Krise des fehlenden baskischen Friedensprozesses

Ralf Streck 22.08.2006 10:35 Themen: Militarismus Weltweit
Mit dem Aufflammen neuer Gewalt im Baskenland wird klar, dass der Friedensprozess an einem toten Punkt angelangt ist, weil er schlicht nicht beginnt. Die linksnationalistische baskische Partei Batasuna (Einheit) warnt seit Wochen, dass die Zaghaftigkeit der sozialistischen spanischen Regierung den Friedensprozess gefährdet. Am Wochenende kam es nun zu gewalttätigen Aktionen, die der "Kale Borroka", dem Straßenkampf von Jugendlichen, zugeschrieben wird. Die ETA hat inzwischen auch gewarnt. Doch nicht einmal Gefangene kommen frei, die ihre Strafe abgesessen haben. Einer ist seit zwei Wochen im Hungerstreik.
Im baskischen Seebad Donostia - San Sebastián wurde ein Autobus gestoppt, die Insassen aus dem Fahrzeug geholt und der Bus abgebrannt. In anderen Städten gab es Anschläge mit Molotov-Cocktails auf Banken und im französisch-baskischen Ziburu scheiterte ein Anschlag auf das Haus der Verteidigungsministerin Michèle Alliot Marie.

Die Gewalt wird damit in Zusammenhang gebracht, dass sich in fünf Monaten Waffenruhe der Untergrundorganisation ETA praktisch nichts bewegt hat, obwohl ständig von einem Friedensprozess gesprochen wird. Versammlungen werden weiter verboten. Debattiert wird gerade darüber ob die jährliche Demonstration in der Bilbaoer Festwoche am Freitag verboten wird. Hinter dem Marsch für das Selbstbestimmungsrecht wird die 2003 verbotene Partei Batasuna vermutet. Auch die jährliche Demonstration in Festwoche von Donostia war verboten worden, ist aber von Zehntausenden Menschen durchgesetzt worden.

Letzte Woche meldete sich auch die ETA zu Wort: "Wenn die Angriffe auf das Baskenland anhalten, wird die ETA antworten", warnte sie. In einer Erklärung an zwei Tageszeitung heißt est: "Der Prozess befindet sich offensichtlich in einer tiefen Krise". Verantwortlich dafür seien die Sozialisten (PSOE) von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero und die moderaten baskischen Nationalisten. Beide versuchten dem Prozess, an dessen Ende die Basken über ihre Zukunft frei und demokratisch und entscheiden sollen, „seines Inhalts zu berauben“.

Zapatero hat nun geantwortet und Wasser auf die Mühlen derer gespült, die ihm ohnehin nicht trauen. Er sagte, das Parteiengesetz werde nicht verändert, dass die rechtsradikale Volkspartei (PP) mit Hilfe der Sozialisten extra zum Verbot von Batasuna geschaffen haben. „In der Krise ist nur die Gewalt“. Der einzige Weg zum Frieden führe über die Legalität und alle ihre Prinzipien, „angefangen mit dem Parteiengesetz”, sagte Zapatero. Damit versperrt er der linken Unabhängigkeitsbewegung im spanischen Staat den Weg zurück in Legalität. In Frankreich wurde die Partei nie verboten.

Dabei wäre es für viele Basken schön, wenn Zapatero die Legalität anwenden würde. Während verurteilte Mörder, Folterer und Entführer der staatlichen Todesschwadrone schnell begnadigt werden oder Freigang erhalten, wird die Freilassung sogar von den baskischen Gefangenen verhindert, die ihre Strafe vollständig abgesessen haben.

Heute (Di.) sollten David Pla und Aitor Lorente erneut frei kommen. Sechs Jahre Haft für die Unterstützung der ETA hatten sie schon vor einem Monat abgesessen. Doch es wurden plötzlich neue Verfahren gegen sie eröffnet. Für die Anschuldigungen sah der Ermittlungsrichter Santiago Pedraz aber keine Hinweise und ordnete die Freilassung an. Die wurde nun erneut verhindert, weil das Ministerium für Staatsanwaltschaft einen Widerspruch gegen dessen Entscheidung eingelegt hat.

Der Gefangene Iñaki de Juana befindet sich seit zwei Wochen im Hungerstreik für seine Freilassung. Nach Verbüßung von 18 Jahren Haft kam er nicht frei, sondern wurde erneut in Untersuchungshaft genommen. Besonders auffällig an seinem Fall ist, dass er mit Artikeln in der Tageszeitung Gara die ETA unterstützt haben soll. Wird seine Lage in zwei Wochen gefährlich, gerät der Friedensprozess ernsthaft in Gefahr. Die 700 baskischen Gefangenen sind meist weit entfernt vom Baskenland inhaftiert, obwohl das Strafrecht. Auch an dieser sensiblen Frage, so Batasuna, hielte sich die PSOE nicht an die Absprachen, welche den Friedensprozess und eine Waffenruhe ermöglicht hätte. Die Annäherung der Gefangenen sei mit den Sozialisten zur Förderung des Friedensprozess vereinbart worden.

© Ralf Streck, Donostia den 21.08.2006
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Ergänzungen

Der merkwürdige Blick der Sozis

Paul 23.08.2006 - 09:52
Der Ex-Staatssekretär für Sicherheit, der Sozialist Rafael Vera, ist nach eineinhalb Jahren im Knast jetzt im Freigang und steht unter Telefonüberwachung. Vera, einst verurteilt wegen Entführung eines baskischen Industriellen (den hatte die GAL mit einem mutmaßlichen ETA-Mitglied verwechselt) ist dafür ohnehin schon nach wenigen Monaten im Knast begnadigt worden. (Damals noch vom Postfaschisten Aznar).

Nun saß er noch einmal, weil er auch in die Kriegskasse der Sozis gegriffen hatte. Nur sechs Monaten (von sieben Jahren Strafe) musste er nur noch zum Schlafen und am Wochenende in den Knast. Nun nach eineinhalb Jahren ist er praktisch ganz raus. Weder hat er das Geld zurückgezahlt, noch hat er irgenwelche Reue gezeigt. Die Sozialisten stinken verfault und wohin soll ein Friedensprozess führen, wo die ihre Staatsterrroisten bevorzugt verhalten und baskische Leute nicht mal aus dem Knast lassen, wenn sie die ohnehin absurden Strafen abgesessen haben.

Vera ya tiene el tercer grado y quedará libre bajo control telefónico

 http://www.gara.net/idatzia/20060823/art177576.php

MADRID

La Dirección General de Instituciones Penitenciarias ha dado el visto bueno a la solicitud de la Junta de Tratamiento de la cárcel de Segovia en la que se pedía la concesión del tercer grado para Rafael Vera. El ex secretario de Estado para la Seguridad durante la época de Felipe González ingresó en prisión el 16 de febrero de 2005 para cumplir condena de siete años de prisión por «malversación de fondos públicos».

Seis meses más tarde, en agosto, se le permitió salir de la cárcel durante 32 horas semanales, ocho al día de lunes a jueves. Los permisos se vieron ampliados el pasado marzo, cuando se le autorizó a permanecer fuera de la cárcel cinco días a la semana, con el requisito de que portara una pulsera telemática.

Ahora, si la Fiscalía no presenta un recurso, Vera vivirá fuera de la prisión, no llevará pulsera y estará controlado por teléfono, con llamadas aleatorias, y con algunas visitas al centro donde se realiza el control de los internos en régimen abierto, sito en la propia prisión de Segovia.

Los argumentos utilizados para la concesión de estos beneficios penitenciarios son que Vera sufre un profunda depresión, causada por su situación de aislamiento dentro de la cárcel, ya que permanece separado del resto de presos debido al cargo que ocupó en el Gobierno español. Los informes favorables al tercer grado se sustentan asimismo en el estado de salud de su esposa, también con depresión.

En 1998, Vera fue condenado a diez años por el secuestro de Segundo Marey, primera acción reivindicada por los GAL. Pasó tres meses y medio en la cárcel y fue indultado por el Ejecutivo de José María Aznar.

Siehe auch:

Paul 23.08.2006 - 10:20