500 auf FileSharing Demo in Stockholm

init 05.06.2006 01:42 Themen: Kultur Medien Netactivism Repression
Am 31.Mai hatte die schwedische Polizei im Auftrag der Rechte-Mafia etliche Server der Filesharing-Suchmaschine "The Pirate Bay" beschlagnahmt. Gestern äußerten die Betreiber der Seite und viele UnterstützerInnen auf einer Kundgebung in Stockholm ihren Unmut über diese Willküraktion.
Fotos von der Demo in Stockholm. | Wikimedia-Commons Dokumentation

Nach Angaben der Betreiber von "The Pirate Bay" gingen die etwa 50 eingesetzten Polizisten bei der Razzia ausgesprochen rücksichtslos vor und setzten sich über eine ganze Reihe schwedischer Gesetze hinweg. So wurden nicht nur die Computer von "The Pirate Bay" beschlagnahmt, sondern alle vorgefundenen Maschinen. 200-300 völlig unbeteiligte WebseitenbetreiberInnen sind bis auf weiteres offline und ihre Daten lagern bei der schwedischen Polizei. Darunter befindet sich auch mindestens 1 Nachrichtenseite, die dem gesonderten Schutz des Presserechts unterliegt.

Darüber hinaus musste der Anwalt der Betreiber eine DNA-Probe abgeben. Was in Schweden nur bei schweren Straftaten zulässig ist.

Die Polizisten deaktivierte nacheinander alle Überwachungskameras des Rechenzentrums, um eine unabhängige Dokumentation des Vorganges unmöglich zu machen. Auf diesen Videos, die die Polizei nicht rechtzeitig beschlagnahmte, ist das sehr schön zu sehen.

Eine komplette Liste aller bisher bekannten Rechtsverstöße haben die Betreiber hier zusammengestellt.

Die Rechte-Maffia lässt weiterhin nichts unversucht, ihre Profite aus dem Verkauf von Musik, Filmen und Software weiter zu maximieren. Ihre Handlanger in den Regierungen schaffen mit immer absurderen Strafgesetzen weiter Tatsachen.

Wenn mir vor 5 Jahren jemand erzählt hätte, dass für das Kopieren von Musik mal Gefängnisstrafen drohen, ich hätte ihn oder sie für paranoid gehalten.

DRM und Repression gegen Menschen, die digitale Inhalte teilen, wird letztlich so erfolgreich sein wie die Prohibition in den USA in den 20ern. Da die großen Medienkonzerne aber einen ungeheuren Einfluss auf unsere Regierungen haben, wird dabei erstmal einiges an Freiheit und Demokratie auf der Strecke bleiben.

Eine nette Seite noch gegen geistige Monopolrechte an Musik: Downhill Battle

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tagmata 05.06.2006 - 09:29

Rede von Rickard Falkvinge (Piratenpartei)

Girgam alhamsa 05.06.2006 - 13:26
 http://www.gulli.com/news/mein-name-ist-rickard-2006-06-05/

Freunde, Bürger, Piraten:

Es ist nichts neues unter der Sonne.
Mein Name ist Rickard Falkvinge und ich bin der Anführer der Piratenpartei.
Während der letzten Woche haben wir einige Beispiele juristischer Schandtaten miterleben dürfen. Wir haben die Polizei gesehen, wie sie die ihnen zu Verfügung stehenden Mittel missbraucht hat. Wir haben gesehen, wie hochrangige Politiker mobilisiert haben, um die Unterhaltungsindustrie zu beschützen.

All das ist skandalös ohne Gleichen. Deshalb stehen wir heute hier.

Die Unterhaltungsindustrie will uns davon überzeugen, dass es nur um die Lösung von Zahlungsfragen geht, wie eine bestimmte Gruppe von Arbeiten bezahlt wird. Dass es um ihre immer kleiner werdenden Verkaufszahlen, um ihre trockenen Statistiken geht. Das ist ein Vorwand. Es geht um etwas ganz anderes.

Um die heutige Situation im Lichte der Geschichte zu verstehen müssen wir 400 Jahre zurück gehen, zurück, als die Kirche das Kultur- und Wissensmonopol hatte. Was die Kirche sagte, hatte zu geschehen. Pyramidenkommunikation. Es gab eine Person an der Spitze, die zu einer gewissen Zahl anderer weiter unten in der Pyramide gesprochen hat. Kultur und Wissen hatten eine Quelle und diese Quelle war die Kirche.

Und Gnade Gott denjenigen die es wagten, das Kultur- und Wissensmonopol der Kirche herauszufordern! Sie wurden den zu der Zeit denkbar schlimmsten Misshandlungen ausgesetzt. Die Kirche erlaubte den Bürgern unter keinen Umständen, selbst Informationen zu verbreiten; sie beherrschte die gesamte Gesetzgebung: Prevention, Verfolgung und Bestrafung.

Es ist nichts neues unter der Sonne.

Heute wissen wir, dass die Freisetzung des Wissens das einzig Richtige für die Gesellschaft ist. Dieser Galileo Galilei hatte recht. Selbst er hat gegen das Wissensmonopol angekämpft.

Wir sprechen hier von einer Zeit, in der die Kirche die Meinung verbreitete, dass Bürger nicht lernen müssten zu lesen und zu schreiben, denn der Pfarrer würde ihnen ohnehin alles sagen, was sie zu wissen hätten. Die Kirche wusste, was es bedeutet hätte, wenn sie ihre Kontrolle verloren hätte.
Dann kam der Buchdruck.

Plötzlich gab es nicht nur eine Wissensquelle, auf die man hören konnte, sondern mehrere. Die Bürger - die angefangen hatten, lesen zu lernen - konnten von unsanktioniertem Wissen profitieren. Die Kirche war wütend. Die königlichen Familien waren wütend. Die britische Königsfamilie ging sogar soweit, dass sie ein Gesetz erließ, das besagte, dass nur Drucker, die speziell von der Königsfamilie befugt waren, Bücher drucken, das Wissen und die Kultur für die Bürger vermehren durften.

Dieses Gesetz wurde "Copyright" genannt.

Dann vergingen einige hundert Jahre und die Pressefreiheit wurde geschaffen. Aber überall existierte immer noch das selbe alte Kommunikationsmodell: Eine Person, die zu der Masse spricht. Es gab verschiedene Leute, auf die man hören konnte - dennoch überall: Eine Person, die zu der Masse spricht. Das wurde vom Staat benutzt, um das System eines "Herausgebers" einzuführen.

Die Bürger werden in der Tat vom Wissen profitieren können, doch es wird immer jemanden geben, der ihnen antworten kann, wenn sie - oh schrecklicher Gedanke - vom falschen Wissen profitieren wollen.

Und das ist es, was die Grundfesten heute reformieren wird. Denn das Internet gehorcht diesem Modell nicht mehr. Heutzutage laden wir nicht mehr einfach nur Kultur und Wissen herunter. Wir laden gleichzeitig hoch, zu anderen. Wir verteilen Dateien. Wissen und Kultur haben, erstaunlicherweise, ihren zentralen Kontrollpunkt verloren.

Das ist der zentrale Punkt meiner Ansprache, deshalb werde ich ins Detail gehen:

Downloaden ist das alten Modell des alten Massenmediums, wo es einen zentralen Kontrollpunkt gibt, einen Kontrollpunkt mit einem verantwortlichen Herausgeber, der Gefahr läuft, dass ihm der Pressezuschuss entzogen wird und so weiter und so fort - wo jeder Wissen und Kultur herunterladen kann, von diesem zentralen Kontrollpunkt, der genau die Rechte vergeben kann, die er für passend erachtet.

Kultur- und Wissensmonopol. Kontrolle.

Filesharing begründet das gleichzeitige Hoch- und Herunterladen von jeder verbundenen Person, ohne jede zentrale Kontrolle; es ist eine Situation, wo die gesamte Kultur und Information zwischen Millionen verschiedener Menschen fließt - zur selben Zeit. Das ist etwas grundlegend anderes, etwas komplett Neues in der Geschichte der menschlichen Kommunikation. Es gibt niemanden mehr, der verantwortlich gemacht wird, wenn das falsche Wissen verbreitet wird.

Deshalb reden die Firmen so viel von legalen Downloads. Legal. Downloads. Denn sie versuchen, das Abholen von ihrem zentralen Punkt unter ihrer Kontrolle das einzig Legale zu machen. Downloaden, nicht Filesharing.

Und genau das ist der Grund, warum wir das Gesetz ändern werden.

Während der letzten Wochen haben wir gesehen, wie weit ein Spieler bereit ist zu gehen, nur um seine Kontrolle nicht zu verlieren. Wir haben gesehen, wie die Verfassung verletzt wurde. Wir haben gesehen wie Staatsgewalt unrechtmäßig eingesetzt wurde und wie die persönliche Integrität von der Polizei eingeschränkt wurde - nicht um Verbrechen zu bekämpfen, sondern um diejenigen, die verwickelt sind und all jene, die irgendwo nahe waren, zu belästigen.

Es ist nichts neues unter der Sonne und die Geschichte wiederholt sich immer wieder. Es geht nicht um die Kompensierung einer bestimmten Gruppe von Arbeitern. Es geht um die Kontrolle von Kultur und Wissen, denn wer diese Dinge beherrscht, beherrscht die Welt.

Die Unterhaltungsindustrie hat versucht, uns zu beschämen, indem sie uns sagt, dass das was wir tun illegal sei, dass wir Piraten seien. Sie versuchen uns, unter irgendeinen Stein zu drücken. Schaut euch heute um - schaut, wie sie versagt haben. Ja, wir sind Piraten. Aber jemand, der denkt, ein Pirat zu sein sei eine Schande, hat unrecht. Es ist etwas, worauf wir stolz sind.

Denn wir haben bereits gesehen, was es heißt, ohne zentrale Kontrolle zu sein. Wir haben bereits die Freiheit geschmeckt, gefühlt und gerochen, ohne zentrales Monopol von Kultur und Wissen zu sein. Wir haben bereits gelernt, zu lesen und zu schreiben.

Und wir werden auch nicht vergessen, wie man liest und wie man schreibt, nur weil es in den Augen der Medien von gestern nicht passt.
MEIN NAME IST RICKARD UND ICH BIN EIN PIRAT!

Insgesamt 900 in Stockholm und Göteborg

Anarres 05.06.2006 - 21:13
Wie Heise unter  http://www.heise.de/newsticker/meldung/73870 berichtet, kamen in Stockholm und Göteborg insgesamt 900 TeilnehmerInnen zu Protestkundgebungen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@eule — iskra

Na und? — Eule

Prohibition — elfboi