Zwangsräumung & Selbstmord

Mieterkampf 19.08.2006 06:38
In der BRD häufen sich die Fälle von Selbstmord aus Angst vor einer Zwangsräumung. Massenarbeitslosigkeit, flächendeckende Verarmung, sinkende Löhne und Hartz IV treiben immer mehr Menschen in den Freitod. Vermietergier und ein brutaler anti-sozialer "Rechtsstaat" gehen über die Leichen ihrer Opfer.
Hatten sich früher die Menschen in der BRD nur aus Liebenkummer, aus Depressionen oder Lebensüberdruß umgebracht, so verschärft die soziale Schieflage in der BRD immer mehr den Überlebenskampf vieler Menschen. Immer mehr Mieter können die überhöhten Mieten in der BRD nicht bezahlen und ein brutales Rechtssystem sorgt dafür, daß viele Mieter wie auf einer sozialen Rutschbahn in der Obdachlosigkeit landen. Für viele aber ist Obdachlosigkeit schlimmer als der Tod, und wenn der Gerichtsvollzieher mit dem Räumungsbeschluß vor der Tür steht, ziehen viele wirklich das vermeintlich "kleinere Übel" vor: Suizid!

Heute - am 19. Aug. 06 meldet die JUNGE WELT:
Suizid wegen Zwangsräumung?
Frankfurt (Oder). Der tödliche Fenstersturz eines »Hartz-IV«-Empfängers beschäftigt den Hauptausschuß der Stadt Frankfurt (Oder). Der »tragische Vorfall muß lückenlos aufgeklärt werden«, sagte Oberbürgermeister Martin Patzelt (CDU) am Freitag. Deshalb habe er den Geschäftsführer der städtischen Wohnungswirtschaft, Ronald Schürg, in die Sitzung am 28. August eingeladen. Dieser solle darlegen, wie das Unternehmen mit Zwangsräumungen seiner Mieter umgeht. Nach Angaben der Polizei war der 34jährige am Mittwoch »ohne Einwirkung Dritter aus dem Fenster gefallen«. Seine Wohnung habe zwangsgeräumt werden sollen. (ddp/jW)

Am 27. Juni 06 meldet die JUNGE WELT:
Selbstmord vor Zwangsräumung
39jährige tötete ihren Sohn und sich selbst, als die Gerichtsvollzieherin klingelte
Claudia Wangerin
Die Meldung über den unnatürlichen Tod zweier Menschen am Montag morgen im Münchner Vorort Taufkirchen wollte nicht so recht in die schwarzrotgoldene Jubelatmosphäre dieser Tage passen. Kurz vor der Zwangsräumung ihrer Wohnung hatte die 39jährige Silvia W. ihren dreijährigen Sohn getötet und sich danach vor den Augen von Nachbarn und Polizisten aus dem achten Stock des Hochhauses in den Tod gestürzt. In der Wohnung der Frau fanden Polizeibeamte das Kleinkind tot – nach Agenturberichten soll die Frau den Jungen in der Badewanne mit einem eingeschalteten Fön umgebracht haben.
Der Notruf war nach Auskunft einer Polizeisprecherin kurz vor acht Uhr eingegangen. Den Beamten gelang es noch, mit der Frau Kontakt aufzunehmen. Eine Freundin und ein Nachbar, die im Hof des neunstöckigen Gebäudes standen, sprachen ebenfalls mit ihr. Um 8.25 Uhr wollte die Feuerwehr gerade das Sprungtuch ausbreiten, als die verzweifelte Frau in die Tiefe sprang. Ein Feuerwehrmann, der kurz zuvor mit ihr zu reden versucht hatte, beschrieb sie als »nicht mehr ansprechbar«. Ihr Sohn muß zu diesem Zeitpunkt schon tot gewesen sein.
Die Wohnung der Frau lag im Erdgeschoß – nachdem die Gerichtsvollzieherin sich keinen Einlaß verschaffen konnte und vermutlich den Schlüsseldienst holen wollte, war die Frau auf einen vom Treppenhaus zugänglichen Balkon im achten Stock gelaufen. Nach Auskunft mehrerer Nachbarn war sie hoch verschuldet. Die Haus­eigentümergesellschaft habe in den Mietverträgen die Zwangsräumung bereits nach zwei Monaten Mietrückstand ausdrücklich festgeschrieben.
Taufkirchen wirkt keineswegs wie ein »sozialer Brennpunkt«. Zur Hochhaussiedlung in der Platanenstraße gehören gepflegte Grünflächen, und es gibt einen Nachbarschaftshilfeverein, der z. B. Senioren vor dem Heim bewahren soll, indem er Hilfen für Haushalt und Einkäufe organisiert. Silvia W. kannte man hier zwar vom Sehen, weil ihr Sohn in den angrenzenden Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt ging. Sie aber fand offenbar im Viertel keine Ansprechpartner für ihre finanziellen Sorgen. Ob und wie lange sie offiziell arbeitslos gemeldet war, wissen ihre Nachbarn nicht. »Man kann da einfach nicht reinschauen«, sagte eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Nachbarschaftshilfe. Eine ältere Mieterin war fassungslos: »Mein Gott, wie kann man nur so was tun? – Es gibt immer einen Ausweg, wir leben doch in einem Sozialstaat.« Die Medien dieses Sozialstaats konzetrierten sich am Montag allerdings auf den Abschuß des Braunbären Bruno. Der Tod des Kindes und seiner verzweifelten Mutter kam nur am Rande vor.

Andere von Obdachlosigkeit bedrohte Mieter setzen sich dagegen zur Wehr:

Der SPIEGEL berichtet am 25. Juli 06:
ZWANGSRÄUMUNG
Mann sticht Gerichtsvollzieher nieder
Bluttat bei einer Zwangsräumung in Berlin: Ein säumiger Mieter hat einen Gerichtsvollzieher niedergestochen, der dessen Wohnung räumen lassen wollte. Der Beamte wurde unter anderem am Oberkörper getroffen und ist in Lebensgefahr.
Berlin - Nach Angaben eines Polizeisprechers griff der Mann den 34 Jahre alten Beamten im Treppenhaus im Berliner Stadtteil Moabit mit einem Messer an, als dieser gemeinsam mit der Wohnungsinhaberin die Räumung vollstrecken wollte. Der 67-jährige Mieter versetzte ihm zwei Stiche in den Oberkörper. Als das Opfer flüchtete, wurde er von dem Angreifer verfolgt und an Hand und Gesäß verletzt.
Der Messerstecher ließ sich nach der Tat widerstandslos festnehmen. Die Polizei fand ihn vor der Tür sitzend vor, das Messer steckte im Boden. Der Gerichtsvollzieher wurde in ein Krankenhaus eingeliefert und schwebt in Lebensgefahr.

So oder so: Die Vermieter und der deutsche "Rechtsstaat" gehen über Leichen!
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