Uni-FFM : Proteste gegen Polizeiüberfall

Anonymous 25.06.2006 15:40 Themen: Bildung Repression
In den frühen Morgenstunden des 23.06.2006 wurde eine Party im Studierendenhaus der Uni Frankfurt durch ein massives Polizeiaufgebot eingekesselt und gestürmt [1], [2]. Die Polizeiaktion stand anscheinend im Zusammenhang mit den erfolgreichen Protesten gegen Studiengebühren der Studierenden am selbigen Tag [3]. Eine Kundgebung und anschliessende Spontandemo geben den Polizeieinsatz gab es 8 Stunden später. Ein Demo-Bericht.
Der Autor dieses Artikels war bei der Stürmung des Studierendenhauses nicht anwesend, wohl aber bei der Demo. Die Artikel unter [1] und [2] beschreiben die Vorgänge, die zur hier besprochenen Demo führten aus verschiedenen Blickwinkeln (bei Bedarf auch Links in den Artikeln bzw Kommentaren beachten), daher wird hier nicht näher auf das Vorspiel zu dieser Demo eingegangen.

Nachdem bereits früh am morgen Flyer zur Informierung der Studierenden über die Geschehnisse der Nacht erstellt und auf dem Uni-Gelände sowie in Seminaren verteilt wurden, gab es eine Kundgebung vor dem Cafe KOZ/Studierendenhaus, die ich gegen 12 Uhr bemerkte. Passierende Studierende wurden informiert, relativ wenige von ihnen (meiner Schätzung nach anfangs ~150) folgten dem Aufruf zu einer Spontandemo gegen das Vorgehen der Polizei, die sich ab ca 13 Uhr vom Campus Bockenheim in Richtung Osten auf den Weg in Richtung Polizeipräsidium/Miquellallee auf den Weg machte. Die Anzahl der Teilnehmer erhöhte sich anfangs stückweise noch etwas, aber nicht erheblich.

Es ging recht munter und unter laustark von verschiedenen Parolen begleitet in Richtung Innenstadt. Die Polizei wurde an Versuchen, die Demo zu stoppen, immer wieder durch kurze Laufeinlagen gehindert. Die Parolen richteten sich diesmal erheblich mehr gegen Polizei und Staatsgewalt, als nur gegen Sozialabbau und Studiengebühren. An der Hauptwache (zentrale U- und S-Bahnstation in der Innenstadt) angekommen scheiterten Versuche, die Pressemitteilung des AStA zur Information von Passanten über die Vorfälle der Nacht zu verlesen, meiner Einschätzung nach am zu leisen Megaphon. Die Polizei forderte, wie schon seit geraumer Zeit, einen "Ansprechpartner", bekam ihn aber noch nicht, denn es ging erstmal über Seitenstrassen vor und in den Eingangsbereich der Börse. Nach dem Eintreffen der Polizei ging es in Richtung Miquellallee, hier wurde ein Grossteil der Demonstranten von der Polizei gekesselt, was einen Wendepunkt im Ablauf der Demo darstellte. Nach ca 1 Stunde und Verhandlungen mit der Polizei ging es mit seitlichem Polizeispalier im braven Spaziergang die Miquellallee entlang, selbst vor dem Polizeipräsidium war kaum etwas zu hören. Ab hier fingen vermehrt Teilnehmer an, die Demo zu verlassen. Eine langatmige Pause in der Nähe der FH zum Mobilisieren weiterer Teilnehmer sollte der Todesstoß führ die Demo werden, am Ende des Stopps war die Demo um vielleicht 10 Personen aus Richtung FH-Campus angewachsen, dafür waren ca 50% der anderen Demonstranten verschwunden.

Nach 20 weiteren langweiligen Minuten Spaziergang mit der Polizei zurück in Richtung Innenstadt verliess ich die Demo gegen 16 Uhr (zu diesem Zeitpunkt recht enttäuscht) in der Nähe der Konstabler Wache, daher kann ich zum weiteren Verlauf nichts mehr berichten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Demo trotz geringer Teilnehmeranzahl gut losging und mindestens bis zur Hauptwache Spass gemacht hat. Die selbstverschuldete Kesselung, die an dieser Stelle zu verhindern gewesen wäre, hat aber anscheinend viel Motivation gekostet, das Polizeispalier tat sein übriges. Die Anzahl der Teilnehmer schrumpfte nach dem Kessel leider sehr stark. Besonders ärgerlich war auch, dass dies relativ nah am Polizeipräsidium passierte, ansonsten hätte die Sache sicherlich noch spannend werden können.

Trotzdem vielen Dank an alle Teilnehmer und Unterstützer. Stay tuned, dies war erst der Anfang des Nachspiels, das der nächtliche Polizeiüberfall auf das Studierendenhaus haben wird! Nie wieder Deutschland!

[1] siehe u.a. Indymediabericht mit Links auf viele weitere Berichte :
 http://de.indymedia.org/2006/06/150774.shtml
[2] Interview zur Stürmung als mp3 :
 http://de.indymedia.org/2006/06/150785.shtml
[3] siehe u.a. Indymediabericht :
 http://de.indymedia.org/2006/06/150716.shtml
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Ergänzungen

mittwoch, demo in wi

ich 25.06.2006 - 16:23
großdemeo gegen die hessische bildungspolitik:
mittwoch, 28.06.06, 16:00 uhr wiesbaden.

zum Thema Kessel und PolPräsidium

derauchdawar 26.06.2006 - 02:53
Tja das mit dem Kessel stimmt wohl leider... Sie haben ja das schon damit am Eschenheimer Tor angefangen und ist erst zum Erfolg gekommen als wir da an der Kreuzung kurz vor der Musikhochschule nicht wussten welchen weg wir am besten gehen sollten. Naja war nicht so schlimm - gekesselt hätten Sie uns irgendwo auf jeden Fall.... wäre ja nicht auszudenken das wir einfach so vors Polizeipräsidium gelangen könnten ...uiuiuiui wenn das der chef gesehen hätte. Jedenfalls war es ein kleines Trauerspiel ab diesem Zeitpunkt - besonders hervorzuheben sind noch die tollen Absprachen mit der Polizei, welche plötzich kurz vor dem polpräsidium wieder gebrochen wurden - siehe kesselmarsch mit rückwärtslaufenden Polizisten. Und dann wollten wir ja zur Konstabler - wo es auch plötzlich kurz davor nicht mehr weiterging. Angeblich wäre es mit unserem "Demoleiter" so abgesprochen. Was wohl doch nicht so ganz stimmte - ich hörte dann die Worte "was wollt ihr denn auf der Konstabler?" vom Communicator der mit jemandem im Gepräch war. Mir lag auf der Zunge zu sagen "Um dort dagen zu protestieren das wir ständig von der Pol verarscht werden mit Zusagen die sie nicht hält." Was war das denn nach der Kesselung. Nix anderes.
Trotzdem Danke an die Leute die Solidarität mit den zu diesem Zeitpunkt noch inhaftierten Studenten hatten und sehr druckvoll (zum mindest am Anfang - lag an der Pol) demonstrierten.

Bisschen mehr Leute schon

Dagegen 26.06.2006 - 10:31
Also 150 Leute halte ich für etwas zu niedrig gegriffen - sogar die bürgerlichen Medien sprechen von um die 300... Ich war anfangs eher im hinteren Feld und hatte dadurch glaub ich nen recht guten Überblick - würde auf bis zu 400 Teilnehmer tippen (dafür waren wir aber bis zum Kessel lauter, als die meisten Demos mit ein paar tausend Teilnehmern in den Wochen vorher).
Sehr positiv fand ich die gute Stimmung und die wirklich von allen mitgetragenen Laufspielchen, man hat wirklich gemerkt, dass die Leute einen mächtig dicken Hals hatten wegen der Nacht zuvor. Schade, dass sich dann beim Kessel irgendwer bereit gefunden hat, "die Verantwortung zu übernehmen". Da hätten wir auch gleich auf der Kreuzung sitzen bleiben können, ne Pizzeria war immerhin mit im Kessel und die Bullen standen in der Sonne (wie wir, nur mit 17 kg Gepäck ist es dann doch etwas wärmer) ;)

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