Autonomes Leben seit OB-Wahl in Karlsruhe

nextsteffi 05.07.2006 19:20 Themen: Freiräume
Am vergangenen Sonntag wurde der amtierende Oberbürgermeister Heinz Fenrich von 16,8% der wahlberechtigten Karlsruher Bevölkerung im Amt bestötigt. Eine klare Niederlage für autoritäres Leben, zumal sich 70% für den Kandidaten "Niemand" entschieden. Am kommenden Samstag (08.07.) will die nEXt STEFFI autonome Freiräume in Karlsruhe mit einer Demonstration weiter stärken.
Am kommenden Samstag, den 08. Juli werden erneut SymphatisantInnen des ehemaligen autonomen Wohn- und Kulturprojekts Ex-Steffi für ein neues selbstverwaltetes Zentrum in Karlsruhe auf die Strasse gehen. Die Demonstration beginnt um 13 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz und führt in die Karlsruher Innenstadt. Die OrganisatorInnen wollen damit nach der Nachttanzparade am 23.06. erneut auf die aus ihrer Sicht untragbaren Zustände für autonome Politik und Kultur in Karlsruhe aufmerksam machen.
Seit der Räumung der Schwarzwaldstr. 79 hinter dem Hauptbahnhof werden vermeintliche SymphatisantInnen und ehemalige BewohnerInnen der Ex-Steffi noch immer schikaniert und kriminalisiert. Entgegen der Aussagen von Stadtverwaltung und Polizei haben Überwachung, Kontrollen, Repression und Aufenthaltsverbote gegenüber dem mutmaßlichen Ex-Steffi-Umfeld nicht aufgehört. Dies zeigt zum einen das von der Stadt versuchte Innenstadtverbot für die Nachttanzparade vor zwei Wochen, das einer gerichtlichen Überprüfung nicht standhielt. Zudem wurden mittlerweile einigen ehemaligen WagenbewohnerInnen der Ex-Steffi, die sich nach der Räumung erstmal (bis ein Umzug in die Kussmaulstr. möglich gewesen wäre) an die Haid- und Neustrasse stellten, die Räumung ihrer Wägen und ein Zwangsgeld angedroht. Auch hier zeigt sich wieder, dass die Stadtverwaltung kein Interesse an einem neuen selbstverwalteten Projekt in Karlsruhe hat, sondern nur die ihnen unliebsamen Jugendlichen vertreiben will.
Ebenso ist es in Karlsruhe nicht mehr oder nur stark eingeschränkt möglich, unkommerzielle Politik und Kultur für junge Menschen zu verwirklichen. Dies liegt einerseits daran, dass schlicht die Räumlichkeiten fehlen. Aber auch daran, dass die Stadt ihr Möglichstes tut um der „Initiative Kussmaulstasse" Steine in den Weg zu legen.
Wie sinnlos die Zerstörung des letzten autonomen Wohn- und Kulturprojekts in Süddeutschland war, werden viele Politiker und Bürger bald merken. Es wird auch in den nächsten 15 Jahren keinen Investor für den so genannten TIME -Park geben, ob mit Ex-Steffi oder ohne. "Enden wird das gesamte Areal als Parkplatz für Pendler", meint dazu Stephanie Kambeck, die Pressesprecherin der OrganisatorInnen. Das Nachtleben hat eine seiner schönsten Seiten verloren und alternative Politik und Kultur, die von Parteien, öffentlichen Geldern und Lobbyisten unabhängig ist, gibt es faktisch nicht mehr. "Doch auch wir sind ein Teil der Stadt und haben eine Daseinsberechtigung, die wir immer wieder erkämpfen und verteidigen werden", so Kambeck.
Kambeck ordnet dies in den Gesamtzusammenhang nicht nur der kommunalen Politik ein: „Während junge, politisch engagierte Menschen, mit Gewalt aus ihrem sozialen Projekt vertrieben werden, lies sich letzten Sonntag der amtierende OB Heinz Fenrich seine demokratische Legitimierung von 16 % der wahlberechtigten Bevölkerung bestätigen. Unter Jugendlichen und Erstwählern war das Ergebnis noch schlechter. Ein Grund zum Umdenken in der Politik, ist das allerdings nicht.“
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selbst schuld — räuber-hotzenplotz

note 6 — egal