Berlin: Solidarität mit Überflüssigen

Tatjana Kunkel 20.06.2006 02:46 Themen: Repression Soziale Kämpfe
Im Rechtsstreit der Arbeiterwohlfahrt Berlin gegen die Überflüssigen hat sich jetzt der Betriebsrat mit den Überflüssigen solidarisiert. Für ihren Teil des Hausrechts über die Betriebratsräume wurde kein Strafantrag wegen Hausfriedensbruch gestellt. Vielmehr erklären die GewerkschafterInnen ihr Verständnis für die Aktion. Die Überflüssigen quasi als willkommen BesucherInnen
Am Mittwoch stehen die Überflüssigen wieder mal vor Gericht. Der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Berlin, Hans Nisblé, ein SPD-Mann, hatte Anzeige gegen die Überflüssigen erstattet. Während er nämlich mit seinem Verband von 1-Euro-Jobbern profitieren will, waren Überflüssige anderer Meinung: Sie protestierten vor der Einführung von Hartz IV im Oktober 2004 gegen die schändliche Form des Arbeitszwangs, gegen Lohn-Dumping und Verdrängung von qualifizierten Fachkräften aus dem Sozial- und Pflegebereich.

Im Rechtsstreit der Arbeiterwohlfahrt Berlin gegen die Überflüssigen hat sich jetzt der Betriebsrat mit den Überflüssigen solidarisiert. Für ihren Teil des Hausrechts über die Betriebratsräume wurde kein Strafantrag wegen Hausfriedensbruch gestellt. Vielmehr erklären die GewerkschafterInnen ihr Verständnis für die Aktion. Die Überflüssigen quasi als willkommen BesucherInnen.

Gerade nach den aktuellen Forderungen des Bundesvorsitzenden der AWO für Kürzungen bei Hartz IV findet die Forderung der Überflüssigen gegen die Beteiligung der AWO an dieser Form der Ausbeutung auch im Betriebsrat Unterstützung. Doch AWO-Chef Nisblé setzt weiterhin auf den Polizeistaat zur Bekämpfung von Überflüssigen. Dass sich dabei das Berliner LKA nicht zweimal bitten lässt, ist klar. Mit übergrossem Eifer haben sich die politisch motivierten Beamten des Berliner Staatschutzes angestrengt, Überflüssige zu kriminalisieren. Hausbesuche zur Überreichung von Vorladungen wurden durchgeführt, zentnerweise Akten über "Überflüssige" zusammengestellt. Die Ambitionnen des LKA werden bekanntermaßen auch vom Landesamt für Verfassungsschutz (VS) unterstützt. Erst letzte Woche wurde durch den "Spiegel" bekannt, dass selbst das Berliner Sozialforum Opfer der staatlichen Bespitzelung geworden ist. So werden Polizei und Geheimdienste genutzt, soziale Opposition zu bekämpfen. Der regierende PDS-Senator Wolff wollte hier nur den Skandal in der Bespitzelung des renommierten FU-Professors Peter Grottian sehen. Die Bespitzelung von Antifa und anderen "Überflüssigen" ist für die PDS in der Regierung dann kein Problem mehr. Schließlich wenden die sich ja auch u.a. gegen ihre zu verantwortende Sparpolitik. Da ist ein bisschen VS nicht zu verachten. Von der alten Forderung nach Auflösung der Geheimdienste ist heute von den Regierungssozialisten nichts mehr zu hören.

Am morgigen Mittwoch soll nun wieder ein Versuch unternommen werden, die Überflüssigen einzuschüchtern. Ab 9:45 Uhr wird in Berlin Moabit eine Richterin über die Rechtmäßigkeit der SPD, Überflüssige wegräumen zu lassen und über die Legitimität von Widerstand gegen die Agenda 2010 entscheiden. Dass dieses Urteil für Überflüssige keinen Orientierungswert haben wird, steht schon heute fest. Die Überflüssigen werden währenddessen immer mehr.


Besetzung der AWO-Zentrale in Berlin
 http://de.indymedia.org//2004/10/96154.shtml
Video der Besetzung der AWO-Zentrale
 http://de.indymedia.org/2004/11/98161.shtml
Repression gegen die Überflüssigen
 http://de.indymedia.org//2005/02/107944.shtml

www.ueberfluessig.tk
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Ergänzungen

Termin

Eine überflüssige 20.06.2006 - 10:58
Der Prozess zu oben genannter Sauerei findet am Mittwoch im Amtsgericht Tiergarten statt.
Achtung: Das Gebäude ist nicht wie üblich bei politischen Verfahren in der Turmstr. sondern in der Kirchstr. 6 !
9:45 Uhr, Raum 5007

Agnoli sagte

nicht egal 20.06.2006 - 11:17
Als der Politikwissenschaftler Johannes Agnoli vor einigen Jahren in einem Interview erklärte, ein außerparlamentarischer Widerstand müsse auf die überflüssige Bevölkerung setzen, gab es die Aktionstruppe noch nicht. Aber vielleicht beschreibt Agnoli ihr politisches Anliegen dennoch am besten: "Die überflüssige Bevölkerung, das sind nicht nur einige Milliarden der Weltbevölkerung, das sind auch die Arbeitslosen im eigenen Land. Auf diese Überflüssigen müssen wir setzen, wenn wir etwas radikal verändern wollen."

Der Protest geht weiter !!!

überflüssig 20.06.2006 - 14:26
Am Montag, dem 26.06.2006, werden parallel zum WM-Spiel im Achtelfinale in Köln VIELE "Überflüssige", Erwerbslose und Erwerbstätige, Studierende und Nicht-Studierende GEMEINSAM auf die Straße gehen, um gegen die zunehmende Entrechtung in diesem Land zu demonstrieren, gegen das HartzIV-Repressionsgesetz, gegen Studiengebühren, zunehmende Verarmung und gegen die Kriminalisierung unseres Widerstandes.

Ich möchte der Gewalt nicht das Wort reden, aber wer sich Mal ernsthaft mit der aktuellen Entwicklung und vor allem diesem HartzIV-Optimierungsgesetz beschäftigt, muss feststellen, dass dies nichts anderes ist, als die (vorerst einseitige) AUFKÜNDIGUNG des sozialen Friedens. Hier fängt die Gewalt an ! Und zwar die Staatsgewalt !

Lasst uns am 26.06. in Köln ein Zeichen setzen. 18.00 Uhr vor dem Dom !

Im Rahmen der WM sind von der Stadt schön gelegene "wilde" Zeltplätze am Rheinufer genehmigt und mit Toiletten ausgestattet wurden, falls jemand auch der Demo am 27.06. in Bonn beiwohnen will. Sie ist Bestandteil des bundesweiten Aktionstages gegen jenes HartzIV-Pamphlet und auch hier wollen sich Studierende, Erwerbslose und Erwerbstätige demonstrativ neben einander stellen. Treffpunkt in Bonn ist 10.00 Uhr die ARGE in der Rochusstr. 6, die pikanter Weise gegenüber dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales liegt.

Der konkrete Aufruf ist nachzulesen unter www.protest2006.de

Prozess

Hugo 20.06.2006 - 16:12
Findet der Prozess nun morgen statt oder nicht ?

Ob das stimmt?

Lalü Lala 20.06.2006 - 21:12
Auf der Internetseite der Überflüssigen, sowie auf den Seiten von antifa.de oder auch Stressfaktor steht nichts davon, dass der Prozess nicht stattfinden soll. Deshalb würde ich diese Medlung mit Vorsicht geniessen...

Prozess fiel aus

eine Überflüssige 21.06.2006 - 11:19
Der Prozess ist, wie hier mitgeteilt worden war, ausgefallen.

Subproletariat

Jörg 22.06.2006 - 19:46
Früher in der Weimarer Republik,

hat sich der Anarchist Erich Mühsam nicht mehr um das Proletariat gekümmert sondern hat versucht das Subproletariat ("Obdachlose, Arbeitslose ...")
zu organisieren.

Heute nennt mensch diese Menschen Überflüssige

Neuer Termin steht fest

T. 29.06.2006 - 19:30
Am Mittwoch 12. Juli 2006 um 11:30 Uhr stehen die Überflüssigen vor Gericht. Infos auf www.ueberfluessig.tk

Prozess endete mit einer Einstellung

Linker 12.07.2006 - 20:44
Hier der Bericht vom Prozess am heutigen Tag:

 http://de.indymedia.org/2006/07/152020.shtml

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