Tübinger Schlossbesetzung zuende

Wir kommen wieder! 14.07.2006 16:31 Themen: Bildung Freiräume Soziale Kämpfe
Mit einer lautstarken Demo, die vom Holzmarkt zum Schloss Hohentübingen zog, um die Besetzer im Hof abzuholen, endete heute nach acht langen Tagen die Besetzung. Doch der Kampf geht weiter…
Nachdem alle BesetzerInnen sich unter die Demonstranten gemischt hatten, wurde in guter Stimmung und ohne polizeiliche Repression das Schloss geräumt. Die für Tübinger Verhältnisse ziemlich große Demo (mehrere hundert Menschen) machte sich anschließend auf zur Neuen Aula. Auf dem Weg wurden Redebeiträge gehalten, die die kämpferische Stimmung der Studis und SchülerInnen unterstrichen und laut bejubelt wurden. Nach ein paar Straßenblockaden gelangte man in die Neue Aula hinein und sprengte dort eine Ausstellung der Landesstiftung Baden-Württemberg.

Anschließend wurde der kleine Senat, in dem die Hauptveranstaltung der Landesstiftung abgehalten wurde, von den aufgebrachten Studis blockiert und anschließend gestürmt. Unirektor Schaich zeigte sich diesmal weniger cholerisch als eher resigniert.

Die Demo bildete den Abschluss der acht Tage andauernden Schlossbesetzung. Die BesetzerInnen, die sich bis heute Mittag im Schloss verschanzt hatten, bedankten sich bei allen, die sie unterstützt hatten, ob durch aktive Mitarbeit, Lebensmittel oder Spenden.

Das Plenum hatte zuvor beschlossen, dass der Tübinger Protest gegen Studiengebühren keineswegs auf eine einzelne Örtlichkeit beschränkt werden sollte, und dass ein längeres Verweilen im Schloss kontraproduktiv wäre. Auch reichten die Kapazitäten der BesetzerInnen nicht mehr aus, das Schloss noch länger zu halten. Aus der Besetzung eine rein symbolische Aktion zu machen und die Tore wieder für den normalen Betrieb zu öffnen wurde mehrheitlich abgelehnt.

Nach der Beendigung der Besetzung sollten sich alle Studis an die Nase fassen, die zwar sympathisierten, sich aber nicht aktiv einbrachten. Ohne eine breite Beteiligung der vom Sozialabbau Betroffenen kann eine Protestbewegung nicht leben. Das gilt für die Schlossbesetzung wie für künftige Protestaktionen auch. Ohne ein Minimum an persönlicher Risikobereitschaft wird sich am Gesetz zur Einführung allgemeiner Studiengebühren nichts, aber auch gar nichts ändern.

Und für alle, die es jetzt im Nachhinein natürlich wieder besser wissen werden: Was auf dem Schloss an Pressearbeit, Vernetzung, Organisation und Widerstand geleistet wurde, stellt einen Kraftakt dar, den vorher in Tübingen niemand für möglich gehalten hätte. Ein wirksameres Fanal für zukünftigen Widerstand gegen asoziale Gesetzgebung und den Abbau von Grundrechten hätte es in Tübingen kaum geben können.

Sicherlich kann man nicht davon sprechen, dass die Studenten aufgewacht sind. Aus diesem Grund musste auch die Besetzung des Schlosses mit ihren Forderungen scheitern. Gleichzeitig ist die Besetzung dennoch nicht wirkungslos geblieben: Das Hausverbot gegen den Tübinger Tortenwerfer, das faktisch einem Berufsverbot gleichkam, weil es diesen an der Promotion hinderte, wurde von der Unileitung teilweise aufgehoben, so dass ein die Benutzung wichtiger Unigebäude gewährleistet ist.

Der Protest steckt noch in den Kinderschuhen. Die Studi-Bewegungen in diesem Land haben gerade erst damit begonnen, sich zu vernetzen. Es wird unzählige weitere Aktionen gegen die Studiengebühren geben, ob nun in Tübingen oder anderswo, bis auch der letzte Bürokrat kapiert hat:
Wir zahlen nicht!


Weitere Infos und Bilder der heutigen Demo wird es bald auf www.tueinfo.de.am geben.
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Ergänzungen

Tübinger Polizeirepression

Aktenzeichen xy 15.07.2006 - 00:29
Die Tübinger Bullen sind nicht gerade dafür bekannt, dass sie Aktivisten "mit allem durchkommen" lassen. So ein Bullshit. Man schaue sich die polizeiliche Repression nach dem Tortenwurf an oder die Prozesse rund um die 1.-Mai-Demo, den Pin-Prozess etc. etc.

Der Beitrag von "kritiker" ist ein plumper Schrei nach der Staatsgewalt, wahrscheinlich verfasst von irgendeinem frustrierten Burschi, der nachts vorm Tor stand und eine Wasserbombe in die Fresse bekam.


Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 2 Kommentare

Verhalten der Polizei

kritiker 14.07.2006 - 17:52
Etwas unverständlich war das Verhalten der Polizei im geschilderten Fall. Dass nicht einmal der Versuch unternommen wurde, die Personalien der an dieser illegalen Besetzung bzw. dem Hausfriedensbruch im strafrechtlichen Sinne Beteiligten zu ermitteln, spricht nicht gerade für besonderen Einsatz. Stattdessen ließ man die Leute mal wieder damit davonkommen.

Insofern hat der Autor des Artikels in gewisser Weise recht: Beteiligt euch ruhig... das "Risiko" scheint ohnehin kaum existent zu sein!

muss ausgefüllt werden

muss ausgefüllt werden 16.07.2006 - 12:59
Da machen die Bullen einmal was richtig und trotzdem mekelt einer rum.