Aktion zum Flüchtlingsdrama auf Europas Meere

Dieter Binz 30.07.2006 16:48 Themen: Antirassismus
Leichen in der Pegnitz - die Aktion fand am Rande der "Anti-Lager Tour – International Refugee Human Rights Tour" statt, die am WE in Nürnberg startete und auf die menschenunwürdigen Bedingungen aufmerksam macht, unter denen MigrantInnen und Asylsuchende in Bayern leben müssen. Die Toten auf der Pegnitz gehören nicht dazu, denn sie haben das Festland nicht erreicht.
Am Sonntag, 30.07.06, trieben in Nürnberg im Rahmen einer Performance-Aktion des „AK Grenzen auf!“ „Wasserleichen“ auf der Pegnitz – begleitet von schwimmenden Objekten, auf denen die Zahl der Toten zu lesen ist:

Europas Meeresgrenzen töten
2004: schätzungsweise 2.000 Tote
2005: schätzungsweise 5.000 Tote
2006: schätzungsweise 10.000 Tote bisher

Diese Toten sind der europäischen Abschottungspolitik zum Opfer gefallen. Sie sind Flüchtlinge, die vor den Küsten der europäischen Inseln und des Festlandes in Mittelmeer und Atlantik ertrunken sind. Angaben über die genaue Zahl der Umgekommenen gibt es nicht. Doch staatliche Stellen und Flüchtlingsinitiativen gehen davon aus, dass etwa 30 – 60 % bei der Überfahrt auf hoher See ums Leben kommen.

Durch die militärische Aufrüstung auf See werden die Migrations- und Fluchtwege noch weiter blockiert: Mittlerweile patrouillieren dort Schiffe von mehreren EU-Staaten, aktuell wird eine „mobile Eingreiftruppe“ von 200-300 Grenzbeamten gebildet. Die Menschen, die in überfüllten und maroden Schiffen versuchen das sichere Europa zu erreichen, werden von den Küsten weg auf die offene See gedrängt, wo ihre Boote allzu oft sinken. Wer aufgegriffen wird, wird zurückgeschickt oder in Lagern interniert. Die Abschottung Europas wird immer mehr vorangetrieben, die Grenzen werden für Flüchtlinge faktisch geschlossen. Eine Entwicklung, die sich in ähnlicher Weise bereits an den östlichen EU-Außengrenzen vollzogen hat.

Die Schlagzeilen um die Toten an den Grenzen der spanischen Exklaven Ceuta und Melilla sowie vor den Kanarischen Inseln sind längst nicht mehr in den Köpfen präsent.
Die Zahl der Toten auf See steigt täglich; eine Tatsache, die von den europäischen Regierungen nur als Rückgang der Asylbewerberzahlen verbucht und veröffentlicht wird.

Die Aktion fand am Rande der >>Anti-Lager Tour – International Refugee Human Rights Tour<< statt, die am Wochenende in Nürnberg startete und auf die menschenunwürdigen Bedingungen aufmerksam machen will, unter denen MigrantInnen und Asylsuchende gerade in Bayern leben müssen. Die Toten auf der Pegnitz gehören nicht dazu, denn sie haben das Festland nicht erreicht.
„Solche Aktionen hätten schon viel früher stattfinden müssen!“ sagt Thomas Müller, Sprecher vom „AK Grenzen auf!“. „Es ist dringend nötig, dass die Menschen hier, mitten im sicheren Europa sehen, wie mörderisch die Außengrenzen der EU für Menschen auf der Flucht sind.“

Die Performance-Aktion startete am Sonntag um 13:00 Uhr, parallel an der Heubrücke und der Fleischbrücke.
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AK Offene Grenzen 30.07.2006 - 19:50
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AK Offene Grenzen 30.07.2006 - 19:52
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