500 Studenten demonstrierten in Jena

BlackRedPress 29.06.2006 12:12 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
Im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages demonstrierten gestern ca. 500 Studenten gegen die geplante Novellierung des Thüringer Hochschulgesetzes in der Jenaer Innenstadt. Nach einer effektvollen Megaphonansage vom Balkon des Unigebäudes am Campus begann sich der Zug kurz nach Mittag zu formieren. Er führte in knapp zwei Stunden über den Fürstengraben und den Anger zum Paradiesbahnhof und durch die Goethegalerie - deren gute Akustik ausgenutzt wurde - zurück zum Campus.
In der ausdrucksstarken Demonstration wurden zahlreiche Transparente mitgeführt. Hunderte von Flugblättern wurden an Passanten, wartende Kraft- und Straßenbahnfahrer und schließlich auch an die Fahrgäste des für einige Minuten aufgehaltenen ICE nach München verteilt. Lediglich einige der Redebeiträge waren schwer verständlich, da wegen technischer Probleme der Lautsprecherwagen erst gegen Ende genutzt werden konnte.

Inhaltlich um so deutlicher war jedoch die geäußerte Kritik, die sich am Entwurf des neuen Thüringer Hochschulgesetzes entzündete. Darin sind nicht nur Studiengebühren für ein Erststudium vorgesehen (laut Landesregierung und Rektor 500 € pro Semester ab 2009), sondern auch zahlreiche weitere Gebührenerhebungen für „Dienstleistungen" der Universität: Fremdsprachenkurse, Nutzung von Bibliothek und Rechenzentrum usw. Der Zugang zur Hochschulbildung wird somit weiter eingeengt, die Lebensverhältnisse der Studenten werden sich massiv verschlechtern.

Schon jetzt werden durch die Modularisierung vieler Studiengänge die Studenten unter erhöhten Leistungsdruck gesetzt. Eine restriktive Kontrolle und standardisierte Lehrinhalte behindern die Entwicklung wissenschaftlicher Kreativität.

Dem korrespondiert die im neuen Gesetz vorgesehene Ausgrenzung aus den inneruniversitären Entscheidungsprozessen. Befugnisse des Senates soll ein neuer Hochschulrat erhalten, der durch Ministerium und Uni mit „Experten" besetzt wird - Studenten ausgeschlossen. Auf acht Jahre gewählt, soll über ihm der Hochschulpräsident thronen.

Dieser Kritik wird sich Ministerpräsident Dieter Althaus am Freitag auf dem Gartenfest der Universität stellen müssen. Entsprechende Aufrufe auf der Demonstration lassen erwarten, daß das sonst beschauliche Fest in diesem Jahr zum Ort der politischen Auseinandersetzung werden wird.

Die Erfolgschancen der studentischen Protestbewegung lassen sich derzeit noch schwer abschätzen. Die Zwischenstopps an Anger- und Wirtschaftsgymnasium, wo die Betroffenen von morgen lernen, waren ebenso richtige Schritte zur Verbreiterung der Bewegung wie die Bezugnahme auf die gleichfalls von den „Reformern" angegriffenen Arbeiter und Arbeitlosen. Parallel dazu wird es einer Verschärfung der Protestformen bedürfen. Daß bislang die Aktivisten das Anmeldegebot des Versammlungsgesetzes ignorierten, könnte hier eine Perspektive weisen.


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Ergänzungen

WIESBADEN: Pressemitteilung

POLIZEI 29.06.2006 - 15:42
zu einer Demonstration in der Wiesbadener Innenstadt

28.06.2006 - 20:27 Uhr, Polizeipräsidium Westhessen - Wiesbaden [Pressemappe]
Wiesbaden (ots) - Wiesbaden, Innenstadt,
28.06.06, ab 16.00 Uhr

Im Rahmen einer angemeldeten Demonstration der Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft kam es in der Wiesbadener Innenstadt durch
Teilnehmer, außerhalb der GEW, zu vereinzelten Sachbeschädigungen,
Auseinandersetzungen mit Polizeibeamten und Straßenblockaden. Nach
der Sachbeschädigung durch versuchtes Inbrandsetzen eines Bauwagens,
an der Kreuzung Schwalbacher Straße Ecke Dotzheimer Straße, wurden
mehrere Täter festgenommen.

Nachdem sich die 6.000 bis 8.000 Demonstrationsteilnehmer in den
Reisingeranlagen versammelt hatten, setzte sich das Teilnehmerfeld
zunächst in Richtung Luisenplatz in Bewegung. Dort begann um 17.05
Uhr die angekündigte Abschlusskundgebung. Die Teilnehmer der GEW
verhielten sich kooperativ, jedoch setzten sich vor dem Ende der
Veranstaltung ca. 800 bis 1000 Personen, aus dem übrigen
Teilnehmerkreis, in mehreren Kleingruppen vom Luisenplatz ab und
liefen zunächst in Richtung Schiersteiner Straße. Die Absicht, die
Autobahn zu blockieren, wurde skandiert und durch Transparente und
Symbole angekündigt. Dies konnte jedoch durch die eingesetzten
Polizeikräfte verhindert werden.

Nachdem die Gruppe durch die Polizei angehalten worden war, setzen
sich Kleingruppen wieder in Richtung Innenstadt in Bewegung. Dabei
kam es wiederholt zu kurzzeitigen Straßenblockaden, vereinzelten
Sachbeschädigungen und Konfrontationen mit der Polizei, unter anderem
durch Widersetzen bei Platzverweisen.

Die demonstrativen Aktivitäten in der Wiesbadener Innenstadt
dauern derzeit an. Über die Anzahl von festgenommenen Personen und
Folgemaßnahmen wird nachberichtet.


ots Originaltext: Polizeipräsidium Westhessen - Wiesbaden
Digitale Pressemappe:
 http://www.polizeipresse.de/p_story.htx?firmaid=43562

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Westhessen - Wiesbaden
Konrad-Adenauer-Ring 51
65187 Wiesbaden
Pressestelle/Frau Hartmann

Telefon: (0611) 345-1041
E-Mail:  pressestelle.ppwh@polizei.hessen.de

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