"Männertag" in Zella-Mehlis (Südthüringen)

Antifaschistische Gruppe Südthüringen [AGST] 30.05.2006 16:01 Themen: Antifa
Am 25. Mai 2006 kam es im Raum Zella-Mehlis (Südthüringen) wieder verstärkt zu rechtsextremen Übergriffen. Neonazis aus den Kreisen der militanten Kameradschaft Zella-Mehlis machten Jagd auf alles was nicht in ihr menschenverachtendes Weltbild passte. Dass Neonazis unter Alkoholeinfluss an einem Tag, dessen emanzipatorischer Wert mehr als fragwürdig scheint, extrem gefährlich sind, zeigen die Geschehnisse des diesjährigen so genannten "Männertages".
Wie schon im Vorjahr feierten die rechtsextremen Zella-Mehliser "Kameraden" auch diesmal ausgiebig den so genannten "Männertag". Hier Bilder ihrer Website von 2005:



Auch 2006 war eine ihrer Stationen die Wanderhütte "Am Lämmerfleck" im Wald nördlich von Zella-Mehlis. Die Wanderhütte wurde erst am 15. April diesen Jahres unter anderem von RechtsextremistInnen aus dem Kreis Gotha zerstört und aus dem Holz ein Lagerfeuer errichtet. Die nationalen Wanderratten bepöbelten auf ihrer Tour alle Menschen, die sie auf Grund ihres Aussehens als Andersdenkende identifizieren. Mehrfach werden ihnen entgegenkommende Punks, nicht rechte Skins, alternativ oder nicht rechts aussehende Jugendliche verbal angegriffen. "Sieg Heil, grüßt den Führer!" skandierten sie genauso wie "Hier marschiert der nationale Widerstand!". Es wurde angerempelt, geschlagen und rumgeprollt. Mindestens sechs Personen wurden auch körperlich von den Neonazis angegriffen.
Gegen 15 Uhr werden drei Jugendliche am Ruppberg-Parkplatz aus einer 20 Personen starken Gruppe heraus angegriffen. Einer Person wird mehrfach versucht ins Gesicht zu schlagen. Eine weitere Person wird attackiert und zu Boden gerissen, die dritte Person bekommt einen Schlag mitten ins Gesicht.
Kurz darauf wird einem 18-jahre alten Mädchen eine Flasche gegen den Rücken geworfen.
Später treffen einige dieser Täter auf eine Gruppe von Jugendlichen, unter denen auch nicht rechte Skinheads sind. Daraufhin wird Musik der verbotenen Neonaziband "Landser" abgespielt, die Gruppe bedroht und einer Person kräftig mit der Faust gegen den Kopf geschlagen.
Gegen 17.45 Uhr wird eine weitere Person, die alleine in der Nähe des Waldgasthauses "Knüllfeld" unterwegs war, von ca. drei Neonazis aus einer Gruppe von ca. sechs Personen heraus angegriffen. Dem Angriff ging ein verbaler "Schlagabtausch" voran, welcher von den Rechten begonnen wurde. Das Opfer erlitt dabei am Kopf eine tiefe Platzwunde, welche anschließend im Krankenhaus fünffach getuckert werden musste.



Die Personen der Tätergruppe sind bekannte Aktivisten der Kameradschaft Zella-Mehlis sowie Personen aus deren Umfeld. Beteiligt waren unter anderem (von links nach rechts): Floh (Spitzname), Chris Höfer, Patric Titscher, Steve Hartung sowie Stefan Kolb, alle aus Zella-Mehlis.



All diese Personen sind in der örtlichen Kameradschaft aktiv und besuchten schon mehrfach Veranstaltungen der rechtsextremen Szene in Thüringen und auch bundesweit.

Längst ist es Tatsache, dass der "Männer-" oder "Vatertag", Linken, Nicht-deutschen, sowie anderen ins Feindschema rechter Gesinnung passenden, Grund zu großer Besorgnis bieten muss. Alljährlich kommt es zu diesem festen Termin im Kalender vieler Neonazis und rechter Skinheads, zu Übergriffen und Provokationen. Durch Alkohol und Männlichkeitsgehabe in Verbindung mit Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus wird dann die Gewalt gegen Punks, MigrantInnen und Andersdenkende initiiert. Nur selten kommen so detaillierte Infos wie dieses Jahr in Zella-Mehlis ans Licht. Die meisten Opfer bringen es aus Angst nicht mal zu einer Anzeige bzw. reichen diese Infos auch nicht an organisierte antifaschistische Gruppen weiter.

Wir möchten euch darum bitten, solltet ihr Opfer eines Übergriffs geworden sein oder Übergriffe beobachtet haben, wendet euch an uns! --> agst@systemli.org

Auch im Nahe Erfurt gelegenen Sömmerda provozierten Nazis Ausschreitungen. Als die Polizei eine rechtsextreme Feier auflösen wollte, errichteten die Neonazis Barrikaden und entzündeten diese. In Weimar griffen etwa 15 Neonazis eine Feier von Nicht-deutschen an und verletzten einen Menschen schwer. Mehrere Opfer wurden leicht verletzt. 8 der Täter sind bereits festgenommen und gehören nach Presseangaben der so genannten "Braunen Aktionsfront Apolda" an.
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Ergänzungen

Übergriff auch in Ba-Wü

o_o 30.05.2006 - 18:10
In Betzingen (einem Vorort von Reutlingen), Baden-Württemberg, gab es am "Vatertag" einen pogromartigen Übergriff von bis zu 30 Fans des Fußballvereins SSV Reutlingen auf sechs türkischstämmige Jugendliche.

Diese wurden durch die Stadt gejagt und verletzt. Nur mit Mühe konnten sie sich in ein Wohnhaus flüchten.


Weitere Infos zur Naziszene/Situation in Z-M

... für den Kommunismus 30.05.2006 - 19:22
aus einem Artikel der Antifa Gruppe Südthüringen über die politische Situation im Süden des Bundeslands:

...
Ein erwähnenswertes Beispiel für die akzeptierte Etablierung von rechtem Lifestyle in der "Mitte der Gesellschaft" stellt die "Kameradschaft Zella-Mehlis" dar. Sie hat es geschafft mit nahtlosen Übergängen ein Teil des Zella-Mehliser Fußballvereins WSG zu werden. So präsentieren sie sich auf Bildern der WSG-Seite mit ihren Kameradschafts-T-Shirts mitten im Vereinsleben, zählen zu der ULTRA- Fangemeinde des Vereins und sind teilweise auch aktive Spieler oder gar Trainer im Verein.
Aktivisten der Kameradschaft sind nicht nur Mitglied in Fußballverein WSG sondern auch Mitglieder eines örtlichen Karnevalvereins oder anerkannte Feuerwehrleute aus Zella-Mehlis.
Mit aufgebaut wurde die Kameradschaft Z-M u. a. vom bekannten Rechtsextremisten Kurt Hoppe aus Zella-Mehlis, welcher schon alle extrem rechten Parteien durchlief und derzeit das Amt des Landesvorsitzenden der Deutschen Partei inne hat. Seit Jahren verschreibt er sich dem Ziel eine "Volksfront von rechts" zu schaffen und alle "rechten Kräfte" zu vereinen. Zu diesem Zweck organisierte er in der Vergangenheit schon mehrere Politische (Schulungs-) Veranstaltungen mit anderen Größen der extremen Rechten zusammen. So die "Süd-West-Thüringer Runden freier Nationalisten". Zuletzt organisierte er in dem, für den Wintersport bekannten Ort Oberhof, im Dezember 2005, eine Bundesvorstandssitzung und einen Delegiertenparteitag der "Deutschen Partei".
...

 http://www.agst.antifa.net/archiv/text001.htm



Z-M(Thür): Debatte um AsylbewerberInnenheim
von Antifaschistische Gruppe Südthüringen [AGST] - 24.02.2006 00:01

Bild Im März diesen Jahres werden ca. 90 asylsuchende Menschen von ihrem Meininger Heim in das Zella-Mehliser Heim umziehen müssen, in welchem schon 115 Menschen leben müssen.
Die asylsuchenden Menschen hat jedoch keiner gefragt. Wir berichten über die Zustände von AsylbewerberInnen im Allgemeinen und die Umstände, welchen sie in Südthüringen unterworfen sind.

 http://www.de.indymedia.org/2006/02/139847.shtml



Nazigewalt in Zella-Mehlis

Am Samstagabend, dem 4. März 2006 gegen 23.30 Uhr, wurde ein Jugendlicher, welchen die TäterInnen der linken Szene zuordneten, in Zella-Mehlis an einer Bushaltestelle von einem Rechtsextremisten aus Suhl angegriffen und brutal zusammengeschlagen. Auch eine weitere Person wurde bei dem Versuch zu helfen in Mitleidenschaft gezogen.

 http://www.agst.antifa.net/archiv/text011.htm

nicht ganz richtig...

ein weimarer 30.05.2006 - 19:29
"In Weimar griffen etwa 15 Neonazis eine Feier von Nicht-deutschen an und verletzten einen Menschen schwer."

das stimmt so nicht ganz. die angegriffenen personen sind sehr wohl deutsche. sie leben teilweise schon 20 jahre in weimar, besitzen einen deutschen pass, gehen arbeiten etc. das einzige was sie von anderen deutschen unterscheidet ist nur ihre herkunft und ihre hautfarbe. des weiteren waren acht personen, welche der "braunen aktionsfront apolda zuzuordnen sind, an der tat beteiligt. drei befinden sich noch immer in haft, da wiederholungsgefahr besteht. mehrere festteilnehmer wurden zum teil erheblich verletzt.

Hier in Hamburg war es auch "recht lustig"

alionsonny 30.05.2006 - 22:28
In der Stammkneipe sämtlicher Prolls bei mir in der Gegend schien es recht hoch herzugehen. Ständige "Sieg Heil"-Sprechchöre bis tief in die Nacht dröhnten durchs gesamte Viertel. Anrufe bei den Ordnungshütern landeten wohl im Nirvana. Irgendwann wanderte die Meute dann wohl in eine Privatwohnung aus der dann Onkelz, Landser und jede Menge anderer Gröhlmucke zu hören war.
Später reichte es dann wohl unserer hiesigen Türkengang (ist halt ein Ghetto hier), und diese randalierten dann solange vor dem Haus aus dem die Nazimucke kam, bis ein paar von "normalen Hiphoppern" nicht zu unterscheidende Volltrunkene rauskamen und sich mit den Türken eine zünftige Keilerei lieferten. Leider bin ich zu arm für ne Videocam. Aus dem 12. Stock hier hätte ich ne klasse Reportage drehen können.
Da ich körperlich kein Rambo bin, ist der Männertag für mich ein Tag an dem prinzipiell zuhause geblieben wird. Vollbart und lange Haare reichen in einem Viertel wo man von kleinen Mädchen ob dieses Aussehens schon mal gefragt wird "Sind Sie Jude ?" vollkommen aus um am Männertag den Abend im Krankenhaus zu verbringen.

Mir ist aufgefallen, daß sich mein einst multikulturelles Viertel seit Hartz IV immer mehr nach rechts verschiebt. Früher hätten die hier nicht Fuss fassen können, heutzutage in Zeiten in denen man nach einem greifbaren Schuldigen für das eigene Elend sucht schon.

Gruß

alionsonny

volk er uns! (oder sie)

jenenser 31.05.2006 - 03:30
Am 10.06. soll in jena das zweite europaweite nazitreffen "fest der völker" stattfinden. das darf nicht passieren! schlagt die faschisten wo ihr sie trefft: und am 10.06 in jena! kommt am besten schon am 9.6: es geht früh los!
 http://www.nazis-stoppen.tk

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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keine ergänzung — whatever

@Weimarer — Zwecki

Muttertagsklugscheiße — muss ausgefüllt...

@allionsonny — burn