Schwerin: Arno Breker-Ausstellung geschlossen

Indymedia Hagebök 12.08.2006 15:41 Themen: Antifa G8 G8 Heiligendamm Globalisierung
Aktivist/innen des Anti-G8-Camps in Steinhagen haben heute die Arno Breker-Ausstellung in Schwerin geschlossen. Breker war Hitlers Lieblingsbildhauer und das Schleswig-Holstein-Haus erdreistete sich diese Nazi-Kunst öffentlich auszustellen. Die Aktion stand im Rahmen des Antifa-Aktionstags des Camps.
Um 11:20 Uhr wurde heute die Arno Breker-Ausstellung geschlossen. Die BesucherInnen wurden freundlich aus den Ausstellungsräumen gebeten, mit Megaphondurchsagen und Flugblättern informiert. Mit Umgestaltungsaktionen wurde deutlich gemacht, dass die Ausstellung von Brekers Nazi-Kunst nicht weiter geduldet wird. Viele BesucherInnen freuten sich über die spontane Aktion und fanden sie "lustig", andere zeigten ihr Unverständnis, als sie aus den Ausstellungsräumen hinausgebeten wurden. Einige forderten sogar ihre Eintrittsgelder zurück.

Das Flugblatt hatte neben einem Foto mit Hitler, Speer und Breker vor dem Eifelturm 1940 folgenden Inhalt:

Die Arno Breker-Ausstellung in Schwerin ist ab heute geschlossen!
Schluss mit der Nazi-Kunst in der Öffentlichkeit!

Mit einem abschließenden Diskusssionsbeitrag zur Ausstellung "Arno Breker - zur Diskussion gestellt!" erklären wir, AktivistInnen der Anti G8- Bewegung, heute die Ausstellung für den Altnazi Arno Breker für beendet. Mit der Schließung der Breker-Ausstellung protestieren wir gegen die erste Personalsausstellung in öffentlicher Initiative des Nazi-Künstlers und Altnazis Arno Breker. Die Kulturpolitik der Stadt Schwerin und des Landes Meckpomm wollen hier erreichen, was bisher immer wieder an empörten Protesten scheiterte.

Schluss damit!

Liebe AusstellungsbesucherInnen, wir werden Sie gleich hoeflich, aber bestimmt aus dem Museum bitten. Die Nazi-Skulpturen gehören umgestaltet und das Schleswig-Holstein-Haus mit einer Kette und einem dicken Vorhängeschloss versperrt.

Wir hoffen auf baldigsten Abtransport der Nazi-Kunst, die schnelle Einschmelzung der Objekte für einen guten Zweck macht großen Sinn: der Bronzepreis ist wegen der Streiks der chilenischen Bergleute in ungeahnte Höhe gestiegen.

Mit der Schweriner Ausstellung wird die aktive Rehabilitierung eines der bekanntesten NS-Künstler betrieben. Brekers Nazikunst und seine braune Ästhetik werden hier verharmlost und als Teil eines pluralistischen Kunstverständnisses banalisiert. Das passt perfekt in die nach wie vor stattfindende Schlußstrichdebatte in der BRD. Heute, 61 Jahre danach, müsse man doch mit dem nötigen Abstand über alles reden dürfen. Faschismus aber ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

"Zur Diskussion gestellt" lautet der Titel dieser Ausstellung. Das kann nicht funktionieren! Wir sehen Brekers Werk als die Verkörperung der nationalsozialistischen Ästhetik – das läßt sich nicht mal eben neutral betrachten und bewerten.

Brekers gelungener Entnazifizierungscoup von 1948 wird in der mit öffentlichen Geldern finanzierten Ausstellung wieder lebendig. Der “Dekorateur der Hitler-Barbarei” wird zum Mitläufer und Retter von NS-Verfolgten stilisiert, seine Freundschaft mit homosexuellen Künstlern zur Widerstandshandlung umgelogen.

Keine Frage, NS-Grössen wie Breker konnten durch persönliche Fürsprache bei den Mördern fuer bedrohte Freunde und Bekannte manches herausholen, die Nazigrössen hatten alle ihre jüdischen Nachbarn und es gibt viele Beispiele, dass sogar die Verantwortlichen der “Endlösung” für Bekannte mal eine Ausnahme beim Massenmord machten.

Besonders frech ist die Masche der Ausstellungsmacher in Schwerin, auf der Basis eines zensierten Zugangs zum Breker-Nachlaß Arno Breker als unpolitischen Mitläufer darzustellen, der tragischerweise für Hitler gearbeitet hatte und ungerechtfertigterweise in Nachkriegsdeutschland nicht mehr Fuss fassen konnte, weil er als NS-Künstler diffamiert wurde. In Wirklichkeit hat Breker sehr schnell wieder Anschluss an die Mächtigen gefunden. Unternehmerfiguren wie Giradet, Henkel, Abs und Gerling, genauso wie Spitzenpolitiker wie Ludwig Erhard und Konrad Adenauer bestellten beim NS-Künstler Breker fuer großzügige Honorare zahlreiche Büsten und andere Plastiken.

Die weitere zentrale Lüge von Brekers Rehabilitierungs-Ausstellung ist die Behauptung, Breker hätte sich nach dem Krieg aus seinen Nazi-Verstrickungen gelöst.
Brekers halbherzige Distanzierungen von seiner Nazivergangenheit stehen im Gegensatz zu seinem vielfältigem Engagement für rechtsradikale Gruppen in der Zeit nach 1945. Er war nicht nur Ehrenmitglied des neonazistischen "Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes" (DKEG) und Preisträger der Naziorganisazion "Gesellschaft für freie Publizistik", er verfasste sogar für die Nazipostille "Deutsche Monatshefte" Leserbriefe und Beiträge. Breker war zudem Leser der Nazizeitung "Die Bauernschaft", die vom Holocaust-Leugner und SS-Mann Thies Christophersen herausgegeben wurde.
Anfang der Achtziger Jahre erlaubte Breker der rechtsradikalen Ulrichsberg-Gemeinschaft die Aufstellung seines Herrenmenschen-Reliefs "Kameraden" in der Kärntner Gedenkstätte für Waffen-SS und Wehrmachtssoldaten.

Es ist also wahrlich kein Zufall, das Nazis wie die NPD in Meckpomm sich positiv auf die Schweriner Ausstellung beziehen.

Es ist also höchste Zeit - Schluss damit!

Antifaschistische Grüße von der Museumsfront an die Kampagne "Keine Stimme für die Nazis" in McPomm!
Wir grüßen mit unserer Aktion die AktivistInnen in Berlin, die heute gegen die neue Vertriebenenausstellung protestieren!

Solidarität mit dem Streik der chilenischen Bergleute! Für die sofortige Einschmelzung von Brekers Herrenmenschen! Der Erlös geht an die Streikkasse.

Internationale AktivistInnen gegen das G8-Treffen in Heiligendamm

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Dies war nicht die erste Aktion in der Ausstellung. Andere KünstlerInnen hatten bereits Protestaktionen in den Räumlichkeiten gestartet. Auch der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) hatte eine Schließung der Ausstellung, die nichts zur Diskussion stelle, gefordert.
Heute fand außerdem eine antifaschistische Demonstration im nahegelegenen Wismar statt.

Bericht aus dem Stern:
 http://www.stern.de/unterhaltung/ausstellungen/:Schwerin-Ausstellung-Altnazi/566980.html

 http://www.news-report.de/nachricht/Kultur/1154524620/stern:_Bildhauer_Breker_hatte_bis_ins_Alter_rechte_Kontakte.html
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Ergänzungen

Mein Leben und Werk

Arno Breker 12.08.2006 - 18:34

Deutschlandradio Kultur / Deutschlandfunk

(muss ausgefüllt werden) 13.08.2006 - 03:37
audios ca 1/2 Jahr online (download empfholen)

Breker und kein Ende - Expertendiskussionen & Besuchermeinungen in Schwerin
Sendezeit: 08.08.2006 23:10
Autor: Knigge, Almuth
Programm: Deutschlandradio Kultur
Sendung: Fazit
Länge: 07:14 Minuten
 http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2006/08/08/dkultur_200608082310.mp3

Arno Breker-Ausstellung in Schwerin
Sendezeit: 21.07.2006 17:37
Autor: Probst, Carsten
Programm: Deutschlandfunk
Sendung: Kultur heute
Länge: 04:08 Minuten
 http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2006/07/21/dlf_200607211737.mp3
Text zum Beitrag: Erwartete Enttäuschung
 http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/522840/

Arno Breker: In Diktatur und Demokratie erfolgreich
Sendezeit: 21.07.2006 11:09
Autor: Stöckmann, Jochen
Programm: Deutschlandradio Kultur
Sendung: Thema
Länge: 02:14 Minuten
 http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2006/07/21/dkultur_200607211109.mp3
Text zum Beitrag: Die Masken der Macht
 http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/522336/

Ortszeit Kultur: Arno Breker Ausstellung in Schwerin
Sendezeit: 21.07.2006 08:48
Autor: Krug, Hartmut
Programm: Deutschlandradio Kultur
Sendung: Ortszeit
Länge: 03:58 Minuten
 http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2006/07/21/dkultur_200607210848.mp3
Text zum Beitrag: Die Masken der Macht

Auch in Koroska ist Arno Breker bekannt

militantes Hasi 13.08.2006 - 15:43
Seit 1958 treffen sich alljährlich im Herbst Veteranen der Wehrmacht und (Waffen-)SS, sowie deren Angehörige und ideologische "Nachfahren" bei der "Europa-Heimkehrergedenkstätte" am Ulrichsberg in Kärnten/Koroška, Österreich. Unterstützt vom österreichischen Bundesheer, gehuldigt durch (fast) alle politischen Parteien, reisen zu den Feierlichkeiten Delegationen und Kameradschaften aus Deutschland, Norwegen, Belgien, Finnland, Frankreich, Schweden, Dänemark, Italien und den Niederlanden an.

Gedacht wird der gefallenen Kameraden und ihrer "anständigen Pflichterfüllung" als Soldaten. Dabei wird der Mythos vom "Kampfes- und Opfertod" für die "Freiheit des Vaterlandes" in beiden Weltkriegen, wie auch im Kärntner "Abwehrkampf", genährt. Im Gegensatz dazu, wurde den Opfer der SS und des verbrecherischen Krieges der Wehrmacht beim Gedenken am Ulrichsberg, der in den letzten Jahren immer stärker als "Europäische Freidensgedenkstätte" hochstilisiert/umfunktionalisiert wurde, bis heute kein Platz eingeräumt.

Am Berg, im sogenannten "Ehrenhain" hängt inmitten diverser Gedenktafeln (ausführliche Recherche samt Fotos dazu siehe  http://www.u-berg.at/texte/tafeln.htm) auch ein Relief von Arno Breker, 'Kameraden'.

Das Relief "Kameraden" hängt direkt über dem Eingang der Kapellenruine und war ursprünglich für einen 240 Meter langen Relief Fries in Albert Speers neuem Berlin, welches in "Germania" umbenannt werden sollte, geplant.

Arno Brekers Skulpturen brachten die nationalsozialistische Kunstauffassung besonders klar und deutlich zum Ausdruck. Mit dem Relief "Kameraden" schuf er eine ideale Abbildung des vorbildhaften Mustersoldaten, einer durch Opferbereitschaft gekennzeichneten Kameradschaft und einer heroischen Darstellung des Kriegstodes. Die Darstellung der Szene repräsentiert sowohl arische Idealmaße als auch eine Ästhetisierung männlicher Kraft. Die Anbringung dieses Reliefs zeugt von der offiziell wiedergeschaffenen bzw. zusammentreffenden Gemeinschaft aus der Kriegszeit, die damit in ästhetisierter Form ihren Einzug in den Ehrenhain feierte.

Schon im Jahr 1979 erhielt Architekt S. Bretterbauer, der damalige Obmann der K IV Land Kärnten, von Arno Breker die persönliche Zusage, dass das Relief im Ehrenhain montiert werden darf. Arno Breker stellte das Relief als Geschenk zur Verfügung und die Kosten für den Bronzeabguss wurden von treuen Ulrichsbergfahrern aus Deutschland, für die Klagenfurt einst Garnisonsstadt war, übernommen. Unter diesen treuen Kameraden Schulze-Kossens und Hubert Meyer, beide ehemalige Obersturmbannführer der Waffen-SS, die sich federführend für die Finanzierung des Reliefs einsetzten. Schulze-Kossens war persönlicher Adjutant Hitlers und nach dem Krieg galt er als einer der Beauftragten der ehemaligen Fluchthilfeorganisation ODESSA (Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen), die nach 1945 vor allem im Raum Süddeutschland, Oberösterreich, Steiermark und Kärnten NS-Funktionären die Flucht aus den Lagern ermöglichte. Die Kameraden Schulze-Kossens und Hubert Meyer waren auch beide in der HIAG (Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS e.V.) tätig.

Quelle und mehr Infos zum Ulrichsberg unter  http://www.u-berg.at/

Don't miss: Antifaschistische Action Days gegen das Ulrichsbergtreffen 2006 - von 15. bis 17.9. in Kärnten/Koroska, Österreich.

Breker-Ausstellung wird nicht geschlossen

Fidel Castro 13.08.2006 - 19:59

Breker-Ausstellung wird nicht geschlossen

Die umstrittene Arno-Breker-Ausstellung wird nicht vorzeitig geschlossen. Kurator Conrades erteilte entsprechenden Forderungen eine klare Absage. Proteste gegen die Schau am Vortag bezeichnete er als "pseudo-antifaschistische Aktion" und "völlig überflüssigen Schuss in den Ofen".

Etwa zwei Dutzend teils maskierte Personen waren gestern in das Schleswig-Holstein-Haus eingedrungen und hatten einige Skulpturen mit Toilettenpapier umwickelt. Außerdem wurden Besucher aufgefordert, die Ausstellung zu verlassen. Die Polizei ermittelt wegen Hausfriedensbruchs.

Arno Breker war Hitlers Lieblingsbildhauer. In Schwerin ist ihm zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg eine Werkschau gewidmet.

MDR

Breker-Skulpturen mit Klopapier umwickelt

ddp 14.08.2006 - 09:05
Bei der umstrittenen Ausstellung von Werken des Bildhauers Arno Breker (1900-1991) ist es am Samstag in Schwerin zu einem Zwischenfall gekommen. Am Vormittag seien 20 bis 30 teils maskierte Personen in die Räume der Ausstellung im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus eingedrungen und hätten vier der derzeit dort gezeigten 70 Skulpturen mit Klopapier umwickelt.

Schwerin. Bei der umstrittenen Ausstellung von Werken des Bildhauers Arno Breker (1900-1991) ist es am Samstag in Schwerin zu einem Zwischenfall gekommen. Am Vormittag seien 20 bis 30 teils maskierte Personen in die Räume der Ausstellung im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus eingedrungen und hätten vier der derzeit dort gezeigten 70 Skulpturen mit Klopapier umwickelt, sagte ein Sprecher der Schweriner Polizeidirektion auf ddp-Nachfrage. Dies habe das Ausstellungspersonal berichtet. Sachbeschädigungen an der Ausstellung habe es nicht gegeben, es werde wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs ermittelt.

Beim Eintreffen der Beamten hatten die Personen nach Polizeiangaben das Haus bereits verlassen und waren nicht mehr auffindbar. Sie hätten jedoch ein Flugblatt hinterlassen, aus welchem hervor gehe, dass es sich um Teilnehmer eines derzeit in Mecklenburg-Vorpommern stattfindenden Camps handeln soll. In diesem Camp hätten sich Gegner des 2007 in Heiligendamm (Kreis Bad Doberan) stattfindenden G8-Gipfels versammelt.

Die Werkschau in Schwerin ist die erste Einzelausstellung Brekers nach dem Zweiten Weltkrieg. Breker galt als Lieblingsbildhauer Adolf Hitlers.

Filmbeitrag zur Ausstellungsschließung

Indymedia Hagebök 14.08.2006 - 18:21
Hier der Film zur Aktion im real-player-Format:

 http://media.de.indymedia.org/rtsp/2006/08//154980.rm

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Toll, toll, toll! — Antifa Rostock

kein nazi — Kunstliebhaber

muss ausgefüllt werden — muss ausgefüllt werden

@ 13.08.2006 06:50 — (muss ausgefüllt werden)

ihr vollspacken — ....