Besetzungsparty und Räumung in Heidelberg

watcher 09.07.2006 17:36 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe
Gestern gegen Abend wurde in Heidelberg eine leerstehende Fabrikhalle für eine Party besetzt. Die organisierende "Soligruppe Emsig" wollte damit auf das Fehlen linker selbstverwalteter Räume in Heidelberg aufmerksam machen und gleichzeitig zeigen, dass durchaus geeignete leerstehende Gebäude existieren. Gegen Ende der symbolischen Aktion wurde die Party von einem immensen Polizeiaufgebot gestürmt.
In Heidelberg existiert seit dem Abriss des Autonomen Zentrums 1999 kaum mehr Raum für linke Politik und Kultur, verbunden mit einem unkommerziellen und antiherrschaftlichen Anspruch.
Darauf aufmerksam zu machen und dies zu ändern hat sich die "Soligruppe" anscheinend vorgenommen, als sie an diesem Abend die Party in einer leerstehenden Fabrikhalle in der Rudolf-Diesel-Stasse in Heidelberg veranstaltete.
Bereits im April diesen Jahres war in Heidelberg ein Haus im Wieblinger Weg für eine Nacht besetzt worden. Dort feierten damals um die 100 Manschen ungestört von der Polizei. Das bis dahin unbekannte "Solikomitee Sekt und Selters" hatte mit ähnlichen Forderungen auf den Mangel an linken Freiräumen aufmerksam gemacht.(Indybericht dazu:  http://de.indymedia.org//2006/04/144679.shtml)
Am gestrigen Abend feierten laut Presseerklärung des Autonomen Zentrums (im Exil) über 80 Menschen in dem temporären Freiraum. Bis die Polizei kam. Gegen 1:00 Uhr räumte ein für den kurzen Zeitraum unglaubliches Polizeiaufgebot (ca. 20 Wannen) ohne Ankündigung die Party. Zu Verhandlungen war die Polizei scheinbar nicht bereit. Ca. 30 Partygäste, die sich nicht vorher hatten enfernen können wurden durchsucht, abgefilmt, fotografiert und ihre Personalien aufgenommen. Drei Personen wurden zur Personalienfeststellung in Gewahrsam genommen. Außerdem beschlagnahmte die Polizei sowohl die Musikanlage als auch die verbliebenen Getränke.

Auf die PartybesucherInnen kommen jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach Gerichtsverfahren wegen Hausfriedensbruch und dadurch auch Kosten zu. Es wäre schön wenn sie damit nicht alleingelassen würden.

Alle die Gestern von der Polizei kontrolliert wurden sollten sich am besten bei der Roten Hilfe Heidelberg melden.

Solidarität mit allen von Repression betroffenen!

Linke Freiräume erkämpfen und Verteidigen!

Bethanien bleibt, Next Steffi kommt!





Anbei die Presseerklärung des Autonomen Zentrums Heidelberg (im Exil):


Partybesetzung für ein neues Autonomes Zentrum in Heidelberg geräumt

In den frühen Morgenstunden wurde heute eine Partybesetzung für neue Freiräume, die eine "Soligruppe Emsig" in der Rudolf-Diesel-Straße veranstaltet hatte, von einem martialischen Polizeiaufgebot geräumt. Dabei kam es zu zahlreichen Personalienfeststellungen und zwei Ingewahrsamnahmen.

In der Nacht vom 8. zum 9. Juli 2006 veranstaltete eine "Soligruppe Emsig" eine Besetzungsparty in einem leer stehenden Fabrikgebäude in der Rudolf-Diesel-Straße 6. Dort wollten die VeranstalterInnen die Möglichkeit bieten, "in unkommerzialisierten Räumen zu feiern! Dies ist seit der Schließung des Autonomen Zentrums 1999 leider zur seltenen Ausnahme geworden!" (aus einem Flugblatt der "Soligruppe Emsig"). Weit über 80 Gäste folgten dem in verschiedenen Kneipen verteilten Aufruf "Kommt vorbei und feiert mit: Für bessere Zeiten und ein neues Autonomes Zentrum in HD!"

Kurz nach 23.30 Uhr tauchte ein erster Streifenwagen vor dem Gebäude auf, um sich einen Überblick über das Geschehen zu verschaffen. Innerhalb von kurzer Zeit kam Verstärkung an, die sich an den Zufahrten zum Partyort postierten und vorbeifahrende Autos kontrollierten. Gegen 1.00 Uhr wuchs das Polizeiaufgebot plötzlich auf drei Hundertschaften an, die die Fabrikhalle und die angrenzenden Grundstücke umstellten und auch keine Einzelpersonen mehr passieren ließen.
Zwei mit der Besetzung solidarische Beobachter erklärten sich bereit, Verhandlungsgespräche zwischen der Einsatzleitung und den BesucherInnen der Party in die Wege zu leiten. Anders als in der Vergangenheit, als bei ähnlichen Aktionen eine Vermittlungsgruppe in vollem Maße akzeptiert wurde, wurde das Angebot dieses Mal von der Polizei zurückgewiesen und die beiden freiwilligen Ansprechpartner nur als Beobachter zugelassen.
Gegen 1.30 Uhr drangen über 50 Einsatzkräfte in Kampfausrüstung in das Gebäude ein und begannen, die zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Gelände verweilenden Gäste in Gruppen auf den Hof zu bringen. Insgesamt wurden 30 Menschen durchsucht und ihre Personalien festgestellt, zwei weitere Besucher wurden zur Identitätsfeststellung vorübergehend in Gewahrsam genommen. Drei Jugendliche, die auf einem benachbarten Grundstück aufgefunden worden waren, wurden besonders stark schikaniert, beschimpft und von den übrigen Kontrollierten abgesondert. Um sie weiter einzuschüchtern, drohte ihnen ein Beamter damit, ihnen die gesamten Kosten für den Einsatz aufzubürden.
Obwohl die Polizei nichts über die Eigentumsverhältnisse des Fabrikgebäudes in Erfahrung bringen konnte und folglich auch nicht über einen Räumungstitel verfügte, droht nun allen zu diesem Zeitpunkt auf dem Areal anwesenden Leuten ein Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruchs.

Mit diesem völlig überzogenen Polizeieinsatz hat die zentrenfeindliche Haltung der Stadt Heidelberg, die nicht erst mit dem gebrochenen Versprechen von OB Weber begann, das Autonome Zentrum (AZ) in der Alten Bergheimer Straße 7a nicht ohne gleichwertigen Ersatz zu räumen, einen weiteren traurigen Höhepunkt erreicht. Während die Oberbürgermeisterin ihren ersten Wahlkampf unter anderem mit ihrer bewusst liberalen Haltung gegenüber selbstverwalteten Initiativen gewann und vor ihrer Wiederwahl mit der versprochenen Kontinuität des AZ punktete, hat sie sich in den letzten Jahren ein ähnlich projektfeindliches Image wie ihr Vorgänger Zündel erarbeitet.

Wir fordern die sofortige Aufnahme von Verhandlungen über ein neues Autonomes Zentrum!
Wir haben die Heidelberger Politik der Lügen, der Vertröstungen und der Kriminalisierung satt!
Für selbstverwaltete Freiräume – in Heidelberg und überall!

Pressegruppe des Autonomen Zentrums (im Exil)
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Ergänzungen

Der Repression entgegentreten...

top 10.07.2006 - 17:34
...am 15. Juli zur Antirepressionsdemo in Stuttgart.

Linke Politik verteidigen - Solidarität aufbauen!
13 Uhr, Uni Stuttgart-Mitte (Keplerstr)

 http://stoprepression.blogsport.de

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