Senatssitzung an der Uni Bremen verhindert

Johannes 24.05.2006 17:08 Themen: Bildung
200 wütende Studierende beendeten heute die Sitzung des Akademischen Senats (AS) an der Uni Bremen, bevor diese überhaupt beginnen konnte. Sie setzten damit ein deutliches Zeichen gegen die Position des Rektorats, das im vorauseilenden Gehorsam Bildungssenator Willi Lemke drastische Kürzungsangebote für die Uni unterbreiten möchte.
Groß war die Verwunderung, als das Rektorat heute um 10 Uhr den Sitzungssaal des Akademischen Senats betrat. Wo normalerweise Platz für 25 Senatsmitglieder ist, hatten sich bereits 200 Studierende niedergelassen. Nach kurzer Zeit sprangen diese auf und trugen Stühle und Tische aus dem Senatssaal, um eine weitere Sitzung zu verhindern.

In den letzten Monaten hatte auf Drängen des Rektorats eine Arbeitsgruppe an der Uni einen Kürzungsplan entwickelt, demzufolge die Uni statt mit aktuell 314 Professuren in Zukunft mit 240 Professuren auskommen soll. Dieser Bericht sollte heute auf der Sitzung des Akademischen Senats offiziell vorgestellt und als Verhandlungsgrundlage gegenüber der Wissenschaftsbehörde des Landes bestätigt werden. Mit ihrem Protest verhinderten die Studis einen entsprechenden Beschluss. Für die Studierenden erscheint es absurd, dass die Uni Kürzungen von sich aus akzeptiert und auch noch Vorschläge erarbeitet, wo diese vorgenommen werden sollen.

Niklas, Student der Geowissenschaft, verlas ein Statement der Studierenden, in dem er den Anlass des Protestes deutlich machte. „Über Kürzungen diskutiert man nicht – Kürzungen muss man bekämpfen.“

Hans-Christoph Ries, Vorsitzender des Uni-AStA, bringt die Kritik auf den Punkt: „Die Haltung des Rektors ist unerträglich. Anstatt für den Erhalt der Uni in der jetzigen Form zu kämpfen, wird völlig unnötigerweise mitgeteilt, bis zu welchem Punkt man noch sparen könnte. Schon heute ist der Lehrbetrieb kurz vor dem Kollaps. Ein Betrieb mit noch weniger Lehrenden ist unmöglich.“ Überfüllte Veranstaltungen, ausfallende Seminare und lange Wartezeiten auf Prüfungstermine sind schon heute die Regel. Ein Studium in der Regelstudienzeit ist an der Uni Bremen nicht durchführbar.

Es ist heute deutlich geworden, dass die Verhandlungen zwischen Rektorat und Bildungsbehörde über Kürzungen und Fächerschließungen ohne Rückendeckung durch die Angehörigen der Universität statt finden. Dabei wissen die Studierenden natürlich, dass die Kürzungen vom Finanz- und Bildungssenator zu verantworten sind. „Das Rektorat macht sich zum willfährigen Handlanger der politischen Entscheidungsträger. Unsere Kritik richtet sich an beide Adressen – auch Willi Lemke muss unseren Protest zu spüren bekommen,“ kündigt Ries an.

Daher gründeten sich im Anschluss an die Aktion spontan mehrere Arbeitsgruppen, die weitere Aktionen und Protest in den nächsten Wochen vorbereiten. Schon an diesem Wochenende sollen auf dem Bremer Kulturfestival Breminale Informationen zu den Kürzungen und Protesten verbreitet werden, im Juni sind Demonstrationen und Veranstaltungen geplant.

Das komplette Statement, welches heute verlesen wurde, findet sich auf der Homepage des AStA der Uni Bremen:  http://www.asta.uni-bremen.de. Dort wird auch ein Briefwechsel zwischen Rektorat und AStA zur heutigen AS-Sitzung dokumentiert.
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Ergänzungen

Raus mit den guten Stücken

Rektor Müller 24.05.2006 - 17:36
..

Was über blieb

Rektor Müller 24.05.2006 - 17:37
..

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