Polizeikessel bei Zappenduster in D-Benrath

UnWichtiger 14.06.2006 02:00 Themen: Militarismus Repression
Ca. 100 Demonstranten bei durchweg friedlicher "Demo" gegen den Zapfenstreich in Düsseldorf-Benrath von Bullen 2 Stunden festgehalten.
Treffpunkt der Gegendemo war um 21 Uhr am Bahnhof D-Benrath. Bis 21:30 waren eigentlich alle da, und es kamen immer mehr Bullen. Zu diesem Zeitpunk kam man als vermeindlicher Demonstrant nicht mehr in den Bahnhof - beispielsweise in den einzigen Kiosk in der Nähe.
Mehrfach wurde dazu aufgefordert, sich friedlich zu verhalten und keinen Grund für Polizeigewalt zu geben. Dabei blieb es auch. Um ca. 21:40 hieß es, wir könnten die Demo nicht fortsetzen wegen Verstoßes gegen das Lärmschutzgesetz (sic!)... Grade in WM-Zeiten ein sehr lascher Vorwand. Von Seiten der Pozilei hieß es, man könne den mittlerweile kompletten Kessel über einen Ausgang verlassen (inkl. Personalienfeststellung und Platzverweis)! Sowohl vom Antifa-Wagen als auch von anderen Rednern hieß es, man solle dem nicht nachkommen. Tat auch keiner.
Es gab lauten Protest gegen die Einkesselung sowie den Aufruf, den Einsatzleiter am nächsten Tag wegen Freiheitsberaubung zu verklagen. Auch der Forderung was von dem (für die Männer in grün/blau) reichlich Vorhandenen Wasser an die Eingekesselten zu verteilen, wurde nicht stattgegeben.
Um 23:30 wurde der Kessel geöffnet, d.h. man konnte ihn in kleinen Gruppen verlassen.
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Ergänzungen

Personalienfeststellung

nixda 14.06.2006 - 14:04
Personalien wurden von denen Aufgenommen, die den Kessel vor halb zwölf verlassen wollten. Nach Auflösung des Kessels gab es keine Kontrollen mehr.

Noch mehr infos zum zapen duster

maxi 14.06.2006 - 17:15
hier findet ihr die presseerklärung des bündnises zu den vorfällen gestern abend  http://www.zappenduster-duesseldorf.de/3junipresseartikel1.html .
und hier ist noch eine bilder galerie von gestern auf den seiten des antifa kok düsseldorf htt://www.antifakok.de/

Bewertung der Geschehnisse

carolinen 14.06.2006 - 18:29
zu den demonstraten:

ich möchte nocheinmal anmerken, das die polizeiführung ihr repressives verhalten, in form des zwei stündigen kessels, auch nur deshalb so einfach durchführen konnte, weil von der demoleitung (insbesondere vom ?anmelder?, sich selbst bezeichnet als "pazifist" und "theologe") kein wirkliche initiative kam, sich diesem rechtwidrigem verhalten entgegen zu setzen. die besagte person reklamierte die gesamte vielschichtige demo zunächst als zusammenschluss von "bürgern/pazifisten" und maßte sich dazu per megaphon auch noch an, alle demoteilnehmer als unbedingt "friedlich" zu titulieren. in selbstherrlichen ton, spielte er sich als führer auf und glaubte sich das recht rauszunehmen den demonstraten zu befehlen sie sollen doch "friedlich" bleiben. damit erstickte er jeden anstoss sich gegen die polizeiliche behandlung zu wehren und diffamierte sogleich alle die sich nicht mit der polizeigewalt abfinden wollten. die lokale antifa widersprach diesem mann, für den das polizeiverhalten anscheinend total neu war, und thematisierte den kessel wenigstens mehrmals und sendete unmissverständliche forderungen aus ("keine personalienkontrollen"). leider war dies aber auch schon alles von dieser seite und man beliess es beim aussitzen der vorgegebenen zeit, oder vergnügte sich mit sinnentleerten rumgeprolle durch antifaflaggen.

zur polizeistrategie:

inwieweit es beim anmeldungsprozedere schwierigkeiten gab kann ich nicht beurteilen. fakt ist jedoch das, selbst wenn hier ungereimtheiten vorlagen, es bei über 100 personen (die nun wirklich nicht als "potentielle gewalttäter" bezeichnet werden können) nicht möglich gewesen sein soll, wenigstens eine spontane route genehmigen zu lassen. offenbar sollte aber nichts anbrennen, während die fackeltragenden soldaten durch den ort liefen und machte keine kompromisse. die primitive provokation gegen demonstraten gegen das "lärmschutzgesetz" zu verstoßen, wenn diese in ihre käuflich erwerbbaren tröten blasen, ist beschämend. hier musste man sich bei der ausübung seiner "demokratisch legitimen" meinungsäußerungen ernsthaft bedroht fühlen. man kennt gelöbnisse aus dem raum hannover oder berlin, wo eine ähnliche aggressivtät an den tag gelegt worden ist. hier wurde wärend der demonstration einfach der generator der die musikanlage versorgte zerstört, natürlich mit brachialer gewalt gegen menschen. in berlin wurden demonstraten durch einen zivipolizisten die arme gebrochen um das militärritual ruhig abhalten zu können. gerade weil die polizei an diesem abend so überzogen reagierte, wäre es wichtig gewesen die sitzenden und gelangweilten demonstraten, die sich mit dem kessel abgefunden hatten, zu mobilisieren. stattdessen ist die polizeistrategie aufgegangen und sie wird daher voraussichtlich auch in zukunft wieder so umgesetzt, solange kein ernster nicht-pazifistischer widerstand organisiert wird.


anderes:

ein weiterer punkt betrifft das nahezu flächendeckende abfilmen der leute. es gab mindestens drei polizeikameras am rand des kessels, die die menschen ca. 3/4 der zeit(also über eine stunde!) abfilmte , selbst wenn hier absolut kein anlass bestand, da ein großteil der menschen friedlich auf dem boden sahs und der rest nur umherschaute. der polizeiführer, verfestigte das duchaus zutreffende klischee vom beschränkten bulle, als er das abfilmen damit rechtfertigte, sich dadurch einen "eindruck" zu verschaffen, auf welche "lautstärke" man sich im laufe der demo gefasst machen müsse. das dazu eine aufnahme von wenige sekunden gereicht hätte und videoaufnahmen auch nicht nötig gewesen muss man eigentlich nicht erwähnen.

auch am rand zu beobachten und sehr witzig bzw. bedenklich anzusehen, als ein bulle seiner kollegin am rand der demo ersteinmal erklären musste, warum sie hier überhaupt den weg blockieren. dies kam einem vereinfachten einführungskurs ins polizeirecht gleich, da es schien als ob die dame keinerlei erfahrungen in diesem bereich gehabt hätte und sich mit wenigen erklärungen ihres kollegen zufrieden gab.

auch wenn es an diesem abend sehr viel auszusetzen gibt, war es dennoch wichtig präsenz gezeigt zu haben. die masse der anwesenden leute war motivierend nur leider fehlte es an genügend selbstbewusstsein von seiten der demonstraten.

nachrichten von antenne düsseldorf

öllek 14.06.2006 - 18:44
Zapfenstreich hat möglicherweise juristisches Nachspiel
Düsseldorf - Die Polizei muss nach dem großen Zapfenstreich am Dienstag abend mit Strafanzeigen rechnen. Im Rahmen der Veranstaltung waren einige Demonstraten am Benrather S-Bahnhof von der Polizei eingekesselt und daran gehindert worden zum Veranstaltungsort zu ziehen. Dagegen wollen einigige Betroffene jetzt Strafanzeige wegen Freiheitsberaubung stellen. Für die Polizei stellt sich die Situation aber grundlegend anders dar, so ein Sprecher. Die Demonstranten hätten nach der Angabe ihrer Personalien gehen können – die Meisten lehnten das jedoch ab.
14.06.2006 - 15:17

Andere Bewertung von gestern

dabeigewesene 14.06.2006 - 19:21
Hi,
ich war gestern von Anfang bis zum mitternächtlichen Ende dabei undhabe einen anderen Eindruck vom Abend als Carolinen.

Der Anmelder der Demo ist Pazifist - das muß man selber nicht sein, aber respektieren. Er hat immer wieder die Polizei aufgefordert, den Weg freizumachen und hat verbal Druck gemacht. Er hat auch dazu aufgefordert, zusammenzubleiben und nicht die Personalien abzugeben. Die Verhandlungen hat er nicht alleine gemacht, sondern zusammen mit vier vor Ort anwesenden RechtsanwältInnen und mit Leuten aus anderen politischen Spektren. Daß die Demo nicht durchgesetzt werden konnte, lag an den Kräfteverhältnissen vor Ort.
Der Kessel ist der zweite in Düsseldorf innerhalb von 14 Tagen gewesen. Erste Formen des Widerstands dagegen waren das solidarische Verbleiben ohne Personalienvorzeigen und die Welle von Anzeigen, die grade gegen die Polizei läuft.
Die Düsseldorfer Linke muß sich überlegen, wie sie ihre Demonstrationen materiell gegen den Rechtsbruch der Polizei durchsetzen kann. Sie kann sich nicht damit begnügen, hinterher die Rechtswidrigkeit festzustellen. Sie muß den politischen Preis für den Rechtsbruch derartig hochtreiben, daß die Polizei lieber die Demos laufen läßt. Das hängt auch davon ab, ob sich in der nächsten Zeit mehr Leute politisch organisieren, statt "nur" auf der Demo mitzulaufen Rechte werden nicht erbettelt, sie werden erkämpft. Mite viele organisierten und durchsetzungswilligen Linken geht das nunmal besser.

FAZIT

Apu 14.06.2006 - 21:10
Fazit:Durch das gesamte Verhalten der Polizei (offensiven Filmen in einer derartigen räumlichen Positionierung, daß mensch sich dem gefilmt werden nicht entziehen konnte, das gesamte Demospektrum mehr als 100%ig
"abgedeckt" war, das Nachfragen nach den Namen der RednerInnen, Perso-Kontrollen) wird m.M.n. klar, daß es nach dem 03.06. darum ging, möglichst viele Gesichter, Namen, Adressen und Gesichter von Menschen mit antifaschistischer und demokratischer Gesinnung zu sammeln.Das dann die PazifistInnen mit ihrem legalstischen Verhalten (Nennung von Namen vor der Rede) wohl als als "Vorbild vorangehen" wollten ist deren Sache. Mit ihrer Positionierung haben sie eh nicht viel von den Blauen/Grünen zu befürchten. Das diese Leute aber dann Spaltung in "friedliche" und in "gewaltbereite" DemonstrantInnen betrieben haben ist sicherlich übel aber keineswegs überraschend, da das was von dieser Seite stets betrieben wurde.
Und wenn dann auch noch Apelle an die Polizei gerichtet werden, wird´s weiter übel, weil so Illusionen in diesen Staatsapparat geschürt werden.
Auch ich hätte mir da eine klarere und offensivere Abgrenzung dagegen von
Seiten der Antifa-GenossInnen gewünscht. Ich denke in der Nachbereitung sollte folgende Frage aufgeworfen werden: In welchem Zusammenhang steht die Tatsache den PazifistInnen zum größten Teil das Feld führend zu überlassen was sie dann für ihre Spaltungsmanöver nutzen und ihre politischen Vorstellungen dem Großteil der DemoteilnehmerInnen aufzudrängen ?

schluss jetzt

genervter 15.06.2006 - 01:00
so, jetzt mal schluss. ich war auch im kessel und bin bis zuletzt geblieben, ohne meine personalien zu zeigen. ich finde es nervig, daß leute die schuld der antifa oder den pazifiste oder sonst wem von den gekesselten zuweist.
schuld waren die bullen, die eingekesselten hielten in ihrer großen mehrzahl zusammen - egal ob linksradikal oder pazifistisch. ich fand es super, daß sofort viele leute ans mikro gegangen sind, als die bullen die sprecherinnen feststellen wolllten. DAS war reale solidarität und ist nützlicher für die betroffenen, als das scheinradikale gelaber hier auf indymedia. also nochmal ein fettes lob an die anwältinnen, an die leute in und um den lauti, an die menschen an den transparenten und auch an den pazifistischen anmelder.
und für den im kessel schweigenden und hier klugscheißenden rest: einfach mal schnauze halten!

@carolinen

egal 17.06.2006 - 11:32
du hast geschrieben:
"in berlin wurden demonstranten durch einen zivipolizisten die arme gebrochen um das militärritual ruhig abhalten zu können."

wie kommst du auf diese schwachsinnige feststellung, dass irgendjemanden die arme gebrochen wurden?
das hat mal jemand in den umlauf gebracht, wurde aber NIEMALS belegt!
warst du überhaupt dabei?


und an die anderen:

ich glaube nicht, dass es ein großer sieg war. ich glaube eher, dass die polizei nur mögliches "störpotential" binden wollte, was ihr offensichtlich problemlos gelungen ist!

@egal von carolinen

ok, ich habe arme mit beinen vergessen-sorry 20.06.2006 - 15:47
"Opfer klagen prügelnden Polizisten an

Friedensgruppe sucht Zeugen. MEK-Beamter in Innendienst versetzt. Gesamtzahl der Übergriffe gesunken

Nach der Prügelattacke eines Polizisten mit einem Schlagstock gegen eine Gruppe Demonstranten während des Zapfenstreichs am Mittwochabend bereitet die Deutsche Friedensgesellschaft (DFG-VK) eine Sammelklage gegen den Beamten vor. Die DFG-VK ist Teil des Bündnisses gegen den Zapfenstreich, welches am Mittwoch zur Gegendemonstration aufgerufen hatte. Bereits fünf Menschen, die von den Schlägen des Polizisten verletzt worden waren, hätten sich gemeldet, sagte der Sprecher der Friedensgesellschaft, Frank Brendle. „Wir suchen noch weitere Zeugen und Opfer.“ Das Bündnis habe den Rechtsanwalt Sven Richwen beauftragt, die Sammelklage wegen gefährlicher Körperverletzung einzureichen. Nach Brendles Angaben habe ein Sanitäter erzählt, ein Demonstrant sei so schwer verletzt worden, dass beide Beine des Opfers gebrochen seien. „Auch dieses Opfer bitten wir, sich bei uns zu melden“, sagt Brendle."
 http://kf.x-berg.de/forum/thread.php?threadid=1842&sid=9d4d10ce91bd0f61e42e3804f1a305ea

aber kack hier nicht gleich leute in unhältnismäßigen ton an ("schwachsinnig" usw.). das sprciht nicht für deine diskussionskultur...

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