"Tag der Heimat" in Jena

BlackRedPress 01.07.2006 18:45 Themen: Antifa
(brp/WK) Am 01.07.2006 fanden die „14. ostdeutschen Kulturtage“ des Bund der Vertriebenen (BdV) in Jena ihren Abschluss. Im Rahmen dieser 4-wöchigen Veranstaltungsreihe unter der Schirmherrschaft vom Thüringer Sozialminister Dr. Klaus Zeh („Die deutschen Vertriebenen wurden auch noch nach dem 8. Mai 1945 Opfer.“) feierten die Ewiggestrigen sich selbst. Dagegen protestierten 10 – 15 AntifaschistInnen mit Flugblättern, Transparent, Wasserpistolen und einem Papppanzer.
Als die vorwiegend jungen Leute vor dem Veranstaltungsort, dem Volkshaus Jena, erschienen, sorgten sie bei den mit Bussen angefahrenen älteren „Vertriebenen“ für Unruhe. Sachliche Diskussion war mit diesen Leuten weitgehend unmöglich – Vorwürfe wurden mit dem Pseudoargument „Ihr seid doch gar nicht dabeigewesen“ begegnet. Auch auf die Kritik an den BdV`lern und Auschwitzleugnern Latussek und Blaustark, sowie den nationalsozialistischen Ursprüngen des BdV wurde nicht eingegangen.

Ein Gast des Volkshauses unterließ es nicht, mit einer Kamera Portaitaufnahmen anzufertigen. Nach mehreren Aufforderungen wurde er von einem der DemonstrantInnen weggeschubt, worauf die Polizei alarmiert wurde. Außer dümmlich den Befreiungspanzer zu begaffen und einzelne Personalien aufzunehmen, blieb diese aber untätig.
Die AntifaschistInnen kritisierten mit ihrer Aktion die Konstruktion eines deutschen Opfermythos und die Verdrehung der deutschen Täterrolle sowie die Politik und Lobby des BdV. In einer Pressemitteilung heißt es u.a.:

" Hunderttausende Euro verschwende die Landesregierung jährlich zur Förderung einer sogenannten ostdeutschen Kultur, während das Geld für aktuelle Kulturprojekte in Ostdeutschland fehle. Entgegen der Behauptung des Thüringer Sozialministers Dr. Klaus Zeh existiere diese Kultur wegen der Assimilation der nach Kriegsende geflüchteten und umgesiedelten Deutschen in Wirklichkeit seit Jahrzehnten nicht mehr. Tatsächlich ginge es weniger um Kultur als um ein neues Bild der deutschen Geschichte. „Der Minister verharmlost mit seinen Äußerungen über "das nach 1945 fortdauernde Unrecht“ die Verbrechen des Nationalsozialismus und leugnet die Rechtmäßigkeit der Beschlüsse der Alliierten“, kritisiert Sprecher Johannes Schäfer.

Weiter empörte die Protestierenden, dass es im Thüringer BdV und seinen Untergliederungen keine Abgrenzung von Rechtsextremisten gibt. Als Vertreter der "Landsmannschaft Schlesien" und ihrer Jugendorganisation "Schlesische Jugend" (SJ) wurde 2003 der ehemalige Pressesprecher der rechtsextremen "Burschenschaft Normannia zu Jena" in den Landesvorstand htaufgenommen. In der Bad Salzunger Kreisgruppe der SJ arbeiten führende Vertreter der NPD und des Neonazinetzwerkes "Nationales und Soziales Aktionsbündnis Westthüringen" (NSAW) mit. Wenn angesichts dessen Minister Zeh die "Vertriebenen“ in seinem Grußwort zur Geschlossenheit aufrufe, gebe er den Neonazis Rückendeckung."

Die Aktion stieß bei PassantInnen auf starkes Interesse und Unterstützung. Die Pappkonstruktion sorgte für zahlreiche zustimmende Lacher.


Die komplette Fotoreportage:
 http://brp.jg-stadtmitte.de/index.php?option=com_content&task=view&id=55&Itemid=65
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Ergänzungen

Pressemitteilung

westpolnischer kulturverein 01.07.2006 - 18:59
komplette pressemitteilung auf:  http://jena.antifa.net/infoladen/

Ostdeutsche Kultur fördern, BdV auflösen!

Westpolnischer Kulturverband 01.07.2006 - 22:37
"14. Ostdeutsche Kulturtage" ... da denkt mensch an die Kulturarena in Jena, das Filmfestival in Leipzig oder an die Musikfestspiele Potsdam. Doch für einige Ewiggestrige vom "Bund der Vertriebenen" liegt Ostdeutschland jenseits der Oder-Neiße-Grenze, obwohl diese seit 1945 besteht und 1970 von der Bundesrepublik Deutschland als faktische, unverletzliche Westgrenze Polens anerkannt wurde (  http://de.wikipedia.org/wiki/Oder-Nei%C3%9Fe-Grenze ).

Also treffen sie sich immer wieder, um über den Verlust der alten Heimat zu trauern, die ihnen am Ende des Zweiten Weltkrieges offenbar völlig überraschend und grundlos geraubt wurde. Unterstützung erhalten die Berufsgestrigen dabei von der Thüringer Landesregierung, nicht nur finanziell, sondern auch durch die leibhaftige Anwesenheit des Ministers für Soziales, Familie und Gesundheit, Dr. Klaus Zeh (CDU), der auch als Schirmherr der diesjährigen Veranstaltung auftritt. Natürlich darf er nicht vergessen, "die Grüße unseres Ministerpräsidenten Dieter Althaus (zu) übermitteln, der ... den Vertriebenen in Thüringen große Sympathie entgegenbringt". Logisch, dass beide von einem deutschen Angriffskrieg, 6 Millionen toten Juden und Jüdinnen, Plänen zur "Umvolkung" von Millionen Tschechen und Polen und 20 Millionen Toten in der Sowjetunion am Ende des Zweiten Weltkrieges nicht all zuviel wissen wollen. Stattdessen stellte Zeh klar, wer für ihn am stärksten unter dem Zweiten Weltkrieg zu leiden hatte: "Nach dessen Ende schwiegen zwar die Waffen. Die Ungerechtigkeit hörte jedoch nicht auf. Die deutschen Vertriebenen wurden auch noch nach dem 8. Mai 1945 Opfer."

In perfider Weise verdreht er dabei Opfer und Täter bzw. setzt sie gleich. So meint er zum einen, das "Schwarz-Weiß-Schema von fremden Tätern (sic!!!) und eigenen Opfern (sei) zu einfach", zum anderen: "Denn dies bedeutet gerade nicht, bestimmte Verbrechen gegen die Menschlichkeit einseitig zu verdrängen und totzuschweigen, sondern allen Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gerecht zu werden, den eigenen und den fremden." Die Ursachen der "Vertreibung" und die ihr vorausgehenden deutschen Gräueltaten werden marginalisiert zugunsten eines Opfermythos, der in erster Linie die Deutschen beinhaltet. "Gemäß dem unmenschlichen Prinzip der Kollektivschuld und Kollektivhaftung für Unrecht, das Deutsche während des Krieges begangen hatten, wurden die Bewohner der Ostprovinzen des Deutschen Reiches und der deutschen Siedlungsgebiete in Mittel- und Osteuropa entrechtet, misshandelt, vertrieben und ermordet." Dies schließt selbstverständlich eine ahistorische Ablehnung von Gewalt mit ein: "Das gilt ebenso für die Erinnerung an das schreckliche Schicksal der Vertreibung. Gewalt darf kein Mittel der Politik sein, und Vertreibungen müssen für immer geächtet bleiben."

Doch wer hätte die Nazi-Mörder stoppen können, wenn nicht die Waffen und der aufopferungsvolle Kampf der Alliierten, insbesondere der Sowjetarmee?

Um Sozialminister Zeh und die "Vertriebenen" daran zu erinnern, kam extra ein sowjetischer T-34-Panzer ein zweites Mal nach 1943-45 den weiten Weg nach Jena gerollt. Gemeinsam mit einem Dutzend vorwiegend junger AntifaschistInnen beteiligten sich die angereisten Panzerkommandeure am Protest gegen die Abschlussveranstaltung der "14. Ostdeutschen Kulturtage“ des Bundes der Vertriebenen (BdV) im Jenaer Volkshaus. Weiße Fahnen mit Aufschriften wie "Deutsche Täter sind keine Opfer“ erinnerten an die bedingungslose Kapitulation Nazideutschlands am 8. Mai 1945.

Die Protestierenden wollten insbesondere der Leiterin der Arbeitsgruppe Jugend und Schule im BdV-Landesverband Thüringen, Ursula Beyer, ein wenig historisches Wissen vermitteln. Auch sie kennt im Rahmen ihrer "Vermittlung der geschichtlichen Wahrheit an die Jugend" eine Vorgeschichte der "Vertreibung", die aber nicht mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 einsetzt, sondern viel früher: "Immerhin wurden bereits zwischen 1918 und 1939 fast 800.000 Deutsche durch Schikanen und vielerlei Druckmittel aus Polen vertrieben. ... Man denke auch an die Kämpfe um den Annaberg in Oberschlesien." Nicht Hitler und seine willigen Vollstrecker sind die Schuldigen, sondern: "Das Inferno, das dann über uns hereinbrach, war eine mindestens seit der Teheraner Konferenz von 1943 geplante Maßnahme und nicht vordergründig die Vergeltung für die Verbrechen der Deutschen unter nationalsozialistischer Führung. Die entsprechenden Dokumenten sagen dazu nichts aus. ... Was war die Ursache für unsere Vertreibung? Unsere Vertreibung erwuchs hauptsächlich aus den politischen und strategischen Zielstellungen der Sowjetunion, ihren Einflußbereich im Ergebnis des Krieges entscheidend zu vergrößern." Direkt aus der "Deutschen Stimme" oder den Büchern des Grabert-Verlags scheint dagegen die Frage entsprungen zu sein: "Welche Ursachen hatte der bestialische Terror der Roten Armee gegen die Zivilbevölkerung der ostdeutschen Gebiete?" und ebenso die abschließende Forderung von Ursula Beyer: "Dieser Generation sollte man nicht länger ein Gemisch aus ideologisch-orientierten Haltlosigkeiten und faulen Ausreden anbieten, wenn es um den schmerzlichen Verlust großer Teile deutschen Territoriums, das Unrecht der Heimatvertreibung von 15 Millionen und den Opfertod von zweieinhalb Millionen Deutschen geht."

Doch zurück zum Bund der Vertriebenen: Während nicht nur zur Zeit der Fußball-WM allerorten die Rede davon ist, dass Deutschland nun endlich die "zwölf dunklen Jahre" hinter sich gelassen hätte, werden im Rahmen der "Ostdeutschen Kulturtage" Kinder und Jugendliche angeregt, "sich auf künstlerische Art und Weise mit dem Schicksal ihrer Groß- und Urgroßeltern auseinanderzusetzen" und Seminare speziell für Frauen „Der schwere Neubeginn nach dem Verlust der Heimat" angeboten. Während Zeh einerseits "im Geiste der Versöhnung die Vergangenheit für die Zukunft fruchtbar" machen möchte, ist an anderer Stelle von Versöhnung keine Rede: "Wenn Anfang Mai, parallel zum EU-Beitritt der Tschechischen Republik, dort per Gesetz Präsident Beneš geehrt wurde, dann ist das nur schwer mit dem Minimalkonsens vereinbar, der in Europa bestehen sollte."

Damit stößt er in dasselbe Rohr wie BdV-Vorstandsmitglied Josef Schwenzfeier aus Mühlhausen, gleichzeitig Thüringer Vorsitzender der "Aktionsgruppe Eigentum Vertriebener" (AEV). Auf dem 6. Bundeskongress der "Aktionsgemeinschaft Recht und Eigentum (ARE)" im Mai 2002 unterstrich er "die organisierte verstärkte Bündelung der Kräfte aus dem Bund der Vertriebenen, um offensiv für die zivilrechtlichen Ansprüche der Vertriebenen mit Blick auf die EU-Erweiterung einzutreten". "Gegen rechtswidrige Willkürgesetze wie die verbrecherischen Benes-Dekrete werden wir im Verbund mit der ARE und den Betroffenen aus Ungarn vorgehen und somit erfolgreicher sein", so wird Schwenzfeier stolz von der "Jungen Freiheit" zitiert ( hddp://www.jf-archiv.de/archiv02/212yy18.htm ; siehe hierzu  http://de.wikipedia.org/wiki/Bene%C5%A1-Dekrete (in Bearbeitung!) )

Besonders lobte Zeh die 1950 verabschiedete "Charta der Heimatvertriebenen", mit der "schon damals die Hand zur Versöhnung" ausgestreckt worden wäre. Der Ton der Charta unterscheidet sich freilich nicht wesentlich von den aktuellen Reden. Ein Zitat aus der Charta zeigt deutlich den Auftrag der "Vertriebenen" an die Welt: "Die Völker der Welt sollen ihre Mitverantwortung am Schicksal der Heimatvertriebenen als der vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen empfinden." Angesichts der oben genannten Opfer unter Juden und Jüdinnen, Polen und Tschechinnen, RussInnen und anderen Völkern Ostmittel- und Osteuropas kann dies nur als erneuter Schlag ins Gesicht gewertet werden, der heute durch Zeh und andere noch hochgelobt wird. (Zur Auseinandersetzung mit dem Text der Charta:  http://www.stade.vvn-bda.de/charta.htm )

Zeh offenbarte einmal mehr einen blutsbezogenen Volks- und Kulturbegriff, der sich auf längst verlorene "deutsche Kulturprovinzen" stützt: "Unsere deutsche Kultur bliebe ein Torso, würde ihr die ostdeutsche Komponente fehlen. Das geistig-kulturelle Erbe der Kulturlandschaften im Osten gehört zu unserer deutschen Identität. Kein Volk dieser Erde kann einen wesentlichen Teil seiner Kultur preisgeben, ohne sich selbst aufzugeben."

Nun könnte mensch natürlich einwenden, dass sich das Problem mit den "Vertriebenen" in Bälde von alleine gelöst hat. Doch pumpt die Landesregierung jährlich hunderttausende Euro in die Förderung einer längst verblichenen sogenannten ostdeutschen Kultur und dabei insbesondere in Veranstaltungen wie den "Ostdeutschen Kulturtagen", während das Geld für aktuelle Kulturprojekte in Ostdeutschland fehlt und bei anderen Projekten, ja selbst bei der Jugend und Bildung, an allen Enden gespart wird. Dabei wird deutlich, dass es weniger um Kultur als um ein neues Bild der deutschen Geschichte geht.

Die Demonstrierenden erinnerten auch an die inakzeptablen Äußerungen des ehemaligen Landesvorsitzenden Paul Latussek und anderer Vorstandsmitglieder, mit denen der Holocaust in Frage gestellt wurde. Latussek war von 1992 bis 2001 Vizepräsident des BdV und 1990 bis 2001 dessen Landesvorsitzender in Thüringen. Bei seiner Rede auf einer Verbandstagung des Thüringer BdV in Arnstadt am 9. November 2001, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, sprach Latussek im Zusammenhang mit der Opferzahl im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von Lügen und verharmloste damit die industrielle Tötung von Juden und Jüdinnen in Auschwitz. Nach einer längeren juristischen Auseinandersetzung wurde er am 3. Juni 2005 vom Landgericht Erfurt wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 3.600 Euro verurteilt. Zu den rechtsextremen Aktivitäten Latusseks, seinen Verbindungen bis ins Spektrum der "Freien Kameradschaften" und dem Eklat siehe ausführlich:  http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Latussek .

Latussek ist auch nach dem Rauswurf aus dem Thüringer BdV-Landesvorstand weiterhin politisch aktiv. In einem Interview mit der rechtsextremen "National-Zeitung" des DVU-Chefs Gerhard Frey vom 24.06.2005 ( hddp://www.dsz-verlag.de/Artikel_05/NZ26_3.html ) bezeichnete er die Folgen des NS-Angriffskrieges als "Raub eines Viertels des deutschen Staatsgebietes (, der) nicht nur die Vertriebenen, sondern alle Deutschen betrifft" sowie die Umsiedlung der Deutschen als "größte(s) Nachkriegsverbrechen gegen die Menschlichkeit" und gab der tschechoslowakischen Regierung der Zwischenkriegszeit eine Mitschuld an der Annexion der sudetendeutschen Gebiete und der kurz darauf folgenden Besetzung der "Resttschechei" durch das Nazi-Regime im Jahr 1938 (  http://de.wikipedia.org/wiki/Sudetenland ).

Doch entgegen den Beteuerungen der BdV-Führung, die sich auf den politischen Druck hin mehrheitlich von Latussek distanziert hatte, steht er mit seinen Äußerungen und Ansichten nicht allein. Jürgen von Blaustark, Vorsitzender des BdV-Regionalverbandes Arnstadt, Vorstandsmitglied und zu dem Zeitpunkt hauptamtlich beim BdV – Landesverband Thüringen als Referent für Aussiedlerfragen angestellt, wurde am 12.11.2001 in der "Thüringer Allgemeinen" wie folgt zitiert: "Wir zweifeln daran, ob diese Zahl von sechs Millionen von den Nationalsozialisten umgebrachten Juden überhaupt stimmt." Blaustark war als Stellvertreter schon unter dem ehemaligen BdV-Landesvorsitzenden Paul Latussek tätig. Nach Aussage des Thüringer Ministeriums für Soziales, Familie und Gesundheit zum Stand November 2002, also ein Jahr später, soll "Herr von Blaustark im Gegensatz zu Herrn Latussek vehement gegen die ihm unterstellten Äußerungen protestiert" haben. Eine offizielle Gegendarstellung oder eine Erklärung, wie es zu dem Zitat kam, ist jedoch nicht bekannt. Belege dafür konnte auch der Minister nicht bringen, doch reichte es ihm zu sagen: Ich habe mehrere Gespräche mit Herrn von Blaustark, nicht in dieser Angelegenheit, geführt. Ich kann mir schwer vorstellen, dass er diese Äußerung getan hat. Es würde eigentlich nicht zu ihm passen." Den Verweis auf das Zitat in der Zeitung bügelte der Minister ab mit "Ich gebe ihnen andere Zeitungen" (  http://www.pds-fraktion-thueringen.de/parlament/protokoll/3_074.pdf ).

Auch das Vorstandsmitglied Rüdiger Lauschinsky aus Eisenberg hatte Latussek verteidigt und von einer Hetzkampagne gegen diesen gesprochen. Der damalige BdV-Landeschef habe keine Völkerhetze betrieben, sondern über die "historische Wahrheit" gesprochen, meinte er in einem Brief an den BdV-Bundesvorstand, indem er die BdV-Präsidentin Erika Steinbach (  http://de.wikipedia.org/wiki/Erika_Steinbach ) zum Rücktritt aufforderte.


Besonderen Wert legt der Thüringer Landesverband des BdV auf die Kinder- und Jugendarbeit. Bei solchem Bemühen um die Auffrischung der sich lichtenden Reihen kann freilich nicht so genau hingeschaut und ausgewählt werden. Der 2003 als Vertreter der "Landsmannschaft Schlesien" in den Landesvorstand aufgenommene Jenaer Burschenschaftler und Theologe Dirk Metzig war lange Zeit Pressesprecher der rechtsextremen "Burschenschaft Normannia zu Jena". Er fiel durch enge Kontakte zur NPD und der Szene der militant neonazistischen "Freien Kameradschaften" sowie durch regelmäßige Beiträge in der "Jungen Freiheit" auf (  http://germany.indymedia.org/2005/08/126209.shtml ).

Dirk Metzig war außerdem Vorsitzender des 2003 gegründeten Thüringer Landesverbandes der "Schlesischen Jugend" (SJ), der Jugendorganisation der "Landsmannschaft Schlesien" ( hddp://www.sj-thueringen.de ), die mit Transparenten wie "Danzig, Breslau und Stettin sind deutsche Städte wie Berlin!" - einem Lied der als terroristische Vereinigung verbotenen Rechtsrock-Band "Landser" - auftraten. Ebenfalls zum thüringischen Landesvorstand der SJ zählt der rechtsextreme Liedermacher Martin Rocktäschel, der noch im Jahr 2000 dem thüringischen Landesvorstand der NPD angehörte (Gerd Alt: Im rechtsextremen Fahrwasser: "Schlesische Jugend" mobilisiert gegen Polen. In: Der rechte Rand Nr. 84 vom September/Oktober 2003.  http://dead-osa.50webs.com/news9b2e.html?article=450 ).

Unter der Beteilung von Dirk Metzig gründete sich im März 2004 eine Kreisgruppe Bad Salzungen der SJ Thüringen. Federführend sind hier die bekannte Neonazi-Aktivistin und ehemalige Vorsitzende des NPD-Kreisverbandes Wartburgkreis, Silvia Berisha, nun Kirschner (  http://germany.indymedia.org/2006/02/139879.shtml ), und ihr Nachfolger Hendrik Heller (  http://germany.indymedia.org/2006/05/146804.shtml ). Der SJ-Kreisvorsitzende und Mitglied des Landes- und Bundesvorstandes Fabian Rimbach ist wie auch Heller stark in das Neonazi-Netzwerk "Nationales und Soziales Aktionsbündnis Westthüringen" (NSAW) eingebunden. Gut die Hälfte der weiteren Mitglieder, die aus Meiningen, Bad Salzungen, Ilmenau und Bad Liebenstein stammen, sind oft gesehene Gäste bei Neonazi-Veranstaltungen insbesondere in Südthüringen. Darunter ist z.B. auch der einschlägig bekannte Marco Schwarz, der unter anderem Neonazikonzerte und -kundgebungen wie am 24. April 2004 in Meiningen und Suhl zusammen mit der bundesweit aktiven Ivonne Mädel initiiert hat (Verfassungsschutzbericht 2004: hddp://www.thueringen.de/imperia/md/content/tim/abteilung2/verfschutzber2004.pdf ). Der ehemalige BdV-Landesvorsitzende Paul Latussek ist bereits mehrfach bei Veranstaltungen der SJ aufgetreten und plant mit ihnen unter anderem ein "Denkmalprojekt".

So bereiten die Äußerungen von BdV-VertreterInnen nicht nur den Nährboden für militante Rechtsextremisten und Neonazis sowie für ein gesellschaftliches Grundklima von Rassismus und deutschem Opfermythos, sondern leisten direkte Aufbauarbeit bei der Etablierung von Neonazi-Strukturen insbesondere in Südthüringen. Und die Thüringer Landesregierung unterstützt dies finanziell und organisatorisch. Gleichzeitig stellte Zehs Vorgänger Frank-Michael Pietzsch nach dem Eklat um die Äußerungen Latusseks dem Thüringer BdV in einer Landtagsdebatte am 21.11.2002 einen Persilschein aus: "Der Bund der Vertriebenen in Thüringen leistet inzwischen eine zukunftsorientierte und verantwortliche Verbandsarbeit. Er unterstützt seine Mitgliederverbände, die eine wertvolle Kulturarbeit in allen Regionen Thüringens leisten. Die Erneuerung des BdV wurde in der klaren Distanzierung von den in Rede stehenden Äußerungen deutlich. Sie werden auch durch die Wahl der neuen Vorsitzenden im Frühjahr dieses Jahres deutlich. Ich werde nicht hinnehmen, dass man nun wiederholt versucht, diese Leistung in ein falsches Licht zu rücken. ... Ich meine, wir sollten dem BdV diese Chance eines Neubeginns nicht kaputtreden. Das sind wir den Tausenden Heimatvertriebenen schuldig, deren schweres Schicksal niemals vergessen werden darf. Die Landesregierung wird den Erneuerungsprozess innerhalb des BdV sorgfältig beobachten und im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen."

Angesichts der aufgezeigten Verbindungen muss festgestellt werden, dass sich die Thüringer Landesregierung bei dem Problem der extremen Rechten im Lande einmal mehr geirrt hat. Die Forderung kann daher nur lauten: Geld für die echte ostdeutsche Kultur in Jena, Leipzig, Dresden, Greifswald und Potschappel ausgeben! BdV auflösen!

Hitler kaputt, Wojna kaputt, skora damoj

Westpolnischer Kulturverband 01.07.2006 - 22:37
Auf dem langen Weg von Stalingrad nach Jena.

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zeh ist ein idiot — sandale

hehe — muss aus