Bericht zur Demo in Friedrichshafen

Antifa 17.07.2006 20:31 Themen: Antifa
Am 15.07 ist der "Freie Widerstand Süddeutschland" zum dritten Mal innerhalb eines Jahres nach Friedrichshafen gekommen (erste Mal:  http://de.indymedia.org/2005/10/129788.shtml zweite Mal:  http://de.indymedia.org/2006/05/147711.shtml). An dieser Stelle ein Bericht und ein paar Einschätzungen
Presse-Hetze und Kriminalisierung im Vorfeld durch OB Büchelmeier und Polizeichef Wolfsturm

Im Vorfeld des 15.07 gab es eine breit angelegte Pressekampagne gegen die Aktion „Sitzenbleiben gegen Nazis“, so wurde im Vorfeld unverholen in fast jedem Zeitungsartikel erwähnt, dass jedeR TeilnehmerIn bei dieser Aktion mit Repressionen rechnen müsse, da man ja schließlich nicht schauen kann, wer den Stein warf. Wobei selbst die Aktion "Sitzenbleiben gegen Nazis" zu friedlichen Aktionen des zivilen Ungehorsams“ aufrief. Auch das "Bündnis für Toleranz und Demokratie" hat sich völlig intolerant gegenüber anderen Organisationen ausgesprochen, so dürfte z.B. die MLPD sowie nach einem Antrag eines CDU-Stadtrates die VVN nicht am Bündnis teilnehmen.



Zur Organisation der Demo

Die Mobilisierung im Vorfeld war klasse, es wurden viele Flyer, Aufrufe sowie Plakate verteilt, es gab neun Informationsveranstaltungen (davon viele in der Schweiz und Österreich). Eine gelungene Organisation auch am 15.7, angekommen in Friedrichshafen bekam wirklich jedeR eine Karte der Innenstadt, auf der strategisch wichtige Punkte numerisch vermerkt waren und auf deren anderer Seite die wichtigsten Rechtshilfe-Tipps sowie die Nummer des EA (Ermittlungs-Ausschuss) und des Info-Telefons vermerkt war. Durch die numerische Durchmarkierung wurde die Kommunikation zwischen den Teilnehmern bedeutend erleichtert („An Punkt x sieht man momentan ein Regenbogen“). Gegen 12:30 Uhr wurde am Kreisel auf dem Vorplatz der Sparkasse eine Übung zu Sitzblockaden abgehalten, dabei wurden den Demoteilnehmern verschiedene Arten sich zu Schützen sowie Ketten zu bilden und verschiedene Arten um das Abtransportieren durch die Polizei möglichst schwer zu gestalten anschaulich unter Einbeziehung aller freiwilligen in einer Art Rollenspiel vorgeführt. Gleichzeitig wurde nochmals auf die möglichen rechtlichen Folgen bei der Teilnahme an einer Sitzblockade informiert (an dieser Stelle noch ein Lob an alle Teilnehmenden / für andere Gruppen als Info: die Aktion kam sehr gut bei allen an und hat die Stimmung deutlich gesteigert). Auch der EA sowie das Info-Telefon leisteten gute Arbeit, allerdings fiel mir auf, dass viele Demo-Teilnehmer Aussagen wie „vier leere Busse werden zum Kundgebungsort der Nazis gefahren, eventuell werden die Nazis zurück gefahren“ zu „Die Nazis fahren mit Bussen zurück zum Bahnhof“ umgemünzt und unter Berufung auf das Infotelefon weiter verbreitet haben. Die Megaphone waren nützlich, allerdings anfangs etwas schwach eingesetzt (was u.a. aus der Befürchtung von vorzeitiger Repression gegenüber den Trägern lag). An dieser Stelle sei zu kritisieren, dass bei dem „run“ Richtung Löwentaler Straße niemand mit Megaphon weiter vorne bereit stand um die Leute weiterzuleiten, wobei der Weg vorher bekannt gegeben wurde (zu diesem Punkt später noch mal mehr).



Zur kritischen Betrachtung des Demo-Ablaufs

Da in Stuttgart gleichzeitig eine bereits lange geplante Antirepressions-Demo des Antifaschistischen Aktionsbündnis Baden-Württembergs (siehe:  http://de.indymedia.org/2006/07/152384.shtml) fielen viele antifaschistische Kräfte in Friedrichshafen weg (was vermutlich auch der Beweggrund für den „FW-Süd“ war, an diesem Tag rumzueiern). Allerdings gab es starke Unterstützung aus Österreich und der Schweiz (vielen Dank an euch!).
Die ersten Nasen sah man gegen 13 Uhr, als eine Gruppe von ca. 20 Nazis den Nordausgang des Bahnhofs Richtung antifaschistischen Sammlungspunkt (inoffiziell, man mobilisierte von vorne, der Seeseite, nach hinten, Nordseite: wurde gewählt, da der Kreisel an der Riedleparkstr. am umständlichsten zu Kesseln ist und von dort aus die meisten Möglichkeiten hatte) liefen. Dort angekommen hatten die wenigen Polizisten vor Ort kaum eine Chance die Antifas zurückzuhalten, die Nazis traten schnellstmöglich die Flucht an. Nach längerer Zeit Ruhe und dem Positionieren von einer Reihe Robo-BFE-Cops unter der Bahnüberführung verdichteten sich die Hinweise, dass die Faschos die Südroute nehmen würden. Kurz danach versuchte auch ein Bullen-Autokorsos, welcher rasant und ziemlich rücksichtslos zwischen die Antifas fuhr, die Antifas zu trennen und die Unterführung endgültig dichtzumachen. Kesseln hat versagt, aber die Unterführung war dicht. War aber auch egal, da man damit bereits gerechnet hat. Als man nun unten die Nazis marschieren sah ging der Aufruf über die Charlottenstr. zur „L328“ zu rennen, herum. Alle folgten diesem Aufruf, die Strecke war bis dato auch frei von Bullen, allerdings bog die rennende Demospitze kurz vorm Ziel rechts ein, da aus einer Seitenstraße ca. 12 -16 BFE’ler kamen, der Rest folgte leider dieser Demospitze. Meiner Meinung nach hätte man diesen Punkt der Straße einnehmen können, wären die Leute nicht eingebogen. Erstaunlich schnell vermehrten sich die BFE’ler und trieben so die Antifas noch ein weites Stück. Ab diesem Zeitpunkt waren die Bullen aufmerksamer, zudem war die restliche Strecke bedeutend besser gesichert (an fast jeder Kreuzung zur Nazi-Strecke standen Wasserwerfer / Wannen / BePos und BFE’ler bereit, zudem waren immer Reiter in unmittelbarer Nähe, waren auch 1.100 Grüne an dem Tag in Friedrichshafen). Es gab auch eine Sitzblockade auf der Strecke, allerdings war ich leider nicht dort und kann zu dieser keine Stellung nehmen, aber Lob an die Leute dort!). Die Polizei bot aus Unfähigkeit dennoch hin und wieder Steilvorlagen, so wurde z.B. an einer Stelle die Nazidemo nur mit acht Cops beschützt, aber die Anzahl der Bullen in der Umgebung machte dies wieder wett. Auch haben die Polizisten es versäumt die Gleisanlagen zu sichern, dort rannten ca. zehn AntifaschistInnen zu der Oberseite einer Straßenunterführung, unter der just in dem Moment die Nazis durchliefen. Es wurden nach Berichten Mülltonnen geholt, allerdings kamen ca. sechs BFE’ler zu früh zu dieser Stelle. Währen dort mehr Antifas gewesen hätten die Nazis ordentlich einpacken können, da geschickterweise die BFE’ler alle über eine Treppe kommen mussten.

Nichtsdestotrotz hat eine Übermacht von 1100 Polizisten 150 Faschisten durch Friedrichshafen geknüppelt.

Danke an alle, die dort waren!
Danke an alle, die organisiert haben!

Faschistische Demonstrationen sind Legal?
Antifaschistische Gegenwehr ist legitim!

In diesem Sinne:
“Der Kampf geht weiter“


Links:

Bilder aus FN:
 http://de.indymedia.org/2006/07/152347.shtml
 http://www.suedkurier.de/_/tools/diaview.html?_CMTREE=11036&_CMELEM=0&fCMS=8acb4fa1100c81288ef61a79952cb117


Bericht:
 http://de.indymedia.org/2006/07/152484.shtml


 http://www.nazis-versenken.de.tk
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Ergänzungen

Schweizer Nazis

aus der ch 18.07.2006 - 19:53
An der Nazidemo gab es auch ein Grüppchen von schweizer Faschos, sie stammen zum Teil aus dem Kanton Graubünden. Als diese erwähnte Gruppe mit der Fähre wieder schweizer Boden betrat, in Romanshorn, wurden sie dort schon erwartet. Sie wurden laut Augenzeugen verfolgt, in ein Restaurant getrieben und mit Eiern eingedeckt!!

Kein Fussbreit den Faschisten, nirgendwo!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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spam! — lol

Was soll denn das? — Michael

Komunismus — samuel

schöner Bericht — noname

@Samuel — Henry

keine ahnung — marx_lesen

nachdenken... — hugo

Konstruktiv bitte! — stine

@ stine — ich

Wir — Ich

@ich — jemand

Fotos? — Jackie