"Maxim RIP" - Gedenkkundgebung in Berlin-Köpenick

Prograffiti 14.06.2006 13:49 Themen: Antirassismus
Über 50 Menschen versammelten sich am Dienstag, den 13.06. an der Ecke Friedrichshagender Str/ Am Generalshof in Berlin - Köpenick um an den vor 3 Jahren ermordeten HipHopper "MAXIM" zu erinnern. Auf der Kundgebung, die unter dem Motto "Gegen Gewalt und Intoleranz - Maxim RIP" stand wurde mit Redebeiträgen, Musik, Blumen und einer Schweigeminute MAXIM`s Leben und Wirken, das ganz im Zeichen der HipHop-Bewegung stand, gewürdigt.
Maxim Rip - Gedenkkundgebung in Berlin - Köpenick

Über 50 Menschen versammelten sich am Dienstag, den 13.06. an der Ecke Friedrichshagender Str/ Am Generalshof in Berlin - Köpenick um an den vor 3 Jahren ermordeten HipHopper "MAXIM" zu erinnern. Auf der Kundgebung, die unter dem Motto "Gegen Gewalt und Intoleranz - Maxim RIP" stand wurde mit Redebeiträgen, Musik, Blumen und einer Schweigeminute MAXIM`s Leben und Wirken, das ganz im Zeichen der HipHop-Bewegung stand, gewürdigt. Unter den Anwesenden waren neben Maxim`s Mutter, der Witwe, dem Bruder auch Freunde von MAXIM und Kollegen aus der HipHop-Szene, sowie einige antirassistische AktivistInnen. Von Seiten der Veranstalter, der „Maxim – Initiative“ und dem „Prograffiti - Bündniss wurde in verschiedenen Redebeiträgen auf den rassistischen Hintergrund von MAXIM`s tot hingewiesen. Ein enger Freund von MAXIM warnte hingegen davor MAXIM´s Leben und seinen Tod politisch zu instrumentalisieren, da es nicht im seinem Sinne gewesen wäre. Denn wenn es um Politik ging „habe MAXIM immer schlagartig die Flucht angetreten“. Der Bruder von MAXIM stellte sein soziales Engagement für Jugendliche in den Vordergrund, es sei MAXIM darum gegangen „die Kids von der Strasse zu holen und ihnen eine Perspektive zu geben“. Desweiteren betonte er das MAXIM für Rassismus und Intoleranz kein Verständnis gehabt habe, denn für ihn sei nicht wichtig gewesen „woher man kommt, sondern was man draufhat“.

Was war passiert?

MAXIM, der sich in der Berliner HipHop-Szene als Beatboxer, Breakdancer, Graffiti-Künstler und Rapper einen Namen gemacht hatte, wurde am 13.06.2003, seinem Geburtstag, von dem über 70 Jährigen Rentner Werner P. mit einem Messerstich in`s Herz ermordet. Der Tat vorausgegangen war ein Streit zwischen dem Werner P. und der Frau von MAXIM wobei Werner P. MAXIM`s Frau „Diebstahl“ vorgeworfen hatte weil diese beim Einkaufen keinen Einkaufswagen benutzt hatte. Beim Versuch den Streit zu schlichten, wurde MAXIM von Werner P. grundlos niedergestochen und verstarb kurze Zeit später an den Verletzungen. Werner P. wurde später von der deutschen Justiz freigesprochen, der Mord an MAXIM wurde so im nachhinein legetimiert. Der Freispruch folgt dem rassistischen Vorurteil das junge Türken nun mal „gefährlich und gewaltbereit“ seien und das es bei Meinungsverschiedenheiten legetim ist sie abzustechen anstatt normal mit ihnen zu reden. Die Gedenkkundgebung verstand sich deshalb auch als Protest gegen den Freispruch für Werner P. und den alltäglichen Rassismus der MAXIM das Leben gekostet hatte. Alles in allem eine würdige und ergreifende Ehrung, wenn auch durchaus mehr Teilnehmer erwartet worden waren.

PS: Einige Nazi`s tauchten am Rand der Kundgebung auf, machten sich jedoch beim Anblick der Anwesender Jugendlichen schnell wieder rar. Zwischenfälle gab es keine.

Zur Dokumentation:

Aufruf:

MAXIM – GODFATHER OF HIPHOP

Maxim war ein junger, dynamischer und sozial sehr engagierter Mensch. Er war in jeden Kiez zu Hause, jeder kannte ihn, schätze seine Arbeit und nicht zuletzt seine Persönlichkeit. Er gab Jugendlichen verschiedenster kultureller Herkunft eine Perspektive, förderte junge Talente in Musik und Tanz und leistete so einen enormen Betrag zur Integration. Am 13.06.2003 seinen Geburtstag wurde er in Berlin - Köpenick von einen Rassisten niedergestochen. Sein Mörder wurde von den BRD-Justiz freigesprochen. MAXIM ist kein Einzelfall. Die Ignoranz des BRD-Staates gegenüber den Opfer rassistischer Übergriffe hat System. Jeden Tag werden in diesen Land Menschen wegen ihrer Herkunft oder Einstellung verletzt, ermordet oder eingesperrt. Dagegen wollen wir protestieren und an MAXIM erinne n der von einen Rassisten aus unsere Mitte gerissen wurde

WIR VERGESSEN DICH NIE!

Redebeitrag von Prograffiti (www.prograffiti.tk):

MAXIM-RIP

Hier wo wir jetzt stehen wurde MAXIM alias Atilla Murat Aydin vor 3 Jahren von dem Rentner Werner P. erstochen. Auch 3 Jahre später haben wir dieses schreckliche Verbrechen nicht vergessen. Wir haben uns an diesen 3.Jahrestag hier heute versammelt um an MAXIM zu erinnern, um sein Leben und sein Engagement, das ganz im Zeichen der HipHop-Kultur stand zu würdigen. MAXIM glaubte an die Idee der Selbstverwirklichung die hinter dem HipHop-Gedanken steht. Er versuchte jungen Menschen denen in unsere Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt nie eine Chance gegeben wurde dazu zu motivieren sich mit Graffiti, Rap, Breakdance und Djing eine Ausdrucksmöglichkeit zu schaffen um ihn so gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Und er stand dafür das Konflikte in der Szene durch friedlichen Wettstreit, durch Battle, und nicht durch Gewalt gelöst werden sollten . Um so bitterer das grade er Opfer eines Gewaltverbrechen wurdes. Ermordet wurde Maxim, der eine Frau und ein Kind hinterlassen hat, nicht etwa von einem Konkurrenten in der Szene, sondern von einem knapp 70-Jährigen deutschen Rentner. Der Täter, Werner P, wurde freigesprochen und bekam auch noch Haftentschädigung. Die deutsche Justiz hat damit den Mord an MAXIM im Grunde im Nachhinein legetimiert indem sie behauptet der Täter habe in angeblicher Notwehr gehandelt. Unsere Meinung nach gibt es Gründe dafür das die Justiz den Mord an MAXIM deckt. Denn MAXIM`s tot war in unseren Augen die Begleiterscheinung einer von Medien und Politik forcierten gesellschaftlichen Mobilmachung gegen Jugendliche, vor allem gegen Jugendliche mit migrantischen Hintergrund, die seit Jahren anhält. Fast kein Tag vergeht ohne das Bild oder B.Z. mit irgendwelchen Horrostory`s über amoklaufende Jugendliche auftrumpfen, jede Schlägerei wird aufgeblasen, bei jeden Einzelfall eine ganze Generation in Verdacht genommen. Obwohl die Kriminalitätsrate seit Jahren sinkt geben sich Medien und Politik viel Mühe, eine Bild zu zeichnen wonach die Jugend in der Grosstadt ,zumindest diejenigen nicht-deutscher Herkunft, aus messerstechenden Irren besteht. Jugendlichen Graffiti-Aktivisten werden in den Zeitungen als „gut organisierte Kriminelle Gruppen“ beschrieben und entsprechend mit BGS-Hubschraubern gejagt. Rap-Musiker werden von Politikern für gesellschaftliche Misstände und den Zustand der Jugend verantwortlich gemacht, statt umgekehrt. In sogenannten „Problembezirken“ wie Neukölln, Wedding und Kreuzberg werden migrantische Jugendliche von der Polizei terrorisiert und unter Generalverdacht gestellt „Drogendealer“ oder zumindest irgendwie „kriminell“ zu sein. Die sozialen Ursachen die zu Kriminalität und Gewalt führen, nämlich Armut und Perspektivlosigkeit werden dabei grösstenteils ausgeblendet. Bei dem Medienrummel um die Neuköllner Rütli-Schule zum Beispiel wurde nicht das Versagen der Pädagogen und des deutschen Schulsystems, das migrantische Jugendliche systematisch diskriminiert, thematisiert sondern fast durch die Bank Weg die aufmüpfigen Schüler und deren ausländische Herkunft für die Probleme verantwortlich gemacht. Das Bild des „ausländischen gewalttätigen Jugendlichen“ das die Medien jeden Tag aufs neuen den Menschen in die Köpfe hämmern geht nicht nur an der Realtiät vorbei, es schürt auch Rassismus, Intoleranz und Angst. Wir sind uns ziemlich sicher das es dieses Bild vom „gewalttätigen Kriminellen Ausländer“ war das Werner P im Kopf hatte als er MAXIM`s Frau beschuldigte im Supermarkt geklaut zu haben und das es auch dieses Bild war das Werner P. dazu brachte MAXIM im Streit abstechen, anstatt wie ein normaler Mensch mit ihm zu reden. Werner P. ist in unseren Augen Schuldig. Doch Medien und Politik haben ihm den Schwachsinn das junge Türken nun mal gefährlich sind jahrenlang eingeredet. Auch sie sind Schuldig. Deshalb wollen wir heute diese Kundgebung auch nutzen um gegen den alltäglichen Rassismus, die Gewalt und die Intoleranz protestieren die MAXIM das Leben gekostet hat. Wir wollen dagegen protestieren das der Mörder von MAXIM, Werner P. von der deutschen Justiz freigesprochen wurde und Haftentschädigung erhält. Wir wollen zeigen das wir im Geiste von MAXIM und der Hip-Hop Kultur weiter kämpfen werden. Denn wichtig ist nicht woher du kommst, sondern was du draufhast. In diesem Sinne:

Maxim RIP

Redebeitrag von Graffiti Hates Germany (www.graffiti-hates-germany.tk/):

Kein Freispruch für Köpenick

Der Mord an „Maxim“ und der deutsch-rassistische Normalzustand
Attila Aydin alias „Maxim“ war eine Sprüherlegende, man kann seine Bilder und Tags noch an vielen Wänden in Berlin bewundern. Auch musikalisch hatte er sich in der Hip-Hop-Szene einen Namen gemacht. Am 13. Juni 2003, seinem Geburtstag, wurde er in Köpenick von Werner P., einem 76 jährigen deutschen Rentner ermordet. Was war geschehen? Werner P. hatte Maxims Freundin in einem Supermarkt angepöbelt und bei einer Verkäuferin denunziert, weil sie keinen Einkaufswagen benutzte, sondern die Waren einfach in eine Tasche steckte. Als Maxim ihn daraufhin kurze Zeit später vor dem Supermarkt zur Rede stellen wollte, zog dieser ein Springmesser und stach ihm gezielt ins Herz.

Am 26. Februar dann, wird Maxims Mörder Werner P. vom Amtsgericht Moabit freigesprochen. Begründet wurde das Urteil mit der mentalen Verfassung Werner P.s, der im Zweiten Weltkrieg und der DDR schon so viel mitgemacht und auch die Wende nicht verkraftet habe. Er gehe nachts nicht mehr aus dem Haus und ziehe sich immer häufiger in seine Laube auf einer Spreeinsel zurück, um der bösen und entrückten Welt zu entfliehen, die scheinbar so gar nichts mehr mit der Ruhe-Ordnung-Sauberkeit von früher zu tun habe. Ja, selbst im hinterdeutschen Köpenick sind jetzt schon MigrantInnen angekommen – für Werner P. kriminelle Jugendbanden. Da braucht man eben ein Springmesser, nicht, wie Werner P. angibt, um Kohlrabi zu schneiden, nein, man muss sich ja schützen, angesichts der sich verändernden Situation in Ostdeutschland nach 1990. Solcherlei Ansichten sind in Köpenick vielleicht nicht so ungewöhnlich, wo hier doch rechte Übergriffe, die NPD-Zentrale und der grünauer Abschiebeknast die Realität prägen, aber das ungeheuerliche Verständnis, das die Justiz dem Täter hier entgegen gebracht hat, zeigt in besonderem Maße die gesellschaftliche Akzeptanz von mörderischem Rassismus und Ordnungsfanatismus in diesem Land. Selten einfühlsam zeigten sich Richterin und Staatsanwalt, als sie die Tat als „aus Werner P.s Sicht“ nachvollziehbar werteten. Denn, ist man erst mal antiwestlich eingestellt und sieht überall die alten Werte gefährdet, kann man sich auch schon schnell durch allein – wie es hieß – „südländisches Aussehen“ bedroht fühlen. Ein rassistisches Motiv wurde von der Justiz jedoch ausgeschlossen. Rassismus ist in dieser Gesellschaft so fest integriert, dass er ganz unspektakulär zur deutschen Normalität gehört. Angesichts der Alltäglichkeit rassistischen Handelns, stellt dieses für den Staat auch keinen ernsthaft zu sanktionierenden Akt mehr dar. Rassismus ist lediglich die Überforderung armer Wendeopfer, die mit der neuen, fremden Welt nicht klar kommen. Und die Justiz holt Werner P. jetzt mit diesem Urteilsspruch von der Bild-Titelseite, die ihn als „ältesten Mörder Deutschlands“ herausbrachte, wieder zurück in die heimatliche Mitte der Gemeinschaft, die voll ist von Ressentiments gegen Menschen, die nicht tun, was sie sollen – nämlich lohnarbeiten gehen, den Einkaufswagen benutzen und sich auch an alle anderen Regeln halten – sondern einfach in ihren begrenzten Möglichkeiten hier tun, was sie wollen (z.B. sprühen gehen), oder zudem noch nicht so aussehen, wie es den Deutschen passt.
Eigentlich hat Werner P. hier auch zunächst nur das getan, was diese Gesellschaft als gemeinschaftsverantwortlich und bürgerpflicht-bewusst postuliert. Er hat offenen Auges den ordentlichen Zustand in seinem Kiez bewacht, gekonnt potentielle Kriminelle ausgemacht und sich in Sachen eingemischt, die ihn nichts angehen. Offen bleibt die Frage, wie wohl der Urteilsspruch ausgefallen wäre, wenn Maxims Freundin den Rentner mit einem Geburtstagstortenmesser abgestochen hätte, weil er sie beim Einkaufen aggressiv angemacht hat.

Gegen Disziplinierungswahn und Rassismus! - Deutschland wegbuffen!
Graffiti hates germany!

Redebeitrag von der Soligruppe Berlin (www.freechristian.de.vu):

Infos:
www.prograffiti.tk
www.maxim-rip.de
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Weitere Beiträge:

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Ergänzungen

Mhhh

Writer 14.06.2006 - 18:01
So krass ich den Mord und die anschliessende Reaktion der Justiz (Freispruch für den Mörder) finde, so merkwürdig kommts mir vor, wenn Linke, die sich in der Writerszene kein bischen auskennen, die Sache für ihre Politik nutzen. Maxim war in erster Linie Gangsta und hat bis auf Tags und Throw ups wenig gebombt. Passt mal ein bischen auf, daß Ihr Menschen nicht unkritisch zu Märtyrern stilisiert. Der Mord an Maxim ist genauso schlimm und kein bischen besser, wenn man zugibt, daß er ein normaler Mensch mit vielen Fehlern war.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Aber... — DXX86

hmmm — unwichtig