Wernigerode: Antifa in der Offensive

antifa 25.05.2006 18:04 Themen: Antifa
What's up? :: Im Vorharz hat sich in letzter Zeit eine besorgniserregende Dynamik der rechten Szene entwickelt. In einer Mischung aus militanten Aktionen, Einschüchterungen und unverholenen Drohungen ist eine Situation entstanden, die für Menschen, die nicht ins rechte Weltbild passen können und wollen, permanenten Druck und Gefahr bedeutet.
Dazu ein paar Beispiele:

Am 25. Februar diesen Jahres fand im Rathhaussaal in Wernigerode eine Veranstaltung mit der Politikerin Claudia Roth statt. Im Vorfeld versuchten Rechte mittels eines Schreibens an den Bürgermeister von Wernigerode die Veranstaltung zu verhindern. Da dies wirkungslos blieb, gingen die Rechten offensiv gegen die Veranstaltung vor. Mehrere Rechte stürmten vermummt in den Saal und sprengten damit die Veranstaltung.

In Halberstadt gelang es dem NPD-KV-Vorsitzenden Matthias Heyder mit einem ähnliches Schreiben, wie er es zur Veranstaltung mit Claudia Roth verfasst hatte, ein Konzert von Konstantin Wecker zu verhindern.
Die Stadt knickte fataler Weise vor dem Druck der Rechten ein und zeigte damit überdeutlich das sie dem offensiven Auftreten der Rechten Szene nichts entgegensetzen konnte oder vielleicht auch nicht wollte. (Artikel auf Mut-gegen-rechte-Gewalt:  http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/artikel.php?id=3&kat=10&artikelid=2100)

Schönebeck Antifa Demo "Schaut nicht weg greift ein!" am 25. Februar diesen Jahres: AntifaschistInnen thematisierten an diesem Tag die Entwicklungen der rechten Szene in der Region und die zunehmende "Faschisierung der ostdeutschen Provinzen". Hier wurde zum einen von der JN eine "Gegendemonstration" mit etwa 250 Rechten durchgeführt, zum anderen wurde die Antifa-Demo von Neonazis mit selber gebastelten Rauchgranaten und Farbeiern direkt angegriffen. An einer anderen Stelle der Demo wurde ein Mensch von einer Kleingruppe Neonazis angegriffen und zusammen geschlagen. (Indymediabericht:  http://germany.indymedia.org/2006/02/140039.shtml )

Diese drei Beispiele zeigen Störungen, Gegenaktionen und Angriffe die sowohl zivilgesellschaftliche wie auch linke Aktionen und Veranstaltungen getroffen haben. Das organisierte Neonazis so massiv vorgehen können, hat verschiedene Ursachen. Über lange Zeit haben sich im Vorharz rechte Strukturen etablieren und verfestigen können – auch wenn die Namen nach außen hin immer mal wieder wechselten. So ist beispielsweise die "Wernigeroder Aktionsfront" kurz WAF, eine militante Neonazikameradschaft, nach ihrer Selbstauflösung – unter anderem aus Angst vor polizeilicher Repression - in die JN-Strukturen übergegangen und kann nun im Schutz des "Parteiengesetzes" weiter agieren. Solche Netzwerke hätte aber ohne den richtigen Nährboden kaum eine Chance sich derartig zu entwickeln. Im Interview mit Radio Corax* sagte der Oberbürgermeister von Wernigerode sinngemäß, dass ein wesentliches Problem darin bestünde, das viele Menschen, zum größten Teil Jugendliche, die organisierten Naziszene "schick" finden würden. (*Das Interview wird demnächst ausgestrahlt – www.radiocorax.de ) Nicht zuletzt am 22.04. schlossen sich, abseits des zivilgesellschaftlichen Protests, etwa 20 Menschen zustimmend einer Nazidemonstration an. (Indymediabericht:  http://de.indymedia.org//2006/04/144649.shtml )


"Wir werden diese Zustände nicht länger hinnehmen." - Zitat aus dem göttinger Demojingle zur Antifa-Demo "Den Nazis auf die Pelle Rücken" ( anhören:  http://www.puk.de/ali/images/wernigerode.MP3 ), welche am 27.05. in Wernigerode stattfinden wird.

Die Demonstration wird von einem breiten überregionalen Bündnis getragen und wird von mehr als 30 Gruppen unterstützt (UnterstützerInnen:  http://wrdemo.wr.ohost.de/2/support.html ).

Die Entwicklungen und Zustände in der Region sollen damit nicht länger hingenommen sondern offensiv beantwortet werden. Wernigerode gilt als ein Knotenpunkt bzw. als "Wespennest" der rechten Szene. Im Interview mit Radio Corax sagte der Oberbürgermeister das er zwar nichts von einer so genannten "No-go-Area" wisse, verneinte aber auch nicht, das es so was geben könnte. Für die ÜnterstützerInnen und OrganisatorInnen der Demo ist es daher wichtig klar zu stellen, das weder Nazis noch sonst irgendwer darüber zu entscheiden hat wie und wo AntifaschistInnen, nicht-Rechte, Alternative, AusländerInnen, etc. und Menschen die als solche wahrgenommen werden, sich aufhalten – Inhaltlich jedenfalls stimmte der Oberbürgermeister laut Radiobeitrag mit der Demonstration überein. Einzig die Wahl der Mittel ist für ihn problematisch – ähnlich scheint es auch beim Bürgerbündnis zu sein. Das Bürgerbündnis Wernigerode ruft dazu auf an diesem Tag mit weißen Bändern als Zeichen gegen Gewalt auf zu treten.

Neonazis rufen schon seit längerem zu Gegenaktivitäten gegen die Demonstration auf. Der JN-Stützpunkt Wernigerode hat dazu eine Kundgebung unter dem hochtrabenden Motto "Widerstand macht Spaß" angemeldet. Das sich die Nazis an diesem Tag damit zufrieden geben werden auf einer "langweiligen" Kundgebung rum zustehen, erscheint eher unwahrscheinlich. Die Demonstration stellt einen direkten Angriff auf eine bisher wenig gestörte "Homezone" für Nazis und SympathisantInnen dar, das Antifa-Bündnis rechnet auf Grund dessen damit, dass Nazis versuchen werden die Demonstration massiv zu stören.

Lesetipps:
AIB Nr. 71: Militanz und Bürgernähe
(  http://antifainfoportal.an.ohost.de/texte/militanzundbuergernaehe.html )
Mut gegen Rechte Gewalt: Rechtes Pflaster Sachsen Anhalt
( http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/artikel.php?id=5&kat=39&artikelid=1938 )
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Ergänzungen

MACHT DEN FASCHISTEN DAS LEBEN SCHWER

AAPB 25.05.2006 - 22:40
In Sachsen Anhalt ist die DVU/NPD Konstellation bei der Landtagswahl kläglich an der 5% Hürde gescheitert.
In Mecklenburg Vorpommern sind die Nazis mit ihrer Ideologie wesentlich stärker in der Bevölkerung verankert, so dass die NPD gute Chancen hat bei den kommenden Wahlen in den Landtag einzuziehen.
Beteiligt euch an der Kampagne gegen den Einzug der NPD in den Landtag, stoppen wir den Aufmarsch in Neubrandenburg!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Treffpunkt Hamburg — 7.30 Uhr

Naziaufmarsch in Neubrandenburg — Berliner Antifa

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