Potsdam: Prozesstag 6, Aussage des Nebenklägers

Soligruppe Potsdam 24.08.2006 00:21 Themen: Antifa Repression
Im Juni 05 wurden 5 Antifas in Potsdam nach einer Auseinandersetzung mit einem Neonazi festgenommen und wegen versuchten Mordes angeklagt. Einziges Mordmerkmal der Staatsanwaltschaft: ihre antifaschistische Einstellung, aufgrund welcher sie jederzeit einen Nazi töten wollen würden. Eine Betroffene saß 5 Monate in U-Haft.
Inszwischen hat eine unabhängiges Gutachten ergeben, dass nie eine Tötungsabsicht vorgelegen hat, die Anklage wurde auf gefährliche Körperverletzung herabgestuft. Die Aussage der Staatsanwaltschaft, alle AntifaschistInne seien potentielle MörderInnen wurde nie zurückgenommen.


Heute stand die Vernehmung des Nebenklägers an. Dieser gab an zunächst bei einem Freund in Waldstadt gewesen zu sein, dort erreichte ihn ein Anruf, dass im Babelsberger Park Linke eine Freundin von ihm anpöbeln würden. Daraufhin begab sich die Gruppe um Leszinsky, Schiller, Glaser, Pecht und Oeltze zum Ort des angeblichen Übergriffs, zum "kucken". Unterwegs trafen sie sich noch mit weiteren Größen der Potsdam-Berliner Naziszene. Sie seien dann in eine Straßenbahn gestiegen, in der es zu einer Auseinandersetzung mit Linken gekommen sei, weiter konnte er dies nicht ausführen, weil ihn derartiges nicht interessiere. Allerdings gab er noch an, dass auch oben genannte Personen mit in der Bahn saßen und er zunächst auch polizeiliche Vorladungen bekommen habe als Beschuldigter. Zusammen sei er dann jedoch mit Melanie Witassek und Cindy Prause aus der Bahn weggerannt. Von diesen habe er sich dann auf seinem Weg ins happyhour 2 getrennt und dann [wie so oft an diesem Abend] "zufällig" Marcus Schiller und Danny Leszinsky wiedergetroffen. Auf dem Nachhauseweg dann, sei er dann von 5 vermummten Linken am Cafe Haider verfolgt worden. Einer hätte ihm mit einen Teleskopschlagstock zunächst auf den Rucksack und danach auf den Kopf geschlagen, er sei dann auf die Erde gefallen und hätte dort noch weitere Schläge oder Tritte erhalten. Hierrauf kam es zu vermehrten Nachfragen der Richterin und der Anwälte, inwiefern der Nebenkläger in der rechten Szene Potsdams aktiv sei, ob er die "Anti-Antifa-Potsdam" kenne. Auf letzteres führte er aus, dass er zwar Menschen kenne, die sich so nennen, aber niemanden der in dieser Richtung aktiv sei. Darauf angesprochen, dass er gegenüber der Polizei angab, Fotos von Linken während des Chamäleon-Prozesses gemacht zu haben, zog er sich darauf zurück aus Langeweile lediglich "Kameraden" fotographiert zu haben. Auch stehe das Logo "AAP" auf dem T-Shirt welches er am Samstag auf der Rudolf-Hess-Ersatzdemo in Berlin trug, nicht für "Anti-Antifa-Potsdam", sondern für "Antifaschistische-Aktion-Potsdam". Den Widerspurch mit dem Rückenaufdruck seines Hemdes [Nationaler Sozialist] wollte er so richtig nicht einsehen. Desweiteren gab er an, von Melanie Witassek erfahren zu haben, dass sich Julia unter den TäterInnen befunden haben soll, selbst hat er derartige Beobachtungen nicht machen können. Außerdem wurden seine verschiedenste Vorstrafen wegen Körperverletzung, Nötigung und Volksverhetzung angesprochen.

Nach dieser ca. viereinhalbstündigen Befragung wurde die Polizistin Karola Meinelt als Zeugin gehört. Diese gab an im Cafe Haider gesessen zu haben, von dort habe sie beobachtet wie 5 Menschen vermummt aus Richtung Hegelallee die Friedrich-Ebert-Straße herunterliefen. Zwischen Einer und Dreißig Minuten später [sie machte dazu verschiedene Angaben] sei dann der Nebenkläger um die Ecke gerannt gekommen und hinter ihm ca. 3-5 Vermummte. Diese hätten B. Oestreich zu Fall gebracht und dann auf diesen eingeschlagen. Trotz der Total-Vermummung habe sie Julia und zwei weitere Angeklagte wiedererkannt. Mit ihrer damaligen Aussage bei der Polizei konfrontiert, nach der sich alle TäterInnen Sonnenbrillen aufgesetzt hätten und Julia sich nach der Tat umgezogen hätte und erst dann eine Brille trug, wurde sie allerdings auch in diesem Punkt zunehmend unsicherer. Beim genauen Tatgeschehen jedoch wichen ihre Angaben von denen des Geschädigten ab. Desweiteren ergab sich, dass auf ihr unbekanntem Weg Straßennamen in das Protokoll ihrer Vernehmung gelangt sind, die sie nicht kennt [da sie in Berlin bei der 24. EhU tätig ist]. Erklären konnte sie derartige Abweichungen nicht.

Zwei weitere anwesende Zeugen konnten aus zeittechnischen Gründen nicht mehr aussagen, wurden aber für andere Termine geladen.
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Ergänzungen