen Vereinigungen und Gemeinden behaupten wollen, nichts davon erfahren zu haben.

Noch eineinhalb Jahre nach der Entführung El Menshawis richtet sich also der Bannspruch des Integrationsbeauftragten Al-Rawi gegen diejenige Moschee, deren Imam schlicht und einfach gekidnappt wurde. Es handelt sich um die Subul al-Salam-Moschee in Graz. (9), die sich in der Nähe der Grazer Innenstadt befindet (7). Auf die Enthüllung der „Radikalen“ folgt im Handumdrehen ein Sprechverbot. „Den Sicherheitsbehörden ganz Österreich wurde ein Maulkorb verhängt. Auskünfte dürfen nur noch vom Pressesprecher des BVT gegeben werden – und diese Auskünfte sind spärlich.“ (7) Bis zum heutigen Tag. Und was tut die Glaubensgemeinschaft? „Die islamistische (sic!) Glaubensgemeinschaft in Österreich distanziert sich ganz klar von den Hetzern, die Gewaltfreiheit und demokratische Grundrechte in Frage stellen. Gemeinsam mit den Verfassungsschützern will man gegen Hassprediger vorgehen.“ (7) Die Folgen einer solchen Kooperation sind deutlich fühlbar.

Die Moschee stand laut Kleine Zeitung unter Beobachtung des Landesamtes für Verfassungsschutzes (LVT), der Nachfolger des Entführen ist im Visier auch der Bundesorganisation. (7)

Doch als echter Sozialdemokrat beschwichtigt Al-Rawi sogleich: „ Al-Rawi warnt aber vor Panikmache. Muslime seien in Österreich zum weitaus größeren Teil "in keiner Weise radikal"(7)

Dem Rest, dem geht’s an den Kragen!


Ein bekannter, aktiver und beliebter Moslem – die „Gemeinschaft“ will ihn nicht kennen.

Mohamed Mahmoud, Obmann der Islamischen Jugend Österreichs, kennt sowohl Abu Omar als auch El Menshawi: „Sie waren in ihren Moscheen äußerst beliebt und halfen gern sozial Schwächeren“. Mit Terrorakten hätten sie nichts zu tun. „Aber sie kritisierten die Einmischung der USA in der islamischen Welt“. (9)

Damit sollte man sich zurückhalten. Anas Shakfeh, der Präsident eben jener Islamischen Glaubensgemeinschaft, deren „Integrationsbeauftragten“ wir eben kennengelernt haben, wiegelt gegenüber dem Profil ab: „Herr Menshawi wurde mir nur einmal bei einer Veranstaltung vorgestellt“. Schon im allerersten Standard-Bericht am 22. August 2006 winkt Shakfeh dem Ganzen ab: "Es gibt in der islamischen Gemeinde Gerüchte über seine Entführung und dass er Mitglied der Gamaa Islamiya war.“" Darauf weist er mit Vergnügen hin, und den Beschwichtigungs-Ausdruck „Gerücht“ greift der Standard gerne auf! (10)

Dabei war er, worauf das profil aufmerksam macht, Mitglied eines aus 35 Köpfen bestehenden Pfarrgemeinderates (des sogenannten Schura-Rates) (9) , dem sowohl Shakfeh selbst als auch die weithin bekannte moslemische Sprecherin Carla Amina Bagajati angehörten. Außerdem war er Kassier der Sektion Steiermark/Kärnten. (11)

Was muß das für ein Druck auf die Köpfe dieses Pfarr-Rats gewesen sein oder sein, von innen oder von außen, oder von innen und außen, daß sie bis zu heutigen Tag schweigen über das Verschwinden eines ihrer Mitfunktionäre, eines ihrer Mitaktivisten, eines ihrer Mitgläubigen?

Daß sie das nicht als ein Problem in der Öffentlichkeit erörtern? Was für ein Verständnis von Öffentlichkeit und Demokratie müssen diese Leute haben!

Das Innenministerium schweigt wie das Ministerium einer Diktatur. Zu dem bereits von Aug und Ohr berichteten Äußerung Pigneros zu auch in Österreich geplanten CIA-Entführungen sagt dieses Ministerium: „Dazu gibt es keinen Erkenntnisstand“. (9)

„Da es sich um keinen österreichischen Staatsbürger handelt, besteht für uns kein Interesse, Nachforschungen anzustellen“, lautet die ungeheuer zynische Auskunft eines Sprechers des Ministeriums.

Zur ebenso zuerst von AuO gebrachten Nachricht über die Dauervernehmung von Al-Shawki, die auch vom Profil berichtet wird, schweigt das Ministerium ebenso: Es gibt dazu „derzeit noch keinen Informationsstand“. (9)

Die Verschleppung von Kamal M.

Das hat das Profil aufgedeckt. Es ist ein seit 17 Jahren in Österreich lebender Computerspezialist, dessen Namen von der Redaktion geändert wurde. Er wurde im Jänner 2003 auf einem Zwischenstopp auf dem Flughafen in Amman verhaftet und in ein jordanisches Gefängnis gebracht, berichtet er. Er war drei Monate lang in Einzelhaft. Er wurde geschlagen, nächtelang am Schlafen gehindert. Er wurde sowohl von Jordaniern als auch US-Amerikanern verhört. Sie wollten wissen, ob er Kontakt zu Al-Qaida habe, wollten ihn über die Szene in Wien ausforschen. Im April 2003 wurde er von einem jordanischen Militärgericht freigesprochen. (9)

„Sie haben mein Leben zerstört. Ich habe meinen Job verloren. Ich darf auch nicht österreichischer Staatsbürger werden, obwohl ich nichts verbrochen habe“ sagt er.

Und das wurde erst nach 2 ½ Jahren bekannt.

Was ist das für eine Gesellschaft in diesem Land? Was ist das für eine Polizei in diesem Land? Was ist das für eine Presse in diesem Land? Was sind das für Geheimdienste hier? Was ist das für ein Staatschutz?

Was sind das für Moslems, die sich anmaßen, auf so eine Weise alle anderen zu vertreten?

Abu Omar wurde auf die unmenschlichste Weise gefoltert. Wie es El Menshawi geht, wissen wir nicht. Kamal M. muß entschädigt werden. Von österreichischer und von jordanischer Seite.

El Menshawi muß freigelassen werden! Auf der Stelle!

Den Moslems in Österreich muß gesagt werden, das sie ihre Bhagajatis; ihre Al-Rawis, ihre Shakfehs zum Teufel jagen sollen, will man sie - die hier lebenden Moslems – ernst nehmen.


(6) Ausweisung für Terror-Prediger, Kurier, 15. 7. 2005

(7) Hans Breitegger: Die Hassprediger im Visier, Kleine Zeitung, 17. 7. 2005

(8) Österreich: Moslems wehren sich gegen Hassprediger, Presse, 16.7.2005

(9) Otmar Lahodynski und Martin Staudinger (Mitarbeit: Amer Albatyati): Was geschah mit Gamal M.?, Profil, 21. 8. 2006

(10) Gerhard Mumelter: CIA-Entführung: Aufklärung und Gerüchte, Standard, 22. 8. 2006

(11)  http://tinyurl.com/qelrr


Vgl.:

Imam wurde von CIA aus Österreich entführt.
 http://de.indymedia.org//2006/08/154028.shtml

Stigmatisierung, Verschleppung, Folter
 http://at.indymedia.org/newswire/display/55810/index.php
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Ergänzungen