WM Terror in Hamburg Rahlstedt

Der fliegende Hamburger 14.06.2006 23:32 Themen: Antifa
Es ist soweit: Das in unserem Viertel lang erwartete Spiel Deutschland - Polen hat begonnen. Zur Zeit ist Halbzeitpause.
Für mich als bekennenden Fussballfeind ein wirklich tolles Ereignis von dem ich eigentlich nichts mitbekommen hätte, währen da nicht die lärmenden Nebeneffekte. Deutschland – Polen, daß dürfte in diesem Viertel, in dem eine ganze Menge polen leben recht interessant werden. Ich bin gespannt wer morgen mit blauen Augen und geschwollenem Gesicht rumläuft. Friedlich ist die Stimmung hier zur Zeit nicht. Ich habe eher den Verdacht, daß hier heute Nacht, egal wer gewinnt, Blut fliessen wird.

Schon gegen 20:00 Uhr erklangen die ersten zaghaften Sprechchöre und die ersten in Schwarz-Rot-Gelb gehüllten Bierflaschenträger gröhlten vereinzelt Parolen. Noch waren es die typischen "Deutschland Deutschland" Rufe aber gegen 20:30 Uhr erklang zum ersten aber bei weiten nicht zum letzten Mal die erste Strophe der Hymne.
Ein kurzer Blick aus einem meiner Fenster in einem der obersten Stockwerke eines Hochhauses genügte um zu identifizieren wer da gröhlte. Mein schon immer gehegter Verdacht bestätigte sich. Denn diejenigen, die da die Deutschlandfahne schwenkten waren die in meiner Wohngegend überwiegend anzutreffenden Langzeitarbeitslosen. Wieder stellte sich mir die Frage, welchen Grund gerade diejenigen, die dieses Land eigentlich nicht haben will und denen am besten sämtliche Leistungen gestrichen werden haben sollen, den schwarz-rot-gelben Lappen zu schwenken. Danke Deutschland für Hartz ?

Gegen 21:00 Uhr verging keine Sekunde ohne Gröhlerei unterschiedlichster Art. Allerdings war das meistgegröhlte die erste Strophe der Hymne. Diese schienen unsere Möchtegern-Schlachtenbummler auf jeden Fall besser zu beherrschen als „Einigkeit und Recht und Freiheit“, was einmal direkt zum Spielbeginn mitgegröhlt wurde. Naja, den Versuch war es wert. Jeder der Brüllaffen schien seine eigene Textversion dieser Hymnenstrophe zu haben, weshalb lediglich die Melodie einigermassen stimmte. Der text ging in einem undefinierbaren Geblubber unter. Kurz darauf wurde aber gleich wieder der teil der Hymne angestimmt, den sie in und auswendig kannten. Nämlich "Deutschland, Deutschland über alles".
Im Laufe der Zeit wurden dann noch "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" angestimmt. Als ein schwarzer Nachbar das Einkaufszentrum durchquerte, in dem ein von einem türkischen Mitbürger betriebenes Internetcafe das Spiel per im Schaufenster stehendem Monitor das Spiel für die Hartzer verfügbar macht, kamen Rufe wie "Neger, geh nach Hause" und "Geh doch zuhause, du alte Scheisse" auf.

Lustig wurde es immer dann, wenn sich die "Fans" nicht ganz klar waren, um welch ein Spiel es sich hier eigentlich handelte, und Sprechchöre wie "Wer wird deutscher Meister? HaHaHaHSV" aufkamen. Dies war mit Sicherheit eine Folge des massenhaft konsumierten Dosenbiers. Zur Zeit werden ordentlich Feuerwerkskörper abgefeuert, bei denen man sich fragt, wo man diese denn ausserhalb der Sylvesterzeit zu kaufen bekommt. Gerade johlen sie mal wieder "Deutschland Deutschland über alles" und zur Krönung wurde in einem Baum eine schön große Reichskriegsflagge gehisst. Ein "schöner" Abend in unserem sonst sehr multikulturellen Viertel. Daß die dunkelhäutigen Mitbürger heute wohl eher weniger in Erscheinung treten ist wohl der Internationalität des Balltretfestes geschuldet. Zu Gast bei Freunden, nicht war ?
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Kreuzberg wird auch immer doitscher

Icke 15.06.2006 - 01:23
Vorhin 22.00 in der U1: 3 Arab-Nazis haben einen Israeli erst 2 Stationen lang angeschrien und dann ne Kippe aufm Kopf ausgedrückt. Die sind dann am Kotti ausgestiegen. Dann am Görli: besoffener Fußballfan beschimpft ein paar Schwarze. Aus den meisten Fenstern hängen deutsche Fahnen, besonders schwäbische Szenetouris, Sozhilfe-Alkis und auch viele Türken tragen T-Shirts mit Deutschland-Aufdruck oder hängen sich Fahnen um und gröhlen alle möglichen Leute an. Am Abend wirds zunehmend agressiver. Kreuzberg ist also auch nur Deutschland. Schon faszinierend, wie sehr 2, 3 Wochen Medienterror die Hirne der Leute wäscht. Mal sehen, wie weit der Deutsche Mob noch zu kriegen ist. Wenn kreuzberg tolerante Multikulti-Insel ist, dann will ich nicht wissen, wie es heute abend in Dunkeldeutschland (Thüringen, Hessen, Niedersachsen, usw.) aussieht!

U-Bahnfahren für Fortgeschrittene

Neu in HH 15.06.2006 - 01:48
... 22:40 in der U3 machte es nicht nur wegen gröhlenden Deutschlandfans und deren Bierfahne keinen Spaß unterwegs zu sein, sondern auch oder vorallem deshalb nicht, weil keiner außer mir (die ja aber als Frau auch anfangs nicht ernstgenommen wurde) die Courage oder das Interesse besaß einen Volltrunkenen davon abzuhalten 3 polnische Mädchen um die 14 Jahre zu belästigen!

Hamburg - Hamm / Fanfest.

R. 15.06.2006 - 02:12
Kann dem leider nur zustimmen. Gegen 19 Uhr mit ner Freundin aufs Fanfest gefahren. 200.000 auf dem Heiligengeistfeld - allesamt in Nationalfarben dieses Landes gehüllt, mit 2 Promille und dem Deutschlandlied auf den Lippen.
Aggressionspotential eher mäßig.
Gegen 20 Uhr war mir so schlecht von dem patriotischen Scheiss, dass ich mich vom Acker gemacht habe.
Dabei schon mehrere Fans auf dem Boden gesehen, mit Silberachten um und zahlreiche Verletzte (Platz- und Schnittwunden, Zähne raus, Nasenbluten, etc.)
Gegen 21.20 wieder zuhaus in HH-Hamm: auch hier eher multikulturell - aber jeder hat ne Flagge gehisst. Auf den Straßen herrscht brodelnde Stimmung - irgendwie ausgelassen, aber doch gereizt. Viele Fußgänger und noch mehr Autos mit Hupkonzerten auf den Straßen gesehen.

Das Ende vom Spiel war der Beginn des Wahnsinns: Feuerwerk, Autokorso, Menschenmassen im Freudentaumel. Unglaublich - alle Sorgen sind vergessen. Was zählt ist Deutschland.Die WM.Ballack und Poldi.

Das gibt noch richtig Stress.

Warten wirs ab.


In Tübingen...

Nie wieder! 15.06.2006 - 02:38
...ein ähnliches Bild: Die Stadt war voll von Nationalhymne grölenden und mit geschwollener Brust Deutschland-Flagge schwenkenden Besoffenen(darunter mindestens die halbe Gymnasial-Jugend).
Es konnten aber auch am Rande auch vereinzelt brennende Deutschlandfahnen gesehen und antinationalistische Parolen gehört werden.

Den nationalistischen Konsens brechen!

karlsruhe

jayjay 15.06.2006 - 02:55
macht euch keine sorgen, im süden ist es auch nicht besser...
da wird man/ frau mal als polackenschwein tituliert, wenn die jubelarien nicht mitgetragen werden, besoffene prolls schmettern dir ein "rechtsradikal, rechtsradikal" entgegen, die stadt ist voller schwarz- rot- goldener arschgeigen, und am allerschlimmsten sind unsere mia-deutschen, die endlich ihr gesundes nationalgefühl gefunden haben und "unsere" elf unterstützen... ich kann gar nicht soviel fressen wie ich kotzen möchte

deutschland verrecke!

So wurde

polskaaaaa 15.06.2006 - 02:56
in hamburg auf dem fifa fan fest gefeiert...

Der Fahnen-Fetisch nervt

alterSack 15.06.2006 - 02:57
Die Fahnen hängen hier im spiessigen Berliner Westen an jedem zehnten Auto und durch meine verrammelten Fenster dringen dumpf die Schreie: Deutschlaaand, Deutschlaaand, ... Deutschlaaand, Deutschlaaaand...

Deutschlandfahnen auf T-Shirts, Autos, Tatoos, Häuserwänden. Wird Zeit, dass mal irgendwer auf die Idee kommt, die Deutschlandfarben auf Klopapier zu drucken, die würde ich dann auch kaufen.

Naja, den Zirkus halte ich erstmal für unpolitischen Herdentrieb und Sehnsucht nach Identität und Gemeinschaft (kommt in abgewandelter Form auch bei religiösen Menschen und in autonomen Hausprojekten vor). Glaube (zumindest hier) nicht, dass die jetzt gleich ihre Hakenkreuz-Wurfsterne auspacken.

"denk ich an deutschland in der nacht..."

Jens Anger 15.06.2006 - 02:57
Also ich war heut mal in der nähe der kulturbrauerei berlin, im alternativen bezirk pberg...gut das mit dem alternativ kann mensch nun total vergessen...selbst die bullen aus der A23 lassen sich mit deutschlandfahnen fotographieren. überall antipolnische fangesänge und deutschland-schlachtrufe....nur gut das der grossteil der berliner neonazis nach dortmund gefahren ist, weil die sidn zum teil gut untergegangen unter den ganzen "deutschen".

Auch schön anzusehen war eine Diskussion, in der nacht vor dem spiel gegen polen, wo über den neuen patriotismus geredet wurde und sie sich freuten das deutschland endlich flagge zeigen kann ohne das sie ne angeprangert werden. auch klinsi und metzelder freuen sich darüber.
was MIA also schon vor 3jahren wollte ist nun geschehen - WIR dürfen wieder stolz sein auf Deutschland.
und was macht die linksradikale szene? ausser der kick it demo mit 250 Leuten und der Vorrundenaus-kampagne der naturfreudnejugend, bekommt mensch nichts mit...obwohl...ich hörte das protestierende studierende versucht hätten mit englischen fans "ten german bombers" zu singen...aber auch das klappte nicht....

Nach meinem heutigem erlebnis habe ich angst davor, was passiert wenn deutschland echt weltmeister werden sollte...

nie wieder

d. 15.06.2006 - 02:59
in marburg - der ehemals roten insel in hessen - is das ganze auch schrecklich. mensch konnte zwischen spielende und 1uhr nicht das haus verlassen. eine kleine gruppe lief unter dem motto "polen muss bis frankreich reichen - deutschland von der karte spreichen" durch die stadt. nach spielende gab es massivbe pöbelein von fans uns burschen.
bomben drauf!!!!!!!!!!

lichtenberg, 21:40

in der dönerbude, 15.06.2006 - 03:26
die rechten arme gehen hoch. aber das nicht erst seit der wm.

selbst die ard sah einen hitlergruß

Jens Anger 15.06.2006 - 03:44
Auf der Seite der ARD steht nen Text zu den "ausschreitungen" in Dortmund. vorher tranken die deutschen mit den polen bier und zeigten wohl auch den hitlergruß.
im übrigen gibt es auch "linken" selbstschutz. im Friedrichshain sind vor ein paar tagen angebliche bewohner der reigaer(o-ton der bullerei) durchn fhain gezogen. Sie haben dabei deutschlandfahnen die an autos befestigt waren angezündet und eine deutschlandfahne vor einem lokal aus der verankerung gerissen, da sich der ladenbesitzer darüber erregte bekam er und seine gäste wohl ein paar steine und flaschen ab. zu guter letzt soll dich gleiche personengruppe eine barri in der rigaer angezündet haben.

in der danzigerstraße kann mensch zur abwechslung mal portugisische fahne sehen, die hengen da sehr zahlreich rum. in der nähe des helmoholtzplatzes sind ein paar schwedenfahnen gesichtet worden...soweit ist es schon das mensch sich über andere nationalflaggen freuen muss...irgendwann bekomm ich nicht die gelb sondern die schwarz/rot/gold sucht.......

Und noch eine Vorwarnung an die Berliner...am 20.Juni(next dienstag) da kommt der Deutsche Tross anch Berlin zum Spiel gegen Ecuador. Das Spiel findet um 16 Uhr statt. Ich denk mal, da könn wa uns uff wat jefasst machn

T-Shirt Motiv zur WM

Jens Anger 15.06.2006 - 03:53
Hier mal nen Anti-T-Shirt..e.xtra für D.

in dresden dasselbe bild

nkotbb 15.06.2006 - 04:10
hier haben im ehemaligen alternativen szeneviertel "neustadt" fast 200 fußball"fans" (eine mischung aus stadtteilbewohnern, fans und hooligans) eine kreuzung blockiert, autofahrer angehalten und die nationalhymne und nationale sprüche skandiert. sieg heil rufe war wohl auch dabei. der fahnenkult kennt keine grenzen, selbst der kurde nebenan flaggt schwarz-rot-gold. die polizei, zum großen teil selbst mit deutschlandfahnen ausgrüstet, stand mit einem enormen aufgebot in 300 meter entfernung.

am wochenende findet das früher alternative und inzwischen vollkommen entpolitisierte stadtteilfest "bunte republik neustadt" statt, wo mit dem schlimmsten zu rechnen ist.

deutschland zerschlagen!

-%=$=%- double-d riot crews -%=$=%-

arschlöchern bescheid sagen

v 15.06.2006 - 04:16
ich war auf einem sympathischem Fußballbund im jugendpark am reihn in köln.grosbildleinwand in Zirkuszelt. voll gute Party spannendes spie(offizielle Veranstaltung)l,keine faschos.fahnen und so aber keine nervereien,und mit einem( kleinerem) teil internationales publikum.finde erschreckend wiviel ungute berichte ich hier lesen muss,war " natürlich" auch klar das die Fiaskos auf jeden flagge zeigen. hallo fliegender Holländer und andere wenn ich nich die Möglichkeiten hab selber was ausrichten zu können wär ich mir auch nich zu schade die bullen zu rufen,aufjedenfall besser als sich volksverhetzungsscheisse anhören zu müssen.hoffe das es nich überall so finster aussieht,und das die leute es nur nich wichtig finden ihre"normalen"sympatischen w.m.erlebnisse zu berichten. scheiße! grad wo ich das schreibe laufen hier grölende Volksparken vorbei erst mit "Berlin" "Berlin" Wohnwägen Endspiel und so dann mit "ob ost ob west nieder mit der roten pest". ich kuck aus`m fenster und seh zwei glatzen. voll die härte das das hier jetzt grad wo ich hier über das Thema schreib so passirt,sonst läuft hier grad keiner keiner rum.hab denen zumindest lautstark hinterhergeprollt das sie sich- faschovollspacken- mal schnell verpissen sollen.erstaunlicher weise keine reaktion.hoffe das die Arschlöcher nich gewinner dieser w.m. sein können . ich persönlich find die w.m ganz geil, und meine das absolut nich alles kommerz und faschostumpf ist.

sorry

v 15.06.2006 - 04:57
bin etwas legastenisch und grad betrunken,es sollte - vollspacken - und nicht- volksparken- heißen und nicht- wohnwägen- sondern -vonwegen- heißen .moderation bitte gerne verbessern,danke für mühe.bei rechtschreibprüfung wohl auf ersetzen gedrückt obwohl nur quatsch vorgeschlagen war.

Stadtverschönerung

Fähnchentöter 15.06.2006 - 09:54
In Berlin-Wedding wurden in den letzten Nächten diverse D-Fahnen zu anarcho/a-Fahnen umgebastelt. Der pissfarbene Streifen der Flagge wurde einfach abgeschnitten.
Interessant könnte diese Anregung werden, falls D mal gegen Spanien spielen sollte, dann müsste einfach nur der schwarze Streifen abgeschnitten werden...

Liebe Leute,

bei aller berechtigter Aufregung über den dumpfen Nationalsumpf, passt bitte auf, was ihr hier schreibt. Da ist hier von HartzIV-EmpfängerInnen und Soz-BezieherInnen als Fußballpöbel die Rede. Das ist klassistisch!
Meine Erfahrung hier in Berlin zeigt, dass sich der Nationalkack durch die gesamte Gesellschaft zieht. Es sind definitiv nicht nur die Arbeiter/innen, Angestellten und Hartzis, die pöbelnd durch die Welt ziehen.

Wedding

Gestern Abend 15.06.2006 - 12:01
Also kurz nach dem Tor, ging das Gehuppe hier los. Idioten in Autos fuhren immer die selbe Strecke im Kreis. Das waren meistens Türken junge Männer auch mal ein paar Weiber bei. Fahne in den doofen Farben: deutsch.
na den Typen gehts es doch einfach darum nen Macker zu machen und aufzufallen.

Inhalte

grUb 15.06.2006 - 12:11
um kurz mal inhalte in die -zurecht emotionale phase- zu bringen, könnte mensch sich das hier mal durchlesen. Habs gefunden, weil die POP Hannover es verlinkt hatte. Der Text ist von der Redical M.
 http://www.puk.de/redicalm/stuff/Stickeralbum.htm

freundschaftliche atmo

... 15.06.2006 - 12:19
war beim spiel italien-ghana in hannover und muss sagen das war das beste was ich bisher in einem stadion, davor und danach erlebt habe. die atmo war fantastisch habe menschen aus über 40 ländern getoffen die gemeinsam gefeiert haben. die allermeisten deutschen zuschauer haben sich auf die seite der manschaft und anhänger aus ghana geschlagen und mit den afrikanern gefeiert und die manschaft lautstark unterstützt. beinahe jeder der mit einem d-trikot umherlief hatte auch eine ghana-fahne o.ä. bei sich.
als beider italienischenhymne ein italiener ein paar plätze von mir entfernt den faschogruß zeigte wurde er von vielen zuschauern aufgefordert dies zu unterlassen und tat es dann auch.
alles in allem ein tolles ereignis mit menschen aus aller welt.

das mir diese ganzen nationalfahnen auch auf den sack gehen ... klar ... aber HAAALO ... es ist auch nur fußball ...

also geht doch einfach mal hin und ihr werdet bestimmt viele nette menschen kennenlernen - und vieleicht auch engere kontakte knüpfen - dann kennt ihr wenigstens mal jemanden aus trinidat oder togo oder woher auch immer labert ein bisschen rum und werdet bestimmt sogar eingeladen vorbeizuschauen wenn ihr auch mal in der gegend seit ... fazit: ich freue mich auf tolle spiele, schöne tore und menschen aus aller welt!

Zu gast bei Freunden???

delete germany 15.06.2006 - 14:37
In Halle Saale hat Mensch sich auch das Spiel angesehen. Auch hier kam es zu sieg heil rufen . in der innenstadt sin leute mit rechskriegsflaggen und nationalflaggen rumgelaufen und haben sprüche wie deutschlan deutschland ,deutschland den deutschen und ausländer raus gerufen auf mich persönlich hat es schon wie eine progromstimmung gewirkt. Da wir eine polenfahne dabei hatten und unsere solidarität gegenüber den polen bekundeten war es dann schnell an der zeit zu gehen da der deutsche mob zunehment agressiver wurde
aber was soll es wir sind ja zu gast bei freunden juhu die welt zu gast in deutschland mal sehen wie weit sich der spuck noch entwickelt

PUNKS VERHAUEN

SASH 15.06.2006 - 15:55
NEULICH IN BRAUN-SCHWEIG

In letzter Zeit gibt es hier bei uns in der niedersächsischen Provinz immer mehr Naziübergriffe und das jetzt der teils bierselige dumpfe Nationlismus ein gefundenes Fressen für die Deppen von rechts ist war ja bereits von Anfang an klar.

Aber die Welle, die es gestern gegeben hat habe ich echt so nicht erwartet.Einige von uns (Ein paar bunte, ein paar RASH und einige -ich nenne sie mal alternative) saßen an einem unserer Treffpunkte rum und wurden wie fast immer vonn ein paar Streifen des Team Green belästigt. Auf die Frage was wir denn jetzt schon wieder falsch machen kam die Anwort das von UNS Gewalt gegen polnische Fussballfans erwartet wird.
HMM?Irgendwer hat da bei den Seminaren der politischen Bildung nicht aufgepasst.

NAJA das ist man ja gewöhnt, auf dem Weg zu einer WG (Uns war es so langsam ein wenig zu viel geworden mit Schland Schland Gesängen und dem ewigen Gepöbele mussten wir leider leider an der Grossbild Übertragung vorbei - 1500 FANS in patriotischer Stimmung, eine Gruppe Polen, die sich das Spiel auch anschauen wollten, jedoch nicht in die Veranstaltung reingelassen wurde, wsobald sie polnische Trikots anhatten, einige aus der Türsteher und Hool- Szene bekannte Ordner,eine Hundertschaft Cops und zu guter letzt 2 Pferde mit Sellerie auf dem Rücken (Danke für den netten Biss des Tieres - mein ganzer Arm ist blau!)
Wir wollten einfach nur in die WG, dort grillen und uns ein wenig Bier geben, wurde nix. Die Cops haben uns gleich erstmal Personalisiert - ergo Peso raus, abfilzen, fertig! Das hat uns alle dann natürlich ein wenig angestachelt und wir haben gefragt, was das denn solle - die Antwort war, wir können auch anders und bei uns sind noch ein paar Plätze frei....als ob wir uns bei denen bewerben würden - naja den Spruch fand er ein wenig doof!

Es kam zur Festnahme unseres Stuntpunks, da er nicht gerade diplomatisch seine Meinung kund tat. Und auch einige der Fans und Ordner haben sich später noch herausgestrichen, indem sie eine Schlägerei mit uns angefangen haben. Wir kamen zum Glück ohne grösseren Schaden weg und waren froh, als wir endlich in "Sicherheit" waren. Denkste - die Cops waren jetzt ein wenig genervt und die Wg ist ja in BS bekannt, die Cops stürmten - keiner weiss warum in das Haus - wenn das mal nicht illegal ist Herr Pozileipräsident! - aber mit sogenannter Gefahr im Verzug kann man ja fast alles rechtfertigen! Naja die Gefährder wurtden ja auch schnell verhaftet - es waren zwar bei uns nicht 10 leere Flaschen Wein, sondern einige unschuldige Bierflaschen. So kam es dann, das wir den ganzen Abend nur noch Bier aus PET Flaschen trinken konnten und fachsimpelten, ob man diese Flaschen nicht irgendwie tunen kann um die Resourcen sinnvoll zu nutzen!

Ich kann nur hoffen, das dieses "Fussballfest" bald zuende ist!

Ahoi und netten Tag noch!

Auch in Salzwedel(Sachsen-Anhalt)...

Spielt-Keine-Rolle 15.06.2006 - 17:47
...das selbe bunte Treiben!!! Als erstes sei gesagt,dass SAW im Norden Sachsen-Anhalts liegt und lediglich rund 20'000 Einwohner hat.Das hilft uns aber nicht der WM vielleicht entgehen zu können! 8 Autos der Polizei fahren auf einer Fläche von rund 2x2km Streife,mit Helmen,Schilden und dem ganzen "Demo-Kram" im Kofferraum. Betrunkene Leute überall,ist ja nicht weiter schlimm,aber alle in "schwarz-rot-gold" und lauthals "Deutschland,Deutschland" brüllend...Fahnen an allen Autos und Geschäften,sowie an jedem dritten Wohnungsfenster...Trotzdem haben es sich 12Jugendliche gewagt einen "Fang die Flagge"-Contest zu starten,welcher auch recht erfolgreich ausfiel! 21Fahnen zu 17 Fahnen war das Ergebnis...Da die Leute aber nur zum Teil Anti-Deutsche sind haben sie sich entschlossen keine Fahnen zu verbrennen,sondern überall das "Gelb" zu entfernen und die "Schwarz-Roten" Fahnen wieder an ihre Plätze zu hängen,was im Endeffekt auch ein sehr schönes Bild abgab...Desweiteren zieren nun auch diverse Anti-WM Grafitti's unsere bescheidene Stadt...Fotos dazu müsste es vielleicht bald auf www.ultras-salzwedel.de geben,sollten den Jungs und Mädels die Bilder zugeschickt werden...Naja,ansonsten sollte man aber unbeschollene Fuszball-Bürger in Ruhe lassen,denn wer weiß wann sie das nächste mal Spaß haben in ihrem tristen Leben hier in unserem "tollen" Sozialstaat und es sollte sich auf die Leute konzentriert werden,die es auch verdient haben "geärgert" zu werden...

Berliner Polizei

WMHasser 15.06.2006 - 17:49
So heimlich kann man ganz am Ende eines langen Berichts unterbringen, dass da wohl einige Nazis wie selbstverständlich unter den Fans waren und die Polizei auch nach sechs WM-Tagen noch nichts dagegen unternommen hat...
--------------
ddp
Berlin feiert deutschen WM-Sieg friedlich
15.06., 16:01 Uhr

Die Berliner Polizei hat sich mit dem Verlauf des sechsten Tages der Fußball-Weltmeisterschaft zufrieden gezeigt. Es habe am Mittwoch im Umfeld der öffentlichen Fernsehübertragungen 31 Festnahmen und 88 Anzeigen gegeben, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Angesichts der vielen Menschen, die in der Stadt unterwegs gewesen seien, sei die Zahl der Festnahmen gering. Sie erfolgten nach Worten des Sprechers unter anderem wegen Abbrennens von Pyrotechnik, Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und Körperverletzung.

Zu dem Fan-Fest am Brandenburger Tor kamen nach Angaben des Senats mehr als 500.000 Menschen. Dort wie auch bei den anderen öffentlichen Veranstaltungen habe es keine größeren Vorkommnisse gegeben, sagte der Polizeisprecher. Das Konzept, dass sich Beamte in Zivil am Ort ein Bild machten und Kollegen in Uniform gegebenenfalls dazustießen, gehe auf.

...

Er betonte, die Fußball-Weltmeisterschaft sei für Berlin keine «von Vornherein krisenbelastete Veranstaltung» wie der 1. Mai. Die Motivation der Polizisten sei hoch. Die Beamten freuten sich über die friedlich feiernden Fans. Bei der Videobeobachtung solle aber künftig verstärkt auf das Verwenden verfassungsfeindlicher Kennzeichen geachtet und dagegen vorgegangen werden.
© ddp

Gedanken zur WM

Ramon 15.06.2006 - 19:35
Als linker Fußballfan (auch das solls geben) möchte ich mal einige Gedanken zur WM einbringen:

Es war sicherlich der denkbar schlechteste Fall, diese WM nach Deutschland zu vergeben. 61 Jahre nach Kriegsende ist diese WM geradezu ideal, die letzten Hüllen (aufgesetzter) bürgerlicher Zurückhaltung fallen zu lassen. Dieser jetzt wuchernde Nationalstolz darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden! Weder der Nationalismus in Deutschland noch in irgendeinem anderen Land ist zu tolerieren, er trennt die Menschen in künstliche Nationen anstatt sie zu vereinen. Ich sehe das ganze wirklich mit großer Sorge, ein ausufernder Polizeistaat, Überwachung total und überall national konditionierte Menschen...

Auch innerhalb des Bereichs Fußball: Keine Stehplätze, nur noch scheiß Bonzen in den Stadien oder Leute, die null Ahnung vom Fußball haben und Stadien, die einem Mini-Polizeistaat gleichen. Und dann diese angebliche Gefahr von Hooligans... Erstens ist es in Dortmund wie so oft nur durch die Provokation der Grünen soweit gekommen, dass es Probleme gab und außerdem gehen die Hools sowieso nicht auf normale Fans los. Das möchte einem die hysterische Öffentlichkeit nur allzu gerne suggerieren. Im Übrigen mal für alle Experten hier: Hooliganismus ist kein rechtes Phänomen, man kann dazu sicherlich geteilter Meinung sein, aber wer Hools mit rechten Schlägern gleichsetzt, sollte sich bitte besser informieren. Sicher gibt es auch rechte Hools, das nur um Missverständnissen vorzubeugen.

Wie gesagt, ich warne davor diesen Nationalismus zu verharmlosen. Wer weiß, wie sich das weiterentwickelt und man kann sich ja denken, welche gesellschaftlichen Gruppen und bürgerlichen Parteien diesen Nationalismus zu ihrem Vorteil in der Zukunft nutzen möchten. Aber hier auf Al-Quaida zu setzten ist genauso pervers, es liegt an uns sich diesem Nationalismus entgegenzustellen! Ya basta!

Böblingen - Ein Armutszeugnis

Ein anderes Deutschland 15.06.2006 - 20:05
Deutschland gegen Polen - und was grellt in Böblingen (Baden-Württemberg) durch die Straßen? "Polen, Hurensöhne!!!" Das wirklich Erschreckende (man ist ja schon etwas abgehärtet) ist der Fakt, daß neben den üblichen Gymnasialschnöseln sich Türken, Yugoslawen usw. beim "Deutschland, Deutschland!!!" einreihen und selbst gebürtige Polen stimmen in Kanon ein. Etwas mitgröllen und hoffen dadurch etwas mehr akseptiert zu werden in einer Gesellschaft, die sich als billige Sklaven braucht aber sie auch wie Sklaven in der Antike behandelt.

Das ist ein armes Deutschland. Ein Deutschland der Banken und Konzerne, daß die Menschen nicht Mensch seien läßt. Ein anderes Deutschland, eine andere Welt muß her!

das andere Hamm

Anna 15.06.2006 - 20:55
Ich hab die zahlreichen Artikel zu den Reaktionen auf das gestrige D Spiel gelesen und muß einfach das andere Hamburg Hamm beschreiben, weil ich denke, die Idioten siegen, wenn auch dieses Publikum ausschließlich sie sieht:
ich wohne gegenüber eines 6stöckigen Hauses, dass deutsch und togolesisch kampfbeflaggt(insgesamt 45 Flaggen) ist und die BewohnerInnen schauen draußen gemeinsam so ziemlich jedes Spiel: Togolesen, Türkinnen, Deutsche, Ukrainer und Polinnen. Sie haben Spaß am Fußball und sind eine eingeschworene Gruppe.
Ich toleriere sie, weils ein schönes Bild ist, verzichte auf meinen und den Nachtschlaf meines Kindes, weil halt WM selten ist und Feste, auch wenn ich sie nicht verstehe, gefeiert werden müssen.
Ich wünschte, wir könnten es schaffen, die Deppen, die mehr draus machen, in die Ecke zu stellen und in der kleinen Zahl darzustellen, in der sie sind.
Jedenfalls haben die Hersteller von Autofahnen dies Jahr Rekordgewinne und schaffen vielleicht Arbeitsplätze.... sehr breit und genüßlich grins....

hamburg-mitte-altona

subversivia 16.06.2006 - 00:52
auch wenn der leitartikel doch so garnicht meinem geschmack entspricht (dieses resignierte gejammer) hier mein kleiner "bericht":

metrobuslinie 3/erste fahrt nach dem abpfiff stadtauswärts
drei besoffene klinsmanndeutsche auf dem weg nach hause.
neben den songzeilen der sportfreunde stiller auch rufe wie:
"pole verrecke!" in kombo mit "geht spargelstechen!"
vor dem bus im übrigen noch der ruf: "es fährt ein sonderzug nach warschau!"
als der coole hiphop spacken auf mein zurufen merkte, dass ers maul
halten solle war gleich wieder alles "spass" und so weiter. ekelhaft!

zurück zum bus. zwei couragierte polnische mädls gaben kontra.
mein deutschland verrecke wurde eher als "ironisch" aufgefasst und
auch den "stalingrad, stalingrad" ruf haben kaum welche kapiert.

am ekelhaftesten: das angesoffene, wahlweise auch nüchterne lachen der
"politisch korrekten fans" zu diesem gegröhle. interessant, dass die
sofort aufhören, wenn man sie blicktechnisch fixiert.
der protodeutsche ist eben NOCH vorsichtig und lacht nur über rassismus
mit, wenn niemand aufpasst, dass er brav ist...


was das deutschlandfahnen-getrage der migranten angeht...
lasst sie doch. oder kommt zu saudi, iran oder anderen spielen.
da steht dann eure heile welt noch. DAS gemecker geht mir nicht rein.
denen nehm ich das fandasein am wenigstens übel in bezug aufs motiv!

deutschland ist ein opfer! england wird weltmeister!
ten german bombers und so weiter!


p.s.
die fans aus dem bus sollen angeblich noch "hingefallen" sein! hahaha!

Interview über den Fahnen und Patriotismus

Michael S. 16.06.2006 - 01:05
Die Deutschen werden normal
 http://www.welt.de/data/2006/06/15/916355.html

Auszug:

Die Welt: Selbst die Achtundsechziger entdecken jetzt ihre patriotischen Gefühle. Erleben wir da einen Wandel auf breiter Front?

Nolte: Die Achtundsechziger haben sich ja in die unterschiedlichsten politischen Ecken verkrümelt. Man weiß gar nicht mehr so genau, wer die eigentlich sind. Es gibt zahlreiche Konvertiten, manche Geläuterte - und viele, die von der generationellen Haltung im Kern nicht mehr abrücken und ihrer eigenen Überzeugung treu bleiben. Letztere werden auch in Zukunft mit nationalen Symbolen und Patriotismus wenig anfangen können. Generell gilt: Die Achtundsechziger-Generation löst sich auf, bricht auseinander. Da ist keine konsistente Haltung erkennbar - und daher auch kein konsistenter Wandel.


W: Liegt im neuen Umgang mit der Fahne nicht auch eine Gefahr: Wir wollen ganz unbeschwerte Deutsche sein - und schauen daher nicht mehr zurück?

N: Diese Gefahr sehe ich nicht. Die Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit, mit dem Holocaust, ist so tief in der deutschen Kultur, der Politik, der Öffentlichkeit verankert, daß wehende Fähnchen sie nicht werden erschüttern können. Im Gegenteil: Wir müssen wissen, daß wir Deutsche sind, um uns zu unserer historischen Verantwortung zu bekennen. Wer sich aus der nationalen Zugehörigkeit herausstehlen will, der stiehlt sich auch aus der Vergangenheit. Das ist kein gangbarer Weg.


W: Kann die nationale Euphorie angesichts der WM nicht von ultrarechts mißbraucht werden?

N: Nein, das Umgekehrte ist der Fall: Mit der schwarzrotgoldenen Fahne als Symbol eines demokratischen Staates, als Symbol von Toleranz, eigener Identität und des Händeausstreckens zu anderen wird öffentlicher Raum besetzt. Wo Schwarz-Rot-Gold weht, bleibt kein Platz für rechte Dumpfbacken und deren Symbole. Schwarz-Rot-Gold steht für demokratisches, weltoffenes Deutschland - und nicht für ein fremdenfeindliches, aggressives. Und diese Botschaft geht auch von den Bildern aus, die von Deutschland nun in alle Welt gehen.

kundgebung in bremen

anti d 16.06.2006 - 01:37
Zur WM 2006
Mit diesem Flugblatt mobilisiert die ANG zu einer Kundgebung am 20. Juni 2006 um 14 Uhr auf dem Ziegenmarkt, welche sich gegen den Nationalismus der FIFA-WM richtet. Die Kundgebung ist zwei Stunden vor dem letzten Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft.

Deutschland weggrätschen!
Gegen Deutschland und seine Fans

Die Welt zu Gast bei Freunden. Wenig originell und doch treffend formuliert das Motto der Fußball-WM eben jenes Image, mit welchem Deutschland in den letzten Jahren versucht, sich in die Welt zu kicken. Völkerfreundlich-antirassistisch, antinational-europäisch und auch beim Bombardieren Belgrads friedliebend. Das Deutschland der WM 2006 will der Welt nicht mehr Feind sein. Es will geliebt werden. Jahrelang angeblich tabuisiert von den «trostlosen ‚Nie wieder Deutschland’»[1]-in–die-Suppe-Spuckern, sei es endlich Zeit, das prekär geschwächte Wir-Gefühl nicht länger zu beschneiden. Zumindest, wenn es z.B. nach dem neuen Buch «Wir Deutschen - Warum die anderen uns gern haben können» des Spiegel-Kulturchefs Matthias Matussek geht. Denn die Deutschen seien «ganz unbestritten die Analphabeten des nationalen Gefühls» und haben in Auschwitz «nur einmal zu tief in die Pulle gestarrt». Danach hätten «wir uns abstinent verhalten». Deutschland soll nun jedoch wieder zur dieser Flasche greifen. Denn laut Matussek sei, dass «’Heilige Römische Reich deutscher Nation’ 1000 Jahre älter als die Nazibarbarei.» Bei der Feuilleton-Lektüre wird schnell klar, dass unverfroren getrunken werden soll, was vorher aufgemacht wurde und das Meer der Deutschlandfahnen auf den Straßen und in den Schaufenstern nicht etwa als ein Fehlgriff einiger ungebildeter Currywurst-Proleten angesehen werden kann. Es ist schlicht beim Fußball sichtbar, wie bedrohlich einig sich alle sind.

Dass Klinsis Truppe doch auch mal gewinnt, um deren harte Arbeit gerecht belohnt zu sehen, wünschen sich - neben den offenen Apologeten der deutschen Sache - auch jene linksspießigen Akademiker, die sich bei der «Du bist Deutschland»-Kampagne noch ent-rüsteten, um auszuschließen, dass derartig unverblümter Nationalismus doch zu ihrer deutsch-europäischen Nationenbildung passt. Fußball schaffte es schon immer.

Und treibt es auf die Spitze. DFB-Präsident Gerhard Meyer-Vorfelder ist «stolz ein Deutscher zu sein.» und sich nicht nur darin mit dem Feuilletonfaschisten Matussek einig, wenn auch er bekräftigt: «Unsere Geschichte besteht nicht nur aus zwölf dunklen Jahren.»[2] Schafft man es in Deutschland längst mit dem Hinweis auf die Bearbeitung des eigenen «dunklen Kapitels» moralischen Gewinn für den nächsten Angriff zu ziehen, so ist der DFB bei der Aufdeckung seiner Verstrickungen zum Nationalsozialismus weit hinterher.

Wurden die völkischen Ideale eines kampfbereiten Geistes in stählernem Körper in Deutschland lange von der Turnerbewegung bedient, so übernahm spätestens seit der Weimarer Republik der Fußball diesen Dienst an Volk und Nation, war Schule für den Krieg und für die Erziehung zum wahrhaft Deutschen. Schon vor den nationalsozialistischen Erlassen wurde der Deutsche Fußball-Bund von Juden und anderen «Volksfremden» gesäubert.[3] Der DFB-Präsident Felix Linnemann erklärte 1933: «In der Volksgemeinschaft des Dritten Reiches hat der Sport seine politische Mission erhalten. Er wird sie erfüllen, denn an nationaler Hingabe soll uns niemand übertreffen.»[4]

Dass die Angst der Alliierten, nach 1945 könne sich die Volksgemeinschaft in den Sportvereinen reorganisieren, nicht unbe-gründet war, belegt der deutsche Freuden-taumel um 1954. Mit dem NSDAP-Mitglied Sepp Herberger, der auch im NS schon Reichstrainer war, konnte nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft auf den Stadionrängen voller Inbrunst das besungen werden, was damals sonst noch nicht so ganz angebracht schien: «Deutschland, Deutschland über alles». Unterschätzt aber fleißig, ehrlich bodenständig, nur als diszipliniertes Team wieder zu Großem fähig, eben «auferstanden aus Ruinen»: Die Weltmeisterschaft 1954 schaffte es sogleich zum nationalen Gründungsmythos der Bundesrepublik.

Damals wie heute war es die «Einsatz-bereitschaft» auf die Deutschland und sein Fußball angewiesen seien, denn so DFB-Präsident Meyer-Vorfelder: «Der südamerikanische und afrikanische Fußball haben da genetisch andere Voraussetzungen.«[5] Deshalb wird auch 2006 auf jene deutschen Tugenden gebaut, mit denen Rahn und Co. damals gewonnen haben sollen. Denn sogar Michael Ballack meint zu wissen: »Wir sind keine Brasilianer. […] Wir besitzen unsere deutschen Tugenden. Und die werden wir ins Spiel hineinwerfen: Leidenschaft, Siegeswille, Aggressivität.«[6] Und sie meinen es ernst.

Als 1990 der WM-Sieg der Nationalmannschaft den Sieg Deutschlands durch die Wiedervereinigung flankierte, drohte Franz Beckenbauer: «Wir Deutschen haben etwas im Blut, um das uns die ganze Welt beneidet. Wir geben nie auf.»[7] Es lässt deshalb sich nur hoffen, dass im Spiel der Nationen, auf dem Rasen der die Welt bedeutet, Deutschland alsbald eine vernichtende Niederlange erleidet.

Gegen Deutschland -
Für den Kommunismus!

Antinationale Gruppe Bremen
 http://www.nadir.org/nadir/initiativ/ang

[1] Dieses und alle folgenden nicht anders gekennzeichneten Zitate aus: Matthias Matussek: Ein neues deutsches Gefühl, in: SPIEGEL ONLINE, URL:  http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,419214,00.html, 01. Juni 2006

[2] Phase 2 Leipzig: Mehr als die Nation. Über den Wandel nationaler Repräsentation im Fußball, in: Phase 2.19, URL:  http://phase2.nadir.org/rechts.php?artikel=351&print=#o8, 01. Juni 2006

[3] Ebd.

[4] In einem Aufruf an alle Verbandsmitglieder den der DFB-Präsident und SS-Obersturmbandführer Felix Linnemann gemeinsam mit dem Führer der Deutschen Sportbehörde für Leichtathletik, Dr. Ritter von Halt im November 1933 veröffentlichte; Zit. nach: Dietrich Schulze-Marmeling: Fußball unterm Hakenkreuz. 100 Jahre Fußball in Deutschland, Teil 2: 1933-1945, in: ak - analyse + kritik / Nr. 436 / 16.03.2000 URL:  http://www.akweb.de/ak_s/ak436/06.htm , 06. Juni 2006

[5] Zit. nach: Phase 2 Leipzig: Mehr als die Nation. A.a.O

[6] Michael Ballack in der „BILD“, zit. nach: Gerd Dembowski und Dieter Bott: Schweinis und Poldis. Nationaler Fußball in Deutschland zwischen Boygroup und klassischem Härteideal, in: Phase 2.19, URL:  http://phase2.nadir.org/rechts.php?artikel=359&print=#u2 01. Juni 2006

[7] Zit. nach: Phase 2 Leipzig: Mehr als die Nation. A.a.O.


Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 18 Kommentare an

Lappen gegen Affen — Ergänzung

auch das in Dresden — Autonom

Minga — M

ubahn feldstraße — feldstraße

zu Feldstraße — Jupp

hach, wie schön... — Hamburg Schanzenviertel

fahnenkontest — doofländer

nicht so schlimm — zweifler

Quellen bitte! — @Jens Anger, WMHasser

Marburg — MRHC