Ilsfeld: Anti-Nazi-Demo am 24.06.06

Tengerri 29.06.2006 14:23 Themen: Antifa
In Ilsfeld bei Heilbronn wurde durch eine antifaschistische Demonstration auf ein, in der Nähe stattfindenes, Nazi-Event aufmerksam gemacht.
Zur Sommersonnwendfeier treffen sich nämlich bei Ilsfeld auf dem Grundstück des Vaters des Nazi-Funktionärs Käpplers seit 1998 bis zu 300 Rechtsextreme.
Das Motto der antifaschistischen Demonstration war „Sonnwendfeier löschen.“ Laut der Presse waren immerhin 110 DemonstrantInnen gekommen (Schwarz war die Farbe der Saison;-).
Treffpunkt war 14 Uhr bei der Schule von Ilsfeld. Etwa gegen 14.30 Uhr setzte sich der Aufzug in Bewegung. Mit dabei ein Wagen mit Lautsprecheranlage inklusive guter Musik und ein größeres Front-Transparent mit dem Demo-Motto „Sonnwendfeier löschen.“
Am Anfang der Route wartete die gesamte Demo solidarisch mehrere Minuten, weil drei oder vier Genossen von der Polizei durchsucht wurden.
Danach ging es trotz der Hitze frohgemut weiter. Immer wieder wurden provozierende Parolen („Nie wieder Deutschland!“, „Gebt den Nazis die Straße zurück …“ etc) gerufen.
Bei einer Zwischenkundgebung flüchtete sich mindestens die Hälfte der Demo-Teilnehmer in den Schatten und lauschte einem sehr hörenswerten Beitrag, der den wiederauflebenden Nationalismus kritisierte und dekonstruierte. Leider machte die Anlage schlapp und der Beitrag konnte nicht zu Ende gehört werden (Vielleicht kann er ja hier auf Indy als Textform gepostet werden).
Erfolglos kam es kurz vor Ende der Demoroute zu einem eher zahmen Durchbruchsversuch.
Die Demonstration endete 16 Uhr auf dem Rathausvorplatz mit einer Abschlusskundgebung.
Die etwa 1,8 Kilometer lange Demo-Route führte quer durch verschiedene Wohngebiete von Illsfeld. In die unmittelbare Nähe der Nazi-Feier auf dem privaten Grundstück bei Schozach kam sie aber nicht. Dies verhinderten vermutlich die Demo-Auflagen und spontane Absatz-Bewegungen verhinderten die anwesenden Polizisten. Die über 100 PolizistInnen stammten von der BFE des Präsidiums Böblingen und wurden teilweise schon 15.45 Uhr wegen des WM-Spieles in Stuttgart abgezogen. Während der Demo durch das Stadtgebiet wurden alle Demo-Teilnehmer von der Polizei ausgiebig gefilmt, was leider nicht vollständig verhindert werden konnte, da nicht ausreichend Seiten-Transparente vorhanden waren.

Resümee und Kritik
Auch wenn es einigen Teilnehmern so vorgekommen ist, als wäre nichts „gelaufen“, außer einer Stunde „Latschdemo“ in Unverhältnismäßigkeit zu den meist mehreren Stunden Anfahrt. Es war wichtig, dass zu ersten antifaschistischen Demonstration in Ilsfeld seit 1932 wenigstens über 100 Personen zusammengekommen sind! Auch wenn nach Presseberichten die Veranstalter selbst mit 200 Teilnehmern gerechnet hatten.
Es wurde durch die Presse (Heilbronner-Stimme, Fränkische Nachrichten) und die Demo selbst, sowie im Vornherein durch Flyer erfolgreich die bürgerliche Öffentlichkeit der Umgebung informiert. Hier noch einmal ein Lob an die Ausrichtenden, für die ansprechende Mobilisierung.
Damit lässt sich eines der größeren Nazi-Treffen in BaWü (laut Presseberichten nahmen an der diesjährigen Sonnenwendfeier 200 Personen teil) nicht mehr so einfach übersehen und wegschweigen.
Auf dieser Basis sollte mensch nächstes Jahr aufbauen. Vielleicht werden dann auch Busse aus den größeren Städten nach Ilsfeld organisiert.
Der Aufruf zur Demo auf der Homepage war gut, weil hier nicht nur das rechtsextreme Treffen im Speziellen, sondern auch rassistische Ausschlusskriterien der Gesellschaft (Stichwort Asyl) im Allgemeinen kritisiert wurden.
Allerdings wurden unrichtigerweise geschrieben Sommersonnwendfeuer und –feiern seien per se als etwas genuin Nationalsozialistisches und deswegen eine Art der NS-Verherrlichung. Zwar sind Sommersonnwendfeuer und –feiern von den Nazis ausgiebig benutzte traditionalistische Formen bäuerlichen Brauchtums mit einer Tendenz zur Blut-und-Boden-Mystik, aber es gibt auch unpolitische, ja sogar linke Sommersonnenwendfeuer und –feiern (siehe den Indy-Eintrag zu Görlitz). Natürlich beziehen sich die rechtsextremen Feiernden bei dem Sommersonnenwendfeuer bei Schozach auf Vorbilder im Nationalsozialismus bzw. der völkischen Vorgänger-Bewegung. Das erkennt mensch auch an dem martialisch-pathetischen Gehabe der Teilnehmer (das uniforme Auftreten, Flaggenzeremonie etc.).
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Ergänzungen

Lars Käppler

@ Wikipedia 29.06.2006 - 15:34

Ort der Demo

Riot 29.06.2006 - 16:53
Ich war auch dabei, fand die Demo aber gar nicht so schlecht. Auf jeden Fall sollten mehr Leute ihren Arsch hochbekommen nächstes Jahr!
Ich bin aber der Meinung die Demo sollte vielleicht direkt in "Schozach" oder in "Heilbronn" durchgeführt werden. Ilsfeld war so gut wie leergefegt. Schozach ist zwar glaub ich auch recht klein, aber in diesem Ort findet die Feier statt! Wir sind am Schluss in Heilbronn noch von n paar Grünen kontrolliert worden und einer von den wollte seine Dienstnummer nicht hergeben .. nja das konnten wir dann doch lösen und wir werden aus auch melden! Tja, Pech gehabt Bulle!
Bis nächstes ´Jahr!

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muss ausgefüllt werden

muss ausgefüllt werden 29.06.2006 - 18:44
War leider nicht dabei aber sollen doch nicht so viele gewesen sein (eher unter 18 Jahren).

Was warn das für BFE-Bullen, etwa die aus GP? Gibts wirklich ein Präsidium in Böblingen? Und wenn ja ist das auch von der Polizei oder meint ihr das Narrenpräsidium? Ich glaub alles im allen hab ich diesmal nichts verpasst, war wohl nur ne Kinderdemo denn sonst wären die Bullen nicht nach Stuttgart gefahren.

Auf zur Stuttgart-Demo am 15.07.

Witzig...

muss ausgefüllt werden 01.07.2006 - 04:30
200 - 300 Nazis und grad mal um die 100 Gegendemonstranten und dann auch noch ne Demo, die sich mit zig Sachen auf einmal beschäftigen will (lt. Poster "Der Aufruf zur Demo auf der Homepage war gut, weil hier nicht nur das rechtsextreme Treffen im Speziellen, sondern auch rassistische Ausschlusskriterien der Gesellschaft (Stichwort Asyl) im Allgemeinen kritisiert wurden."). Wo soll da bitte der Sinn liegen? Entweder man engagiert sich, um ein bestehendes Problem in der Region zu lösen oder man widmet sich den allgemein bestehenden Problemen des gesamten Systems. So wie´s da läuft, kommt ein dämlicher Kindermarsch bei raus, für den sich keine Sau intressiert, is wie Demo gegen alles. Lächerlicher Firlefanz. Da schliess ich mich doch gern einem meiner Vorredner an und spreche mich für die Demo in Stuttgart aus, um dort Kräfte zu mobilisieren, statt mich an so nem Kleinkram hochzuziehn, der eh zu nix führt, ausser dazu, dass man sich lächerlich macht und durch n menschenleeres Kaff latscht ohne überhaupt wen zu erreichen.

keine kinderdemo

saiodor 01.07.2006 - 18:03
Ich find eure Komentare ziemlich lausig. Das war keine "Kinderdemo" und wenn fast 300 Nasen seit mehr als 5 Jahren ungestört dort einmal im Jahr ihr Unwesen treiben, lohnt es sich auf jeden Fall, auch in ein kleines unbekanntes Dorf zu mobilisieren. Wie soll den sonst mensch von der Sache Wind bekmmen? Jetzt ist das Problem auf jeden Fall einmal angegangen und darauf lässt sich in den nächsten Jahren sicher aufbauen.