Proteste gegen Studiengebühren in Darmstadt

... 26.05.2006 14:40 Themen: Bildung
In Darmstadt gab es am Mittwoch eine große von der ASTA organisierte Demo gegen die geplante Einführung von Studiengebühren in Hessen.
Dem Aufruf der ASTA Darmstadt und des Udo-Corts-Fanclubs folgten laut ASTA rund 6000 (nach Polizeiangaben 1500) Menschen, die sich ab 14.30 Uhr am Kantplatz versammelten. Von dort lief mensch dann duch die Innenstadt zu einer Kreuzung auf der Rheinstraße Richtung Autobahn, die direkt am Hauptbahnhof liegt. Wegen der Unentschlossenheit der Studenten wurde mit dem Durchbruch zur Autobahn solange gewartet, bis dies durch ein größeres Polizeiaufgebot praktisch unmöglich wurde. Dort wurde vom Lautsprecherwagen dazu aufgerufen, dass alle "friedlichen" Demonstranten weiterlaufen sollten. Dieser Spaltungsversuch, der Polizeiniveau hat, gelang sogar, sodass ein großer Teil der Demo die anderen im Stich ließ. Währenddessen wurden in der Innenstadt weitere Kreuzungen von kleineren Gruppen blockiert. Obwohl die Polizei schon sehr früh erklärte, dass diese Platzbesetzung illegal sei, ließen sie sich mit der Räumung sehr viel Zeit. Ab circa 17.30 Uhr begann Team Green damit, die Demonstranten von der Kreuzung zu schieben, worauf diese mit Gegendrücken reagierten. Einzelne Polizisten wurden hierbei immer aggresiver und begannen damit die Demonstranten zu treten, an den Haaren zu ziehen, an den Kapuzen zu würgen, usw. Trotzdem blieben die Studenten entschlossen, sodass sie die ganze Strecke bis zur letzten Kreuzung vorm Luisenplatz (ca. 1,5 km) gaeschoben werden mussten, wobei an einer Kreuzung nocheinmal eine Blockade zustande kam. Auf dieser Strecke wurden drei Müllcontainer auf die Straße geschoben, von denen auch einer in Brand gesetzt wurde. Vor dem Luisenplatz sollte die Demo dann gezwungen werden, in eine Nebenstraße abzubiegen, worauf sie mit einem Durchbruch zum Lui reagierte. Dort kam es dann zu willkürlichen Festnahmeversuchen von denen die meisten auch gelangen. Dort kam es auch zu dem Aufforderung des Oberbürgermeisters die Demo aufzulösen und den Verkehr nicht weiter zu blockieren. Allerdings verharrten einige Blockierer solange, bis die letzten Festgenommenen wieder freigelassen wurden.
Im Allgemeinen lässt sich feststellen, dass für Darmstädter Verhältnisse relativ viele Leute mobilisiert werden konnten, was vielleicht eher auf die allgemeine Wut, als auf die gute Organisation zurückzuführen ist. Außerdem waren die Bullen im Vergleich zu anderen Städten relativ friedlich (wenn mensch im Kontext von Bullen überhaupt von soetwas sprechen kann). Von uns wurde nur ein Schlagstockeinsatz am Lui beobachtet. Durch verschiedene Formen des Widersandes war es am Mittwoch möglich, dass Leute aus vielen verschiedenen sozialen Schichten zusammen ihren Protest auf die Straße tragen konnten. So wurde durch verschiedene Blockaden der Darmstädter Stadtvekehr größtenteils für längere Zeit lahmgelegt. In Darmstadt hat der Mut zum zivilen Ungehorsam dazu geführt, dass vielen Leuten gezeigt wurde dass wir weiteren Bildungsabbau nicht hinnehmen werden und mit der Spaltung der Gesellschaft in arme und reiche Schichten nicht einverstanden sind.
Um solche Proteste in noch effektiver durchführen zu können erscheint es uns jedoch auch notwendig, einige Kritikpunkte anzufüren. Über einen EA wurde weder im Vorfeld, noch während der Demo aufgeklärt. Außerdem war Kettenbildung auch nach Aufrufen hierzu nur in vereinzelten Personengruppen vorhanden. Auch erschien es uns so, dass sich viele Menschen nur an der Demo beteiligten, weil sie persönlich von Studiengebühren betroffen sind und nicht weil sie sich im Kontext sozialer Proteste sehen. Nachdem der Lautsprecherwagen sich das Recht herausnahm, die Demo zu spalten, konnte von Organisation keine Rede mehr sein. Einzelne Personen versuchten dies mit Aufrufen durch das Megaphon zu verbessern, wobei auch von einem Redner erklärte, dass wir ja "die Elite von Morgen" seien. Desweiteren kam es auch zu solch unsinnigen Parolen wie "wir sind das Volk" oder "ihr seid alle homosexuell". Wie auf fast jeder größeren Demo war auch hier der Alkoholkonsum einfach untragbar. Desweiteren möchten wir nocheinmal ansprechen, dass sozialer Protest und Widerstand von Sitzblockaden bis zu brennenden Müllcontainern reicht und sich niemand einbilden sollte, er habe die einzig richtige Form davon entdeckt. Solidarität ist ein notwendiger Teil jedes Protests.

Wir bitten außerdem um Ergänzungen zu weiteren Aktivitäten in Darmstadt.

Nie wieder Studiengebühren
Nie wieder Arierrabatt
Alles für alle und zwar umsonst
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Ergänzungen

tanzn

Dr.Gonzo 26.05.2006 - 15:55

Bilder und Video

Bastian 02.06.2006 - 14:14
ein paar Bilder von der Demo, außerdem ein Video.