Hausbesuch bei Frankfurter NPD-Vorsitzendem

antifa 17.06.2006 13:19 Themen: Antifa
Knapp 150 Menschen haben heute vormittag vor dem Haus des Kreisvorsitzenden der Frankfurter NPD, Jörg Krebs in Nieder-Eschbach demonstriert. Unter dem Motto "Wenn die Nazis nicht zu uns kommen, dann kommen wir zu ihnen", das auf die abgesagte Nazi-Demo für Irans Präsident Ahmadinedschad in Frankfurt hinwies, verteilten die DemonstrantInnen Flugblätter in der Nachbarschaft des Neonazis.
Dabei machten sie vor allem auf den Umstand aufmerksam, dass Krebs zusammen mit dem Anmelder der, eigentlich für heute geplanten Nazi-Demonstration, Marcel Wöll im Landesvorstand der NPD-Hessen aktiv ist. Wöll ist führendes Mitglied der militanten Neonazi-Organisation "Freie Nationalisten Rhein/Main".

Mit der Wahl von Marcel Wöll zum NPD-Landesvorsitzendem Ende Mai zeige die NPD besonders deutlich, dass sie die demokratische Maske zunehmend ablege und offenbare, wes Geistes KInd sie ist, so die Sprecherin der antifa [f], Sahra Brechtel.

In Bezug auf die Absage der Nazi-Demonstration für den iranischen Präsidenten sagte Brechtel: "Wir werten die Absage als klaren Erfolg der antifaschistischen Gegenmobilisierung." Auch in Zukunft müssten Neonazis in Frankfurt und Umgebung mit dem entschlossenen Eingreifen von AntifaschistInnen rechnen.



Hier der Redebeitrag der autonomen antifa [f]:

Wenn die Nazis nicht zu uns kommen, dann kommen wir zu ihnen...

Für heute, den 17.06.2006, hatten die Nazis der Freien Nationalisten Rhein-Main einen Aufmarsch in Frankfurt unter dem Motto "Präsident Ahmadinedschad-zu Gast bei Freunden" angekündigt. Wie sie in ihrem Aufruf und in TV-Interviews betont hatten, wollten sie den iranischen Präsidenten willkommen heißen. Die hier angebotene Freundschaft ist begründet durch ideologische Gemeinsamkeiten, wie z.B. offenen Antisemitismus und das Leugnen der Shoa, was der Bauernlümmel Ahmadinedschad gerade in letzter Zeit mit Inbrunst betrieben hat.

Der Anmelder dieser Demonstration und Möchtegern-Freund des iranischen Präsidenten, Marcel Wöll, ist seit Jahren in der militanten Neonazis-Szene aktiv. Als führendes Mitglied der Freien Nationalisten Rhein-Main tritt er regional wie überregional bei Nazidemonstrationen als Redner auf und seit Ende Mai hat er das Amt des Landesvorsitzenden der NPD-Hessen inne. Wöll lebt, zusammen mit anderen Kadern der Freien Nationalisten Rhein-Main, in einem Anwesen in Butzbach-Hochweisel, das als Treffpunkt und Schulungszentrum für Nazis genutzt wird.

Die heutigen Freien Nationalisten Rhein-Main sind ein Zusammenschluß aus der ehemaligen Nationalen Kameradschaft Frankfurt und den damaligen Freien Nationalisten Rhein-Main. Aus diesem Umfeld wurden und werden immer wieder gewalttätige Übergriffe auf Andersdenkende u.a. begangen, wie z.B. letztes Jahr in Frankfurt/Sachsenhausen. Wegen eines Überfalls auf 4 antifaschistische Jugendliche letzten Sommer in Sachsenhausen wurden drei Mitglieder der Freien Nationalisten zu Haftstrafen von bis zu eineinhalb Jahren ohne Bewährung verurteilt.
Aber nicht nur gewalttätige Nazis stellen eine Gefahr dar, sondern ebenso die angeblichen Biedermänner und Wortführer vorgeblich demokratischer Organisationen, wie z.B der NPD.

In Nieder-Eschbach (Albert-Schweitzer-Str.7) wohnt Jörg Krebs, der Kreisvorsitzende der NPD Frankfurt, der im Zuge der letzten Kommunal-Wahlen in den Römer eingezogen ist. Krebs ist seit Jahren aktives Mitglied der NPD und dort vor allem wegen seiner Fähigkeit, die Ideologie der Nazis auch für den rechten Rand bürgerlicher Kreise attraktiv zu machen bekannt.
Und hier schließt sich der Kreis: Marcel Wöll und Jörg Krebs pflegen eine gute Zusammenarbeit. Und damit macht, die sich gerne als legal-demokratische Partei gebende NPD nur wieder allzudeutlich, wes Geistes Kind sie ist.

Es ist kein Zufall, dass sich im "falschen Ganzen" der kapitalistischen Gesellschaft, in der jedeR gegen jedeN auf dem freien Markt gegeneinander antritt und nur die/der Stärkste gewinnen kann, sozialdarwinistisches Gedankengut verbreiten kann und zum Konsens wird. Die Nazis in ihrer Wut gegen die Zivilisation vermuten das Übel nicht ursächlich in einer Gesellschaft, die alles verwertet, sondern konstruieren das "Andere", dem die Verantwortung für alles Schlechte zugeschrieben wird, und das wahlweise rassistisch, antisemitisch, oder völkisch konnotiert wird. An diesem Punkt treffen sich die Nazis und die sogenannte Mitte der Gesellschaft, die, wenn auch in abgeschwächter Form, durch rassistische Abschiebepraxis und Sondergesetzte, oder das Hetzen gegen angebliche "Sozialschmarotzer", die in faschistoidem Jargon als "Parasiten" (Müntefering) bezeichnet werden, den Nazis ideologisch nicht allzu fern ist.
Die Fähigkeit zur Reflexion über diese inhaltlichen Übereinstimmungen fehlt dieser Mitte jedoch völlig, weshalb sie mit reflexartiger Nichtbeachtung und Verdrängung reagiert. Exemplarisch dafür ist auch die Art und Weise, wie die Stadt Frankfurt das Verbot des Aufmarsches begründet hat. Anstatt sich mit deren Ideologie und beispielsweise dem offen antisemitischen und volksverhetzenden Aufruf zum Aufmarsch (wo z.B. FRankfurt als das "Jerusalem am Main" bezeichnte wurde) auseinderzusetzen, wird wieder inhaltsleer auf eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit verwiesen.

Varterland verraten - Nazis angreifen - Kapitalismus abschaffen!

Den rechten Konsens durchbrechen!

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Ergänzungen

Bla

Blubb 17.06.2006 - 15:53
Ja und weiter? Ihr wart da, habt Transparente Hochgehalten, Flyer verteilt und Reden gehalten ... und sonst?

Soli mit Israel

Sucher 17.06.2006 - 17:02
Wäre interessant zu wissen , warum wir uns mit Israel solidarisieren sollen.
Schliesslich haben wir schon ein paar schöne U-Boote geliefert, welche zu Erstschlagswaffen umgerüstet worden sind.
Die Antifa überzeugt die letzten 5 Jahre mit Argumenten, welche mir die Frage aufzwingen, ob das alles wirklich so ok ist, wie unsere liebe Antifa immer meint. In Thüringen haben wir ja genug an Boden verloren und nach Meinung der Bevölkerung haben wir sehr an Rückhalt verloren.
Vielleicht ist es an der Zeit mal auf die wirklichen Probleme zu achten, anstatt immer gleich loszuschreien. Angesichts solcher Aktionen sind wir keinen Punkt besser als die Rechten und die Bevölkerung zeigt auch schon auf uns,aber nicht im positiven Sinne. Daher muss ich mir wirklich überlegen, an welchen Veranstaltungen man noch teilnimmt.

Bauernlümmel Ahmadinedschad !?

(muss ausgefüllt werden) 18.06.2006 - 03:48
ist Bauernlümmel neuerdings eine Kathegorie der inhaltlichen Kritik ?

Bitte mehr Reflextion bei der Auswahl der begrifflichen Zuschreibungen.

In Berlin auf der Demo gegen den Nazi Anwalt und ex Wikingjugend Führer Wolfram Nahrat
 http://www.google.de/search?hl=de&hs=qik&client=firefox-a&rls=org.mozilla:en-US:official&sa=X&oi=spell&resnum=0&ct=result&cd=1&q=Wolfram+Nahrath&spell=1
 http://www.google.de/search?q=Wolfram+Nahrat&sourceid=mozilla-search&start=0&start=0&ie=utf-8&oe=utf-8&client=firefox-a&rls=org.mozilla:en-US:official

wurden bei Redenbeiträgen über Nazis - gehalten, von sich in Rage redenden Männern, die anscheinend die Demo "Massen" :-) anheizen wollten, die erwähnten Nazis, als "Penner", "Wixer", "Tintenfische" und "Trolls" bezeichnet.

Auch wurde der Rassismus verharmlosende und Verständniss implizierende Begriff "Fremdenfeindlichkeit" benutzt.
(Den wenn wer "fremd" ist, kann bzw muß mensch ja Verständniss haben,
wenn darauf mit Angst reagiert wird, die sich ja wiederum irgendwie Luft verschaffen muß oder ?

(derartig inhaltliche (Sprach) Kritiken, die den herrschenden Konsens angreifen, wurden bisher von den mods meist ins Graue geschoben,
bin gespannt wie der Umgang diesmal sein wird, hoffentlich hat ne reflektiertere Schicht gerade mod "Dienst")

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 11 Kommentare an

Gute Aktion, aber — xy-unbekannt

@sucher! — ...

Kapitalismus a la Israel! — ja watt denn

soso — die [f]eige