Spontandemo in Berlin-Hellersdorf

Subjektiver Teilnehmer 25.05.2006 18:05 Themen: Antifa
Am 24.5.2006 demonstrierten in Berlin-Hellersdorf ca. 100 Menschen gegen Nazis und rechte Gewalt. Anlass war ein Neonazi - Brandanschlag auf das Interkulturelle Zentrum "Babylon" in der Klausdorfer Straße in Hellersdorf in der Nacht vom 22. zum 23.Mai. Aufgerufen hatte das "Antifaschistische Bündnis Marzahn-Hellersdorf" (www.kein-verstecken.de).
Die Demo startete gegen 19.30 Uhr am U-Bahnhof Cottbusser Platz. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich ca. 100 Leute, davon ca 70 Linksalternative und 30 Bürger eingefunden, nicht schlecht für eineinhalb Tage Mobilisierungszeit.

Unter Mitnahme von mehreren großen Transparenten und einer GEGEN-NAZIS- Fahne ging es dann los Richtung Norden entlang der alten Hellersdorfer Straße.

Die Demo war von Anfang an ziemlich lautstark, wobei überwiegend Anti-Nazi Parolen gerufen wurden. Die Bürger hielten sich vorwiegend im hinteren Teil der Demo auf. Bullenpräsenz war schwach und unagressiv (wegen der Bürger?). Ca. 5 Zivilbullen und 5 Wagen begleiteten die Demo allerdings durchgängig, ohne jedoch sinnlos reinzuschlagen wie sonst.

Im alten Ortskern (Kolonie Alt-Hellersdorf) zeigte ein Anwohner, der graue lange Haare hatte und ziemlich dick war, aus seiner Wohnung heraus den Hitlergruß, wurde anschliessend von Zivilbullen besucht und hat nun strafrechtliche Folgen zu befürchten. Es ging das Gerücht, dass dieser Anwohner aus dem Umfeld des Asgard-Clubs in Berlin-Marzahn stammen soll.

Es ging dann weiter die Alte Hellersdorfer Strasse entlang, wobei auch einmal ein älterer Anwohner aus seinem Haus herausgerannt kam, klatschte und uns Mut zusprach. Generell sah es so aus, daß sehr viele Anwohner aus ihren Häusern schauten, ohne eine Reaktion zu zeigen.

Vom Wohnblock an der Ludwigsfelder Strasse war eine Anti-Haltung der zahlreichen gaffenden (teilweise glatzköpfigen) Anwohner zu spüren, ein Ei kam erfolglos geflogen, während im Umfeld gleichzeitg zwei betrunkene rechte Jugendliche im Hip-Hop-Style versuchten, die immer noch lautstarke Demo zu provozieren.

Anschliessend bog die Demo in die Klausdorfer Strasse und hielt vor dem Babylon-Zentrum ( http://www.haus-babylon.de) an. Hier sprach ein Demonstrationsteilnehmer noch einmal zum Thema, also zum Brandanschlag und zur allgemeinen Situation in Hellersdorf und übergab anschliessend, warum auch immer, einer anwesenden Berliner Landtagsabgeordneten das Wort. Diese erregte bei mir Unmut, weil sie erst einmal Hellersdorfs Image retten wollte - angesichts des Brandanschlags irgendwie eine Frechheit und der Situation total unangemessen. Vielmehr sollte man darauf hinarbeiten, dass Hellersdorf ein Image wie Leipzig-Connewitz, Dresden-Neustadt, oder Kopen- hagen-Christiania ( http://de.wikipedia.org/wiki/Freistaat_Christiania) bekommt-mindestens! Leider bekam die Landtagsabgeordnete ähnlich viel Applaus wie der Redner davor.

Als drittes sprach eine Mitarbeiterin des Babylon, die sich bedankte, über die zahlreiche Unterstützung freute und alle Interessierten zu einem interkulturellen Fest am Samstag einlud. Viele Menschen,darunter viele Migranten, würden die Einrichtung nutzen (ca. 1800 pro Monat habe ich in einer Zeitung gelesen). Sie betonte, dass die Leute vom Babylon auch nach allen Nazi-Provokationen und zwei Brandanschlägen nicht aufgeben werden.

Anschliessend zog die Demo zum Endpunkt, dem Einkaufszentrum Helle Mitte am U-Bahnhof-Hellersdorf, wobei die Leute immer noch recht lautstark waren. Einige anlässlich der Fussball-WM aus dem Fenster gehängte Deutschland-Fahnen vertrübten etwas die Aussicht.

In der Hellen Mitte, die lieber Dunkle Ecke heissen sollte, erregte ein aus einer Wohnung filmender Mann Unmut. Viele Bürger waren irritiert, weil nun auch aus der Demo aggressiv auf diesen Filmer reagiert wurde.
Die Leute blieben aber dabei und liefen bis zum Endpunkt mit, dem Alice-Salomon-Platz in der Hellen Mitte. Hier war nach einer kurzen Ansprache die Demo zu Ende und nach einigem Applaus wurde die Demo aufgelöst.

Gelichzeitig sammelte sich auf der anderem Strassenseite eine schräge Mischung von Hip-Hop Style Prolls, älteren rechten (Trinker)-Prolls und 13jährigen Jeannette-Biedermann-Pop-Girlies, die ca. 25-35 Leute zählte.

Diese begannen die zum Bahnhof abziehenden Demonstrationsteilnehmer zu verhöhnen und Parolen wie: "Deutschland den Deutschen, Ausländer Raus" zu brüllen. Krass waren Hass-Parolen kreischende kleine Viva-Tussi-Mädchen. Ein besonders mutiger Rechter versuchte, sich den Demo.-Teilnehmern zu nähern, und wurde dann von Zivilbullen geschlagen. Die sonst auf dem Platz herumhängenden, teilweise alternativen Skater gingen weg oder teilweise in die Demo. Die Demonstrationsteilnehmer blieben ruhig und geschlossen, reagierten mit Gegenparolen und warteten auf dem Bahnhof darauf, dass dieser deutsche Mob sich zerstreute. Anderes war aufgrund der Bullenpräsenz auch nicht drin. Einige nichtrechte Fussgänger zeigten sich schockiert.

Fazit der Demo:

---Gute recht kraft- und inhaltsvolle Demo---
---Präsenz organisierter Nazis: null---
---Teilnahme einiger Bürger und Migranten---
---spontane Bildung eines gewaltbereiten rechten Mobs aus "Normalos"---
---Hellersdorf ist ein Problembezirk in dem emanzipatorische Kräfte weiter
und stärker aktiv sein müssen---
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Ergänzungen

Demobericht bei ADF

Forumnutzer 25.05.2006 - 19:22

Hammerskins nach Demo aktiv

Plüschtier 26.05.2006 - 01:39
Zuerst wäre zu erwähnen das die Demo super war. Danke an die Organisatoren!
Die Kiddis vor dem Bahnhof waren sehr lächerlich. Einige haben sicher mitbekommen das ein Antifa sogar mitten unter die Kiddis gelangt ist und 1 Person von diesen in eine einfahrende Straßenbahn scheuchen konnte bevor er von Zivilbullen zurück zur Antifademo geleitet wurde.
Weniger lustig war aber ein Übergriff von 3 Nazisskins auf eine Gruppe Linke am U-BHF Cottbusser Platz gegen 21:30 Uhr. Die Neonazis waren eindeutig rechts gekleidet im Old School Stil. Einer trug ein Combat 18 T-Shirt und hatte eine Hakenkreuztetoowierung am Hinterkopf, alle drei hatten Hammerskin Aufnäher und Tatoos sowie Reiskriegsflaggen und Lunikof Aufnäher. Die Nazis griffen die Linken auf dem U-BHF an und ließen nicht mal von ihnen ab als diese in eine U-Bahn flüchteten. Die Fahrgäste zeigten kein Interesse an den Vorgängen in der Bahn wo die Nazis erneut auf die ca. 8 Linken loßgingen. Am U-BHF Kaulsdorf Nord bekam der Fahrer dann von den Vorgängen in der Bahn Wind und informierte die Polizei, welche auch ca. 20 Minuten später eintraf und die Nazischläger aus der Bahn holte. Selbst wärend der 20 Minuten pöbelten die Nazis weiter Linke und Fahrgäste an und drohten mit Schlägen.
Zur Freude aller Fahrgäste konnte die Bahn dann ohne die Nazischläger weiterfahren.
Zum Glück für alle Beteiligten blieb es für die Linken die sozusagen "mit dem Schrecken davon kamen" bei ein paar leichten Prellungen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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boah

... 25.05.2006 - 18:32
einen so dermaßen klassifizierenden bericht habe ich ja schon ewig nich mehr gesehn.
skater, hip hop'er, popgirlies, proleten... ai augenkrebs.

dauergäste

schumi 25.05.2006 - 18:50
... falls es beruhigt - diese Centerkids & Bierfaschos hängen da immer rum und haben sich wahrscheinlich nicht extra versammelt ....

Was seit ihr für ignoranten

Haby 26.05.2006 - 12:18
Hallo,

erstml freu ich mich das die demo zu stande gekommen ist und das die Polizei scheinbar die guten waren. Aber was hier geschrieben wurde gehört echt in den arsch....oder kommt aus dem arsch der nazis....Soviel intolleranz, schubladen Denken und provokation in der Berichterstattung, pfui. Du, der das geschrieben hast, gehörst genau wie die nazis blosgestellt

Zitat:
Gelichzeitig sammelte sich auf der anderem Strassenseite eine schräge Mischung von Hip-Hop Style Prolls, älteren rechten (Trinker)-Prolls und 13jährigen Jeannette-Biedermann-Pop-Girlies, die ca. 25-35 Leute zählte.

Was ich da zitiert habe , bring menschen die die gegenwart auch nicht tollerieren und sich orientieren in die misere, das man LIBERAL wird, denn wer hat/hatte/wird haben keine 13 jähriges Pop-Girlies. Wie weit kannst du dir es leisten HIPHOP in verbindung mit klamotten und dann noch in verbindung mit rechten zu bringen.......Kommt mal klar kämpt gegen Rassismus faschismus sexsysmus aber nicht gegen alles was anders ist.......

Peinlich

Isteigentlichegal 26.05.2006 - 20:45
Habe ich jetzt recht verstanden? Ihr habt Euch zu 8.!!!!!! von 3 Naziskins verjagen lassen?
Ein Hoch auf die revolutionäre Aktion möchte ich da nur sagen...
Wirklich ein Armutszeugnis.

Eigentlich ne gute Demo

Ich 30.05.2006 - 15:45
Also ersteinmal fand ich das die Demo im Großen und Ganzen gut verlaufen ist. Ich finde nur, dass mit dem Fotografieren von Ausenstehenden ein wenig übertrieben wurde. Die meisten Personen, die uns gefilmt haben, haben das meines erachtens nur aus langeweile getan. Die beiden Hitlergrüße fand ich schon echt crass, besonders der erste, der sah echt überzeugt aus. Der 2te allerdings machte ehr so ein langeweilenazi eindruck (ehr so einer, der es cool findet "dagegen" zu sein).Erschreckend fand ich, dass auf einer antifa-demo erst die letzten personen ein auf der straße stehendes ca. 50 cm x 50 cm bemerken, bzw. es melden. Und dass dieser Punkt in einem sonst ganz guten artikel nicht erwäht wird ist ebenfalls crass. Was mich außerdem gestört hat, ist diese lobpreisung (sagt man das so?) des Kommunismus und von Israel. Ist Israel nicht imperialistisch bzw. kapitalistisch und besitzt ne menge atomwaffen? Es wurde "für die freiheit, für das leben" gerufen - aber trotsdem wird der kommunismus verherrlicht. Wenn man alles verstaatlicht und von "oben" aus kontrolliert kann man nicht gleichzeitig frei sein (oder hab ich da was falsch verstanden, fals ja - berichtigt mich bitte)! Freiheit kann man nur über selbstverwaltung erreichen! Deshalb fand ich es auch gut, dass immer wieder Anarchismus gerufen wurde. Und zum Schluss der Chor mit "Wir haben keinen Lieblingsstaat" war genial.
Zum Schluss, fand ichs dann aber gut, dass alle gegen die provokationen von den möchtegern nazis zusammen gehalten haben. Antifaschismus ist wohl im moment auch der einzige punkt, bei dem sich alle sogenanten Linken einig sind.

In diesem Sinne:
Keine Macht für Niemend! Seid realistisch, fordert das unmögliche! Libertärer Sozialismus!