Nazi gibt sich als STASI-Opfer aus

Daniel Weigelt 22.08.2006 19:35 Themen: Antifa
In Berlin, Nähe Reichstag, sitzt täglich ein alter Nazi und gibt sich als Stasi-Opfer aus.
Nazi gibt sich als STASI-Opfer aus

In Berlin, zwischen dem Brandenburger Tor und dem Reichstag, befinden sich an einem Zaun weiße Kreuze. Diese sollen an die Menschen erinnern, die bei dem Versuch des illegalen Grenzübertritts zwischen der DDR und der BRD starben. (Bild 1)

Täglich sitzt dort Gustav Rust davor, verkauft Bücher und Broschüren, und verkündet "STASI-Opfer signiert seine Bücher". (Bild 2 / Bild 3 / Bild 4)

Rust schreibt auf seiner Webseite ( http://www.gustav-rust.de/ , gehostet bei Schlund + Partner AG) "Am 1.2.1960 - im Alter von 20 Jahren wurde ich auf der Baustelle Großkraftwerk Lübbenau durch die Stasi verhaftet (Fortgesetzte staatsfeindliche Hetze und Propaganda, Strafe: 2 Jahre, insgesamt saß ich - im Zeitraum 1958 - bis 1975 - mehr als neun Jahre in den Kerkern Ulbrichts und Honeckers)."

Schaut man sich jedoch seine Webseite genauer an, so kann man sich vorstellen, worin diese "staatsfeindliche Hetze" bestand. Rust bewirbt diverse rechtsradikale Bücher, so zum Beispiel "Stalins verhinderter Erstschlag - Hitler erstickt die Weltrevolution" von Viktor Suworow oder "Stalins Vernichtungskrieg 1941-1945" von Joachim Hoffmann. Desweiteren hat er auf diverse nationalistische Webseiten verlinkt.

(Bild 5)

An seinem Stand in Berlin verkauft Gustav Rust neben seinen eigenen Büchern auch die rechtsorientierte "Junge Freiheit" und die Biographie von Franz Schönhuber "Ich war dabei".

Von einem Genossen wurde er einmal darauf angesprochen, was er von den Millionen Opfer des Faschismus hält und darüber denkt. Die Antwort lautete, daß sei Geschichtsklitterung und es war kein Faschismus sondern ein Nationaler Sozialismus.

Man kann also davon ausgehen, dass Rust wegen seiner rechtsradikalen Einstellung in der antifaschistischen DDR verurteilt wurde, während er sich heute, in der "freiheitlichen und demokratischen" BRD, als Opfer der STASI und des Stalinismus profilieren kann. Leider fällt das den wenigsten Besuchern in Berlin auf.

(Bild 6)

Interessant ist auch, dass genau an den weißen Kreuzen, am 12. August 2006 massiv Kränze von Nationalisten und rechten Revisionisten abgeworfen wurden, so zum Beispiel von der Landsmannschaft Schlesien oder der Landsmannschaft Ostpreußen.

(Bild 7 / Bild 8)
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Ergänzungen

Krude Logik

(muss ausgefüllt werden) 22.08.2006 - 21:09
Die Meinung, die in diesem Artikel vertreten wird, daß jemand wegen seiner politischen Ansichten zurecht von der Stasi terrorisiert worden ist, verträgt sich sehr schlecht mit den Menschenrechten, denn diese besagen ganz klar, daß jemand nicht seiner Gesinnung wegen verfolgt werden darf. Meine Verwandten sind z.B. von diesen Stasi-Schergen beschattet worden, weil sie u.a. zu DDR-Zeiten in einem Mercedes aus den 1930'er Jahren gefahren sind. Bei denen hatte das rein gar nichts mit Faschismus zu tun. Mit derselben Argumentation wie im vorliegenden Artikel, könnte man gutheißen, daß das NS-Regime Leute verfolgt hat, weil sie Kommunisten gewesen sind.

Der Typ ist ein Ex-maoist

Recherche toffel 23.08.2006 - 11:45
der typ ist ein ehemaliger Maoist von der ostdeutschen Sektion er KPD/ML.
Das wiederspricht sich aber auch garnicht damit er ein Nazi ist und rechtsextremes Gedankengut vertritt, Michael Kühnen, Horst Mahler und Christian Worch waren ja auch mal Maoisten......

Auf jeden Fall ein Obertrottel den mensch gerne mal über seine Kränze rübertrampeln sollte.

Leon Degrelle:

Antifabär 23.08.2006 - 12:03
Das find ich den besten beweis wie sehr er ins rechtsextreme milieu verstrickt ist:

Leon Degrelle:
Denn der Haß stirbt -
Erinnerungen eines Europäers

Leinen, gebunden, ca. 22 X 14 cm, 303 Seiten, S/W-Fotos,
19,90 EUR plus Versand vergriffen!

Infos zu Leon Degrelle:
Beeinflusst von den faschistischen Bewegungen in Europa gründete er 1930 die Bewegung der Rexisten, die "natürlich gewachsene Gemeinschaften" wie Familie, Berufsstand, Volk als Grundlage eines ständisch gegliederten autoritären Staates forderten. 1936 brachten die Rexisten es auf 21 Parlamentssitze. Degrelle wurde beim deutschen Angriff auf Frankreich mehrfach verhaftet und nach Frankreich gebracht, wo er von der Wehrmacht befreit wurde. Der fanatische Hitler-Anhänger baute in Belgien eine "Wallonische Legion" auf, die unter ihm als 28. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division "Wallonien" in Russland kämpfte. Degrelle war der höchstdekorierte Ausländer der Wehrmacht. Er floh bei Kriegsende nach Spanien und wurde am 14. Dezember 1945 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. In den letzten Kriegstagen als Schiffbrüchiger im Baskenland gestrandet, wurde der Massenmörder von Francos Schwager Serrano Suñer mit einem spanischen Paß versehen und entging dadurch allen Auslieferungsbegehren.

Nach 1945 erschien Degrelle regelmäßig auf Treffen von SS-Veteranen, aber auch bei sonstigen neonazistischen Veranstaltungen wie einer Sonnwendfeier in Frankreich anlässlich eines Wehrsportlagers der Nationalistischen Front. Degrelle hatte enge Kontakte mit Otto Skorzeny und dem Schweizer Francois Genoud. 1992 erschienen seine Memoiren "Denn der Hass stirbt ...". Als Geschäftsmann führte er den Namen Leon Jose de Ramirez Reina. An der Costa del Sol betrieb er Immobiliengeschäfte, eine Wäschereikette und einen Import-Export-Handel.

Antifaschistische DDR?

sandankoro 23.08.2006 - 14:45

Hallo,

bei dem Satz: "wegen seiner rechtsradikalen Einstellung in der antifaschistischen DDR verurteilt wurde" stehen mir echt die Haare zu Berge. Ein Fahnenschwingkollektiv alter Männer mit teilweise extrem nationalistischen Zügen und einer Politik gegenüber MigrantInnen die auch von Schäuble, Stoiber und Co. kommen könnte, sind für mich alles andere als Antifaschistisch.

Mit antifaschistischen Grüßen!

Able Archer 83 natürlich ;)

(muss ausgefüllt werden) 23.08.2006 - 17:52

Gustav Rust

Carsten Schulz 23.08.2006 - 23:04
Gustav Rust ist Mitglied der VOS. Diese "Vereinigung der Opfer des Stalinismus und ehemaligen politischen Häftlinge e.V." wurde bereits im Jahr 1950 gegründet. Bis zum Wegfall war die VOS der einzige Verein ehemaliger "politischer Häftlinge" der DDR in der BRD. Im Jahr 2003 wurde der Vorstand der VOS durch verdeckte Operationen der Republikaner und anderer eindeutiger rechtsradikaler Kräfte abgelöst. Aus den revanchistischen Anschauungen macht der Vorsitzende, Bernd Stichler, keinen Hehl. In einer Mitgliederversamlung der Berliner VOS redete er öffentlich über das "jüdische Finanzjudentum". Gustav Rust gehört zum engsten Umgangskreis des VOS Vorstands. So beweist der Eintrag im Internet-Tagebuch des Gustav Rust vom 23.08.2006 09:10:28, Zitat: "bin um 9.45 Uhr bei Hugo Diederich", die Kooperation zwischen dem Bundesgeschäftsführer der VOS, Hugo Diederich, und dem Neonazi Gustav Rust. Der Revanchismus der VOS wird von der UOKG ("Union der Opfer des Kommunismus") politisch gefördert. Die UOKG stimmt sich mit der VOS in sämtlichen politischen Fragen ab. Damit ist die enge Verzahnung der Revanchisten mit den sogenannten Opferverbände der DDR nachweisbar. Nähere Informationen über die Verzahnung der Kreise um Gustav Rust, der VOS und der UOKG sind durch Eigenaussagen auf www.uokg.de nachprüfbar.

Odfried Hepp

Bodo Uhse 24.08.2006 - 13:37
Odfried Hepp steckte bereits tief in einem Prozeß, der ihn von der nazistischen Ideologie entfremdete, als er mit dem MfS in Kontakt kam. Wäre er noch ein Nazi gewesen, und nicht bereits Antiimperialist und somit auch Antifaschist, hätte sich die DDR nie mit ihm eingelassen. Im weiteren Verlauf nahm Hepp dann am palästinensischen Freiheitskampf teil und bekannte sich klar zum Marxismus-Leninismus, verurteilte Rassismus, Antisemitismus und Chauvinismus. Es ist absurd, Odfried Hepp auf die Anfangszeit seines politischen Wirkens für den Rest seines Lebens festzulegen, seinen Ausstieg aus dem neofaschistischen Lager nicht zur Kenntnis nehmen wollend. Über ihn wurde auch ein Buch geschrieben, was ich nur empfehlen kann. Weitere Infos unter der angegebenen Adresse.

Gustav Rust wurde in der DDR übrigens nicht als Nazi verhaftet, sondern als gewöhnlicher Querulant und Aufwiegler. Er war zu dieser Zeit in der Tat Maoist, die die DDR heute noch als "sozialfaschistisch" verunglimpfen. Erst später sagte er sich davon los und entwickelte sich immer weiter nach rechts, so daß man ihn heute bei den Reps oder dergleichen einordnen könnte. Gustav Rust ist sicherlich ein Ärgernis, Denunzianten wie Daniel Weigelt jedoch nicht weniger.

Gust Rust - indy postings 2003 + 2004

(muss ausgefüllt werden) 26.08.2006 - 00:51
rechte Aktivitäten auf vielen Ebenen ein kleiner Einblick
von ein Mensch - 14.01.2003 14:29
 http://de.indymedia.org/2003/01/38693.shtml

Bericht zur Lage der NATION
von egal - 20.05.2004 05:24
 http://de.indymedia.org/2004/05/83962.shtml

Wie die SED, ein Film verboten hat.

Steffen 27.08.2006 - 16:50
Carl von Ossietzky und die SED-Führung


A. Ossietzkys Weg ins Gefängnis
(10. Mai 1932)


Aus:

'Portraits. Deutsche Schicksale'
Alfred Kantorowicz, Berlin 1947


I. Carl von Ossietzkys Rechenschaft

Am Dienstag, dem 10. Mai 1932, einem herrlichen Frühlingstag, versammelten sich die engeren Mitarbeiter der liberalen, antifaschistischen Berliner Wochenschrift 'Die Weltbühne' im Arbeitszimmer des Chefredakteurs Carl von Ossietzky, um ihm das Geleit bis an das Tor des Tegeler Gefängnisses zu geben: Er hatte an diesem Tag die achtzehnmonatige Gefängnisstrafe anzutreten, zu der ihn der höchste Gerichtshof der Weimarer Republik, das Reichsgericht in Leipzig, wegen der in der 'Weltbühne' publizierten Artikel gegen die illegale Wiederaufrüstung Deutschlands verurteilt hatte.
Ossietzky war ein von Statur kleiner, unauffälliger Mann von scheuem und distanziertem Wesen. Er war dreiundvierzig Jahre alt. Sein dunkelblondes, feines nach hinten gekämmtes Haar ließ seine hohe, edel und kraftvoll gewölbte Stirn offen. Er hatte ein regelmäßiges, in den Konturen eher weiches, flächiges Gesicht. Seine hellblauen Augen lagen tief eingebettet. Die Augenblicke, in denen sie aufleuchteten, waren selten, aber es gab solche Augenblicke, und dann ging eine große Kraft und Ermutigung von seinen Augen aus. Gemeinhin wirkte er bescheiden und in sich gekehrt, ein Träumer eher denn ein Kämpfer. Man musste sensitiv sein, um die innere Vibration des zurückhaltenen Mannes zu erspüren.
Er sagte mit klangloser Stimme zu seinen Freunden: "Ja, man hat mir erst heute meinen Pass abgefordert. Meiner Flucht ins Ausland stand nichts im Wege. Die Behörden erwarteten sie und hätten sie nicht verhindert."
Die Andeutung eines nach innen gekehrten Lächelns erschien in seinem Gesicht. Seine Stimme wurde um eine Nuance entschiedener, als er hinzufügte: "Schon aus diesem Grunde weiß ich, dass sie ein Fehler gewesen wäre."
Die Freunde wussten, dass er seine Entscheidung getroffen hatte. Es war unnütz, nun in letzter Minute noch einmal die Argumente zu wiederholen, die ihm zur 'Vernunft' rieten. Man war bedrückt und verlegen. Einer murmelte vor sich hin: 'Ich bezweifele, dass in unserem Land und in unserer Zeit ihre Geste verstanden und gewürdigt werden wird."
"Es ist keine Geste", entgegnete Ossietzky fest, aber mit niedergeschlagenen Augen. "Wenn man den verseuchten Geist eines Landes wirkungsvoll bekämpfen will, muss man dessen allgemeines Schicksal teilen."
Man schwieg. Man wusste, dass es vergeblich war, zu versuchen, ihn umzustimmen. Wieder trat die Andeutung eines inneren Lächelns in Ossietzkys Gesicht. "Es ist ja nicht das erste Mal, dass die deutsche Justiz den Generalen gegen mich zu Hilfe eilt", sagte er in unakzentuiertem Konversationston. "Ich habe schon als ganz junger Mann, 1913, als ich noch ein kleiner Büroangestellter in meiner Heimatstadt Hamburg war, die Erfahrung gemacht, dass kein Zivilist in Deutschland ungestraft die Pläne und Taten der Generale kritisieren darf."
Die Mehrheit der Anwesenden kannte diese Episode. Ossietzky, der einer konservativen Mittelstandsfamilie in Hamburg entstammte, war als Kämpfer gegen den deutschen Militarismus zum ersten Mal im Jahre 1913 an die Öffentlichkeit getreten, anlässlich jener seinerzeit weltberüchtigt gewordenen 'Zabern-Affäre', da die Ausschreitungen eines preußischen Leutnants gegen die Zivilbevölkerung des Elsass einen Sturm der Empörung in der Welt und unter den liberalen Kräften in Deutschland ausgelöst hatten. Ossietzky hatte den General, der damals im Elsass kommandierte, in einem Artikel heftig angegriffen. Er war vor ein Gericht gestellt und zu einigen Wochen Gefängnis verurteilt worden, die ihm jedoch vor Strafantritt durch eine generelle Amnestie erlassen wurden.
"Das ist nun anders geworden", sagte mit bitterer Ironie einer der scharfzüngigen Mitarbeiter der 'Weltbühne'. "Unsere stramme Republik greift gegen Friedensfreunde ganz anders durch als das 'schlappe' Kaiserreich. Heute werden Sie für das gleiche Kapitalverbrechen, gegen den deutschen Militarismus zu opponieren, nicht zu ein paar Wochen, sondern gleich zu achtzehn Monaten verurteilt. Und unser soeben wieder gewählter Reichspräsident von Hindenburg, dieser Hüter aller republikanischen Freiheit, wird von seinem Rechte der Begnadigung schwerlich zugunsten eines Pazifisten Gebrauch machen."
Ossietzky fiel ihm mit ungezwungener Heiterkeit ins Wort: "The quality of mercy is not strained, sagt Portia. Aber wir sollten doch Verständnis dafür haben, wenn Herr von Hindenburg, den ich immer eine Fehlbesetzung auf dem Präsidentenstuhl genannt habe und gegen dessen Wiederwahl ich geschrieben habe, einen Huldbeweis verweigerte .."
Man stimmte nicht in sein Lächeln ein. Jemand seufzte: "Daran ermisst sich der Fortschritt, den die Demokratie unter der Ägide der 'demokratischen Republik' seit den Zeiten des Kaiserreiches gemacht hat."
Ein Unentwegter machte einen letzten Versuch, Ossietzkys Entschluss, sich der Justiz auszuliefern, abzuändern. "Wer weiß, was sie in achtzehn Monaten, wenn Sie Ihre Zeit abgesessen haben, in Deutschland vorfinden? Vielleicht die Nazis, die sie im November 1934 am Ausgang des Gefängnisses erwarten, um Sie gleich in ein Konzentrationslager zu bringen. - Sie könnten von Paris oder von London aus mehr für die Sache tun."
Ossietzky hielt den Kopf gesenkt. Er antwortete nicht allein dem, der die Frage gestellt hatte, sondern allen und vornehmlich wohl auch einer inneren Stimme, die ihn bedrängen mochte. Er gab sich selber und seinen engeren Freunden seine letzte Rechenschaft:
"Das Reichsgericht hat mich vorsorglich in unangehmster Weise abgestempelt. Landesverrat und Verrat militärischer Geheimnisse - das ist eine höchst diffamierende Etikette, mit der sich nicht leicht leben lässt. Geht man damit ins Ausland, so wird die gesamte Rechtspresse aufjubeln: "Zum Feinde geflohen!" Und manche von den leicht Schwankenden werden die Achseln zucken: Es muss doch etwas an der Sache sein!"
"Die 'Weltbühne' hat in ihrem Kampf für die Erhaltung des Friedens, gegen die Vorherrschaft der Militärs und für soziale Gerechtigkeit eine deutlich profilierte Haltung eingenommen. Daraus ergibt sich für mich eine besonders verpflichtende Bindung an jene, die auf die Stimme der 'Weltbühne' hören und die an sie glauben. Diese Stimme, die auch in Zukunft in unserem unter dem Elefantentritt des Faschismus zitternden Lande den Mut zur eigenen Meinung bewahren soll, kann nur Klang und Überzeugungskraft behalten, wenn der verantwortliche Herausgeber der 'Weltbühne' seine ganze Person einsetzt und nicht die bequemere Lösung wählt, sondern die notwendige."
Nun sah Ossietzky auf. Als er die betrübten und verlegenen Gesichter seiner Freunde sah, dachte er: Sie machen Mienen wie bei einer Beerdigung. "Der politische Journalismus ist keine Lebensversicherung", sagte er und fügte fast heiter hinzu: "Das Risiko erst gibt ihm seinen besten Antrieb."
Er winkte einem nach dem anderen seiner Freunde mit den Augen zu: dem Dichter Alfred Polgar, der die zarten, von leiser Melancholie erfüllten unpolitischen Feuilletons schrieb. (Der notierte im Geiste schon Stichworte für den nachdenklichen Artikel, in dem er diese Stunde des Abschieds festhalten wird.)
Kurt Tucholski, der Mitherausgeber und führende Mitarbeiter der 'Weltbühne', war nicht anwesend. Er lebte schon halb oder dreiviertel im Exil. Von Paris oder von Schweden sandte er seine scharf geschliffenen Bemerkungen, politischen Essays, Glossen und Verse, die bitter und anklägerisch waren.
Aber da war Helmut von Gerlach, der Nachfahr altpreußischer Offiziere und Junker, doch ein zuverlässiger und integrer Friedensfreund. Der kleine, nicht mehr junge, untersetzte Mann mit dem grauen Spitzbart blickte traurig, aber entschlossen drein. Ossietzky bekräftigte vor der kleinen Schar der Getreuen noch einmal den Beschluss: "Die politische Leitung der 'Weltbühne' wird für die Dauer meiner Abwesenheit Gerlach übernehmen, der uns seine reiche Erfahrung zur Verfügung stellt und durch eine ehrenhafte, niemals durch Konzessionen befleckte Vergangenheit die Garantie gibt, dass an der Haltung der 'Weltbühne' nichts geändert wird."
Der Dichter Alfred Polgar formulierte in Gedanken eine Sentenz seines Artikels: "Obschon ich es gerne täte, kann ich doch nicht sagen, dass Ossietzky, als er an jenem Vormittag das Zimmer der 'Weltbühne' verließ, seinem Arbeitstisch einen wehmütigen Blick zugeworfen hat, eher ihm der Tisch, an dem er fünf Jahre lang das schriftstellerische Hand- und Geisteswerk als Meister der Profession übte. Einen besseren Herrn wird das Möbel nicht sobald finden."
In der Tat hatte sich Ossietzky in seinem Arbeitszimmer umgesehen; fast unbewusst hatte Polgar diesen Blick aufgefangen und in seine Reflektionen eingewoben. Ossietzky sagte nachdenklich, aber gar nicht sentimental, im Tone des Chronisten: "Es sind in diesen Tagen ungefähr fünf Jahre vergangen, seit mir die Leitung der 'Weltbühne' anvertraut wurde, nach dem Tode des unvergessenen Siegfried Jacobsohn, der das 'Blättchen', wie er sein Lebenswerk nannte, begründete und unser aller Meister und Vorbild gewesen war. Da stand sein Erbe in einer Zeit, die schnell alles von dem verlieren sollte, was die 'Weltbühne' hatte wachsen lassen. Niemand weiß besser als ich, wie viel ich dem alten, edlen Glanz schuldig bleiben musste. Die 'Weltbühne' war, so wie ich sie von Siegfried Jacobsohn übernommen habe, ein wunderbar getriebenes Metallgefäß, in dem die schönsten Dinge gesammelt waren, und so funkelte es verführerisch im Abendrot der bürgerlich en Zeit - ein letzter Kämpfer, der in edler Linie focht ..."
Nach einer kurzen Gedankenpause fuhr Ossietzky fort: "Heute ist alles mit Politik und Ökonomie vollgestopft, und aus einem Zufluchtsort der Schönheit ist ein Depot aller Sorgen geworden. Aber die 'Weltbühne' hat diesen Übergang gut überstanden, und ich verlasse die Redaktion mit dem Bewusstsein, das Blättchen unversehrt durch ein paar Jahr getragen zu haben, die als Kriegsjahre zählen müssen ..."
"Beim Abschied haben weniger die Freunde ihm, als er ihnen die Sache leicht gemacht", formulierte Polgar im Geiste.
Ossietzky sah nach der Uhr. Es war Zeit zum Aufbruch. In einem preußischen Gefängnis hat man die Strafe pünktlich auf die Minute anzutreten - sonst ...
Man half ihm in den Regenmantel. Jemand trug seinen Handkoffer zum Auto, das vor der Tür wartete. Beim Hinausgehen sagte Ossietzky leichthin: "Nun geb' ich für eine Weile meinen Degen in der Garderobe ab."

II. Die Justiz der Republik

Zur gleichen Zeit sammelten sich am Nollendorfplatz im Westen Berlins etwa 20 Autos, die mit der schwarz-rot-goldenen Flagge geschmückt waren - eine unauffällige, ja beinahne riskante Demonstration: Von offiziellen Anlässen abgesehen, war es nicht schicklich und nicht opportun in der Weimarer Republik, die Farben der Republik zu zeigen. Der Polizist, der an der Ecke patroullierte, sah diese Ansammlung mit Unbehagen und Misstrauen: eine Ansammlung von Republikanern auf offener Straße - das war ja fast umstürzlerisch. Wenn diese Herren und Damen nicht größtenteils wohl gekleidet gewesen wären und Privatwagen entstiegen, so hätte man einschreiten müssen.
Die Ankömmlinge gruppierten sich vor der amerikanischen Kirche in der Motzstraße. Dr. Rudolf Olden, der fähige liberale Leitartikler des 'Berlinger Tageblatts' - der gewissermaßen im Nebenberuf ebenfalls ein guter Jurist war und die Verteidigung Ossietzkys vor dem Reichsgericht übernommen hatte - sagte: "Das Reichsgericht hat uns zum Schweigen verurteilt. Der Prozess hat hinter verschlossenen Türen stattgefunden. Ich bin nicht befugt, über den Gang der Verhandlungen Erklärungen abzugeben. Das wäre nach Auffassung der Reichsrichter 'Landesverrat'.
Olden war ein gepflegter, schlanker und hochgewachsener, sehr gut aussehender Mann in den mittleren Jahren, der äußerlich die Würde und Distanziertheit eines englischen Oberhausmitglieds zur Schau trug. Er verbarg seine tiefgehende Enttäuschung über den bereits offenbaren Zusammenbruch des Liberalismus in der Republik von Weimar hinter seiner kühlen, ein wenig ironischen Weltgewandtheit. Ein Mann seiner Gaben würde in England eine führende Rolle im öffentlichen Leben des Landes gespielt haben. Er war weit eher geschaffen, zu repräsentieren, denn zu rebellieren.
Die Republik von Weimar aber (Olden bezeichnete sie im Gespräch mit seinen engeren Freunden als 'Die Republik der Banausen') wusste keinen Gebrauch von Leuten seiner Intelligenz und politischen Befähigung zu machen. Er fror ein zwischen der sturen Bürokratie, die die Republik vertrat und dem mehr und mehr verpöbelnden Extremismus der Rechten, die sich nun anschickte, die sozialdemokratischen Lakaien, deren man sich bisher zur Abwimmelung des Volkes bedient hatte, durch die eigenen Bravos aus den Reihen der Hitlerbewegung zu ersetzen. Was halfen Olden geschliffene Worte, was half Witz, Kenntnis, was Geist und Stil gegen die Botokuden, die mit dem Lärm ihrer Kommisstiefel alles zu übertönen begannen.
Und was half das Recht, das kristallklare Recht gegen das Faustrecht, das diese Justiz im Dienste der Kriegshetzer und Reaktionäre übte. Was im Falle Ossietzky geschehen war, das war keine Rechtsprechung mehr; es war bewusster, mit kaltem Hass überlegter Justizmord. Oldens berühmter Kollege, Professor Dr. Alsberg, der weltbekannte Strafrechtler, ein eher konservativer Mann, hatte es nicht für wahr haben wollen. Er hatte die Verteidigung Ossietzkys nicht aus politischen Motiven, sondern aus Rechtsgründen übernommen. Nach Kenntnis der Rechtslage hatte er nicht einen Augenblick gezweifelt, dass ein Freispruch erfolgen würde, erfolgen müsse; der Skeptizismus seiner politisch erfahrenen Kollegen Olden und Rosenfeld hatte ihn nicht beirren können.
Dr. Kurt Rosenfeld, der frühere preußische Justizminister und ebenfalls einer der vier Verteidiger Ossietzkys - der vierte war der berühmte Strafverteidiger Dr. Alfred Apfel gewesen - hatte von Beginn des Prozesses an mit einem politischen Tendenzurteil gerechnet. Da kam er ja selber mit seinem grauen Ziegenbart und den gütigen Augen in seinem schmalen, verwitterten Gesicht.
Er griff in das Gespräch ein. Er erzählte, dass Alsberg noch auf der Fahrt nach Leipzig zur Verhandlung aufgrund vieler höchstrichterlicher Entscheidungen und Äußerungen angesehener Kommentare, die er zitierte, zu beweisen suchte, dass er die Reichsrichter sehr leicht davon überzeugen könne, eine Verurteilung Ossietzkys sei nach der Sachlage unmöglich. Als dann nach juristisch unhaltbaren Gründen die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde, erhielt das Vertrauen von Alsberg einen ersten Stoß, und als das Urteil verkündet wurde, stürzte seine Welt zusammen, die Welt der vermeintlich unerschütterlichen Rechtsgrundsätze. Es sei gewesen, als ob man nicht Ossietzky, sondern Alsberg verurteilt hätte. Alsberg sei bei Verkündung des Urteils zusammengebrochen und Ossietzky, den das Urteil nicht im mindesten überraschte, weil er von vorneherein wusste, dass das Reichsgericht nicht mehr ein Instrument des Rechtes, sondern ein Instrume nt reaktionärer Machtpolitik sei, hätte seinen verzweifelten Verteidiger noch trösten müssen.
Olden dozierte in seiner kühlen Art: "Man lässt unter Berufung auf den Landesverrat-Paragraphen keine Möglichkeit, gegen das, was wir für ein Fehlurteil halten, zu protestieren. Die Sicherheit des Landes stehe auf dem Spiele, so begründete der Vierte Strafsenat des Reichsgerichts den Ausschluss der Öffentlichkeit und das Schweigeverbot für die Anwälte und die Angeklagten.
Dabei hat wohl die Sorge, die rechtlich unhaltbare Konstruktion des Urteils vor der Öffentlichkeit zu verbergen, eine zumindest ebenso große Rolle gespielt wie die Sorge für die Sicherheit des Reiches. Außenpolitische Gründe hätten geradezu einen Freispruch provozieren müssen. Die Anklage nimmt einen Artikel eines gewissen Kreises zum Vorwand, der am 12. März 1929 in der 'Weltbühne' erschienen ist und in dem mitgeteilt wurde, dass im Reichsverkehrsministerium eine so genannte Abteilung 'M' bestehe, die nicht der zivilen Luftfahrt, sondern militärischen Zwecken diene. Nach der Judikatur des Reichsgerichtes hätte eine Verurteilung wegen 'Landesverrats' und 'Verrats militärischer Geheimnisse' nicht erfolgen können, wenn die Behauptungen nicht in allen wesentlichen Punkten zutreffend gewesen sein würden. So wurde also durch die Verurteilung als wahr unterstellt, was der Artikel als Material heranzog. Es wurde demnach durch die höchs ten Richter des Reiches dem Ausland unzweideutig bestätigt, dass, wie der inkriminierte Artikel angedeutet hatte, tatsächlich die geheime Wiederaufrüstung der deutschen Luftwaffe aus den Mitteln des Staates in vollem Gang sei.
Olden zitierte in diesem Zusammenhang einen Artikel der Londoner 'Times', die nach der Urteilsverkündung geschrieben hatten, es sei just durch das Urteil klar erwiesen, dass die geheime Wiederaufrüstung betrieben werde, im Widerspruch zu den Klauseln des Friedensvertrages und im Widerspruch zu den offiziellen Versicherungen der deutschen Regierung. "Sie sehen", schloss Olden, "wie wenig mit dem Urteil dem vorgeblichen Wohl des Reiches gedient worden ist. Aber für das Reichsgericht handelt es sich gar nicht um das Wohl von Volk und Vaterland. Es handelte sich um die Verteidigung einer Kaste reaktionärer Dunkelmänner gegen die Kritik eines aufrichtigen Demokraten, wie Ossietzky es ist. Ich bin nach diesem Urteil zum ersten Male versucht, den Begriff von Klassenjustiz in mein juristisches Vokabular einzufügen.
Das Reichsgericht würdigte die subjektiven Motive der Angeklagten in keiner Phase der Verhandlung. Der Vorsitzende hörte mit geschulter Virtuosität über alles hinweg, was die Angeklagten hätten entlasten können, so zum Beispiel auch über den objektiv materiellen Fakt, dass der beanstandete Artikel im März 1929 erschienen war, zu einer Zeit, da Stresemann noch im Auswärtigen Amt saß und die Außenpolitik Deutschlands für eine Weile auf ehrliche Verständigung mit den früheren Feinden und Nachbarn gerichtet war, zu einer Zeit, da der Kampf gegen die geheime Sabotage der Verständigungspolitik sogar in offiziellem Sinne verdienstlich und patriotisch war. Aber die Herrn Reichsrichter werten vielleicht auch die Politik Stresemanns als 'landesverräterisch' und möglicherweise würde er, wenn er noch lebte, heute ebenfalls auf der Anklagebank sitzen."
Einer der Umstehenden erinnerte daran, dass hohe Richter der Republik in Artikeln und Reden den Kellog-Pakt als Wehrverrat bezeichnet und die deutschen Unterzeichner des Young-Plans für zuchthauswürdig erklärt hatten.
Dr. Rosenfeld nahm wieder das Wort. Er versuchte seiner Stimme einen ebenso nonchalanten
Ton zu geben wie Olden und gewissermaßen vom überlegenen Standpunkt des erfahrenen Politikers, den nichts aus der Fassung bringen kann, die Übel dieser Justiz zu diskutieren. Es siegte jedoch sein Herz oftmals über seinen Verstand. Ein Blick in seine Augen - diese gütigen Augen in dem schmalen zerfurchten Gesicht - genügte, zu erkennen, dass seine Nonchalanz gespielt war, dass er unter dem Unrecht litt, und dass er mit seinem ganzen warmherzigen Temperament mit Ossietzkys Sache identifiziert war.
Rosenfeld war ein Mann in der Mitte der Fünfzig, einer aus der alten Garde der Sozialdemokratie und einer der wenigen, die den demokratischen, freiheitlichen und fortschrittlichen Traditionen der Partei Bebels und Liebknechts treu geblieben waren. Ihn hatte die Politik nicht korrumpiert. Er war nach dem Umsturz - wenn man die Ereignisse vom November 1918 so nennen will - eine Zeitlang Justizminister gewesen, aber er hatte Amt und Würden unbedenklich aufgegeben und sich von seinen früheren Parteifreunden getrennt, als er erkannte, dass die Parteiführung die Millionenmassen ihrer vertrauensseligen Anhänger den Wünschen der Junker und Industriellen gemäß beeinflusste. Er hatte, da er den Idealen der Vergangenheit in einer schäbigen und verräterischen Gegenwart treu geblieben war, sein Anrecht für einen Platz in den Reihen der Kämpfer für eine bessere Zukunft gewahrt.
Sein schon grauer Ziegenbart schütterte, als er sagte: "Für das Reichsgericht war von ausschlaggebendem Interesse, dass Ossietzky nach dem Kriege eine Zeitlang Sekretär einer pazifistischen Organisation gewesen ist. Die Kenntnisnahme antimilitaristischer Einstellung genügte dem Reichsgericht für seinen Spruch. Friedensliebe ist gleich Landesverrat: das ist die Maxime des Reichsgerichts. Ossietzky verzichtete schließlich darauf, den Reichsrichtern seine Motive verständlich zu machen. Er sagte mir, er wisse, dass sein Kampf für Demokratie und Frieden vor diesem Gremium höchster Richter der Republik so wenig Gnade finden würde wie vor dem Sanhedrium eines künftigen 'Dritten Reiches' mit Goebbels als Oberpriester."
Man lachte über diese unverkennbar Ossietzkysche Bemerkung, aber es war Bitterkeit in diesem Lachen, so viel Bitterkeit wie in der Bemerkung selber.

III. Die Geächteten der Republik

Mehr und mehr Freunde Ossietzkys versammelten sich an dem vereinbarten Treffpunkt. Selbst die Langschläfer erschienen pünktlich. Alle waren ergriffen vor der Bedeutung der Stunde. Manche von ihnen kannten die Gefängnisse der Republik; sie waren den Weg, den sie Ossietzky nun geleiten würden, selber gegangen, weil sie geglaubt hatten, dass man in einer 'freien Demokratie' die Freiheit und die Demokratie verteidigen und fördern sollte - die liebenswerten, närrischen Schwärmer.
Man sah Erich Mühsam, des Poeten struppigen, rötlich-schwarzen Bart, seinen verwilderten Haarschopf, seine hinter den Kneifergläsern funkelnden Augen. Wahrhaftig, wer ihn nicht kannte, hätte befürchten können, dass er sogleich eine Bombe aus der Tasche ziehen und unter die wartende Menge werfen würde. Wer ihn aber kannte, wusste, dass er der gütigste, hilfsbereiteste und dabei für seine eigene Person zugleich selbstloseste und hilfloseste Mann war, den man sich vorstellen konnte, ein Humanist im geistigen und menschlichen Sinne, ein Eiferer und Prophet der Rechte und Freiheiten des kleinen Mannes.
So einer wie er konnte allerdings in dieser Republik nicht wohl geduldet werden. Das Kaiserreich hatte ihn einst, da er ungebärdig gegen den imperialistischen Krieg Wilhelms agitierte, auf einige Monate höflich interniert. Die Republik jedoch hatte ihn gleich auf sechs Jahre in ihre Kerker gesandt, um ihn zu lehren, was er unter 'Freiheit' und 'Demokratie' zu begreifen habe. Die Lehre hatte nichts gefruchtet: Der unverwüstliche Idealist bekannte sich immer noch laut und furchtlos zu seinen höchst individualistischen humanen Grundsätzen. Die Nazis hatten ihn ganz oben an auf ihre Liste für die 'Nacht der langen Messer' gesetzt. Er hatte zu oft und zu eindringlich gegen die Unmenschlichkeit aufgerufen, in seinen Versen, seinen Reden und durch seine bloße makellose Existenz.
Er gestikulierte aufgeregt; er war unfähig, dies neue Unrecht gesittet und resigniert hinzunehmen. Das Unrecht, das man Ossietzky antat, war so schreiend, dass Mühsam dagegen anschreien musste. Man beeilte sich, ihn zu dämpfen. Demonstrationen zugunsten des Rechts und der Freiheit gelten in der Republik als subversiv. Der Polizist an der Ecke blickt schon misstrauisch. Wenn der Freund Mühsam Aufsehen hervorruft, so wird man, anstatt Ossietzky das Geleit geben zu können, selber unsanft zu einem Gefängnis geleitet werden.
Erich Mühsam aber ist nicht so leicht zu disziplinieren. Man müsse etwas tun; es müsse etwas geschehen. Man müsse die Massen mobilisieren, demonstrieren, agitieren, das Gewissen der Welt aufrufen ...
Man zuckte die Achseln. Ossietzky gehörte keiner Partei und keiner der Internationalen an. Die Linke habe für ihre eigenen Märtyrer zu sorgen, die nach tausenden zählten. Außer einem Häuflein Literaten und progressiver Intellektuellen könne man schwerlich jemanden für den Fall Ossietzky mobilisieren und, wie Freund Mühsam wissen sollte, progressive Intellektuelle seien in dieser Zeit in Deutschland - ach, nicht in Deutschland allein! - eine lächerliche, einflusslose, an den Rand gedrängte soziologische Kategorie.
Was zu tun war, habe man getan. Der Präsident der deutschen Dichterakademie, Heinrich Mann, der Nobelpreisträger Professor Quidde, ehemalige Minister, Professoren von Weltruf, protestantische Theologen, Juristen, Schriftsteller, Künstler hatten ihre Stimme gegen das Unrecht erhoben. Die Liga für Menschenrechte, der PEN-Club sammelten Unterschriften für einen Appell an den Reichspräsidenten als der einzigen Instanz, die den Fehlspruch des Reichsgerichts noch in der humanen Sphäre, wenngleich nicht mehr in der juristischen, revidieren könne.
Wollte der Freund Mühsam wissen, mit welchen eindringlichen Worten Thomas Mann seiner Entrüstung über das Urteil Ausdruck gegeben und den Reichspräsidenten zur Wiedergutmachung aufgerufen hatte? Dr. Olden hatte den Wortlaut der Erklärung des weltberühmten Schriftstellers, dessen Stimme immer noch so viel Gewicht in konservativen bürgerichen Kreisen hatte, in seiner Aktenmappe.
"Es ist eine furchtbare und demütigende Vorstellung", so hatte Thomas Mann geschrieben, "in einem Lande zu leben, wo über die Erscheinungen der Unordnung gewaltsam mit Hilfe der Justiz Stillschweigen gebreitet werden soll, und ich meine, man sollte die Mundtotmachung der öffentlichen Kritik der faschistischen Diktatur vorbehalten ..." Das Schreiben schloss mit den Worten: "Es wäre für den Anhänger kritischer Freiheit und für den Vaterlandsfreund (die beiden Eigenschaften können sich sehr wohl in einer Person vereinigen) eine große seelische Erleichterung, wenn ein Spruch, der so vielen ernsten Beobachtern ale ein Fehlspruch gilt, von jener Stelle, die uns allen als der Inbegriff der Loyalität gilt, aufgehoben würde."
"Meint er etwa Hindenburg mit dem 'Inbegriff der Loyalität'?", schnaubte Mühsam, kurzatmig vor Erregung, durch seinen wilden Bart. "Für diesen Analphabeten sind Briefe von Dichtern noch nicht einmal als Klosettpapier gut genug!"
Man drang beschwörend auf ihn ein: Er solle sich mäßigen, die Stimme dämpfen, aber er schrie außer sich vor Zorn: "Er hat sich doch selber laut gebrüstet, dass er in seinem ganzen Leben außer den preußischen Exerzierrreglements niemals ein Buch aufgeschlagen habe. Für diesen Präsidenten dieser Republik ist es geradezu ein Kompliment, ein Analphabet genannt zu werden. Wenn man ihn einen Intellektuellen nennen würde, dann könnte er uns wegen Beleidigung verklagen."
Mühsam fuhr wie eine Viper auf einen harmlosen Korrespondenten einer Berliner Mittagszeitung los, der die denkwürdige Stunde für sein Blatt reportieren wollte: "Und Sie haben ihn gewählt, diesen Schirmherrn des Unrechts!"
Dr. Rosenfeld versuchte, den Ungestümen durch sachliche Argumentation zu beschwichtigen. "Der Reichspräsident ist nach der Verfassung die einzig zuständige Gnadeninstanz. Wir konnten nur an ihn appellieren ..."
"Gnade?!", rief eine Stimme schallend. "Wiese Gnade? Wir brauchen keine Gnade! Wir verlangen unser Recht." Der Rufer war Ernst Toller. Seine großen, ausdrucksvollen Augen flammten. Er sah wunderbar aus. Sein großflächiges, leidenschaftliches Gesicht war heftig bewegt in diesem Augenblick der Empörung. Er war noch jung, aber sein Haar war schon grau geworden - hinter den Kerkermauern der deutschen Republik - auch er hatte fünf entsetzlich lange, qualvolle Jahre für seine Menschenliebe und seinen Idealismus abbüßen müssen. Seine besten und bekanntesten Werke, die Dramen 'Masse Mensch', 'Die Maschinenstürmer', 'Hinkemann' und das 'Schwalbenbuch' waren in Gefängniszellen entstanden. Aber er, gleich Mühsam, war nicht gebrochen worden. Er hatte sich seinen Glauben an 'Das Bessere im Menschen' bewahrt. Dieser Glaube hatte ihn Freiheit und Gesundheit gekostet, aber er ließ nicht ab, dies 'Bessere' im Menschen feurig, mit schwungvollen und ech tem Pathos aufzurufen gegen Unrecht und Gewalttat. Seine und Erich Mühsams Chancen waren in der Tat gering in einer Zeit, da mit so viel Erfolg an den 'Schweinehund im Menschen' appelliert wurde.
Rosenfeld und Olden beeilten sich, zu versichern, dass das Gnadengesuch im Sinne Ossietzkys nicht an weiche Gefühle appelliere, sondern Recht gefordert habe, Wiedergutmachung eines Rechtsbruches. In diesem Sinne sei das nun vorbereitete Gesuch ein öffentlicher, politischer Akt, der sich nicht nur an den Präsidenten als die zuständige Instanz, sondern an die ganze Nation wende.
Der große Schriftsteller Arnold Zweig, der gerade mit seinem Roman 'Der Streit um den Sergeanten Grischa' ein monumentales Gemälde des preußischen Militarismus entworfen hatte, schaltete sich in das Gespräch ein. Er war ein kleiner, halbblinder, gedrückt aussehender Mann. Wer nicht wusste, dass er der hervorragende deutsche Schriftsteller Arnold Zweig war, der hätte ihn auf den ersten Blick für einen ausgepowerten Hilfsbuchhalter einschätzen können.
Er dozierte in nachdenklicher Art mit leiser Stimme - man drängte näher an ihn heran, um ihn zu verstehen - und wer nicht nur seinen Worten, sondern auch seinem Tonfall lauschte, der bemerkte in der verhaltenen Vibration, dem Stocken und Räuspern, wie bewegt der Sprecher war; man hört ja nicht auf, unter dem Frevel zu leiden, indem man ihn analysiert:
"Geistige Vornehmheit bei schlichtester Haltung", hub er an - "das ist die Definition des Gentleman, und es ist zugleich die Charakterisierung Ossietzkys. Ein solcher Mensch gerät in unserer Zeit leicht unter die Räder der Wagen, mit denen die Emporkömmlinge, Beutemacher und Schwindler durchs Ziel fahren - all die kleinen Leute, die heute in Deutschland große Worte, große Geschäfte oder große Politik machen ..."
Er schwieg nachdenklich, und bevor er fortfahren konnte, bemerkte Olden: "Dass diese preußische Armee, dieses Offizierskorps, diese berühmte Brüderschaft, die seit zwei Jahrhunderten immerfort von 'point d'honneur' redet, einem wahrhaft aristokratischen Gegner wie Ossietzky aber niemals die leiseste Ritterlichkeit gezeigt hat, das erscheint mir, der ich doch auch einmal zu ihr gehört habe, als ein besonders trübes Zeichen der Zeit, in der alles in Plumpheit und Schäbigkeit versunken ist. Ich kann zur Not noch das Urteil selber verstehen - nicht vom juristischen Standpunkt, sondern vom machtpolitischen, dem Wunsch, mit allen Mitteln einen unbequemen Feind zum Schweigen zu bringen. Aber dass man gewagt hat, diesem ehrenwertesten aller Männer die bürgerlichen Ehrenrechte abzuerkennen, dass ist eine mir zunächst noch unfassbare Neuigkeit des politischen Kampfes."
"Man muss vielleicht", antwortete ihm Arnold Zweig, "wie ich selber, ein paar Jahre in einem deutschen Armierungsbataillon gedient haben, um die schlammigen Tiefen unterhalb der glatten Fläche jener Leute zu erraten; und auch dann noch - es gereicht uns nicht zur Unehre - weigern wir uns, zu glauben, dass es so viele Verbrecher gibt, die darauf brennen, für ihre geistige und moralische Minderwertigkeit Rache zu nehmen.
Ossietzky wusste, mit wem er es zu tun hatte, und er wusste, es auch nicht. Er kannte ganz genau die Entschlossenheit der Machtkreise, alles das zu zerstören, was dem liberalen Menschen lebenswert und pflegebedürftig erscheint; aber von dem Grad niedriger, persönlicher Rachsucht, dessen diese Leute fähig sind, hat er keinen Begriff - weil er ein Gentleman ist. Er ist unfähig, seinen Gegnern, unseren Gegnern, sage ich wohl richtiger, in die Abgründe der Niedertracht zu folgen, in denen sie zu Hause sind, die ihr eigentliches Kampffeld sind."
In die Stille, die diesen schmerzvollen Worten folgte, tönten einige ungeduldige Autohupen. Olden nickte Rosenfeld zu. Die Verteidiger gingen zu den Wagen. Die zwanzig Autos mit den schwar-rot-goldenen Wimpeln setzten sich gegen halb elf Uhr nach Tegel in Fahrt.

IV. Vor den Toren des Gefängnisses

Das Tegeler Gefängnis liegt freundlich im Grünen am Rande Berlins. Ein kleines Gehölz von schütternen Fichten reicht bis dicht an das Tor des Gefängnisses heran.
Dort warteten bereits einige Gruppen, die mit der Stadtbahn oder mit Autobussen gekommen waren. Man sprach mit gedämpfter Stimme. Von Zeit zu Zeit schielte einer oder der andere nach dem Gefängnistor. Dahinter würde Ossietzky nun für achtzehn Monate verschwinden. Freunde, die ihn näher kannten, gaben Gutachten ab, wie er die Zeit überstehen würde. "Er hat einen so schwachen Magen", klagte eine freundliche alte Dame von der Liga für Menschenrechte.
Kurz nach elf Uhr traf die Kolonne der Schwarz-Rot-Gold bewimpelten Autos ein, siebzig bis achtzig Leute entstiegen. Alle machten feierliche Mienen. Man begrüßte einander. Beim Handschlag sah man sich ernst und bedeutungsvoll in die Augen wie Leidtragende auf einem Friedhof.
Wenige Minuten später traf Ossietzky ein. Man bildete Spalier, durch das er in die Mitte der Wartenden schritt. Passanten, die auf der Straße, die am Gefängnis vorbeiführte, des Weges kamen, blieben stehen und vergrößerten die Ansammlung. Sie mochten erstaunt sein über das außergewöhnliche Schauspiel dieses Ehrengeleites eines 'Verbrechers' bis ans Tor des Gefängnisses.
Alle Freunde Ossietzkys fühlten, dass noch etwas gesagt werden müsse und alle wussten, dass jedes Wort, das man ihm auf dem langen Wege mitgeben konnte, eine Platitüde sein würde. Polgar formulierte im Geiste: "Schwer einem Manne, dem alle Freundschaft von der ihm aufgeladenen Not nichts abnehmen kann, solcher Freundschaft zu versichern und ihm zu sagen, man schmecke das Bittere, das er allein durchkosten muss, mit. Es ist schwer, weil es so leicht ..."
Auch Ossietzky fühlte, dass er der Sache, um derentwillen er sich den Folgen des Fehlurteils ausgesetzt hatte, schuldig sei, eine letzte zusammenfassende Erklärung seiner Motive zu hinterlassen - ein Memento für die, die noch in Freiheit waren und weiterkämpfen konnten.
Es war ihm peinlich. Er war kein Redner, und er hatte keinen Geschmack an der Zurschaustellung seiner Person. "Zeitungsmenschen soll man hören, aber nicht sehen", pflegte er zu sagen. Seine Freunde gruppierten sich um ihn; sie standen nun im Halbkreis mit dem Rücken gegen das Gefängnistor, das in seiner Blickrichtung lag, während er sprach. Es war, als wollten sie ihm im letzten Augenblick den Weg dorthin versperren.
Er begann ohne Einleitung mit tonloser Stimme, wie in einer Konversation im geschlossenen Raum - man drängte näher an ihn heran, um ihm besser zu hören; er hielt einen weichen, zerknüllten Filzhut in der rechten Hand, die linke barg er in der Tasche seines nicht zugeknöpften Regenmantels. Seine Haltung war leger. Den Blick hielt er auf den Boden gesenkt. Es war nichts Feierliches an ihm, nichts posiert. Genauso hätte er auf einer der regelmäßigen Konferenzen in der Redaktion der 'Weltbühne' gesprochen.
"Ich gehe nicht aus Gründen der Loyalität ins Gefängnis, sondern weil ich als Eingesperrter am unbequemsten bin. Als Insasse einer preußischen Strafanstalt bleibe ich eine lebendige Demonstration gegen ein höchstinstanzliches Urteil, das in der Sache politisch tendenziös erscheint und als juristische Arbeit reichlich windschief."
Bei den nächsten Worten wurde seine Stimme intensiver, und er hielt den Blick nicht mehr gesenkt, sondern auf das Gefängnistor, fünfzig Schritt vor ihm, gerichtet.
"Diesen Protest lebendig zu erhalten, das bin ich allen denen schuldig, die für mich eingetreten sind. Das bin ich vor allem den achttausend namenlosen proletarischen Opfern des Vierten Strafsenats schuldig ..."
So viel zum Fall Ossietzky, der weit eher ein Fall Deutschlands, ein Fall der deutschen Republik genannt werden sollte. Das Fehlurteil, das die Herrn in Leipzig auf Geheiß des Reichswehrministeriums ausgesprochen haben, ist nur ein Beweis mehr, dass man heute nirgendwo in der Welt so inbrünstig wie in Deutschland an den Krieg als vornehmstes politisches Mittel glaubt; nirgendwo ist man eher geneigt, über seine Schrecken hinwegzusehen und seine Folgen zu missachten; nirgendwo feiert man kritikloser das Soldatentum als die gelungene Höchstleistung menschlicher Tugenden, und nirgendwo setzt man Friedensliebe so gedankenlos persönlicher Feigheit gleich.
"Es ist die tragische Schuld und der selbstmörderische Irrtum der deutschen Republik, dass sie nicht verstanden hat, den spontanen Antimilitarismus, den unsere geschlagenen Heere aus dem Kriege mitbrachten, im eigenen Interesse zu fundieren. Sie hat ihn im Gegenteil unterdrückt, wie sie nur konnte, und den chauvinistischen Gegenströmungen eine Konzession nach der anderen gemacht, ohne dass es ihr gelungen wäre, sie mit ihrer Existenz auszusöhnen. Aus alledem erwuchs die gefährlichste Frucht: die Vorherrschaft der Militärs in der Politik."
Ossietzky räusperte sich und schwieg. Auch die, die ihn umdrängten, schwiegen, unsicher, ob er geendet habe oder fortzufahren wünsche. Durch diese Stille drang aus den hinteren Reihen der Gruppe eine dünne, schüchterne Stimme: "Hoch Ossietzky!" Es schien unangebracht, das Kolloquium, das Ossietzky hier, von seinen Getreuen umgeben, abhielt, mit einer landläufigen Ovation zu beenden. Aber ein jeder verstand, dass der Rufer sich von der nahezu unerträglichen inneren Spannung hatte befreien wollen, in deren Bann sie alle standen. Einige murmelten befangen und zögernd rasch: "Hoch Ossietzky". Andere verbargen ein Lächeln so lange, bis sie auf Ossietzkys Gesicht dies fällige Lächeln erscheinen sahen. Und dieses Lächeln auf dem Gesicht wehrte er ohne Pose und Pathos ab:
"Wir wollen uns nicht gegenseitig feiern und zu großen Männern erklären. Wir Demokraten und Friedensfreunde sind in dieser Umwelt, wenn man will, eine Verschwörung - keinesfalls aber ein Verein, in dem man den jeweiligen Vorsitzenden hochleben lässt."
Dann verschwand das Lächeln von seinem Gesicht. In die Mienen der Umstehenden kam Spannung zurück. Ossietzky schloss ab:
"Wir waren verschworen für die Grundsätze der Verfassung der Republik, die wir vom ersten Tage ihrer Geburt an verteidigt haben - gegen den Willen der berufenen Hüter der Republik, wie nun von Tag zu Tag deutlicher wird. Wir betrachten die Demokratie nicht als einen Vorwand; wir meinen sie ... Noch immer bekennt sich mein Verstand zu der heute so verschmähten Demokratie - aber mein Herz folgt unwiderstehlich dem Zuge der proletarischen Massen; nicht dem in Doktrinen eingekapselten Endziel, sondern dem lebendigen Fleisch und Blut der Arbeiterbewegung, ihren Menschen, ihren nach Gerechtigkeit brennenden Seelen.
Ich gehöre keiner Partei an. Ich habe nach allen Seiten gekämpft; mehr nach rechts, aber auch nach links. Heute jedoch sollen wir wissen, dass links von uns nur noch Verbündete stehen. Die Flagge, zu der ich mich bekenne, ist nicht mehr die schwarz-rot-goldene Flagge dieser entarteten Republik, sondern das Banner der geeinten antifaschistischen Bewegung. Und ich, der Pazifist, reihe mich nun ein in das große Heer, das für die Freiheit kämpft."

V. Die Republik ist tot

Man hat Carl von Ossietzkys Rechenschaft gehört und verstanden, dass sie ein Vermächtnis ist. Dann hat Ernst Toller dem Scheidenden noch ein paar bewegte Worte auf den langen Weg nachgerufen, und es ist nun hohe Zeit für Ossietzky, den Weg anzutreten. Die Uhr zeigt fünf Minuten vor zwölf.
Ossietzky sieht noch einmal in die Runde, und er winkt seinen Freunden mit den Augen einen letzten Gruß zu. In seinem Gesicht ist Ruhe und beinahe eine innere Heiterkeit. Seine Entscheidung ist getroffen. Er schwenkt mit einer zurückhaltenden, mehr andeutenden Geste seinen weichen Filzhut in die Runde, dann senkt er den Blick und geht tapferen Schrittes, flankiert von Dr. Rosenfeld und Dr. Olden, auf das sich öffnende Gefängnistor zu und verschwindet nach einem letzten Händedruck für seine beiden Anwälte im Schatten der Gefängnismauern, ohne sich noch einmal nach denen umzusehen, die ihm fasziniert und bedrückt nachstarren.
Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger, der mit seinem runzligen Eulengesicht in der vorderen Reihe der Ehrengarde Ossietzkys gestanden hat, sagt in seiner leisen, nachdenklich-ironischen Manier zu seinem Freunde Arno Zweig: "Die wahre Republik geht ins Gefängnis."
Ihn überrascht die Entwicklung der Dinge in Deutschland nicht. Er hat schon vor einem Jahr in einer Gesellschaft von Künstlern und Schriftstellern geäußert, ihm komme Berlin vor wie eine Stadt voll von zukünftigen Emigranten. Und danach war er mit Eifer daran gegangen, die Villa im Grunewald, die er sich gerade hatte bauen lassen, mit viel Geschmack prächtig und solide auszustatten - als eine Heimstätte für Lebenszeit. Wollte man ihn daran erinnern, so wird er mit seinen klugen Augen hinter den dicken Brillengläsern und seinem runzligen Gesicht zu lächeln beginnen und mit einem fast unhörbaren, nach innen gekehrten Glucksen antworten: "Was wollen Sie? - So ist der Mensch."
Fragt man ihn aber, ob er einen Sinn darin sehe, dass Ossietzky sich zum Märtyrer machte in einer Welt, die entschlossen scheine, die in seinem Fall implizierte Mahnung, dass der Friede der Welt abermals bedroht sei, nicht zur Kenntnis zu nehmen - so wird Feuchtwanger vielleicht mit einer Gegenfrage antworten: "Wofür ist der Prophet Jesaias gestorben, der mächtigste Eiferer für den Frieden, den die Geschichte kennt? Die Gegner des Friedens haben ihn, wie die Legende berichtet, in einem hohlen Baumstamm zersägt und ihren Krieg weitergeführt. Wofür ist Jesus aus Nazareth gestorben? Weder die Juden hörten auf seine Friedensbotschaft, noch die Römer."
Und dann, nach einer kleinen Pause, die Gelegenheit zum Nachdenken gibt, wird Feuchtwanger in seiner leisen sokratischen Lehrhaftigkeit den Schluss ziehen: "Carl von Ossietzky weiß seine Antwort auf diese Frage. Er weiß, dass das Wirken des Propheten Jesaias 'nützlich' gewesen war auch im Sinne jener Skeptiker, und er weiß, dass sein eigenes Wirken nützlich sein wird. Ossietzky, bei all seinem Idealismus, ist ein Realist. Er weiß, dass Martyrium sehr oft eine Propaganda erst auf weite Sicht ist. Auch wenn Krieg in der Welt ist und mehr Krieg bevorsteht, dieser Friedenskämpfer weiß, dass die Zeit kommen wird, in der sein Martyrium nicht vergeblich gewesen sein wird."

Das Gefängnistor hatte sich hinter Carl von Ossietzky geschlossen. Erich Mühsam, der liebenswerte Rebell, durchbrach die Stille mit seinen zornigen Protesten. Man musste ihn abermals zur Ruhe mahnen. Die Gummiknüppel der Polizei waren in Bereitschaft, dies Häuflein von Intellektuellen, von Outcasts, die keine Partei, keine Organisation, keine Macht hinter sich hatten, mit Hieben auseinanderzutreiben.
Dann wandte man sich um. Am Rande des Wäldchens parkten die zwanzig Autos. Fröhlich flatterten die schwarz-rot-goldenen Wimpel im Frühlingswind. Einer ging auf seinen Wagen zu, stockte, sann einige Sekunden und entfernte die Flagge der Republik.
Es war wie ein Signal, das die Reihen durchlief. Einer nach dem anderen folgte diesem Beispiel. Niemand sprach ein Wort. Diese Geste war, als ob man eine Handvoll Erde über ein frisches, noch offenes Grab werfe. Die Freunde des Friedens und der Freiheit, die Republikaner, die am treuesten für ihre Republik gestritten und gelitten hatten, beerdigten mit dieser Geste ihre letzten Hoffnungen, dass die Missgeburt, die sie so zärtlich und schmerzlich gehegt hatten, doch zu guter Letzt noch zu Kräften kommen möchte.
Als die Kolonne abfuhr, waren die Wimpel von allen Autos verschwunden.
Die Republik war tot.

Epilog

Das war geschehen am 10. Mai 1932.
Man wird sich dieses Datums, 10. Mai, entsinnen: Es hat dieser Tag eine schicksalshafte Bedeutung in der Geschichte unserer Epoche erhalten.
Ein Jahr danach, am 10. Mai 1933, flammten auf dem Opernplatz in Berlin und auf vielen öffentlichen Plätzen der Haupt- und Universitätsstädte des Reiches die Scheiterhaufen, in denen der Extrakt der deutschen und der Weltliteratur seit den Zeiten Gotthold Ephraim Lessings und Voltaires unter dem Gejaul frenetisierten Pöbels verbrannt wurde. Das 'Dritte Reich' war angebrochen, und einer seiner hohen Amtswalter, Dr. Goebbels, nannte diese Bücherverbrennungen in seiner Festrede einen symbolischen Akt. Es war ein symbolischer Akt.
Und abermals auf den Tag, sieben Jahre danach, am 10. Mai 1940, setzten sich die gepanzerten Kolonnen der Bücherverbrenner in Fahrt gegen den Westen Europas. Sie überfuhren Holland, Belgien und Frankreich und defilierten einige Wochen später auf den Boulevards von Paris. Das alte, korrupte Europa, das die durch den Akt der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 öffentlich proklamierte Barbarei in seiner Mitte geduldet, um nicht zu sagen, begünstigt hatte, erhielt die Quittung für seine Gleichgültigkeit, um nicht zu sagen, moralische Hehlerschaft auf den Tag genau, sieben Jahre später, zugestellt.

Ossietzky hat diesen Tag nicht mehr erlebt. Nach unsäglichen, physischen und seelischen Foltern in Nazi-Konzentrationslagern starb er, ein Gefangener der Nazis bis zu seinem Tode, am 4. Mai 1938 in einem Berliner Hospital an den Folgen seiner Martern. Doch starb er in dem Bewusstsein, dass sein Martyrium von der Mitwelt verstanden worden sei: ihm, dem Konzentrationslagerinsassen, war im November 1936 der Friedensnobelpreis verliehen worden - eine Demonstration der gesitteten Welt von unvergesslicher Kühnheit und Nobilität und eine der schwersten moralischen Niederlagen, die Hitler während der Zeit seines Aufstiegs erlitten hat.
Nur wenige von denen, die Ossietzky damals das Geleit gaben, sind noch am Leben. Von seinen vier Anwälten machte Professor Dr. Alsberg, der an die Unverbrüchlichkeit des Rechts glaubte, seinem Leben freiwillig ein Ende, als er das Unrecht breitmäulig triumphieren sah. Dr. Olden, der sich vor dem Zugriff der Hitler-Schergen nach England hatte retten können, wurde auf der Überfahrt nach Kanada das Opfer eines deutschen Unterseebootes, dessen Torpedo sein Schiff versenkte. Er und seine Frau wurden eine Woche später nach der Versenkung in einem Rettungsboot tot aufgefunden. Dr. Apfel starb auf der Flucht vor den Nazis nach dem Zusammenbruch Frankreichs in Marseille; man spricht von Selbstmord. Dr. Kurt Rosenfeld wirkte im Exil in Frankreich und später als Bürger Amerikas unermüdlich weiter an der Befreiung der Welt und Deutschlands vom Amoklauf der besessenen Barbaren. Als er im September 1943 in New York starb, hatte er jedenfalls die Gewissheit, da ss das Ende des Nazi-Wahns nahte.
Von anderen näheren Freunden und Mitarbeitern Ossietzkys und der 'Weltbühne' setzte Kurt Tucholsky als einer der ersten seinem Leben in Überdruss und Verzweiflung im Exil ein Ende.
Erich Mühsam, der liebenswerte Rebell, wurde von den Nazis im Konzentrationslager buchstäblich zu Tode geprügelt und sein Leichnam aufgehängt.
Der Professor Theodor Lessing, ein angesehener linksliberaler Philosoph und Essayist, der ebenfalls dem Kreise um die 'Weltbühne' nahegestanden hatte, wurde von SA-Gangstern in der Tschechoslowakei 'gekillt', wie es im Jargon der Erneurer Deutschlands hieß.
Helmuth von Gerlach starb im Exil in Paris zu einer Zeit, da der Nazi-Aufstieg uneindämmbar schien.
Ernst Toller gab nach München und der ersten Folgen, der Auslieferung Spaniens an den Faschismus und der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Nazis, den Kampf in einem Anfall äußerster Hoffnungslosigkeit auf: Er erhängte sich im Mai 1939 in seinem New Yorker Hotelzimmer.
Sein freundlicher Rivale, der Dramatiker Walter Hasenclever, nahm in der Stunde des Zusammenbruchs Frankreichs, Mitte Juni 1940, in dem südfranzösischen Konzentrationslager Les Milles eine ausreichende Dosis Gift.
Der Kunsthistoriker Carl Einstein ertränkte sich in einem Fluss in den Pyrenäen, um neuer Verhaftung zu entgehen.
Der Essayist Walter Benjamin machte seinem Leben in dem spanischen Grenzstädtchen Port-Bou nach seiner Verhaftung durch die Grenzwachen ein Ende.
Der Arzt und Romanschriftsteller Dr. Ernst Weiß nahm Gift in seinem Zimmer in Paris beim Anblick der einmarschierenden Nazi-Kolonnen.
Franz Hessel, der Essayist und Übersetzer Prousts, dessen Leben der geistigen Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich gewidmet gewesen war, starb an den Folgen der Haft arm und elend am Neujahrstage 1941 in Sanary in Südfrankreich.
Der Dichter Alfred Wolfenstein, der zu denen gehört hatte, die Ossietzky das Geleit an das Tor des Gefängnisses in Tegel gaben, wurde von den Nazi-Kolonnen überrascht und gefangen gesetzt. Zwischen Lager, Gefängnis, Flucht und Illegalität überlebte er ihn lange genug jedenfalls, um die Befreiung Westeuropas mitanzusehen; er starb an den Folgen der furchtbaren Jahre im Winter 1945 in Paris.
Der österreichische Dichter und Biograph Emil Alphonse Reinhardt reihte sich als ein Mann im reiferen Alter in die europäische Untergrundbewegung gegen die Nazibedrücker ein. Er endete in Dachau.
Unter den Überlebenden sind Heinrich und Thomas Mann, Arnold Zweig, Lion Feuchtwanger, Rudolf Leonhard und Ferdinand Bruckner, Bert Brecht und Oskar Maria Graf, Johannes R. Becher, Friedrich Wolf, Theodor Plivier, Ludwig Renn, Egon Erwin Kisch, Alfred Döblin, Erich Weinert, Fritz von Unruh, Walter Mehring, Bertold Viertel, Alfred Polgar, Balder Olden, Hermann Kesten, Maximilian Scheer - nur die zu nennen, die dem Kreise um die 'Weltbühne' nahegestanden haben. Ihr Kampf ist auch heute noch nicht beendet. Freiheit und Humanität haben noch nicht gesiegt. Die Welt ist noch weit entfernt vom Ideale der inneren und äußeren Befriedung, der Ossietzky gedient und für die er sein Leben gegeben hatte. Die ihn gekannt haben, bewahren sein Vermächtnis, und die deutsche Jugend, die nun erst seit kurzem der Bedeutung seiner Persönlichkeit inne werden kann, wird ihn zu einem Symbol des besseren, freieren, gerechteren Deutschland von morgen erleben.


B. Ossietzky und die SED-Führung


1. Vorbemerkung

Ende 1947 wurde der Versuch unternommen, Carl von Ossietzkys antifaschistisches und antimilitaristisches Vermächtnis in der DDR 'rein und unverbrüchlich zu überliefern' (Kantorowicz). Es sollte ein Ossietzky-Buch herausgegeben werden, das seine wichtigsten und aussagekräftigsten Schriften, versehen mit einer biografischen Einführung, dem Leser der damaligen Sowjetisch Besetzten Zone zugänglich machen sollte. Vier Jahre lang wurde um dieses Buch seitens Alfred Kantorowicz und Max Schröder vom Aufbau-Verlag gerungen. Aber nicht nur darum: Auch ein Ossietzky-Film mit einem von Kantorowicz zu schreibenden Drehbuch sollte entstehen. Vier Jahre später musste dieser Kampf aufgegeben werden: Die beiden Projekte scheiterten am Einspruch der SED-Führung, nachdem in den Jahren zuvor zahllose Versuche unternommen worden waren, Buch und Film immer wieder aufzuschieben und ihnen immer wieder neue Steine in den Weg zu legen. Von Ossietzky sollte nur eine bestimmte Seite in der SBZ und der späteren DDR dokumentiert werden; die andere, die unabhängige Seite des großen Antimilitaristen, sollte es nie gegeben haben dürfen, sie war nicht genehm. Da aber Kantorowicz Ossietzky so zeigen wollte, wie er wirklich war - alle Seiten von ihm - rief er den Widerstand derjenigen hervor, die an solcher Objektivität kein Interesse hatten, sondern nur daran, wie er für ihre Propagandafeldzüge am wirkungsvollsten auszuschlachten war.

Hier seien die einzelnen von Kantorowicz in seinem 'Deutschen Tagebuch' geschilderten Stationen der Verhinderung des Ossietzky-Buches und des Films stichwortartig wiedergegeben:

2. Stationen eines Ossietzky-Verbots durch die SED-Führung

Ende 1947

- Im Herbst 1947 bittet Max Schröder vom Aufbau-Verlag Alfred Kantorowicz, das Ossietzky-Buch zusammenzustellen und mit einer längeren Einleitung zu versehen. Kantorowicz nimmt diesen Vorschlag sofort an.

- Einige Tage später wird im Verlag (Verlagsleiter Erich Wendt) beschlossen, das Buch
im Sommer oder Herbst 1948 herauszubringen. Es wird ein Vertrag darüber abgeschlossen.

- Bei der Materialbeschaffung werden Kantorowicz schon bald Hindernisse in den Weg gelegt: Ihm wird die Einsicht in die archivierten Bände der 'Weltbühne' (der Zeitschrift , für die Ossietzky fünf Jahre lang, von 1927 bis zu seiner Verhaftung im Mai 1932, geschrieben hatte) verweigert. Man werde eine Kommission einrichten, der auch führende SED-Vertreter angehören sollen, wie Alexander Abusch und Albert Norden. Daraufhin beschafft sich Kantorowicz das Material aus Bibliotheken und Antiquariaten.
Auch von Ossietzkys Witwe Maud erhält er reichlich Material, jedoch nicht von der SED-Führung.

Sommer 1948

- Obwohl geplant war, das Buch um diese Zeit herauszubringen und die Vorarbeiten so gut wie abgeschlossen sind, teilt Max Schröder vom Aufbau-Verlag Kantorowicz mit, dass es von Seiten der SED 'Bedenken' gegen eine Veröffentlichung gäbe. Die Herausgabe des Buches werde um ein bis zwei Jahre aufgeschoben. Gründe, außer formale, werden nicht angegeben.

Herbst 1948

Kurt Maetzig, der bekannte Filmregisseur von der DEFA, macht Kantorowicz den Vorschlag, einen Film über Ossietzkys Leben zu produzieren. Kantorowicz soll das Drehbuch dazu schreiben. Dieser sagt sofort zu und macht sich ans Werk, bekommt allerdings Auflagen: eine Liebesszene soll in die Filmhandlung eingebaut werden usw.
Als Maetzig merkt, dass er ein heißes Eisen angefasst hat, zieht er sich wieder aus dem Projekt zurück. Der Widerstandskämpfer Dr. Falk Harnack, Regisseur bei der DEFA, ist jedoch bereit, das Projekt zu betreuen. Er gewinnt den Hamburger Schriftsteller Axel Eggebrecht als Assistenten, der bereit ist, mit Kantorowicz zusammen das Drehbuch zu schreiben.

1950

-1950 erkrankt Eggebrecht jedoch schwer und zieht sich aus dem Projekt zurück.
Rudolf Leonhard, ein früherer Mitarbeit von Carl von Ossietzky in der 'Weltbühne', übernimmt Eggebrechts Part, kommt aus Frankreich in die DDR, um den Film zu realisieren.

- Max Schröder drängt auf die Herausgabe des Ossietzky-Buches. Der Kultursekretär der SED, Alexander Abusch, ein Intimus von Walter Ulbricht und Sprecher des Kulturbundes, spricht sich entschieden gegen die Veröffentlichung 'in der vorliegenden Form' aus. Er verspricht erneut die Bildung einer Kommission zu der Frage. Diese Kommission solle das Material 'umgruppieren'. Auch Kantorowicz Einleitung sei überarbeitungsbedürftig und nicht aktzeptabel.

1951

Rudolf Leonhard und Alfred Kantorowicz machen sich an die Arbeit, das Drehbuch zu schreiben. Der Kultursekretär der SED, Alexander Abusch, hat jedoch Bedenken gegen den Widerstandskämpfer Falk Harnack als Regisseur des Films und schlägt stattdessen einen gewissen Langhoff vor. Beide Projekte, das Ossietzky-Buch und der Film, werden aufs Eis gelegt.

Dazu schreibt Kantorowicz in seinem 'Deutschen Tagebuch' abschließend:

"Nein, das Problem, einen Ossietzky-Film zu drehen, war nicht lösbar. Er ruht seither im Nachlass von Rudolf Leonhard und in den Ossietzky-Mappen mit den hundert Entwürfen, Materialien und dem Manuskript des Ossietzky-Bandes, die ich zurücklassen musste; vielleicht gibt es auch bei der DEFA und im Kultursekretariat der SED einen Aktenvermerk, der mit dem Wort 'erledigt' abgeschlossen worden ist."
(Alfred Kantorowicz, 'Deutsches Tagebuch', Erster Teil, S. 421).

Zu den Gründen des Verbots des geplanten Ossietzky-Buches sowie des Films über ihn schreibt Kantorowicz:

"Hier wie dort und dort wie hier hat man ihn (Ossietzky - Verf.) einseitig in Anspruch genommen; man hat aus dem Freund des Friedens und der Verständigung einen Propagandisten des Kalten Krieges machen wollen. Ossietzkys Moralität, die Zeugniskraft seines Opfers sind noch immer überdeckt von Hass- und Hetzpropaganda, überschattet durch die in beiden Teilen Deutschlands synchrone Verachtung selbstloser geistiger Bemühung..."
(Ebd., S. 422).
Dieser Text beweist,das die SED nicht Antifaschistisch war.Witer muss man hinzufügen das auch in der DDR, Kommunisten verhaftet wurden oder den Prozess gemacht wurden. Das sollte man nicht Vergessen.

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an egal — auch egal

Meinungsfreiheit — Winston Smith

indyisover — ...

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"Kommunist" — Otto B.

Auch Hoschi s — dürfen über

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@Symphatisant — Warhead

(muss ausgefüllt werden) — (muss ausgefüllt werden)

uf des eene ooge blind — sloslite