München - Antifademo nach Absage der Nazis

. 01.07.2006 19:18 Themen: Antifa
Am heutigen Samstag, den 1.07, fand in München eine kleine Antifademo statt.
Anlass war ein Naziaufmarsch, der unter dem Motto "Zuwanderung ist Völkermord - Rückführung statt Integration" laufen sollte. Die Nazis hatten ihre Demo am Di. abgesagt, stattdessen wurde eine Demo für den 19.08 angkündigt. Die Antifademo fand trotzdem statt, nazis gibts ja auch wenn sie mal nicht laufen.
Angekündigt hatten die Nazis ihre ekel-Demo schon länger, es gab auch 2 Ansätz etwas dagegen zu tun. Der eine war ein Kundgebung auf dem Marienplatz, die von einem breiten, bürgerlichem Bündnis vorbereitet worden war. Der Aufruf dazu ist teilweise schrecklich, es geht irgendwie viel um den Ruf der Stadt München etc.pp. und darum das Nazis "ein Zerrbild unserer Gesellschaft" zeichnen wollen. Gleichzeitig ist dieser Aufruf meiner Meinung nach relativ deutlich in Richtung Nazis blockieren - für ein so breites Bündnis ganz beachtlich.
Der zweite Ansatz war eine von einem linken bis linksradikalem Spektrum vorbereitete Demo, angesichts der Schwierigkeit in so einem bürger-spektakel eigene Inhalte unterzubringen ein klasse Idee.
beide Aufruge gibts unter:  http://www.indynews.net/gegenrechts0/article/2124/978/8f0bc9b6cd/

Positiv war, das die Forderung nach einem Verbot nicht zu laut erhoben wurde: Die Verbotsargumentation wäre gewesen, dass die Bullen zu überfordert damit sind während der Wm eine Fascho-Demo durchzuprügeln, und mit angeblicher Überforderung können die immer argumentieren.

stattdessen scheiterten die Faschos an sich selbst:
diesen Dinstag meldete Norman Bordin ( http://de.wikipedia.org/wiki/Norman_Bordin) die Demo ab, die Begründung, die in der Presse war, war er wolle die Bullen schonen. auf Fascho-Seiten hab ich keine Begründung gefunden, Nachfragen werden recht unwirsch abgebügelt. meine Spekulation ist, die Nazis sind schlichtweg Luftpupmpen die mal schier garnichts gebacken kriegen und die vor der Peinlichkeit mit einer mickrigen Demo in München aufzulaufen Muffensausen gekriegt haben.

trotz Absage sollte sowohl das Fest am Marienplatz stattfinden, als auch die linke Antifa-demo. letztere Entscheidung, trotzdem die Demo durchzuziehen hallte ich auf alle Fälle für richtig,

Die Demo sollte um 10:30 ab Theresienwiese los gehen. als AntifaschistInnen hatten die meisten es nicht so mit bestimmten sekundärtugenden, und so dauerte es schon eine Weile bis die insgesamt 50-60 TeilnehmerInnen eingetrudelt waren.
Die Bullen waren für Münchner Verhältnisse relativ schwach vertreten und nervten verhältnismässig wenig, dazu später mehr.
Etwas absurd war der Ungang mit Vorkontrollen: immer wieder kamen Bullen in den immer grösser werdenden Pulk, um einzelne oder kleine Gruppen geziehlt anzusprechen und zur Seite zu bitten um sie zu kontrollieren. Meiner Beobachtung nach haben sie die Leute kontrolliert, die an ihren Kontrollpunkten vorbeispaziert waren während sie gerade beschäftigt waren. wenn du einen anderen Weg zur Demo hattest, der an keiner Kontrolle vorbeiging haben dich die Cops auch in der Demo in Ruhe gelassen. Schade war, dass fast alle ohne zu widersprechen mitgegeangen sind.

Bei Demoauftakt sind 2 Faschos ausserhalb der Demo aufgkreuzt, die recht schnell erkannt wurden. Die beiden wurden fast sofort (als wir anfingen Sachen zu rufen) von den Bullen weggeschickt: ein echtes Novum, bei anderen Gelegenheiten konnten Faschos mit riesen Photoapparaten und geschützt von Bullen hinter unseren Demos herlaufen, oder durften bei Montagsdemos mit einigem Abstand hinterherdemonstrieren.

Auch neu war, dass Seitentranspis bei einer solchen Demo erlaubt waren, genau diese sind (waren?) in München standardmässig per Auflagenbescheid verboten. das wurde auch meistens durchgesetzt.

Die Demo zog schliesslich los, das Bullenspalier war ziemlich dünne, zum Teil verzupften sich die Bullen komplett auf die andere Strassenseite.
Die Demo sah damit mal nach Demo aus, und nicht nach Wanderkessel.
neben der Demo liefen auf dem Geweg noch ein paar Zivis nach, die sich die Mühe ersparten in der Demo mitzulaufen. zum Teil verfolgten sie eine Person mit Stalingrad-43 t-shirt, der neben der Demo mitlief. dieser hatte meistens ein paar zivis an den Hacken, zum Teil mit Kamera. war ganz lustig zu sehen wie er rings um die Demo lief, der Zivi mit der bescheuerten Fresse und der schwarzen Weste immer hinterher.

der Demozug war fast die komplette Läng mit Seitentranspis eingepackt, die alle sehr cool waren und was her machten.
total uncool waren allerdings die vielen Israelfahnen (4-5 Stück, auf so eine mini-demo, und fast alle an der Spitze. wenn ich auf Flaggen-Pathos stünde hätte mich das Bild von 3 Israelfahenn über dem Fronttranspi, alle im Wind flatternd sicher positiv geflasht. so wars mir zuviel Kitsch, und dann auch noch Nationalwedel und dann auch noch von Israel, während dessen Armee grade in den Gazastreifen einfällt) die der Demo eine krass andere Aussenwirkung gaben als sie sonst gehabt hätte. scheisse waren auch ein paar der Sprechchöre (von der Oder bis zu Neisse - Bomben drauf und weg die Scheisse, frankreich muss bis Polen reichen etc).
Es gab zwar am Auftakt ein Ansage der AufruferInnen, das keine Nationalfahnen erwünsch sind, ausgeführt wurde das aber nur für die Deutschlandfahne. jetzt fänd ichs einerseits überaschend wenn sich ein schwarz-rot-gold träger so einer Demo anschliesst, andereseits muss mensch es doch nicht bei einer Antifademo extra erwähnen dass BRD-Fahnen voll fürn Arsch sind undweg müssen. also eh schon ne komische Ansage (aber nicht falsch!), die aber leider nicht auf alle anwesenden Nationalwedel bezogen wurde.
Ein paar Leute am Wegesrand nahmen die Fahnen zum Anlass, uns irgendwelchen Mist nachzurufen: "go to Israel", "Palästina, Palästina! Alle Israelis sind Nazis!". voll bescheuert, aber will ich dass auf einer Antifademo provozieren?

Die Demo endete mit einer Kundgebung am Rindermarkt, bei der gab es dann auch einen Lauti (hatten wir die Demo über nicht). es gab 2 Redebeiträge, beim ersten hab ich nicht zu gehört, der zweite ging viel über Aufmärsch im allgemeinen und Wunsiedel im besonderen.  http://ns-verherrlichung-stoppen.tk !
nach ein bisschen musik (einmal dürft ihr raten welches Lied) und einem guten Jingle (denn ich noch toller gefunden hätte, wenn erschon wärend der demo zu hören gewesen wäre) wars dann vorbei.

interessant war auch hier nochmal das Verhalten der Bullen: anstatt wie sonst um uns rumzustehen, mit Blick nach innen (auf uns, damit wir nichts verbrechen) standen sie erst in einer Kette um die Kundgebung herum, aber mit Blick nach aussen. ein Oberbulle hat diese Bullen dann weggeschickt, die haben dann an den Strassen zum Rindermarkt Stellung bezogen - wieder mit Blick weg von uns. eine Spekulation wäre, dass die Bullen einzelne FAschos oder kleine Grüppchen daran hindern wollten auf Pöbelreichweite an uns heranzukommen, um Stress in Münchens guter Stube während der WM zu vermeiden.

das nazis ihre demos selber verhindern find ich schonmal nett, die nächsten Nazitermine für München sind 17.08 17-22 Uhr am Marienplatz, und der Aufmarsch von heute soll auf den 19.08 verschoben worden sein - das könnte also der Ersatzort werden, falls sie in Wunsiedel nicht laufen dürfen.
nicht nur dann währen weniger nationalwedel und mehr Stimmung angebracht.

und, nicht vergessen, die International Refugee Human Rights Tour!
In fast jedem Aufruf von Autonomen Antifas wird staatlicher Rassismus mitthematisiert - als Begründung dafür, das Deutschland scheisse ist und ein Vorgehen gegen Nazis, das andere Rassismen ignoriert verlogen. das ist auch richtig, nur viele die diese Aufrufe schreiben oder ihen folgen und unter grossem Einsatz Nazis nachlaufen sind bei Antira-Aktionen einfach nicht zu sehen. Also ihr, auf gehts! join the Anti-Lager Team!
 http://www.deutschland-lagerland.de/

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Ergänzungen

andere Einschätzung

knock the fascists 02.07.2006 - 00:50
... die Einschätzung, dass es die Nazis nicht gebacken bekommen haben ist debkbar. In Dorfen spielte sich das gleiche Theater ab. Anfang das Jahres kündigte Bordin großkotzig an jedes Wochenende demonstrieren zu wollen und schaffte dann nicht mal eine Demo. Selbstüberschätzung scheint weit verbreitet zu sein im nationalen Lager.
Für mich ist ein anderer Grund aber wahrscheinlicher: Die Neonazis hatten diesmal eine lange Anlaufzeit, die Demo wurde fast ein Dreiviertal Jahr vorher angekündigt. Ich denk, dass an diesen Psychopathen das gekippte Klima in der Stadt nicht vorbeigegangen ist. Sie mussten mit massiven Widerstand rechnen und das nicht nur aus dem linken/linksradikalen Spektrum. Nie zuvor ist aus soviel verschieden Ecken die Entscheidung durchgesickert den Aufmarsch zu blockieren. Aufgrund des Standortnationalismus eines Ude & Co. gelangten sogar offensive Aufforderungen auf die bürgerlichen Plakate: Motto:Kickt Nazis raus (Fuß der einen Ball mit Hitlergesicht wegkickt) und dem Spruch, >Faschismus ist keine Meinung, sondern ein VerbrechenAnsehens Deutschlands< in der Welt konnten die Psychopathen nicht damit rechnen, wie am 2.4.05 oder am 14.1.06 ihren Aufmarsch mit massiver Bullengeleitschutz, doppelten Absperrgittern etc.pp. durchgeprügelt zu bekommen. Das hätte zu schlechte Bilder ins Ausland transportiert. Von daher mussten die Neonazis mit tausenden Gegendemonstranten rechnen und die linksradikale Mobilisierungen fiel auch nicht ohne aus: Tausende linksradikale Aufkleber, eigene Plakate und gute Absprachen hätten den Aufmarch mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit frühzeitig beendet, dem einen oder anderen Wehwechen und SAchschaden bei den Neonazis miteinkalkuliert. Dieser Blöße wollte man sich nicht aussetzen. Eigentlich schade, den beim nächsten Aufmarsch wird man leider wieder sehr viel schlechtere Ausgangsbedingungen vorfinden und die verlogene Stadt und ihrer Bullen werden sich wieder von ihrer hässlichsten Seite zeigen.
Man sollte immer dann, wenn Neonazis es versuchen massiv Präsens zeigen, eine eigene Demo war meiner Meinung nicht unbedingt notwendig und es war absehbar, dass da kaum jemand kommt. Kalkuliert man/frau die Israelfahnen an der Spitze mit ein, kann nur von der Profilierung einer Mikrofraktion der Münchner Linken gesprochen werden, auf die man/frau gerne verzichten kann.

Außer Nazis gibts den Sommer noch viel anderes wichtiges zu organisieren. Aus einem Flyer geht die Mobilisierung für München nach Heiligendamm langsam los: www.no-g8.tk // Beteiligt Euch!

aus der SZ

presse 02.07.2006 - 01:51
"Offiziell begründet die NPD die Demo-Absage damit, dass sie die Sicherheitskräfte nicht überfordern wolle. Es sei "nicht in unserem Interesse, dass während der WM Sicherheitslücken entstehen, welche dann von kriminellen und gewalttätigen Kreisen missbraucht werden""

(Ausschnitt aus der Süddeutschen Zeitung)

Das wird nichts mehr ...

left side 02.07.2006 - 02:26
... mit dem großkotzigen Anspruch der Faschos die WM zu ihrem Gunsten zu nutzen. In Gelsenkirchen versagt (Blockaden beendeten den Aufmarsch frühzeitig, Steine und Flaschen auf den Aufmarsch und am Bahnhof bei der Abreise), München abgesagt und auch sonst ist nichts zu hören. Die einzig relevanten Akzente wurden von links gesetzt (Berlin, Frankfurt, München, Vorrundenaus, ...). Manko: Zu spät ist eine bundesweite Diskussion losgetreten worden, wie mensch koordiniert linksradikale Akzente während der WM setzen kann . Demnach blieb es bei lokalen Ereignissen. Aber immerhin ist erstaunlich viel gelaufen ...

alles nur ablenkung?

.... 02.07.2006 - 13:30
gestern während der antifa demo in muc, trat der neonazi willi wiener in regensburg auf: mit zwei vermumten (palituch) und palästinatranspi. anscheinen wurde von dem npd-kv-vorsitzenden wiener nichts angemeldet, weswegen der nazihaufen von platz zu platz tingelte und wohl auch des öfteren unsanft vertrieben wurde - von zufällig anwesenden antifaschistinnen und sogar bürgerinnen. seine vermutliche hoffnung wegen der antifademo in muc auf keine widerstand zu stoßen ging wohl leider nicht auf... traten nazis noch in anderen städten auf??

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dumm ??? — eremitos

Fahnenblabla — .

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