Bomba Clab - Kampf um ein Autonomes Zentrum

bomba clab 05.06.2006 23:32 Themen: Freiräume
Bomba Clab - Kampf um ein Autonomes Zentrum in Klagenfurt/Celovec

Seit einige Wochen kämpfen antifaschistische Jugendliche um ein autonomes Kulturzentrum in Klagenfurt/Celovec - zwei alte Häuser wurden besetzt. Mittlerweile wurde zwar ein "Waffenstillstand" mit der Stadt geschlossen, trotzdem ist die Zukunft des Bomba Clab immer noch ungewiss. Hier eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse sowie Neuigkeiten.
Start der Besetzung war irgendwann im April - das Haus war einigen AktivistInnen bekannt und so begannen sie, erst einmal den ganzen Dreck und die Scherben, die so rumlagen, einzusammeln. Da damals schon bekannt war, dass das Haus der Stadt gehört und noch dazu unverschlossen war, bot es sich an, hier einfach weiterzumachen. Nach und nach wurden die Umrisse eines Nutzungskonzepts klarer - als Wohnraum wollte die beiden Hütten niemensch nutzen, für kulturelle Veranstaltungen aber sehr wohl. Ganz unbemerkt blieb das bunte Treiben auf dem Kreuzbergl dennoch nicht, so wurde der Strom-Zählerkasten während dieser "Stillen" Phase einfach rausgerissen. Ob die Polizei oder die ArbeiterInnen nahgelegenen Stadtgartenamts nun dafür verantwortlich waren, konnte niemensch in Erfahrung bringen. Kurzum wurde ein Stromgenerator gekauft - Strom für alle! :)
Am 30. April gab es die erste "Generalprobe" - eine kleine aber feine Freetek-Party bei zeitweise strömenden Regen fand statt, währenddessen wurde mit Flyern schon für das "Alternative 1. Mai-Festl" geworben. Etwa 50-80 Leute kamen und liessen es sich an diesem Tag richtig gut gehen. Es wurde gemalt, gekocht, gerunken, gequatscht, naja - spassig war's halt. Auch DJs kamen vorbei uns legten auf, was das Zeug hielt.
In den nächsten Tagen gab's dann erstmals Stress seitens der Stadt. In einer gemeinsamen Aktion schafften Polizei und Magistrat (unter der Führung des Liegenschaftsbeauftragten Reinfried Oblasser) alle angeschleppten Möbel, Wekzeuge usw. einfach auf den Müll. Wertvolle Sachen wie den Stromgenerator nahmen die Magistrats-Hackler einfach mit in ihre Arbeitsstätte, ihrem Wortlaut nach ordnete die Polizei eine "Ingewahrsamnahme" des Geräts an. Natürlich müsste in diesem Fall die Polizei selber den Generator wegschaffen und nicht die Hackler dazu anstiften, natürlich bräuchte es auch eine rechtliche Grundlage für das Entwenden des Generators. Stattdessen gaben sowohl Magistrat und Polizei an, "nichts von der Sache zu wissen" (nachzulsenn in der Kärtner Tageszeitung vom 13. Mai). Noch ein wenig später wurden vor den ersten Türen und Fenstern Baugitter angebracht, verantwortlich dafür war die Firma "Janesch" aus Pertitschach/Prtiče in der Gemeinde Keutschach/Hodiše. Trotz der Gitter war es immer noch möglich ins Haus zu kommen, ohne einbrechen zu müssen. Nichtsdesdotrotz entschieden sich die BesetzerInnen, die Besetzung öffentlich zu machen und einen Dialog mit der Stadt zu fordern. Das dazugehörige Flugblatt sowie einige Fotos gibt es hier nachzulesen:  http://at.indymedia.org/newswire/display/55567/index.php

Mittlerweile gab es erste Unterstützung seitens parlamentarischer PolitikerInnen. SPÖ-Gemeinderat Michael Raunig plädierte in einer Aussendung für den Bomba Clab, ebenso die grünen GemeinderätInnen Matthias Köchl und Angelika Hödl (siehe:  http://www.klagenfurt.gruene.at/themen.php?tid=42153&kid=382&PHPSESSID=33a8737f1e1eefd7daba3d10bd33ae96)

Bekannt wurde auch die Geschichte der Häuser und der nahegelegenen Wiese. Nicht umsonst wird sie im Volksmund "Blutwiesn" genannt - während der NS-Diktatur wurden hier mindestens 16 junge Wehrmachtsdeserteure hingerichtet. Einen informativen LeserInnenbrief aus der KTZ, der zu diesem Thema stellung nimmt gibt es hier nachzulesen:  http://de.indymedia.org/2006/05/147103.shtml

Am 17. 5. wurden die letzten noch offenen Türen den Bomba Clab von der Schlosserei Janesch verriegelt - zu diesem Zeitpunkt waren nur 2 Aktivisten anwesend, die nicht mehr tun konnten, als zuzuschauen. Zumindest wurde im Gespräch mit den beiden anwesenden Arbeitern klar, dass Reinfried Oblasser wieder die Müllabfuhr raufschicken wollte, um die Möbel wegzuschaffen. Am 18. 5. verbarrikadierten sich also in aller Frühe einige Leute im Haus, andere blockierten den Eingang. Oblasser und die Müllabfuhr waren völlig überrascht, als sie auf einen Tross von PressevertreterInnen und die grüne Gemeinderätin Hödl trafen, letztere wurde vom BZÖler Oblasser als "Unterstützerin einer kriminellen Organisation" beschimpft. Die Möbel konnten erfolgreich verteidigt werden, in der Presse erschienen mehr und mehr Artikel über das Haus. Liegenschaftsverwalter und Vizebürgermeister Walter Zwick (ÖVP) kündigte in der KTZ daraufhin ein "härteres Vorgehen" gegen die SquatterInnen an, diese bekräftigten noch einmal die Forderung nach einem Dialog. Jugendreferent Michael Matzan (SPÖ) hingegen liess in der "Kleinen Zeitung" durchblicken, er sei zu einem Gespräch bereit und sprach sich gegen eine Räumung aus.
Einen Bericht über diesen Tag kann Mensch hier nachlesen:  http://at.indymedia.org/newswire/display/55590/index.php

Am 19. Mai gabs Stress mit Nazis. Sie bewarfen das Haus mit Steinen, schrien dann noch ein paar Parolen ("Scheiss Punks, schleichts eich!") und verschwanden auf nimmerwiedersehen...

Am 20. Mai hingegen knallte es. Da die Polizei in der Kleinen Zeitung davon sprach, nicht einzuschreiten, da ja kein "Offizialdelikt" vorliege, erstattete das Magistrat einfach anzeige (dazu weiter unten mehr). Also stürmten am Abend 4 uniformierte Polizisten mit englischen "Police! Police!"-Rufen und gezogenen Pistolen den Bomba Clab, die wenigen anwesenden Leute konnten der Bullerei noch entwischen. Mehr über diesen Tag gibt es hier nachzulesen:  http://at.indymedia.org/newswire/display/55607/index.php

Am 22. Mai gab es das erste Gespräch mit Michael Matzan, dem Jugendreferenten. Die Position des Bomba Clab wurde klargemacht, dass mensch das Haus nicht freiwillig verlassen werde, jedoch keine Eskalation will. Ein Verein soll gegründet werden, der Stadt werden 2 Ansprechspersonen genannt und bis Ende Juni ein Nutzungskonzept vorgelegt. Im Gegenzug dazu solle die Stadt auf weitere Polizeimassnahmen verzichten, sowie die Anzeige zurückziehen. Zu diesem Zeitpunkt ging mensch noch davon aus, es handle sich um eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs (davon sprach zumindest Oblasser in der Kleinen Zeitung). Ausführlichere Infos zu diesem Tag hier:  http://at.indymedia.org/newswire/display/55623/index.php

Am Dienstag, dem 30. Mai war im klagenfurter Stadtsenat auch das Thema Bomba Clab anberaumt. Um die Forderungen nochmals zu unterstreichen, organisierten die Clabist@s am Freitag, dem 26. Mai eine Protestkundgebung/Strassenfest vor dem klagenfurter Rathaus. Etwa 60-100 Leute nahmen daran Teil. Einen Bericht davon gibt es hier:  http://at.indymedia.org/newswire/display/55643/index.php

Am Montag, dem 28. Mai lud die Wochenzeitung "Kärntner Woche" zu einer Diskussion über den Bomba Clab. Eingeladen waren Jugendreferent Michael Matzan (SPÖ), Vizebürgermeister Walter Zwick (ÖVP), Karin Rauter vom Kulturverein Ballhaus (www.ballhaus.at) sowie ein Aktivist des Bomba Clab. Nachdem der Vorschlag des Bomba Clab, einen Verein zu Gründen, wenn die Stadt dagegen auf weitere Repression verzichten würde, gutgeheissen wurde, wurde das ganze in der Stadtsenatssitzung einen Tag später auch abgesegnet.

Doch wie schaut die Situation jetzt aus? Nun, die Stadt scheint sich nicht an ihre Versprechungen zu halten, die Gedlud der Clabist@s ist schon arg strapaziert. Am Freitag, dem 2. Juni erhielt der Bomba Clab gleich 3mal Besuch von der Polizei. Zuallererst kamen Polizeijurist Schiestl und ein gewissen LVT-Beamter namens Melischnig um "sich das ganze einmal anzuschauen". Hier kam auch zutage, dass es sich nicht um eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs handelt, sondern um eine wegen Sachbeschädigung (wegen des aufgebrochenen Schlosses einer der Eingangstüren). Die Anzeige war also immer noch gültig. Ein wenig später kamen dann noch 2 Beamte und eine Beamtin in Zivil von der Kripo vorbei - sie waren auf der Suche nach Drogen. Es waren übrigens die gleichen BeamtInnen, die schon einmal während einer Party raufkamen und Stress machen.
Etwa 1 Stunde später fuhren dann nochmals ein Zivi-Bullenauto, zusammen mit einem 4sitzer-Polizeiauto und einem Poliezeikombi vorbei und schnüffelten rum (zu diesem Zeitpunkt war jedoch nur eine Person anwesend, die sich das Treiben von einiger Entfernung anschaute).
Die Clabist@s riefen daraufhin Matzan an, um nochmals klarzustellen, dass das gegen den ausgehandelten Deal sei. Der pflichtete dem bei und sagte, er werde sich darum kümmern. Mal sehen, was so ein Wort eines Politikers wert ist...

Kultur wird gemacht!
Nun, die Veranstaltungen werden im Bomba Clab natürlich weitergehen! Jeder und jede ist eingeladen, sich zu beteiligen. Falls ihr/du also ein Konzert organisieren wollt, eine Lesung, Theater, Partys, wasauchimmer - schreibt einfach an  BClab@gmx.at, dann lässt sich was machen.

In den nächsten Tagen wird auf dem Bombaclab-Homepage  http://bclab.awardspace.com ein Programm für die nächste Zeit veröffentlicht. Soviel kann Mensch schon sagen - es wird ein Punkkonzert geben, eine Ausstellung, eine Lesung, eine Gothic-Party, einen Antifa-Vortrag und hoffentlich noch viel, viel mehr. Beteiligt euch! :)

Die Leute vom Bomba Clab

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Ergänzungen

email + HP

tintifax 28.06.2006 - 01:10
stimmt, die email-adresse und die HP funktioniert nicht!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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