Freisetzung von Gefangenen statt Gen-Gerste

egal 04.06.2006 02:00 Themen: Biopolitik Repression Ökologie
Auch am Samstag ging es in Giessen wieder heiß her rund ums Genfeld. Es gab Spontandemos und ein Treffen mit dem Versuchsleiter während einer Feldbesichtigung. Die Hessenschau gerät ins Visier der Verdächtigungen bezüglich der fast gelungenen Feldbefreiung.
Um 9 Uhr machten die GentechnikgegnerInnen eine Spontandemo vor dem Giessener Amtsgericht. Mit dieser protestierten sie gegen die unverschämte Praxis der Giessener Behörden, die genehmigte Mahnwache gegen das Versuchsfeld nachträglich zu verbieten. Mit Transparenten und Flugblättern informierten sie PassantInnen und zeigten ihre Solidartät mit den Gefangenen. Sie zeigten ihren Unmut über die Giessener Verhältnisse von andauernder Polizeiwillkür und Rechtsbeugung mit Kreidesprüchen vor dem Gericht (das ist in Giessen GANZ schlimm!). Kaum war die Gruppe vor Ort, kam schon wieder die Polizei mit Blaulicht und wollte die Kundgebung verhindern. Mit der hanebüchenen Behauptung, dass ein Transparent der Spontaneität einer Demonstration widersprechen würde, versuchten die plötzlich zahlreichen Beamten das Grüppchen zu vertreiben. Dabei fotografierten sie fleissig die Anwesenden, nahmen deren Personalien auf und drohten mutig mit Platzverweisen. Nach heftigen Wortgefechten und der nochmaligen "Anmeldung" der Demo sahen die Polizisten die Lächerlichkeit ihres Vorgehens ein und zogen ab. Später folgte ein kleiner Demozug in die Innenstadt. Dort wurden ebenfalls zahlreiche Flugblätter verteilt, die über die Vorgänge des vorherigen Tages informierten (Artikel dazu:  http://de.indymedia.org/2006/06/148862.shtml).

Eine öffentliche Feldbesichtigung fand dann um 15 Uhr statt. Einige Interessierte umrundeten das beschädigte Gerstenfeld und trafen dabei auf Herrn Kogel, den Versuchsleiter. Dieser setzte sich demonstrativ auf eine Bank und rief den BeobachterInnen zu, dass er Gewalt verhindern wolle. Nach einem Gespräch gestand er seine Fehleinschätzung der Lage ein und entschuldigte sich bei der Gruppe. Daraufhin wurde er zu einer Diskussion eingeladen, die auf dem Campus-Camping Areal stattfand. Zu dieser Zeit erfuhren die AktivistInnen von einigen Freilassungen. Schon um 6 Uhr morgens waren zwei der Festgenommenen aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden. Zwei weitere kamen nachmittags frei. Sie mussten der Polizei nachweisen, dass sie Giessen sofort verlassen würden. Zwei Protestierende bleiben laut den Angaben eines Anwaltes bis voraussichtlich Dienstag in Unterbindungsgewahrsam in Frankfurt.

Laut einer Meldung im Giessener Anzeiger wusste die Hessenschau des HR bereits zwei Tage im Voraus von der geplanten Befreiungsaktion.
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Ergänzungen

Soli

Teuer 06.06.2006 - 00:33
Laut Polizei wird der Schaden am Gen-Versuchsfeld auf 300-500.000 € geschätzt. Allerdings wird das Feld weiterhin bewacht, und behauptet, es hätte nur 20% der Pflanzen getroffen...

Wahrscheinlich also alles nur Einschüchterung, und die Summe wird nach unten korrigiert, trotzdem:

Unterstützung der Eingefahrenen tut Not. Spenden bitte auf folgendes Konto:

Konto 9288 1806
Stichwort „Spenden & Aktionen - Feldbefreiung“
Volksbank Gießen
BLZ 513 900 00

Merci!

erklärendes Crossposting

Gießener Allgemeine 07.06.2006 - 14:12
Aufklärung verlangt: HR hatte Übergriff auf Gentechnik-Versuchsfeld angekündigt

Die militanten Gentechnik-Gegner haben am Freitag etwa ein Fünftel des Versuchsfeldes mit gentechnisch veränderter Gerste im Alten Steinbacher Weg zerstört. Damit könne das wissenschaftliche Experiment nicht in vollem Umfang zu Ende gebracht werden, sagte Prof. Karl-Heinz Kogel, Direktor des Instituts für Phytopathologie (Pflanzenkrankheiten) der Justus-Liebig-Universität und Leiter des Versuchs, am Dinestag der Allgemeinen Zeitung. Der SPD-Landtagsabgeordnete Thorsten Schäfer-Gümbel hat Aufklärung über die Umstände der militanten Übergriffe gefordert, die der Hessische Rundfunk schon zwei Tage zuvor in einem Programmhinweis angekündigt hatte. Die Frage stelle sich, »wer wen zu welchem Zeitpunkt informiert hat. Wenn die Aktion bekannt war, hätte sie verhindert werden müssen.« Ärgerlich sei zudem, »dass sich ausgerechnet ein Herr Bergstedt im HR als Repräsentant der Gentechnik-Kritiker verbreiten konnte. Entweder wusste der HR nicht, mit wem er es zu tun hat, dann ist das peinlich. Oder er hat es gewusst, dann haben wir ein ernsthaftes Problem.« Obwohl Jörg Bergstedt jenseits jeder ernst zu nehmenden Positionierung stehe, werde ihm auch noch eine Bühne für seine Polit-Spektakel gegeben.

[HR = Hessischer Rundfunk]

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liebe Mods — bitte

ohhhh... — ,,,mensch