Festung-EU-Ticker

tierr@ 05.07.2006 21:46 Themen: Antirassismus
Während in Frankreich tausende MigrantInnenkinder mit einer Abschiebung rechnen müssen und französische Pass-BürgerInnen damit beginnen, "illegale" Verstecke zu bieten,... sind an der spanisch-marokkanischen Grenze, bei einem erneuten Sturm auf den Zaun von Melilla, zwei Menschen ums Leben gekommen. Die marokkanischen Seite meldete Schwerverletzte...
Auch wenn die Toten an den Südküsten des "pluralistischen" Europa wohl eher mit weniger Aufmerksamkeit gezählt werden, als steigende Kassenbeiträge und Studiengebühren..., waren es laut der spanischen Tageszeitung EL PAIS vom 03.07.06, mindesten zwei Menschen (und nicht einer, wie sich manche deutsche Medien verzählten ), die bei dem ersten Versuch der Überwindung des Grenzzauns auf dem Territorium der spanischen Enklave Melilla, seit letzten September, ihr Leben verloren. Im Frühherbst des vergangenen Jahres hatten zahlreiche Flüchtlinge, meist afrikanischer Abstammung, bei einem als zum "Sturm auf Ceuta" aufgebauschten Versuch, die Ausgrenzung seitens Europas, die längst militärisches Niveau erreicht hat, durch Stürze vom Grenzwall oder durch Schüsse der Grenzsicherheitskräfte, satt eines besseren Lebens, den Tod gefunden.

Seither hat die spanische Regierung "gelernt" und den rassistischen Abschottungswall, gegen die Armut der von der EU ausgebeuteteten und zwangsverschuldeten Länder, perfektioniert; siehe:
Melilla: der dritte Zaun . Auf marokkanischer Seite wurden nach jenem Sturm auf die Grenze, Hunderte MigrantInnen festgenommen und mit buchstäblich Nichts in der Wüste ausgesetzt und ihrem Schiksal überlassen (bis Menschenrechtsorganisationen intervenierten und diese neue Form vom Genocid skandaliert wurde ).

MELILLA 03. Juni 2006
EL PAIS

Der erste massive Anstrum auf den Grenzwall von Mellilla seit September 2005, wurde am frühen Morgen des 03. Juni, von etwa 50 bis 70 MigrantInnen unternommen und führte zum Tod von wenigstens zwei der Flüchtlinge. Einer/ne davon blieb auf der spanischen Seite, wo man nun, obgleich man der Meinung ist, dass die Todesursache im Sturz von dem, inzwischen auf sechs Meter erhöhten, Grenzwall zu sehen ist, Untersuchungen darüber anstrengt, ob die getötete Person nicht ev. Schüsse erhalten hat. Gleichzeitig gab Marokko einen weiteren Toten und sieben Verletzte bekannt.

Der Angriff auf den Zaun war gegen 5 Uhr am Morgen, in der Grenzzone von Farhana und Zoco Had erfolgt. Laut Angaben der spanischen Guardia Civil, die an der Grenze patroulliert, hatten zwischen 50 und 70 Personen versucht, den besagten Zaun der die spanische Enklave Melilla von Marokko trennt und an dieser Stelle 6 Meter hoch ist, zu übersteigen. Den bewaffneten Grenzsicherheitskräften zufolge, war es fünf von ihnen gelungen, den Zaun zu überwinden; darunter die getötete Person und ein weiterer verletzter Migrant, der wegen der Schwere seiner Verwundungen, im Krankenhaus operiert werden musste; was offenbar gut verlaufen ist.

Nachdem die offiziellen Kommentare zunächst davon gesprochen hatten, dass der tote Subsahauri beim Sturz von dem Wall ums Leben gekommen sei, laufen nun Ermittlungen über eine ev. Schussverletzung, denn der Leichnahm weist einen Einschuss im Brustbein auf. Die Möglichkeit, dass der Flüchtling erschossen worden sein könnte, lässt auch der Regierungsdelegierte von Melilla, José Fernández Chacón, offen, wobei er jedoch gleichzeitig betont, dass die Grenzbeobachtungsposten der Guardia Civil, nicht ein hierbei in Frage kommendes Kaliber benutzen würden, sondern ausschliesslich Elemente Aufstandsbekämpfung. Aufschluss wird jedoch nur eine Autopsie bringen, die man in der Bestattungsstätte Purísima Concepción, in Melilla, vollziehen wird.

Die marokkanische Seite, die einen weiteren Toten und sieben Verletze meldete, gibt an, dass die MigrantInnen sich trotz der üblichen Warnschüsse der Beobachtungsposten, auf den Grenzwall begeben hätten, wobei sich sieben von ihnen, an dem geschärften Stacheldraht schwere Verletzungen zuzogen. Laut diesen Angaben, war einer der Verletzten auf dem Weg in die Klinik gestorben.
www.barcelona.indymedia.org

Ebenfalls nicht gezählt, werden wohl die von Marokko gemeldeten 18 MigrantInnen, die an der Westküste der Sahara etranken, als sie auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln Schiffbruch erlitten. Ihre Leichen wurden am Meeresufer der Stadt Fum El Ued aus dem Wasser gefischt, ca. 20 km von der ersten Stadt der West-Sahara, El Aiún, entfernt. Sieben der Schiffbrüchigen, darunter zwei Gambier und zwei Ghanaer, die überlebt hatten, berichteten erschüttert und knapp, dass sie mit weiteren 30 MigrantInnen, alle aus subsahaurischen Ländern, unterwegs gewesen seien und sich insgesamt 37 Personen an Bord des Bootes befunden hätten. Gegenüber Reuters hiess es, nach den 12 "Verschwundenen" würde gesucht. Die Ursache für den Schiffbruch ist noch nicht geklärt.
0.3 Juni 2006
 http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/264812/index.php

EU-Hilfe für Abschottung der Kanaren
 http://de.indymedia.org/2006/05/148064.shtml
Satelliten zur Abwehr von Flüchtlingen
 http://de.indymedia.org/2006/05/147217.shtml
EU Intervention gegen MigrantInnen
 http://de.indymedia.org/2006/01/136467.shtml

Die Wellenbrecher der europäischen Todesküsten schwemmen indess den illusionären Glitzerschaum ihrer stachelbedrahteten Gischt bis ins europäische Landesinnere, wo sich nicht viel minder schwammig-rassistische Schlacke anhäuft...

La gran nacion France besinnt sich - ( nein!, nicht etwa auf Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit) - auf ihren Elitarismus und etabliert neue Einwanderungsregelungen, welchen zufolge nur noch gutqualifizierte oder talentierte, d.h. bestverwertbare, Menschen, unter dem Etikett "Einwanderer", erleichterten Zugang erhalten sollen, während, egal in welcher Hinsicht, Minderprivilegierte, keine Aufnahmerechte mehr besitzen sollen und kaum noch im Stande sein werden, ihre Familien nachziehen zu lassen.

Es besteht ausserdem ernsthafter Anlass, dass diesen Einwanderungsregelungen zufolge, tausende Kinder, "illegal" in Frankreich lebender Familien, abgeschoben werden. Das Netzwerk "Erziehung ohne Grenzen" schätzt die tatsächliche Zahl der gefährdeten Familien auf bis zu 10.000.
"Wenn Nachbarn abgeholt werden, weil sie nach dort verfrachtet werden sollen, wohin sie nicht wollen, ist Widerstand nötig, sagte eine Jornalistin anlässlich der Abschlusskundgebung der Proteste vergangenen Samstag in Paris, wo viele der Demonstrierenden, sich per Unterzeichnung zu Patenschaften bereiterklärten.
Und plötzlich hat das Besinnen doch eine andere Richtung: "Ziviler Ungehorsam", dieser Begriff wurde vielfach geäussert. Manche EinwohnerInnen Frankreichs verstecken Kinder, während die SozialistInnen die entsprechenden Bestimmungen vom Verfassungsgericht prüfen lassen wollen.

"Freiheit, Gleichheit, Menschlichkeit" - wann wird Europa begreifen, was das Wort zivilisiert eigentlich bedeutet ??!! - und das Revolution nichts anderes heisst, als die praktische Anstrengung, diese Bedeutung zu realisieren ...
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Ergänzungen

Tote durch Abschottung

united 06.07.2006 - 00:09
List of 7182 documented refugee deaths through 'Fortress Europe':

 http://www.united.non-profit.nl/pdfs/DEATHLIST_7182.pdf

widersprüchlichkeiten

frickel 06.07.2006 - 01:41
die welt zu gast bei freunden vs. fortress europe. auch hier zu sehen:

weitere Informationen

no-racism.net 09.07.2006 - 19:56
Die Toten vor dem Gipfel in Marokko

Am 10. und 11. Juli 2006 findet in Rabat (Marokko) eine euroafrikanische MinisterInnen- Konferenz zum Thema Migration statt. Nur wenige Tage davor sterben erneut Menschen am Zaun von Melilla.

weiter:  http://no-racism.net/article/1743