Der Ball hat ausgerollt - WM 2006

Martin Bayer 11.07.2006 09:32
Was bleibt nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland? Wurde ein deutscher Nationalismus befördert? Oder ist Deutschland ein Stück mehr multikulturell geworden? Und was bedeutet das Ganze wirtschaftlich und sozial?
Die Zuvielverdiener aus dem Kader der Deutschen Fußballnationalmannschaft haben ausgekickt und es tatsächlich bis zum dritten Platz geschafft, begleitet von den dauernden Vorspiel-, Halbzeit- und Nachspielkommentaren der notorischen Besserwisser auf den diversen TV-Sendern. Die "überladene Symbolik", die Medien, Politik und Öffentlichkeit dem deutschen Team zusprachen und die "Maßlosigkeit, wie die Qualität der Mannschaft in der Heimat bejubelt wurde" irritierten nicht nur die Neue Zürcher Zeitung (NZZ online, 06.07.06). Aber nicht die sportlichen Ereignisse sollen hier beleuchtet werden, sondern die erheblich wichtigeren gesellschaftlichen Bedeutungen, die dieses Massenereignis nicht nur für Deutschland hatte und noch hat.


Im Windschatten: Sozialabbau, Sicherheitsstaat und Militär

Die etwas infantil applaudierende und sich ebenso kindisch freuende Kanzlerin der Bundesrepublik machte sich offensichtlich gerade wegen dieser auf der Zuschauertribüne offen gezeigten Einfalt zu einem Publikumsliebling. Dass dieses freundlich-unbedarfte Auftreten nicht ihrem wahren Wesen entspricht, dokumentierte Angela Merkel im Verbund mit ihrem Kabinett zeitgleich an anderer Stelle: In Erfüllung der Erwatungen von Mittelstand und Industrie und der besser verdienenden Kreise holte sie zu einem neuen Schlag gegen ein solidarisches Gesundheitssystem aus. Als Ergebnis werden den neuen Belastungen für Gering- oder Normalverdienende massive Entlastungen für Besitzende gegenüberstehen.

Im Weltmeistertaumel kam es nicht ansatzweise zu öffentlichem Protest oder Widerstand, wenngleich auch ohne WM nicht mit großen Bewegungen zu rechnen gewesen war. Immerhin: Der Fußball erleichterte die Umverteilung von unten nach oben etwas, konnte doch für vier Wochen jenen "bis aufs schwarz-rot-goldene Trikot ausgeplünderten" Menschen "zumindest der Stolz aufs Vaterland weiterhelfen" (Flugblatt "Rote karte gegen Sozialraub!" des Bochumer Sozialforums).

Gleichzeitig wurden anlässlich der Fußball-WM die Ladenöffnungszeiten für einige Wochen ausgedehnt. Dies dürfte auch ein Probelauf für die kommende Freigabe der Öffnungszeiten im Handel sein.

Nicht zu vergessen: Die flächendeckende Überwachung der Fans durch die Polizei und neue Methoden können auf der Habenseite der verbeamteten Überwachungsexperten angesehen werden. Mit der Angst vor Hooligans konnte alles begründet und die Frage nach der Verhältnismäßigkeit oder der demokratischen Legitimation abgebügelt werden. Die Kooperation mit ausländischen Polizeibehörden wurde ebenso eingeübt wie umfassend Datenmaterial erstellt und bearbeitet wurde. Massenüberprüfungen aller Fans, die polizeiliche und verfassungsschützerische Überprüfung aller Bediensteten von der Toilettenfrau bis zum Spieler, Videoüberwachung großer Menschenansammlungen, Kontrolle von Aus- und Einreisverboten - die Sicherheitsexperten hatten mit der WM ein gigantisches Übungsfeld, wurden aber selten wirklich benötigt, hielten sich auch gerne zurück, wohl um dem deutschen Ansehen im Ausland nicht zu schaden.

Polizeieinsätze gingen zeitgleich dann doch ganz traditionell gegen soziale Proteste, hier gegen die Studierenden, die um mehr Bildungsgerechtigkeit und gegen Studiengebühren kämpften. Diese aber bekamen es teils knüppeldick!

Auch die Militärs nutzen die WM. Zwar konnte Wolfgang Schäuble sein Ziel des umfassenden Einsatzes der Bundeswehr im Inneren noch nicht durchsetzen; allerdings wurden in vielen Bereichen dennoch mehrere Tausend Bundeswehrangehörige eingesetzt und das Bundeswehrkrankenhaus wurde zur zentralen FIFA-Klinik. Ganz ohne wirklichen Sachzwang konnte so die Zivil-Militärische Zusammenarbeit gefördert werden. Frank Brendle betonte in der Jungen Welt (17.06.06) den Hintergrund solcher Aktivitäten: Der Bevölkerung "wird demonstriert, dass die Bundeswehr ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft ist". Er sieht hier einen "Ausdruck der fortschreitenden Militarisierung der deutschen Politik".


Neoliberale Ideologieproduktion

Die Kommerzialisierung der WM wurde bereits oft kritisiert. Von der unsäglichen Ticketvergabe und den diversen und bis ins Unerträgliche gehende Fanartikeln wurde viel gesprochen. Allerdings liegt darin keine wirklich neue Qualität.

Interessanter ist da schon die Instrumentalisierung der Fußball-WM durch die Kanzlerin. Sie deutet das Massenereignis kurzum als Bestätigung ihrer Politik und insbesondere als Aufruf zu noch mehr asozialen Gräueltaten: "Wenn ich sehe, welches Potenzial an Fröhlichkeit, an Begeisterung in diesem Land steckt, ... dann wird mir nicht bange, dass dieses Land auch die Herausforderungen meistert, vor denen wir insgesamt stehen" (Angela Merkel, zitiert nach Handelsblatt, 21.06.06). Dazu Bundestrainer Jürgen Klinsmann: "Wenn die Autos mit den Fahnen durch die Stadt fahren, das ist etwas, was vereint" (Passauer Neue Presse, 14.06.06). Zu welchem Zweck hier wer mit wem vereint wird, das dürfen wir dann der obigen Androhung der Kanzlerin entnehmen.

Da lohnt es sich auch schon mal, Massen an Steuergeldern zu verschenken. "Alles in allem müssen die Steuerzahler um die sechs Milliarden Euro für die Fußballweltmeisterschaft aufbieten. Von den Ausgaben wird nur jeder zehnte Euro wieder in den Staatssäckel zurückgespielt werden" (Hermannus Pfeiffer im Neuen Deutschland, 05.07.06).

Für den Weltfußballverband FIFA allerdings lohnt sich das Ganze. Auf mindestens 1,5 Milliarden wird der Reingewinn durch diese WM geschätzt! Dazu trugen nicht nur die Aufwendungen und Steuergeschenke der Bundesrepublik bei - das ganze Spektakel lief steuerfrei ab -, sondern auch die 15.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die in den verschiedensten Bereichen Dienst taten, bis hin zum Marketing oder dem technischen Service. Diese Freiwilligen "sind strategischer Bestandteil der WM-Konzeption, es verbinden sich die Interessen der Organisatoren mit den Wünschen der deutschen Politik. Schließlich wird hierzulande seit einiger Zeit nach einem nationalen Modell für globalisierte Ökonomie gesucht." (Jörn Hagenloch in Freitag, 30.06.06). Und dazu gehört eben auch das unentgeltliche, das ehrenamtliche Engagement.

"Das neoliberale Mantra tönt dabei immer gleich: Es ist kein Geld vorhanden" (ebd.). Daher muss die Bürgergesellschaft (oder wie auch immer dies dann bezeichnet wird) mit unentgeltlicher Arbeit aushelfen. Und so wie die Erzählung vom fehlenden Geld bei der WM nicht stimmt, so stimmt sie auch sonst nicht, auch wenn dieses Mantra noch so oft wiederholt wird.

Franz Beckenbauer über die Freiwilligen: "Ohne ihr ehrenamtliches Engagement wäre es überhaupt nicht möglich gewesen, die WM zu organisieren." Dass der bayerische Zuvielverdiener hier ganz offensichtlich lügt, macht die Sache nicht besser, sondern beweist nur, wie unverfroren hier die neoliberale (und gleichzeitig sehr alte) Ideologie vom Verzichten und Aufopfern vorgetragen wird. Passend hier auch, dass WM-Organisator Beckenbauer nach Medieninformationen angeblich volle 20 Stunden pro Tag (!) gearbeitet hätte; und das ganze vier Wochen lang. Ein neoliberales Vorbild an Aufopferung und Arbeitsbereitschaft, in Wahrheit ein Musterbeispiel selbstzerstörerischer und höchst pathologischer Arbeitssucht, wenn es denn stimmen würde.

Merkels Verzichtshoffnung und der Feiwilligeneinsatz sind zwei Seiten einer Medaille.


Nationalismus oder "Partyotismus"?

Am meisten beschäftigten sich die linken Kommentatoren der WM aber mit der Frage nach dem schwarz-rot-goldenen Nationalismus. Zwar nutzen vereinzelt Rechtsextremisten und angesoffene Spießer die WM-Feiern, um Frust abzulassen und ihre Art der "Propaganda der Tat" umzusetzen, dies allerdings kaum organisiert und in einem so geringen Maß, dass sogar gestandene Antifas überrascht wurden. Unabhängig davon, dass jeder Übergriff einer zuviel ist, muss doch angemerkt werden, dass die Polizei offensichtlich die braunen Horden gut im Griff hat, wenn sie dies will.

Die sicherlich Hunderttausende von Nationalfahnen, das offene Absingen von "Einigkeit und Recht und Freiheit" mögen nahe legen, dass hier ein neuer Nationalismus fröhliche Urstände feiert. Und die einheimischen Nazis haben das auch schon reklamiert: "In diesen Tagen wandet sich Deutschland schwarz-rot-gold, es denkt schwarz-rot-gold und fühlt schwarz-rot-gold" (Jürgen W. Gansel bei npd.net; 04.07.06). Es gäbe "einen übermächtigen Wunsch nach nationaler Normalisierung und Identitätsfindung" (ebd.). Dabei bemerken zumindest intelligente Nazis, dass der propagierte Patriotismus Ablenkungscharakter hat. Im Gegensatz zu Hartz IV ergebe sich hier er eine völlig kostenlose Stabilisierungsfunktion; er sei ein "Aufputschbonbon in schwarz-rot-goldenem Wickelpapier" (ebd.). Und dann versteigt man sich rechts außen zu der Hoffnung, dass "wenn der nationale Geist nun der Flasche entweicht", er sich nicht mehr zurückbannen lasse. "Der bisherige Fußball-Patriotismus hat ... einen bislang nur unterirdisch wirkenden Normalisierungsnationalismus zutage treten lassen" (ebd.). Sollte Gansel Recht haben, so steht uns Grausames bevor.

Was aber ist mit den Fanmeilen und dem ganzen Multikultierlebnis? Bis zu einer Million Menschen (in Berlin) sollen an so genannten Public-View-Orten die Spiele gesehen haben, auf teils riesigen Leinwänden. Aber auch aus den Innenstätten wird erstaunliches berichtet: Deutsche und Schlachtenbummler aus allen Kontinenten feiern gemeinsam, reden, lachen, tanzen, Deutsche tragen englische Fanartikel, Einheimische begeistern sich für die Mannschaften aus Ghana oder Togo, Party allüberall. Die Berichte auch von ansonsten kritischen Geistern klingen erstaunt bis überschwänglich.

Haben die Nazis doch nicht Recht? Pfeifen sie vielleicht schon ängstlich im Dunkeln Durchhalteparolen, da sie wissen, dass dieses Sportmultikulti und farbige Spieler in der Nationalmannschaft (oder solche mit Geburtsort in Polen) und ein in den USA lebender Trainer den rechtsextremen Deutschnationalismus nicht wirklich befördern?

Die Zeit ist noch zu früh, um hier ein endgültige Resümee zu ziehen. Allerdings muss bedacht werden, dass wir in einer Eventgesellschaft leben. Und die WM ist eben ein gigantisches Event: Party und der dazugehörende "Partyotismus". Und die Fahne sowie das zum Partyhit gekürte Deutschlandlied als Zugangscodes zur Partygemeinde, - hier dürfte erheblich mehr Wahrheit liegen als in der Vermutung des neue deutschen Militanz-Nationalismus, weswegen ein Vergleich mit der Nazi-Olympiade 1936 nicht wirklich weiterhilft.

Allerdings versuchen Medien und Politik derzeit nicht ungeschickt, diesen "Partyotismus" doch noch zum Patriotismus zu verklären. Mal sehen, was ihnen hier gelingt und ob sie dies unbehelligt umsetzen können.

Allerdings sollte auch niemand auf die multikulturelle Verbrüderungsparty hoffen, die wenigsten mittelfristig eine positive Auswirkung auf den Umgang mit den "Fremden" haben könnte. Eine Party - und sei sie noch so groß - macht wohl niemanden zum Antirassisten.

Und der Staat ließ sich eh nicht aus der Ruhe bringen. Der junge Kurde Serif Akbulut, Fußballspieler beim Siegerteam "Bleiberecht Hanau" des Antirassistischen Fußballturniers in Frankfurt wurde am 7. Juli aus seiner Unterkunft geholt und sitzt in Abschiebehaft. Die Teams aus Accra/Ghana und Lagos/Nigeria durften zu der durch die FIFA geförderten 1. Weltmeisterschaft im Straßenfußball nach Berlin-Kreuzberg erst gar nicht einreisen. Soweit ging das WM-Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden" denn doch nicht: Den Spielern wurde "mangelnde Rückkehrwilligkeit" unterstellt (Jungle World, 05.07.06). Wer Freund ist bestimmen noch allemal die Einheimischen! Aber auch das ist nicht neu.

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Zum Foto: In der nordbayerischen Kleinstadt Miltenberg übernahm es die örtliche Werbegemeinschaft, mit einigen hundert Fahnen den Multikulturalismus zu erzwingen. Allerdings: In jede Reihe wurde auch eine deutsche Fahne gehängt, so dass die Übermacht der Einheimischen auch symbolisch demonstriert wurde. (Foto: M. M. Krug)

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Zum Weiterlesen:

Deutschlands teuerste Image-Kampagne
 http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=93071&IDC=2

Sportliches Strohfeuer
Konjunkturelle Wirkung nicht nachhaltig
 http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=93070&IDC=2

Lücken im Spielplan (Streetfootball)
 http://jungle-world.com/seiten/2006/27/8057.php

Exerzierplatz Stadion (Bundeswehr)
 http://www.jungewelt.de/2006/06-17/047.php?sstr=polizei|weltmeisterschaft

Es rechnet sich (Freiwillige)
 http://www.freitag.de/2006/26/06260602.php

Der Fußball und der deutsche Normalisierungsnationalismus (NPD)
h**p://www.npd.de/index.php?sek=0&pfad_id=7&cmsint_id=1&detail=416

Polizei gegen Studierenden-Demonstration
 http://de.indymedia.org/2006/07/151653.shtml
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Ergänzungen

interessanter artikel

antifa 11.07.2006 - 11:41
beim antifa infoportal magdeburg sind im zusammenhang mit der niederlage der deutschen gegen die iatienische nationalmannschaft übergriffe einer nacht aufgelistet ...

schon heftig

bitte ergänzen

Mimi 11.07.2006 - 13:01
Wäre eigntlich mal interessant all die "vereinzelten" Ausschreitungen nach dem Italien-Spiel aufzulisten. Finden tut man nur etwas in der Regionalpresse. Aber wer liest schon all die kleinen Blätter.

Allgäu (az).
Nur durch ein teils massives Aufgebot hat die Polizei im Allgäu Ausschreitungen nach dem Halbfinale zwischen Deutschland und Italien weitgehend verhindern können. An mehreren Orten drohte die Stimmung zu kippen: Feiernde Italiener und frustrierte Deutschland-Fans standen sich aggressiv gegenüber.

Lindenberg: Dort stellten sich teils alkoholisierte deutsche Fans den
Italienern in den Weg, als diese zum Autokorso starten wollten. Die Lage drohte zu eskalieren. Die Beamten hatten Mühe die Streithähne zu beruhigen. Bei den Rangeleien gab es laut Polizei leichte Körperverletzungen. Vereinzelt wurden Feuerwerkskörper gezündet und Nationalfahnen zerrissen. Zu Pöbeleien zwischen deutschen und italienischen Fans kam es auch in Isny, Memmingen und Kaufbeuren. Karl Höß, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Kaufbeuren sagte:„Einige Anhänger haben versucht, erst singend, dann verbal drohend, auf die feiernden Italiener los zu gehen und deren Autokorso zu unterbrechen. Daraufhin haben wir die italienische Siegesfeier nach Neugablonz verlegt. Und da hatten sie eine sehr schöne Feier.“ Ein Kompliment machte Höß den italienischen Fans: „Die können richtig leidenschaftlich feiern - ohne viel Alkohol und ohne viel Dreck zu hinterlassen. Das ist bei den deutschen Fans nicht immer so gewesen.“ In Memmingen musste die Polizei am Schrannenplatz einschreiten, wo deutsche Fans einen Autokorso zum Stocken brachte. Die Situation sei aber schnell bereinigt gewesen. Das galt auch für Kempten: „Unsere hohe Präsenz vor Ort hat sich positiv ausgewirkt“, bilanzierte Polizeisprecher Christian Owsinski.

Friedrichshafen:  http://germany.indymedia.org/2006/07/151599.shtml

Mönchengladbach  http://germany.indymedia.org/2006/07/151551.shtml


Dortmund/Berlin: Die meisten der rund 200.000 Fans in der Innenstadt von Dortmund waren Deutsche. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben nach dem Spiel 66 Personen fest, in Berlin waren es 45. Die Sicherheitsbehörden zeigten sich dennoch mit der Situation sehr zufrieden. Im Großen und Ganzen hätten sich die Fans friedlich verhalten.

In Stuttgart verfolgten rund 60.000 Fußballanhänger das Spiel auf dem Schlossplatz und der Innenstadt. Die Polizei meldete 17 Festnahmen. Ein Beamter wurde den Angaben zufolge durch einen Flaschenwurf am Kopf getroffen und leicht verletzt. In Hamburg verfolgten rund 80.000 Schlachtenbummler das Spiel in der Öffentlichkeit. Es gab zehn Festnahmen.

Karlsruhe - Insbesondere am Europaplatz hatten die Beamten alle Hände voll zu tun, um Schlägereien zu schlichten und die Lage zu stabilisieren. Mehrere Randalierer mussten in Gewahrsam genommen werden, gegen weitere Personen sprach die Polizei Platzverweise aus. Einige Festgenommene müssen wegen Körperverletzung mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Auch in Bruchsal kam es nach dem Spiel zu Ausschreitungen. Die Polizei konnte am Bahnhof nur durch eine starke Präsenz der Einsatzkräfte größere Krawalle verhindern. Auch in Pforzheim, Bühl, Baden-Baden und Rastatt war die Polizei im Dauereinsatz.

Potsdam - So wurden einige deutsche und italienische Nationalflaggen nach Spielende im Public-Viewing-Bereich am Brandenburger Tor in Potsdam von mehreren Personen als Ausdruck der Enttäuschung verbrannt.

Frankfurt - In Frankfurt-Oder wurden gegen 23.45 Uhr vor einer Gaststätte in der Schmalzgasse aus einer Gruppe von rund 70 alkoholisierten Personen vereinzelt Flaschen in Richtung der vor Ort befindlichen Polizeikräfte geworfen. Durch die deeskalierenden Maßnahmen der Polizeibeamten kam es im weiteren Verlauf zu keinen weiteren Vorkommnissen.

Oranienburg - Auch in anderen Orten des Landes reagierten Fans ihre Enttäuschung nach dem Spiel ab, es kam zu einzelnen Sachbeschädigungen, so wie in der Stadt Oranienburg, wo bei zwei geschlossenen italienischen Restaurants eine Fensterscheiben eingeworfen wurde. In einem Fall konnten drei männliche Tatverdächtige in Tatortnähe gestellt werden.

Wittstock - Ein alkoholisierter, polizeilich bekannter 32-jähriger Mann trat in Wittstock mehrere Tische und Stühle vor einem italienischen Restaurant um. Die vom Inhaber herbeigerufenen Polizeibeamten nahmen ihn zur Verhinderung weiterer Straftaten in Gewahrsam, wie auch zwei weitere alkoholisierte Personen, die versuchten, die polizeilichen Maßnahmen der Beamten zu stören.

Neuruppin - Zu weiteren Unmutshandlungen, wie Umwerfen von Papierkörben, Blumentöpfen und Mülltonnen, aber auch Sachbeschädigungen an Verkehrszeichen und einer Ampel kam es in Neuruppin. Die alkoholisierten Täter konnten auch hier vor Ort dingfest gemacht werden.

Schwerin - Nach dem verlorenen Fußballspiel kam es in der vergangenen Nacht in Schwerin zu mehreren Rangeleien und Sachbeschädigungen. Rund 1300 Personen zogen lautstark von einer Großbildleinwandübertragung in der Wismarschen Straße zum Marienplatz. Auf dem Weg dorthin kam es offenbar zu kleineren Handgemengen zwischen einzelnen Personen. Allerdings sind diesbezüglich keine Anzeigen bei der Polizei eingegangen. Darüber hinaus wurden ein Altglascontainer und mehrere Verkehrsschilder umgeworfen. Auf dem Marienplatz kam es zu mehreren Flaschenwürfen und zur Beschädigung eines Streifenwagens. Mehrere Pflanzkübel und eine Litfaßsäule wurden umgeworfen. Auch in der Goethestraße waren mehrere umgekippte Mülltonnen zu verzeichnen. Im Stadtteil Lankow hat ein Unbekannter Steine auf eine stehende Straßenbahn geworfen, wodurch mehrere Fensterscheiben zu Bruch gingen. Im Stadtteil Ostorf wurde eine Litfaßsäule in den Schienenbereich der Straßenbahn geworfen.
Die Polizei war mit 40 Beamten im Einsatz und hat insgesamt 12 Platzverweise ausgesprochen, 3 Personen in Gewahrsam genommen und rund ein Dutzend Personalienfeststellungen durchgeführt. Wegen des beschädigten Streifenwagens ermittelt die Polizei gegen einen namentlich bekannten Mann. Darüber hinaus wird wegen Gefährlichen Eingriffs in den Schienenverkehr und Sachbeschädigung ermittelt.
Qudlinburg - Nach dem Ende der Halbfinalpaarung des Fußball-WM-Spiels Deutschland-Italien hatten auf dem Marktplatz von Quedlinburg 25 junge Männer und Frauen im Alter zwischen 16 und 33 Jahren vor einem dort befindlichem italienischen Eiscafe damit begonnen, Stühle und Tische des Außenbereichs umher zu werfen. Der Inhaber des Lokals und weitere Personen befanden sich, von außen sichtbar, im Lokal. Aus der aggressiven Gruppe heraus wurde mit Parolen und einer Trommel die Stimmung angeheizt. Die Polizei sicherte zunächst das Lokal. Dabei kam es vereinzelt aus der Gruppe heraus zu Flaschenwürfen. Ein Beamter wurde an der Schulter getroffen und leicht verletzt. Die Situation wurde dann seitens der Polizei, auch unter Einsatz des Schlagstockes, beendet. Die Personalien der Männer wurden festgestellt und Platzverweise ausgesprochen. Gegen die Personen wird wegen Verdachts des schweren Landfriedensbruchs weiter ermittelt.

Augenzeuge

Summer 11.07.2006 - 13:50
Auch in Emmering/Fürstenfeldbruck gab es nach dem Portugal Spiel einige Sieg-Heil-Rufe von jugendlichn Fans. Wir haben überlegt was wir machen sollen, aber wir waren nur zu zweit und haben dann die Polizei gerufen

Manche meinen...

Warhead 12.07.2006 - 01:33
...behaupten beim Fussball gehe es um Leben und Tod,ich kann ihnen versichern es geht um weit mehr als das.

Der sagte war Bill Shankley,legendärer Teammanager des FC Liverpool.
In Fussball lässt sich ja alles mögliche hineininterpretieren wie auch transportieren,einige Leute meinen Fussball wäre die Weltformel,man müsste nicht länger suchen.
Für Gary Lineker war Fussball schlicht:"Beim Fussball stehen 22 Spieler auf dem Feld und rennen einem Ball hinterher.Am Ende gewinnen immer die Deutschen.
Man könnte leicht dem Eindruck erliegen das es hier Leute
gibt die vor Wut schäumen das nicht alle naselang Touristen von Faschos vermöbelt wurden und auf jeder Fanparty in Massen Reichskriegsflaggen gewedelt wurden.Zur Not schafft man sich ganze Bataillone von Aushilfsnazis zu denen man die ganzen Partiemenschen umdeutet die in schwarzrotgold gewandet rumlaufen,da das auch nicht so gut klappt bastelt man ALLE zu Nationalisten um die mit irgendeiner Scheissflagge unterwegs sind.Spätestens in diesem Moment werden meine blauweissgewandeten Argentinier die Stirne runzeln "Locco"
werden sie sagen.Sie werden fragen warum sie als Linke nicht für ihr Land einstehen dürfen.Ich hab ihnen die Düsternis der deutschen Geschichte erklärt,sie erklärten drauf sie hätten auch genug Düsternis im Angebot,was aber kein Grund wäre sein Land zu hassen,solle man darum kämpfen es besser zu machen.Hab ich die Position der Antideutschen Linken erklärt,sie erlärten die Diskussion für beendet,Fussball sei jetzt allemal wichtiger.
Und als Analgetikum für sozialpolitische Untaten scheint Fussball auch nicht sonderlich tauglich zu sein wenn man einen Blick auf die Umfragewerte der grossen Koalition schaut,dort sieht man die Stimmung kräftig in den Keller gehen.
Es war des Morgens dero um halb Vier.Da zog vom Brandenburger Tor her eine Prozession von knapp 2000 Leuten zum Potsdamer Platz,inmitten eine Sambatruppe die sich spontan aus Fans zahlloser Teilnehmerländer rekrutierte.Deutsche,Afrikaner,Südamerikaner,Franzosen,Italiener,Polen,Araber uswusw.Sieht man mal ab von den wenigen herausragenden Spielen dieser wm,war das wirklich einer der schönsten Momente.Klar,wird jetzt manch einer wieder rumgrumpfen,das war eine nationalistische-Internationalistische Verbrüderung,und rumhüpfen um unter Fahnen nach Hakenkreuzen und Odalsrunen zu suchen.Faktisch aber waren solche Prozessionen immer genau das Multikulti wonach wir immer suchten.
Alle warteten immer auf das grosse Gemetzel,das grosse Gemetzel blieb jedoch aus.Statt kroatischer Ustaschas kamen Kroaten in italienischen Trikots,statt englischer Hools kamen Schotten und Iren die mitten auf dem Potsdamer Platz kistenweise feinsten Single Malt und irischen Whisky verteilten,statt hirnloser Legiafaschisten kamen ganze Familienclans und luden zum polnischen Picknick.
Die Bullen litten unter chronischer Unterbeschäftigung,konnten lediglich Fälle für die Ausnüchterungszelle vermelden und beschränkten sich drauf durch die Menge zu flitzen um die geilsten Verkleidungen fürs heimische Photoalbum zu knipsen

Angriffe von rechts aus italien

Franzose 12.07.2006 - 18:35
ICh war in wolfsburg und habe dort das finale geguckt,es waren ca 2000 italiener,es waren viele mussolini fahnen zu sehen und ich als franzose wurde beschimpft und man drohte mir,falls italien verliert,wolle man mich aufmischen.
zjm glück kamen mitte der 2. halbzeit ca. 60 nordafrikanische jugendliche die mir halfen und mich unterstützten.

nach dem spiel gab es mehrere auseinandersetzungen mit italienern weil sprüche wie "Scheiß franzosen" und "verbrennt lieber eure fahne" rüber kamen.ein großen bullenaufgebot stoppte dann alles.


finde das die linke auch mal auf andere länder schauen muss und nicht sagen kann,deutschland verrecke aber andere länder in den himmel heben!!!

viva l´anarcia

@ich

ja? 12.07.2006 - 22:14
es waren 9000 während der ganzen wm in ganz deutschland. an dem abend waren es 45. und da waren z.b. auch "drogendelikte" (sicher nen paar kleine kiffer) mit dabei.

Josha Schmierer z.B.

Warhead 13.07.2006 - 11:45
Seines Zeichens Ex-KBW Chef,Antisemit durch und durch,ehemaliger Aussenamtskoordinator,mitverantwortlich für diverse Auslandseinsätze der Bundeswehr.Hockt zusammen mit Frank Schwalba Hoth,Blutspritzer seines Zeichens und Tramperts guter Kumpel,auf ner Stiftung die die ganzen KBW Millionen verwaltet.Der Haufen dürfte mittlerweile an die zweihundert Millionen angewachsen sein,ich bezweifle das diese Brut an der Abschaffung des kapitalismus und all seiner faschistoiden begleiterscheinungen interessiert ist,macht man doch beste Geschäfte mit ihm.

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